Freitag ist Fahrradtechnik Tag. Unter den Rennrad-News, die ihr diese Woche nicht verpassen durftet: sub 1400 g All-Road-Laufradsatz von Ritte, pardon Othr, neues Litespeed Titan Gravel Bike für 3.400 $, Titan-Carbon Kev von Curve Cycle, und die Enhanced Games wollen mit Doping Weltrekorde purzeln lassen.
Litespeed Flint Titan Gravel Bike
Die US-Marke Litespeed, die sich auf Custom-Titanrahmen mit eigenen Rohrsätzen spezialisiert hat, war bislang nicht für ihre Portemonnaie freundlichen Preise bekannt. Das neue Litespeed Flint Titan Gravel Bike könnte das ändern, es kostet 3.400 $ – als Komplettbike mit Shimano GRX 600 1×11 Gravel Gruppe und Sun Ringle Duroc-Laufradsatz.
Der Rahmen aus eigenem Titanrohr soll 1.451 g wiegen, womit er leichter als die meisten aktuellen Alu-Rahmen wäre. Er ist in 6 festgelegten Größen zu haben. Eine abgesenkte Kettenstrebe stellt eine Reifenfreiheit bis 48 mm in 700c sicher. In 650b sollen Pneus bis 55 mm passen. Die Farbe der Dekore ist wählbar. Ebenso lässt sich ein T47-Tretlager als Upgrade „buchen“ sowie einige andere Optionen. Serienmäßig ist eine Carbongabel mit an Bord, die bereits über Aufnahmen für Schutzbleche verfügt. Optional gibt es eine Bikepacking tauglichere Gabel-Variante. Und natürlich kann man das Litespeed Flint auch mit Highend-Komponenten in Litespeed typische Preisregionen treiben.
Litespeed bezeichnet das Flint als sein „vielseitigste Gravel Bike bisher“. Die Geometrie ist mit etwas mehr als üblich abgeflachtem Lenkwinkel und größerer Gabelvorbiegung sowie langen Kettenstreben auf Laufruhe ausgelegt.
Litespeed gibt auf der Webseite globalen Versand an, nennt aber keine Euro-Preise. Infos: https://litespeed.com
Curve Cycles AirKev Titan All-Road Bike
Die Australier von Curve Cycles haben sich einen Namen für ausgefallene, edle Gravel Bikes und All-Road-Bikes aus dem haltbaren Werkstoff Titan gemacht – unter anderem war auch Extremsportler Jonas Deichmann schon auf einem All-Road-Bike der Marke bei seinem Cape-to-Cape-Rekord unterwegs. Auf Praxisnähe legen die Aussies viel Wert. Mit-Inhaber Ryan Flinn ist gerade auf Bikepacking-Tour durch Europa und besucht die Händler und Kunden der Marke für gemeinsame Ausfahrten, wobei er auch gerne mal klassisch in einer Bushaltestelle unterkommt, wie man in seinem Instagram Feed sieht.
Unterwegs ist er auf einem neuen Gravel Bike der Marke: dem AirKev. Curve Cycling setzt hier auf einen Mix aus einem Titan-Hauptrahmen und einem durchgehenden Carbon-Sitzrohr und baut einige neue Fertigungstechniken ein. Das Kevin war eines der ersten Modelle von Curve und war von Anfang an besonders auf Vielseitigkeit getrimmt und bietet Reifen bis 45 mm in 700c oder 2,2″ in 650b Raum. Das gilt auch für das neue Modell, das den Fokus aber mehr Richtung Rennen schiebt. Dafür ließ Curve viele Gewinde-Einsätze wegfallen und verlegt die Leitungen ab dem Unterrohr intern.
Highlight ist natürlich das Carbon-Sitzrohr, das mit dem Hauptrahmen verklebt wird, und in dem eine normal runde 27,2 mm Sattelstütze eingesetzt wird – allerdings mit einem 3D-gedruckten Titan-Sattelstützenkopf. Der Rahmen besitzt zudem bereits passende Ausfall-Enden für SRAM UDH/T-Typ Schaltwerke. Eine neue Ride 415 Carbongabel kommt ohne Gewinde-Einsätze für Halter.
Der Curve AirKev ist noch nicht auf der Webseite aufgeführt, soll aber bereits vorbestellbar sein. Ein Preis ist uns nicht bekannt. Die Invsetition in das Rahmenset sollte sich aber in der Nähe dessen bewegen, was Curve für das Belgie Air Rahmenset aufruft, also oberhalb von 4.200 €. Infos: www.curvecycling.com
Neues von Ritte: Othr Anywhr All-Road-Laufradsatz
Ritte Cycles hat eine eigene Laufradmarke gegründet, mit dem bezeichnenden Namen „Othr“ – die Kalifornier wollen auch bei ihren Rädern vieles anders machen.
Als Erstes stellen sie einen interessanten All-Road-Laufradsatz aus Carbon vor, der mit Glitter Decals auf sich aufmerksam macht. Das Anywhr 40 Laufradset soll nur 1.360 g wiegen. Mit einer Felgenhöhe von 40 mm verspricht man schon leichte Aero-Vorteile, wobei die Maulweite von 24 mm viele Reifenbreiten-Optionen, aber aerodynamisch auf Reifen von 28 bis 30 mm abgestimmt ist. Das (fast) Hookless-Felgenbett ist „Tubeless only“ – Clincher Reifen sollen nicht gefahren werden. Dabei besitzen die Felgen einen „Mini-Hook“, wie Othr es nennt, für zusätzliche Absprungsicherheit (die dritte Felgenform ?!). Zudem setzen die Kalifornier auf Ratchet-Freilauftechnik, die sie für SRAM XDR, Shimano und Campa N3W anbieten. Der Preis: 1.632 € (weltweite Lieferung). Infos: https://othr.cc/
Löffler RETR’X Recycling Baselayer
Outdoor-Bekleidungshersteller Löffler aus Österreich bringt eine neue nachhaltige Baselayer-Linie. Die RETR’X Baselayer setzen auf recycelte Propylen-Faser als Material – eine der leichtesten Funktionsfasern, die selbst keine Feuchtigkeit aufnimmt. Für Wärmeisolation und Tragekomfort soll die Außenschicht aus recot2 sorgen, einem Garn das zu 25% aus recycelter Baumwolle und aus 75% GOTS zertifizierter Bio-Baumwolle besteht. Die verwendete Baumwolle wird laut Löffler weder eingefärbt noch gebleicht, ist GRS und Standard 100 by OEKO-Tex zertifiziert und spart angeblich in der Herstellung von 1 kg Garn ca. 5.000 l Wasser ein.
Die Produktion in Ried ist STEP-zertifiziert, alle Lieferanten und Partner kommen aus Europa und sind ebenfalls STEP-zertifiziert. Die Recycling-Materialien erfüllen die Oeko-Tex-100 Anforderungen.
Enhanced Games wollen Doping-Olympia werden
Ein Witz, eine Kunstaktion? Wer das Promo-Video der Enhanced Games sieht, denkt zunächst, „ja“. Darin will ein unbekannter Sportler den 100-Meter-Weltrekord schlagen. Mit Doping. Oder besser leistungsfördernden Mitteln. Denn Doping gibt es nach der Vorstellung der Initiatoren bei den Enhanced Games nicht. Kontrollen sollen nicht stattfinden. Stattdessen legen die Athlet:innen offen, was sie zur Leistungssteigerung nehmen. Jeder Sieg ist damit auch ganz offiziell ein Sieg der Wissenschaft und Industrie, die den Körper „getuned“ hat. Schon 2024 sollen die ersten Enhanced Games über die Bühne gehen.
Klingt komisch? Ist aber tatsächlich ernst gemeint. Das Organisations-Komitee hinter der Idee der Enhanced Games setzt sich zusammen aus internationalen Wissenschaftlern, die teils Start-ups im pharmazeutischen Bereich gegründet haben. Es geht ihnen darum, ganz ohne limitierende Faktoren zu zeigen, was Wissenschaft im Leistungssport bewirken kann, wie sie auf der Enhanced Games Webseite formulieren. „Science verleiht Flügel sozusagen“.
Als „Schnapsidee“ und „aberwitzig“ bezeichnet Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Bloch von der Deutschen Sporthochschule Köln in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt die Idee. Vor allem, weil die Risiken für die Sportler nicht absehbar seien, sei das aus medizinischer Sicht nicht vertretbar.
Aber die Initiatoren der Enhanced Games wollen nicht nur einen unkontrollierten Sport, sie üben auch Kritik am Olympische Komitee. Sie wollen eine „Alternative zu den korrupten Olympischen Spielen“ sein und führen 7,6 Milliarden Einnahmen des IOC und deren teuer gepflegte Verbindungen zu demokratisch legitimierten ebenso wie autoritären Machthabern ins Feld. Demgegenüber gingen viele Athlet:innen leer aus, übten ihren Sport umsonst aus und 58 % würden sich als „finanziell nicht sicher“ bezeichnen.
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