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Fast Friday
Froome lässt Strava sprechen – Fahrer und Renndirektor sprechen gegen UCI

Der Radsport auf Twitter & Co. –unser Schnelldurchlauf durch die Social-Media-Beiträge der Woche aus dem Profi-Peloton und der Wettkampfwelt. Diesmal mit einem in doppelter Hinsicht gehetzten Chris Froome.

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Radprofi Christopher Froome musste in dieser Woche viel indirekte Kritik einstecken. Es beschleicht den Betrachter das Gefühl, dass so mancher die Gelegenheit nutzt, sich oder seine eigene Institution im Vorfeld der Saison auf der guten Seite zu positionieren. Nimmt der Fall von Froomes zu hohen Salbutamol-Werten eine Wendung in Richtung Verurteilung durch die Anti-Doping-Kommission der UCI, hat man es schon immer geahnt, immer geahnt, immer geahnt… Kann Froome andererseits eine plausible und ganz offene Erklärung darbringen, hat man, andererseits, auch nichts verloren. Welche Forderungen Richtung Froome, Team Sky oder UCI aufrichtiger Leidenschaft für einen fairen Radsport mit Athleten im ursprünglichen Sinne entspringen und welche nicht, ist in dieser Gemengelage der Interessen manchmal schwer zu unterscheiden.

Das jüngste Beispiel für eine solche geschickte Positionierung liefert der Giro-Direktor Mauro Vegni. Froome hatte vor einiger Zeit angekündigt, dass er 2018 beim Giro am Start stehen wolle. Der Giro-Direktor forderte nun, dass die UCI eine Art Garantie abgibt. Sein Wunsch: Der Weltverband solle zusichern, dass, wenn Froome siegt, der Sieg später nicht wieder aberkannt wird. Einen zweiten Fall Contador gelte es zu vermeiden. Das ist nicht nur eine mehr oder wenige offene Vorverurteilung Froomes. Man könnte meinen, Vegni fürchtet, wenn Sieger keine Sieger mehr sind, verstehen die Tifosi vielleicht bald auch nicht mehr, wozu man überhaupt Rennen fahren soll. Dafür gibt es aber gar keine Anzeichen bei den radsportbegeisterten Italienern. PR-taktisch gesehen ist die Botschaft eher: „Der Giro ist sauber, die UCI muss nur ihre Arbeit richtig machen.“

https://twitter.com/Cyclingnewsfeed/status/959313438773198849

Gar nicht an Chris Froome richtet sich Radprofi John Degenkolb. Er sieht in der „Causa Froome“ vor allem die Anti-Doping-Institutionen in der Pflicht. Er forderte eine schnelle Entscheidung des Falles gegenüber der dpa, nachdem der UCI-Präsident gesagt hatte, das Verfahren könne sich noch etwas hinziehen.

https://twitter.com/rpo_sport/status/957576884396740608

Froome selbst gibt sich derweil in Südafrika intensivstem Training hin. Auf seinem Strava-Account dokumentierte er mit dem treffenden Titel „Empty the tank“ eine Fahrt über  271,65 km, die er in 6:04 Stunden zurücklegte, wobei er 3.485 Höhenmeter überwand (Garmin Edge 820-Höhenmeter). Das entspricht einem Schnitt von 44,8 km/h, ist mithin schneller als der übliche Rennschnitt bei einer Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich.

https://twitter.com/geoSports360/status/958111960784097281

Man kann Froomes Trainingshetzerei als Fluchtreflex deuten. Muss man aber nicht. Unter den Mitfahrern in der Trainingsgruppe herrschte, nachdem der Post die Runde machte, offene Bewunderung vor. Ja, gelten denn Trainingsrekorde bei Strava denn inzwischen mehr als echte (oder falsche?) Siege bei Rundfahrten? Mancher Mitfahrer mutmaßte, dass Froome mit außerordentlichen Leistungen schon im Training  spätere noch außerordentlichere plausibel erscheinen lassen will. Ob die Dopingkommissäre wohl die Strava-Accounts der Athleten verfolgen? Die Aktivität wurde inzwischen von Strava markiert. Das heißt, jemand hat Zweifel angemeldet, ob dabei alles mit rechten Dingen zuging.

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