Rennrad-News

Stimmungsbild Industrie
Hersteller und Shops – wie lief euer Jahr 2020?

Planung, Neuheiten, Vorfreude auf die Saison. Dann kam die Pandemie, ein Lockdown aller Geschäfte – und damit einhergehend eine spürbare Nervosität, wie das Geschäft 2020 verlaufen sollte. Der Rest ist Geschichte: Die Läden machten wieder auf, sportfreudige Kunden plünderten die Radgeschäfte teilweise so schnell, dass man nicht mehr hinterherkam. Wir haben uns bei den Herstellern und Shops mal umgehört, wie dieses Jahr lief – und wie sie sich für kommendes Jahr vorbereiten.

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Alutech

Auch wir erlebten diesen Boom, den die gesamte Bike-Branche erfahren hat.

„Anfang 2020 standen für uns große Pläne an, wir hatten viel zu zeigen und ambitionierte Projekte in der Pipeline. Und dann auf einmal, kurz vor dem alljährlich langersehnten Saisonstart, das. Das, womit keiner auch nur im Traum gerechnet hätte – Corona, Beschränkungen, Lockdown! Alle Lieferketten lagen mit einem Schlag auf Eis und jede noch so kleine Hoffnung auf eine Festival-Saison schmolz mit jedem Tag ein kleines bisschen mehr dahin.

# Irre Winkel, irres Projekt - das Alutech Armageddon. Der dritte Teil der Artikelserie dazu bei uns folgt in Kürze!

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Für uns bedeutete das den kompletten Breakdown. Keine Ware, kein Verkauf. Die Welt war in Schockstarre und niemand schien auch nur im Entferntesten daran zu denken, Fahrräder zu kaufen. Aber was sollte es bringen, den Kopf in den Sand zu stecken? Lieber warfen wir die Firmenstruktur einmal komplett über den Haufen und stürzten uns in Projekte, die ohne Covid niemals zustande gekommen wären. So war die Krise eben auch die Geburtsstunde unseres Geometrieexperiments „Armageddon“ und der Grund dafür, dass wir begonnen haben, über neue Fertigungsverfahren nachzudenken und damit auch die CNC eFanes das Licht der Welt erblicken konnte.

Und plötzlich und unerwartet passierte, was die logische Schlussfolgerung aus Reiseverboten, geschlossenen Sporteinrichtungen und einem Übermaß an Freizeit zu sein schien. Die Leute machten Sport an der frischen Luft und womit wäre das, abgesehen von den eigenen zwei Beinen, einfacher? Richtig, mit dem FAHRRAD! Auch wir erlebten diesen Boom, den die gesamte Bike-Branche erfahren hat und scheinbar zieht er sich noch bis ins neue Jahr. Die Pandemie hat sicherlich einige nachhaltige Schwierigkeiten mit sich gebracht, nichtsdestotrotz sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen und haben auch von ihr gelernt – insbesondere auch was die Produktion betrifft.

In dem Sinne, haltet durch und bleibt gesund, es ist Licht am Ende des Tunnels! Frohe Weihnachten und einen entspannten Rutsch ins neue Jahr!“

Jürgen Schlender und das Alutech-Team

Bike24

Keiner hätte mit solch drastischen Einschnitten durch das Virus gerechnet.

„Wir blicken auf ein intensives Jahr zurück. Keiner hätte mit solch drastischen Einschnitten durch das Virus gerechnet. Unser Frühling war geprägt von Sport im heimischen Umfeld und der Onlinehandel wurde „über Nacht“ zum einzigen Kanal, um die entsprechenden Bedürfnisse zu bedienen. Binnen kürzester Zeit musste ein enormes Wachstum unter Berücksichtigung neuer Hygienekonzepte umgesetzt werden, um Angebot, Verfügbarkeit und Versand weiterhin auf dem Bike24-typisch hohen Level sicherzustellen. Wir haben diese sehr intensive Phase gut gemeistert und konnten über den Einkauf, als auch die Logistik die Nachfrage überwiegend gut bedienen. Gleichermaßen ergaben sich auch Entwicklungsfelder, die kurzfristig sehr herausfordernd waren. Der Kundenservice musste Homeoffice-fähig werden, wodurch wir unsere Standards in der telefonischen Beratung nicht immer aufrecht gehalten konnten. Auch unser traditionelles Bike-Testival „Bike24 Saisonstart“ litt unter den verschärften Regeln und wurde kurzerhand in ein digitales Format überführt.

# Übernahmen in Kooperation mit Bike24 eine spannende Gravelreise durch halb Deutschland - Tobi Woggon und Steffi Marth

Letztlich haben wir all diese Herausforderungen gemeistert und erfreuen uns an weiterhin sehr hohen Bestellmengen. Ohne den verantwortungsvollen Umgang und die Disziplin unserer gesamten Mannschaft wäre dies nicht möglich gewesen. In den Bereichen Logistik, Versand und Kundenservice konnten wir signifikant Kapazitäten aufbauen und unser Einkauf betreibt seit Monaten hohe Aufwände, um das mitunter herausfordernde Thema Lagerbestand und Verfügbarkeit sicherzustellen. Somit bleibt die Geschwindigkeit hoch, wir blicken aber sehr zuversichtlich in die kommende Saison und haben die Weichen für 2021 gestellt!

Wir wünschen allen Fahrrad-Enthusiasten einen erholsamen Jahresausklang sowie alles Gute – allem voran Gesundheit – für das neue Jahr!“

Sascha Leps, Head of Brand & PR

Bike-Components

Das ungeplante Wachstum hatte seinen Preis.

„2020 – was war da los? Da war einerseits die Begeisterung, dass so viele Leute aufs Bike gestiegen sind. Das hat uns enorme Umsätze beschert und das Jahr war für uns überaus erfolgreich. Andererseits war da aber natürlich auch eine enorme Verunsicherung: Was passiert jetzt, was passiert morgen?

# In diesem Jahr hat Bike-Components nicht nur super viele Bestellungen, sondern auch die erste Bekleidungskollektion an den Start gebracht.

Mit Beginn des ersten Lockdowns veränderte sich die Situation durch die plötzliche Flut an Anfragen und Bestellungen schlagartig: Von einem Tag auf den anderen konnten wir unser Kundenversprechen „Wir tun alles, was Dein Bike braucht“ nicht mehr halten. Und damit auch den Anspruch an uns selbst nicht mehr erfüllen. Das ungeplante Wachstum hatte also seinen Preis. Das haben wir als Feedback in Form negativer Bewertungen auch deutlich zu spüren bekommen!

Hinterher ist man natürlich immer schlauer – rückblickend hätten wir den Problemen bei uns mit mehr Transparenz intern und extern sehr gut begegnen können. Das nehmen wir als das große Learning aus diesem Jahr mit.“ #etappenasenbluten

Philipp Simon, CEO bike-components.de

BMC

Wir mussten schnell umstellen, alles digital, alles neu, aber das meiste doch ziemlich erfolgreich.

„Voller Erwartungen sind wir in ein vielversprechendes 2020 gestartet – tolle Produkte, viele Pläne und noch mehr Ideen. Die Vorstellung der neuen Teammachine und des Twostroke sind nur zwei Meilensteine, die von Anfang an im Mittelpunkt standen. Dann kam die Pandemie – Lockdown – niemand wusste, wie man sich richtig verhalten sollte, inwiefern die Branche betroffen sein wird. Unsere Produktvorstellungen liefen komplett anders als geplant. Wir mussten schnell umstellen, alles digital, alles neu, aber das meiste doch ziemlich erfolgreich.

# Rennmaschine aus der Schweiz: das neue BMC Twostroke.

Pandemie hin oder her, die neuen Modelle schlugen ein. Jetzt ist es kurz vor Weihnachten und die stille Nacht fühlt sich ganz schön weit weg an … Bei BMC haben Christkind und Weihnachtsmann lange noch nicht Feierabend, die Wunschfabrik läuft auf Hochtouren und wir sind fleißig dabei, möglichst vielen den Wunsch nach dem neuen Lieblingsrad zu erfüllen. Das ist ehrlich gesagt eine echte Herausforderung und nicht alles wird sich erfüllen lassen.

Wir wünschen uns für alle in erster Linie ein gesundes 2021. Ein Jahr, in dem wir unseren Kunden wieder ein bisschen näher sein können und in welchem digitale Lösungen eine gute Alternative bleiben, nicht aber die einzigen Optionen sind. Wir versprechen euch ein 2021 mit vielen News, spannenden Innovationen und hilfreichen Updates! In diesem Sinne: Stay tuned, stay safe und Frohe Weihnachten!”

Lisa Wolf, PR Manager North Europe

Canyon

Man sollte niemals vergessen: Hinter jedem Unternehmen, egal wie groß, stehen immer Menschen, die dort ihren Job machen.

„Was an 2020 überraschend war? Für Canyon …? Gegenfrage: was nicht 😉 ? Also, ich ganz persönlich kann sagen, dass dieses Jahr wohl das allumfassendste gewesen ist, das ich jemals erlebt habe – Corona macht’s möglich, privat wie beruflich. Und da sind wir bei der eigentlichen Antwort: Wie ging es Canyon in 2020?

Eigentlich müssen wir dafür sogar noch ein paar Tage zurückgehen, denn bei uns stand Ende 2019 ja das Thema „IT-Hack“ an oberster Stelle. Das war ein ziemlicher Schock, aber rückblickend muss ich sagen: Irgendwie hat uns das eingestimmt. Früh in einen Krisenmodus versetzt. Teams zusammengeschweißt, wovon wir seitdem profitieren. Im Ernst: Auch wenn wir uns seit dem Frühjahr alle viel weniger persönlich sehen, fast alles über Videocalls und andere digitale Abstimmungen läuft, sind wir enger zusammengerückt. Wir wissen, was wir aneinander haben.

# Mit dem Spectral 29 präsentierten die Koblenzer von Canyon die erste 29"-Version des Allrounders.

Und das ist nicht nur grundsätzlich gut, sondern für speziell dieses Jahr auch elementar. Erst der Hack, dann Corona – nichts war planbar, und doch hatten wir Pläne. Klare Ziele. Was nämlich im September verkündet wurde, war für diesen Zeitpunkt ja schon längst vorausberechnet: Roman Arnold, unser Gründer, ist nicht mehr unser CEO. Und wir suchen einen neuen Investment-Partner. Jetzt, kurz vor Jahresende, ist er gefunden worden und wir schauen noch positiver nach vorne.

Neuer starker Partner, noch mehr Zuversicht für eine tolle Zukunft. Dazwischen: Lockdown, geschlossene Bike-Shops, Home-Office, Kontaktbeschränkungen. Klar: Unser digitales Geschäft hat unter Corona nicht gelitten, vielleicht sogar während der Shop-Schließungen profitiert. Und doch mussten auch wir ganz krass umdenken. Neu planen, anders bestellen, 2021 noch mal komplett neu angehen. Das ist – vorsichtig gesagt – für ein Unternehmen, das global agiert, nicht gerade die leichteste Übung. Aber: Wir waren erfolgreich, haben mit unseren Produktionspartnern gute Lösungen gefunden und schauen wirklich positiv nach vorne.

Und eins muss ich betonen: Wir haben uns nicht gefreut, als die Bike-Shops schließen mussten. Canyon ist selbst aus diesen Wurzeln entstanden und wir agieren nicht gegen den Fachhandel. Das war eine harte Zeit für viele Marktteilnehmer und das kann man weiß Gott niemanden wünschen. Umso mehr hoffen wir, dass es 2021 für alle wieder gut läuft. Vor allem: planbarer und damit ruhiger. Man sollte niemals vergessen: Hinter jedem Unternehmen, egal wie groß, stehen immer Menschen, die dort ihren Job machen. Und ob das 5 oder 500 sind, ist letztlich egal: Wir müssen sehen, was tägliche, wöchentliche und längerfristige Entscheidungen für genau diese Menschen bedeuten. Und was das angeht, war 2020 wirklich ein kleiner Albtraum – für uns alle.

Deshalb umso mehr: Der Blick ins nächste Jahr ist überragend positiv! Wir sind gut aufgestellt, haben unsere Ordern im Griff und vor allem: ein paar spannende Projekte in der Pipeline 😉

In diesem Sinne: Einen guten Jahreswechsel, bleibt gesund und alles Gute für 2021!“

Thorsten Lewandowski, Global Communications Manager

Rose

Hätten wir nicht den Druck gehabt, wären diese smarten Ideen erst Monate oder Jahre später umgesetzt worden.

„It was a crazy ride! Das ganze Jahr 2020 war eine seltsame Mischung aus riesiger Freude über die große Nachfrage und das enorme Wachstum und einer andauernden, leichten Panik, weil täglich neue Herausforderungen auf uns zugekommen sind. Immer begleitet von einer guten Portion Ungewissheit, was als nächstes passiert.

# Auch Rose hat 2020 nicht nur viel verkauft, sondern auch spannende Räder der Eigenmarke herausgebracht - beispielsweise das neue Rose Root Miller.

Was wir auf jeden Fall gelernt haben – auch weil uns nichts anderes übrig blieb, als damit umzugehen – ist Spontanität. Wir sind immer noch begeistert von dem, was wir in kürzester Zeit alles auf die Beine gestellt haben. An einem Tag wurde ein Lockdown angekündigt, der all unsere Stores betrifft, am nächsten Tag standen Konzepte für Videoberatungen per WhatsApp, mobile Werkstätten, Rose@home-Testfahrten und vieles mehr.

Hätten wir nicht den Druck gehabt, wären diese smarten Ideen erst Monate oder Jahre später umgesetzt worden, da sind wir uns sicher. Es heißt, dass man immer nur so viel Zeit braucht, wie man hat – die Wahrheit dieser Aussage hat sich in diesem Jahr bestimmt nicht nur uns offenbart. Durch Corona haben Zielgruppen in unser Sortiment geschnuppert, die wir vorher gar nicht erreicht haben. Das bietet uns fürs kommende Jahr 2021 eine Menge Potential, weiterzuwachsen, bekannter zu werden und unsere Mission zu verfolgen, so viele Menschen wie möglich aufs Rad zu bringen.“

Anatol Sostmann, Director Product & Brand

Santa Cruz

Bei vielen Kunden entsteht der Eindruck, dass einige Hersteller […] es nicht mehr nötig haben, Bikes zu produzieren.

„Nachdem 2020 mit einem Schock anfing und keiner so genau wusste, wie genau sich diese Pandemie auf unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft und letztendlich auch unsere Branche auswirkt, konnte man im Herbst zu dem Entschluss kommen, dass jeder der ansatzweise mit Fahrrädern zu tun hat, nun im Geld schwimmt. 😉 Dabei wird oft vergessen, dass viele Dinge mit einem recht hohen Vorlauf geplant werden, sprich: Der Hersteller plant seine Mengen und Neuerscheinungen, der Händler plant sein Finanzfenster und dementsprechend platziert er seine Order.

# Eins der Produkthighlights von Santa Cruz in diesem Jahr - das neue Nomad, das in nicht gerade unauffälliger Colorierung daherkommt.

Das alles hat sich seit Jahren eingespielt und ist ein recht unflexibler Prozess. Egal, wie groß die Nachfrage auf der Kundenseite ist, der Markt kann nur träge darauf reagieren. Da es sich bei Covid um ein weltweites Ereignis handelt, sind auch global die Produktionsketten zusammengebrochen, die Leadtimes der Zulieferer sind auf einem Rekord-Niveau angekommen und es ist für 2021 keine Besserung in Sicht.

Bei vielen Kunden entsteht der Eindruck, dass einige Hersteller sich zufrieden den Bauch reiben und es nicht mehr nötig haben, Bikes zu produzieren. Leider ist das Gegenteil der Fall: Viele Hersteller sitzen auf halbfertigen Bikes, wo nur noch ein, zwei Komponenten fehlen, können aber trotzdem nicht ausliefern. Bei hochwertigen Bikes finden sich kreative Lösungen (speziell mit guten Händlern), aber welcher Kunde akzeptiert schon ein 999 €-Hardtail ohne Kette und Sattel? 😉

Bei Santa Cruz produzieren wir mehr Fahrräder als je zuvor, dennoch rennen auch wir der immensen Nachfrage hinterher. Da lohnt es sich für den Kunden durchaus, den Hörer in die Hand zu nehmen und ein paar Händler anzurufen, die im Internet eher wenig Präsenz zeigen. Oft findet sich so doch noch das ein oder andere Wunschbike, was im Netz als hoffnungslos ausverkauft erschien.“

Sebastian Tegtmeier, EU Marketing Operations Manager

Schwalbe

So schlimm sie auch ist, die Pandemie ist auch eine Chance.

„Für uns bei Schwalbe war das Jahr 2020 eine große Herausforderung. Mit spannenden Innovationen im Gepäck sind wir in die Saison gestartet. Neue Karkassenkonstruktionen, der Hightech-Schlauch Aerothan und neue Profile wie Big Betty und Nobby Nic. Wir hatten tolle Produkte und genaue Vorstellungen, wie wir diese in den Markt einführen. Und dann kam alles anders: keine Press-Camps, keine World Cups und das ganze Jahr über diese Ungewissheit, ob überhaupt noch eine richtige Saison statt finden kann.

# Alles wird super - unter diesem Begriff brachte Schwalbe in diesem Jahr ganz neue Karkassen auf den Markt.

So schlimm sie auch ist, die Pandemie ist auch eine Chance. Es wurde noch nie so viel Fahrrad gefahren wie heute. Das Fahrrad ist in der breiten Masse endgültig angekommen, als Fortbewegungsmittel im urbanen Raum oder als eines der wenigen Sportgeräte, die zur Verfügung standen. Die Fahrradläden wurden leergekauft wie die Klopapierabteilung im Supermarkt und die Händler können dem Ansturm kaum noch bewältigen. Man schätzt, dass 30 % der Personen, die dieses Jahr erstmals oder wieder zum Rad gefunden haben, auch bei einem hoffentlich baldigen Ende der Pandemie dabei bleiben. Willkommen im Club!

Jetzt müssen wir uns neuen Herausforderungen stellen. Immer mehr Menschen sind auf den Trails unterwegs und durch den steigenden Anteil an E-Bikes (davon werden mittlerweile mehr verkauft als SUVs) möchten deren Besitzer diese auch nutzen. Es braucht legale Trails und klare Angebote für alle Könnerstufen. Für das MTB wie auch das E-MTB sind es also spannende Zeiten. Wenn wir es gut anstellen, können wir Mountainbiker positiv in die Zukunft schauen.“

Michael Kull, Schwalbe

Sport Import

Im Laufe des letzten Sommers sind die Vorlaufzeiten bei unseren Zulieferern rapide angestiegen.

„Regierungen auf der ganzen Welt haben Restriktionen erlassen, um der Covid-19-Pandemie entgegenzuwirken, z. B. Einschränkungen für Urlaubsreisen, Social Distancing-Regeln im öffentlichen Verkehr und Einschränkungen bei Freizeitaktivitäten. Die Fahrradnutzung hat erheblich zugenommen, da die Menschen vermehrt Räder in der Freizeit nutzen und es vielfach als sicherer empfinden, das Fahrrad für kurze und mittlere Strecken zu nutzen, als sich in Bus und Bahn zu setzen.

Die weltweite Nachfrage nach Fahrrädern übersteigt die Kapazität und dementsprechend sind Fahrradkomponenten zum Bau dieser Fahrräder ebenfalls sehr nachgefragt. Im Laufe des letzten Sommers sind die Vorlaufzeiten bei unseren Zulieferern rapide angestiegen: von häufig üblichen 45 Tagen im Februar auf über 180 Tage im Juni, auf bis zu 300 Tage im September und in einigen Kategorien mittlerweile sogar auf über 450 Tage, zuzüglich der Zeiten für die Verschiffung. Das gab es noch nie.

Hinzu kommt: Die Zeit für die Verschiffung aus Asien nach Europa beträgt normalerweise 45 Tage. Doch auch diese wird sich absehbar verlängern. Reedereien setzen ihre Seeschiffe auf den rentabelsten Routen ein, derzeit von Asien in die USA. Selbst wenn heute eine Sendung abholbereit ist, kann es sein, dass kein Container zur Verfügung steht oder lange kein Schiff fährt.

# Auftritt auf der Bühne - Sport Import war mit vielen Produkten bei unserem virtuellen BikeStage-Event vertreten.

Wir haben schon sehr schnell, seit April, auf die zusätzliche Nachfrage nach Fahrradkomponenten reagiert. Unser Einkaufsteam hat unsere Bestellungen, die bis heute auf einem Rekordniveau liegen, permanent erhöht und weit in die Zukunft geplant. Darunter sind auch schon Bestellungen, die für die Nachfragedeckung im Jahr 2022 bestimmt sein werden.

Wir sind davon überzeugt, dass der Radsport sich kommendes Jahr über noch mehr Zulauf freuen wird. Fahrräder und Zubehör werden allerdings knapp werden. Wer sich sein Bike für kommende Saison aufbauen möchte, muss möglicherweise schnell sein.“

Alexander Müllmann, Geschäftsführer Sport Import

SRAM

Vorrangigste Aufgabe für uns ist es derzeit, die gestiegene Nachfrage nach unseren Produkten in allen Vertriebskanälen zu befriedigen.

„2020 war ein Jahr, welches uns alle vor neue und bisher nicht dagewesene Herausforderungen gestellt hat und 2021 sicherlich weiterhin stellen wird. Trotz der harten Einschränkungen zu Beginn des Jahres haben wir in der Fahrradbranche das große Glück, dass viele Menschen die Natur und das Radfahren als Ausgleich und neues Hobby entdeckt haben.

Bei SRAM genießt die Sicherheit unserer Mitarbeiter höchste Priorität. Durch die schnelle und flexible Anpassung an die neuen Gegebenheiten konnten wir Covid-19 Infektionen weitestgehend vermeiden und eine Vielzahl guter Erfahrungen mit neuen Kommunikationswegen, Home-Office-Modellen und Online-Schulungen für Händler sammeln. Viele der neuen Möglichkeiten, mit Menschen auf digitalem Wege in Kontakt zu treten, haben sich als sehr effiziente Alternativen erwiesen und werden sicherlich unsere zukünftige Arbeitsweise beeinflussen.

# Von SRAM gab es dieses Jahr unter anderem Produktpflege bei der SRAM Eagle - neben neuen Farben gesellten sich beim großen Ritzel zwei Zähne dazu.

Eine große Herausforderung und vorrangigste Aufgabe für uns als weltweit führender Komponentenhersteller ist es derzeit, die gestiegene Nachfrage nach unseren Produkten in allen Vertriebskanälen zu befriedigen. Zwar konnten wir durch frühzeitige Vorsichtsmaßnahmen in unseren weltweiten Produktionsstandorten und bei den Mitarbeitern Werksschließungen und Produktionsausfälle weitgehend vermeiden. Die Anpassung der Kapazitäten an die sprunghaft gestiegene Nachfrage nimmt trotz aller Maßnahmen und getätigten Investitionen in Kapazitätserweiterungen einige Zeit in Anspruch.

Auch wenn uns die aktuelle Situation noch einige Zeit begleiten wird, freuen wir uns doch über das nie dagewesene Interesse an Fahrrädern, welches auch eine große Chance ist, um den nötigen Umdenkprozess in der Verkehrsmobilität anzustoßen und dem Rad einen gebührenden Stellenwert einzuräumen.“

Maximilian Topp, PR Marketing SRAM Deutschland GmbH

Trek

Jedes Jahr hat seine eigenen Schwankungen.

„Wir sind sehr gut vorgeplant in die Saison 2020 gegangen. Mit den Entwicklungen ab dem Frühjahr konnte man jedoch nicht rechnen. Unsere Planungen kamen uns hier zugute und haben es uns auch erlaubt, schnell auf die veränderten Herausforderungen zu reagieren. So war beispielsweise unsere Produktion in Hartmannsdorf zu keiner Zeit unterbrochen. Wir haben die Produktionszyklen und Auslastungen angepasst, um den durch Covid-19 hervorgerufenen Hygieneanforderungen gerecht zu werden. Dies war auch in Hinblick auf den plötzlichen Fahrradboom wichtig. Die Produktion in Asien lief bereits relativ schnell wieder an und die Kapazitäten seitens unserer Zulieferer wurden seither kontinuierlich gesteigert, um den Herausforderungen gerecht zu werden.

Ebenso haben wir bereits früh im Jahr mit unseren Händlern Maßnahmen getroffen, um für die kommende Saison gerüstet zu sein. So haben wir einige Produkte früher als geplant vorgestellt und unseren Händlern in engem Austausch bei der Order für das kommende Jahr geholfen. Normalerweise zielen wir auf ein 60:40-Verhältnis zwischen Vor- und Nachorder ab. Das Jahr 2020 hat freilich seine eigenen Herausforderungen mit sich gebracht, die eine der Situation angepasste Planung erforderten. Unser Ziel ist es jedoch, in enger Zusammenarbeit mit unseren Händlern, auch in Zukunft das eben genannte Verhältnis aufrecht zu erhalten.

# Das Trek Slash ist mittlerweile ein Enduro-Klassiker - in diesem Jahr kam die neueste Version auf dem Markt

Zusammen mit unseren Händlern haben wir daher geschaut, wie sie die kommende Saison für sie passend gestalten können. Der Erfolg unserer Händler liegt uns sehr am Herzen. Daher haben wir im Rahmen unserer Trek World Win the Season spezielle Schulungen und Beratungen für sie organisiert, um sicherzustellen, dass sie das kommende Jahr erfolgreich meistern. In Anbetracht des anhaltenden Fahrradbooms ist der Orderumfang im Vergleich zu den Vorjahren um einiges höher ausgefallen. Er richtet sich jedoch weiterhin an den saisonalen Planungen unserer Händler aus.

Jedes Jahr hat seine eigenen Schwankungen. Und aufgrund der enorm gestiegenen Nachfrage und den damit einhergehenden Herausforderungen an die Produktionsketten können wir nicht ausschließen, dass es mancherorts zu Verzögerungen kommen kann, wir sind jedoch optimistisch, dass sich die Lage im Verlauf des Jahres normalisiert. Entsprechend der noch laufenden Saison haben wir jedoch unsere Planungen für das kommende Jahr und darüber hinaus erstellt und sehen uns in einer guten Position, um die gestiegene Nachfrage bedienen zu können, ohne dabei Spielraum für mögliche Eventualitäten einzubüßen.

Unter den gegebenen Umständen sind wir stolz darauf, unser Preisgefüge bisher konstant gehalten zu haben. Wesentlich dafür sind vor allem unsere Planungen sowie die Tatsache, dass wir unsere Waren grundsätzlich per Seefracht sowie Land- bzw. Schienenverkehr beziehen. Letzteres hat vor allem ökologische Gründe. Man muss in diesem Atemzug aber darauf verweisen, dass Preiserhöhungen bei Zulieferern und die weiterhin sehr angespannte Situation im Bereich Logistik eine Preiserhöhung im neuen Jahr nicht unwahrscheinlich erscheinen lassen. Dies ist jedoch nichts Neues in einem Markt, in dem die Nachfrage höher ist als das Angebot.“

Urs Keller, Trek Bicycle – Geschäftsführer DACH-Region

Trickstuff

Im November haben wir die Notbremse gezogen.

„Für Trickstuff war 2020 wohl genauso verrückt wie für alle anderen. Bisher sind wir ohne Erkrankung durch die Pandemie gekommen und alle gesund. Das Arbeiten mit Maske, die Abstandsregeln, etc. waren natürlich gewöhnungsbedürftig, haben aber dafür gesorgt, dass wir unsere Arbeit aufrecht erhalten konnten. Deshalb und weil uns die Menschen um uns herum am Herzen liegen, fällt es uns leicht, uns an die Vorgaben zu halten.

# Heftiger Anker - die Trickstuff Maxima war eines der Bremsen-Highlights der letzten Zeit! Wir haben sie dieses Jahr getestet.

Nachdem die Verkäufe im Frühjahr in die Höhe schossen, war unser Lager ab dem Ende des Sommers ziemlich leer und vor allem die Produktion für Bremsbeläge und Scheiben kam nicht mehr hinterher. Bei den beliebten Belägen saßen wir über 3 Monate auf dem Trockenen, trotzdem hatten wir viel zu tun, da das Interesse der Kunden ungebremst war und die Verzweiflung am Markt wuchs, da viele Hersteller Lieferengpässe bekamen. Es wurden also täglich mehr Anfragen und weniger verschickte Waren.

Im November haben wir die Notbremse gezogen. Seit dem 15.11.2020 strukturieren wir die Firma neu. Es hilft weder uns noch unseren Kunden, noch mehr Vorbestellungen anzunehmen, wenn die Produkte so auch nicht schneller ankommen. Also liefern wir aktuell fleißig Rückstände aus, stellen unsere Arbeitsweisen so um, dass sie unserem Wachstum gerecht werden und ziehen im Januar in ein neues Gebäude. Im Februar geht das normale Tagesgeschäft wieder los und wir freuen uns riesig darauf. Wir haben uns an den wachsenden Bedarf angepasst und wollen weiter wachsen.“

Dag Freudenhammer, Leiter Marketing und Vertrieb


Wie habt ihr das Jahr als Käufer*in wahrgenommen? Habt ihr Bikes und Produkte problemlos kaufen können und wie beurteilt ihr die Lage für 2021?

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