Ghost präsentiert zwei neue Gravelbike-Modelle in der für viele Wege gemachten Serie Road Rage. Das Fire Road Rage ist trailorientiert mit 29er-Reifen in MTB-Dimension. Das Endless Road Rage dient eher dem schnellen Reisen auf Feld-, Wald- und Wiesenwegen. Die neuen Modelle im Überblick und ein erster Fahreindruck der Kollegen von MTB-News.
Ghosts noch junge Road Rage-Serie zielt vor allem auf den All-Road und Endurance- und CX-Einsatz ab. Reinrassige Cyclocrosser wie das Nivolet, mit dem auch Mountainbikerin Malene Degn fährt, rangieren dort ebenso wie Marathon-Racer mit viel Platz für breite Reifen. Gemeinsames Merkmal ist unter anderem ein Carbonrahmen für Scheibenbremsen. Jetzt erhält die Road Rage Serie Zuwachs in Gestalt eines dezidierten Gravelbikes in zwei Varianten: das Endless 8.7 und das Fire 6.9. Wofür die Zahlen stehen, ist nicht offen erkennbar, wohl aber, dass Ghost nicht einfach andere Laufräder in den bestehende Rahmen gepackt hat, dafür ist schon die Zahl der Ösen am Rahmen deutlich zu groß.
-> Hier findet ihr alles über Gravelbikes: Neuheiten und Tests
Endless Road Rage 8.7: kurz & knapp
- 650B Bereifung: WTB Byway in 47 mm
- Rahmen und Gabel aus Carbon
- Sram 1×11 Antrieb mit Mix aus Rival und Apex-Teilen
- Truvativ Descendant Kurbel mit 36T
- SRAM Kassette mit 10-42 T
- SRAM Apex hydraulische Scheibenbremse mit v. 180mm und h. 160mm
- Nabendynamo mit 12×100 mm Steckachse
- 1x Oberrohr-Ösenpaar oben, 3x Ösen pro Gabelseite, 3x Oberrohr-Ösen unten, 1x Ösenpaar Unterrohr
- Rahmenhöhen: XS, S, M, L, XL
- Preis: 2.799 Euro
Fire Road Rage 6.9: kurz & knapp
Mit dem Ghost Fire Road Rage 6.9 LC will man aufzeigen, wie das Gravelbike von einem Mountainbike-Hersteller aussieht. So finden sich am Fire Road Rage 2.0″ breite Mountainbike-Reifen (29″), verzögert wird mit einer Mountainbike-Bremsanlage und auch beim Antrieb wird auf bewährte Schnittstellenmaße aus der Welt der gefederten Fahrräder für den Off-Road-Einsatz zurückgegriffen.
- 29-Zoll Bereifung: WTB Dual in 2.0 Zoll
- Rahmen und Gabel aus Carbon
- Sram 1×11 Antrieb mit Mix aus Apex- und Rival-Teilen
- Truvativ Descendant Kurbel mit 36 T
- Sram Kassette mit 10-42 T
- Sram Apex hydraulische Scheibenbremse mit v. 180mm und h. 160mm
- 1x Oberrohr-Ösenpaar oben, 3x Ösen pro Gabelseite, 3x Oberrohr-Ösen unten, 1x Ösenpaar Unterrohr
- Gewicht 9,84 kg (ohne Pedale)
- Rahmenhöhen: XS, S, M, L, XL
- Preis: 2.599 Euro
- www.ghost-bikes.com
Der Carbonrahmen für die beiden Gravelbike-Modelle wurde neu entwickelt. Ghost bescheinigt seinen Ketten- und Sitzstreben ein federndes Verhalten. Zudem sind beide Modelle für den Einsatz einer Dropper-Post vorbereitet, es sind also Kabelführungen vorhanden. Ein Blick auf die Geometrie, die auf der Webseite schon veröffentlicht wurde, zeigt eine Gravelbike-typische Auslegung. Die Kettenstreben fallen mit 430 mm ziemlich lang aus, der Lenkwinkel ist eher flach. Eine relativ geringe Absenkung des Tretlagers von 55 mm lässt eine vergleichsweise hohe Sitzposition auf dem Rad vermuten. Und ein von uns errechneter STR von rund 1,45 in Rahmengröße M spricht für eine – gemessen an neuen Gravelbike-Maßstäben – recht sportliche Sitzposition.
Erster Fahreindruck: Ghost Fire Road Rage
Das Team von MTB-News konnte das Ghost Road Rage Fire schon genauer unter die Lupe nehmen. Hier der erste Eindruck von Tobias Stahl:
Das Road Rage Fire 6.9 LC soll ein robustes und dennoch leichtes Gravelbike sein, das Mountainbiker glücklich machen soll. Neben den breiten Reifen soll vor allem die spezielle Rahmenkonstruktion für Komfort auf Forstpisten und unbefestigten Wegen sorgen. So sind die durchgebogenen Sitz- und Kettenstreben nicht nur in ihrem Profil – einer Blattfeder nicht unähnlich – abgeflacht, auch der Lagenaufbau des Kohlefaserrahmens unterstützt die Eigendämpfung des Hinterbaus.
Auch in anderer Hinsicht geizt der Ghost Fire Road Rage Rahmen nicht mit schönen Details. So finden sich an allen von Kette und Bremse gefährdeten Stellen einlaminierte Metallplatten. Die Sattelstützenklemmung ist unauffällig in das Oberrohr integriert und selbstsichernd als Keil ausgeführt, um jederzeit einen sicheren Halt der Stütze zu bieten. Alle Leitungen sind sauber im Rahmen geführt und verschiedene Gewindeeinsätze erlauben die Montage von Schutzblechen, Packtaschen / Gepäckträgern oder auch nur einem Flaschenhalter.
Gesteuert wird das Ghost Fire Road Rage wie gewohnt über einen Rennradlenker mit entsprechender Hebelage, geschaltet wird mit bewährter SRAM-Technik. Für die Verzögerung sorgen – anders als bei vielen anderen Gravelbikes – echte Mountainbike-Bremssättel aus dem Hause SRAM mit einer großen 180 mm Scheibe am Vorderrad. So gerüstet will Ghost die Brücke zwischen sportlichem Anspruch und Komfort auf langen Touren schlagen.
Geometrie
Im Rahmen des BIKE Festivals in Riva del Garda 2018 hatten wir eine erste Gelegenheit dazu, mit dem Ghost Fire Road Rage am Ledrosee eine Runde zu drehen. Ich muss gestehen: Die Ausfahrt war mein erster Ausritt auf einem Gravelbike und ich bin per se kein Rennradfahrer. Zu unangenehm die Lenkerhaltung, zu begrenzt meine Freude an langen Asphaltanstiegen. Genau so könnte es auch vielen anderen Mountainbikern geben, die sich wie ich fragen, was denn eigentlich das Gravelbike so viel besser können soll als mein Cross Country Race-Bike.
Der erste Eindruck überrascht mich dann ein wenig: Das Rad rollt auf den 2,0-Zoll Reifen durchaus nicht unkomfortabel und dank Aluminium-Laufrädern, -Sattelstütze und -Lenker stimmt die Eigendämpfung in Verbindung mit der speziellen Konstruktion des Rahmens. So werden Vibrationen gut getilgt und das Rad rollt gefühlt deutlich satter als ein Cyclocrosser. Fast wie ein richtig straffes Mountainbike, aber eben auch nur fast. Antritte gestalten sich gewohnt explosiv (das Rad wiegt ohne Pedale unter 10 kg, der Vortrieb ist beachtlich), die Gänge rasten sauber und flüsterleise und die Bremsen packen gut zu – so kann man schon mal auch über Schotter fegen.
Wir pedalieren in abwechselndem Tempo um den Ledrosee und ich komme zu meinem ersten Eindruck: Wenn meine Touren zu ⅓ auf Teer, zu ⅓ auf Schotterpisten und zu ⅓ auf hart verfestigten, glatten Singletrails stattfinden würden, würde ich das Gravelbike vermutlich einem Cross Country Rad vorziehen. Zumindest dann, wenn ich ausschließlich diese eine Tour fahre. Die vielen Möglichkeiten zur Aufrüstung mit Packtaschen und Schutzblechen zu einem leichten und schnellen Reisebegleiter – das könnte etwas sein – gibt es da vielleicht doch noch Platz für ein fünftes Rad im Keller?
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