Renner der Woche
Festka One RS, Carbon mit Titanausfallenden, Maßgeometrie, craze
Rennrad-News.de: Hallo craze. Wie bist Du zu dem Rad gekommen, das wir heute als Renner der Woche vorstellen? Warum hast Du Dich für genau diesen Aufbau entschieden?
Mein 50. Geburtstag stand bevor und ich wollte mich mit einem ein schönen Carbonrennrad beschenken. Ein Jahr zuvor hatte ich ein Canyon Ultimate CF gekauft und war ziemlich begeistert von Fahreigenschaften und Performance. Aber es war halt nichts fürs Herz. Eigentlich dachte ich an ein Colnago C60. Seit 1989 fahre ich Rennrad und fand die Colnagos schon immer toll, hatte es aber nie geschafft, eins zu besitzen. Mein Radfreund Felix meinte dann, wenn ich schon so viel Geld ausgeben wolle, sollte es nichts von der Stange sein, sondern auf Maß. Ich wusste gar nicht, dass es Carbonrahmen auf Maß gibt und habe mich auf die Suche gemacht. Zuletzt standen zur Entscheidung Räder von Sarto, Legend und eben Festka an. Sarto und Legend bauen fantastische Rahmen, die über jeden Zweifel erhaben sind, aber bei beiden sprang der Funke nicht so über. Als ich dann in Prag die Jungs von Festka besuchte und Michael Moureček, einer der beiden Gründer, sich zwei Stunden Zeit nahm, um mir die Werkstatt zu zeigen und mit mir über ihre Philosophie, ihren Anspruch und ihre Ziele zu sprechen, wusste ich, dass ich dort richtig war. Leider hatte Michael keine Zeit, um mit mir ein Proberündchen zu drehen, also lud er mir kurzentschlossen ein Festka in meinen Kofferraum, ich solle ausgiebig Probefahren und es nach dem Wochenende wieder zurückbringen. Danach stand für mich fest, dass es zu meinem Geburtstag nur ein Festka sein kann.
Was zeichnet das Rad für Dich besonders aus? Wenn es ein Selbstaufbau oder Tuning ist: Worauf hast Du besonders geachtet?
Es ist wirklich mein Rad, nur für mich, nach meinen Bedürfnissen und Maßen gebaut. Es passt wie angegossen. Ich wurde bei Festka zwei Stunden lang vermessen und sind dann noch einmal zwei Stunden mit mehreren Mitarbeitern, Kunden und Freunden um Prag Rad gefahren. Während dieser Runde haben wir uns unterhalten, welche Vorstellungen ich habe, welche Fahreigenschaften ich mir wünsche und ob mir eher Komfort oder absolute Steifigkeit wichtig seien.
Dazu kommt natürlich diese außergewöhnliche Dazzle-Lackierung. Die geht zurück auf den englischen Künstler Norman Wilkinson, der im ersten Weltkrieg englische Kriegsschiffe vor deutschen Torpedoschützen tarnen wollte, indem er die Konturen der Schiffe auflöste. Dadurch konnten diese Typ und Geschwindigkeit der Schiffe nicht mehr bestimmen und entsprechend beim Zielen vorhalten.
Gleichzeitig erinnert mich das Design an die Phase des tschechischen Kubismus. In den Zehner Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden um Prag mehrere Häuser, deren Architekten die Prinzipien des Kubismus auf die Architektur anwenden wollten. Diese kubistischen Häuser sind weltweit einzigartig, so etwas gibt es sonst nirgends. Die Architekten entwarfen damals auch Alltagsgegenstände, wie z. B. Geschirr, welches in genau solchen, graphischen schwarz-weiß-Mustern glasiert war. Da ich selbst tschechischer Abstammung bin und außerdem sehr an Kunst und Architektur interessiert, hat mich diese Lackierung völlig geflasht, als ich sie an Michaels eigenem Rad das erste Mal sah.
Mittlerweile ist sie eine der typischen Lackierungen von Festka, auch wenn sie nur sehr selten verkauft wird. Die Ausstattung selbst ist wenig spektakulär, eine 2015er Campa Chorus, die ich vom Vorgängerrad übernommen habe. Wichtig war mir perfekte Funktion mit absoluter Alltagstauglichkeit. Ich habe bewusst auf sogenannte High End-Teile oder exzessiven Leichtbau verzichtet. Das Rad muss auch mal einen Ausflug über Feldwege aushalten, es ist ein Rennrad, kein Ausstellungsobjekt.
Bleibt jetzt alles so oder wird es weitere Ausbaustufen geben?
Nachdem ich letztes Jahr die ursprünglichen Campagnolo Eurus Laufräder gegen die Bora Tubular getauscht habe, betrachte ich es als fertig ;). Ursprünglich hatte ich noch mit dem Gedanken gespielt, die Chorus-Teile peu á peu gegen Record oder Super Record auszutauschen, aber die Chorus funktioniert kein bisschen schlechter, sieht mit den
Carbonoberflächen genau so sexy aus und ist bei eher besserer Haltbarkeit gerade mal ein paar Gramm schwerer. Das einzige, was noch getauscht wird, sind die Pedale. Momentan fahre ich noch SPD-Pedale, die werden aber gegen SPD-SL ausgewechselt. Davon erhoffe ich mir noch etwas bessere Kraftübertragung. Ansonsten plane ich schon das Projekt: 60. Geburtstag :-D.
Was wiegt Dein Renner der Woche?
Wie gesagt, Leichtbau war keine Priorität, sondern perfekte Funktion. Insofern bin ich mit 6,9 Kilo inkl. Pedale zufrieden.
Wo fährst Du mit diesem Rennrad? Welche Rennen, RTF oder andere Veranstaltungen hat es schon bestritten?
Jedes Jahr zwei, drei RTFs, insbesondere die Panoramatour Oberpfälzer Wald ist gesetzt. Dort bin ich aufgewachsen und wir treffen uns dort immer mit ein paar alten Freunden. Ansonsten fahre ich regelmäßig in Nürnberg mit unserer losen Rennradgruppe Schleudergang. Jeden Dienstag werden nach Feierabend gemeinsam 80 – 90 km gefahren. Höhepunkt war für mich letztes Jahr die Schweinshaxentour mit Schleudergang am Vatertag von Nürnberg nach München in den Englischen Garten zum Schweinshaxenessen und wieder zurück :D. Festka hat selbst für Kunden ein Teamrennen von Prag zum Internationalen Filmfestival nach Karlsbad auf den Spuren eines legendären Radrennens der Vorkriegszeit veranstaltet, da bin ich natürlich auch mitgefahren.
Wie würdest Du das Fahrverhalten des Rades charakterisieren?
Sehr wendig und agil, oder wie mein Freund Felix sagt, „wie ein Eichhörnchen auf Speed“ :D. Dabei aber sehr stabil und überraschend geschmeidig.
Wie und wann bist Du zum Rennradfahren gekommen?
Seit ich mich erinnern kann, war ich vom Radfahren fasziniert. Schon im Kindergarten wollte ich immer das Rad ohne Stützräder, sobald es auf den Hof ging. Mein erstes echtes Rennrad habe ich mir mit 23 gekauft.
Wie würdest Du Dich jetzt selbst als Rennradfahrer charakterisieren?
keine Antwort
Wie bist Du zum Forum von Rennrad-News gekommen?
Weiß ich gar nicht mehr.
Was macht für Dich den Reiz des Rennradfahrens aus?
Das Fahrrad ist die genialste Erfindung der Menschheit. Es gibt keine Maschine, die die körperlichen Fähigkeiten des Menschen so potenziert, wie ein Fahrrad. Man kommt ohne externe Energiezufuhr doppelt so schnell und dreimal so weit, wie zu Fuß. Und das Rennrad ist die pure Essenz dieser perfekten Maschine. Wenn man im Sommer fast lautlos dahinschießt, ist es das pure Glück.
Dein Verhältnis zur Radbranche – immer das neuste oder am liebsten noch mit Rahmenschalthebel?
Der Fortschritt ist toll, ich mag Weiterentwicklungen. Carbonrahmen, moderne Schaltungen, aber es gibt und gab auch Sackgassen. Deswegen schaue ich mir gerne Neuentwicklungen erst ein, zwei Jahre an, ob sie wirklich einen Fortschritt bringen. Gleichzeitig habe ich aber auch historische Rennräder mit ungerasterten Rahmenschalthebeln in der Sammlung. Die fahren sich auch toll.
Technische Daten: Festka One RS, Carbon mit Titanausfallenden, Maßgeometrie
Rahmen: Festka One RS, Carbon mit Titanausfallenden, Maßgeometrie
Gabel: THM Scapula, Carbon
Schalthebel: Campagnolo Chorus
Umwerfer: Campagnolo Chorus
Ritzelkassette / Abstufung: Campagnolo Chorus 11-29
Tretkurbel / Abstufung / Innenlager: Campagnolo Chorus 52/36
Pedale: Contec R80
Kette: Campagnolo Chorus
Bremsen: Campagnolo Chorus
Laufräder: Campagnolo Bora One 50 tubular
Reifen: Vittoria Corsa CX tubular 23 mm
Sattel / Sattelstütze: Selle San Marco Aspide /
Syntace P6 carbon HiFlex
Vorbau / Lenker: 3T Ergonova Team Carbon
Lenkerband: Momentan Lizard Skins, wird in Kürze
gegen Cinelli Volee getauscht
Sonstiges (Licht, Gepäckträger, Dynamo, integrierte
Funktionen): Chris King Steuersatz. Lenker, Vorbau und
Sattelstütze ebenfalls bei Festka lackiert.
Über den Renner der Woche
Die letzten Renner der Woche findet ihr hier:
10 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumselbst nach zwei Stunden Design- und Brainstorming rund um Prag, scheuern letztendlich die Schaltzughüllen am Steuerrohr die schöne Lackierung weg 😉 ... PS: ja ich weiß, für diesen Stilbruch gibt es Aufkleber 😉
Na da bin ich ja mal gespannt ob ich das Rad demnächst mal sehe.
Bist du dieses Jahr dann auf der Schweinshaxenrunde auch wieder dabei ?
Aber natürlich ist das Steuerrohr durch transparente Schutzfolien an den Stellen beklebt 😉
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