Giant Revolt Advanced Pro 1 Steckbrief
Unter den Bestreitern von Gravel Rennen wird Reifenfreiheit gerade zum Thema. Und 50 mm und mehr scheint der Wunsch vieler zu sein, den noch nicht viele Performance Gravel Bikes erfüllen können. „Bin schon da“, sagt seit 2022 das Giant Revolt. Es wartete schon damals mit 53 mm Reifenfreiheit auf. Möglich macht es als Besonderheit ein Flipchip hinten, der den Radstand verlängert und so Platz schafft. Mit dem jüngsten Giant Revolt Advanced 2025 Update kamen noch ein Staufach sowie intern verlegte Kabel und Leitungen hinzu. Also, alles an Bord, was das moderne Gravel Herz begehrt. Dabei geht es preislich schon für 2.499 € los für das Modell mit Carbonrahmen auf Advanced-Niveau. Unser Revolt-Testrad mit dem Kürzel „Pro 1“ basiert auf dem leichteren Advanced Pro-Carbonmaterial und ist für 5.599 € das Einstiegsmodell in diese Klasse bei Giant. An der Redaktionswaage liegt es mit 8,6 kg trotz Staufach und eher schwerer SRAM Rival AXS Wide 2×12 Gruppe auf der leichteren Seite.
Giant Revolt Advanced 2025 Test: Details
Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: Die Farbwechsel, die der Giant Revolt Advanced Pro 1-Lack dem Auge darbietet, lassen manche Glitzer-Lackierung im Vergleich wie billiges Kaugummi-Apparat-Material wirken. Aber es geht ja um die Technik.
D-Fused Sattelstütze
„Komfort“ schreit die Giant Carbonsattelstütze schon auf den ersten Blick. Ein langer Auszug und die ausgesparte Form am oberen Ende lassen Flex zu. Was man nicht sieht: Auch eine runde 30,9 mm Sattelstütze oder eben eine absenkbare Dropper-Post passen ins Sitzrohr, wenn ein Einsatz im Inneren entfernt wird.
Flipchip
Ich gebe zu, ich bin ein Fan von variablen Geometrien, erst recht, wenn sie mit mehr Optionen bei der Reifenwahl einhergehen. Der Flipchip am Giant Revolt Advanced verlängert den Radstand auf Wunsch um einen Zentimeter und erlaubt 53 mm statt 42 mm breite Reifen.
Das Wechseln ist nicht im Handumdrehen erledigt, da die Aufnahme für den Bremssattel ebenfalls separat versetzt werden muss. In einer halben Stunde ist es nach der Giant Schritt für Schritt Anleitung machbar. Insgesamt ist es aber nichts, das man unüberlegt nach Lust und Laune vornimmt. Denn zumindest das Neujustieren des Bremssattels ist etwas anspruchsvoller.
Staufach
Den kleinen „Kofferraum“ im Unterrohr hatte das Revolt 2022 noch nicht. Als Extra ist das Staufach gern genommen, zumal, wenn das Rahmenset dennoch insgesamt leicht bleibt. Besonders gut am Revolt-Staufach: Der Deckel lässt sich in zwei Richtungen montieren, um eine hohe und tiefe Flaschenhalterposition zu ermöglichen – wichtig beim Fahren mit Taschen und Flaschen. Und das Fach ist innen ausgekleidet. Platz ist für ein Standard-Pannenset plus etwas Proviant. Geklappert hat es während der Fahrt nie.
Bikekpacking und Pendeln
An Gravel Tourenfahrer hat Giant gedacht: An der Gabel ist Platz für typische Drei-Punkthalter. Zudem ist der Lenker breit genug für Taschen. Außerdem gibt es unter und auf dem Oberrohr zusätzliche Gewindepaare für Halter oder Taschen.
Auch Schutzbleche lassen sich anbringen. Und über einen Adapter für die Sattelstütze ist auch die Montage eines Gepäckträgers kein Problem.
Leitungsverlegung und Verarbeitung
Die Leitungen laufen verdeckt. Dabei sind sie so geführt, dass sich Vorbau oder Lenker leicht wechseln lassen. Wer die Lenkerhöhe ändern will, ohne den Gabelschaft zu kürzen, muss jedoch mit optischen Brüchen leben.
- Innenlager-Bauart Press-Fit 86
- Steuerlager 1-1/4″ unten 1-1/8″ oben
- Bremsaufnahme Flat-Mount (+Adapter hinten) 160 mm / 160 mm
- Antrieb- /Schaltungs-Kompatibilität 1-fach und 2-fach, elektronische und mechanische Schaltungen
- Garantie Gabel 10 Jahre, Rahmen lebenslang für Erstbesitzer
- Gewichtszulassung 136 kg Fahrer + 14 kg Gepäck
Die Rahmenstellen, die schädlichen Einwirkungen ausgesetzt sein können, sind gut geschützt, fast alle. Nur an der Unterseite der Kettenstrebe würden wir gegen Kettenklemmer noch nachbessern.
Ausstattung: viel Carbon
Die Giant Revolt Advanced 2024-Serie umfasst in Deutschland zwei Hauptmodelle: das Revolt Advanced und das Revolt Advanced Pro, das auf dem leichteren Rahmenset mit Gabel in besserer Advanced SL Carbonqualität beruht. Das Pro-Rahmenset ist auch erstmals einzeln für individuelle Aufbauten für 2.599 € erhältlich, was im direkten Vergleich mit anderen großen Marken günstig erscheint.
Modell | Revolt Advanced Pro 0 | Revolt Advanced Pro 1 | Revolt Advanced 0 | Revolt Advanced 2 | Revolt Advanced 3 | Revolt Advanced Pro Rahmenset |
---|---|---|---|---|---|---|
Preis (UVP) | 6.499 € | 5.599 | 4.499 € | 3.199 | 2.499 € | 2.599 € |
Gewicht | 8,12 kg | 8,6 kg (gewogen) | k.A. | 9,5 kg | k.A. | |
Rahmen | Carbon, 12x142mm Steckachse | Carbon, 12x142mm Steckachse | Carbon, 12x142mm Steckachse | Carbon, 12x142mm Steckachse | Carbon, 12x142mm Steckachse | Carbon, 12x142mm Steckachse |
Gabel | Advanced SL Carbon, OverDrive steerer, 12x100 mm Steckachse | Advanced SL Carbon, OverDrive steerer, 12x100 mm Steckachse | Advanced SL Carbon, OverDrive steerer, 12x100 mm Steckachse | Advanced SL Carbon, OverDrive steerer, 12x100 mm Steckachse | Advanced SL Carbon, OverDrive steerer, 12x100 mm Steckachse | Advanced SL Carbon, |
Gruppe | SRAM Force AXS, 2x12 | SRAM Rival AXS, 2x12 | Shimano GRX 820 2x12 | Shimano GRX 610 2x12 | Shimano GRX RX-400, 2x10 | OverDrive steerer, 12x100 mm Steckachse |
Bremsen | Sram Force AXS HRD, 160 mm | SRAM Rival AXS HRD, 160 mm | Shimano GRX 820 HRD, 160 m | Shimanop GRX 610 HRD, 160 mm | Shimano GRX400 HRD 160 mm | - |
Übersetzung | 43/30 / 10-36 | 43/30 / 10-36 | 48/31 / 11-36 | 48/31 / 11-36 | 48/32 / 11-34 | - |
Sattelstütze | Giant D-Fuse SLR, composite, -5/+15mm offset | Giant D-Fuse SLR, composite, -5/+15mm offset | Giant D-Fuse SL, composite, -5/+15mm offset | Giant D-Fuse, composite, 14mm offset | Giant D-Fuse, composite, 14mm offset | Giant D-Fuse SLR, composite, -5/+15mm offset |
Laufradsatz | Giant CXR 1 Carbon Disc WheelSystem, [F] 35mm, [R] 35mm | Giant CXR 1 Carbon Disc WheelSystem, [F] 35mm, [R] 35mm | Giant CXR 2 Carbon Disc WheelSystem, [F] 35mm, [R] 35mm | Giant P-X2 Disc wheelset, alloy | Giant P-X2 Disc wheelset, alloy | - |
Reifen | CADEX GX, 700x40c, tubeless | CADEX GX, 700x40c, tubeless | CADEX GX, 700x40c, tubeless | Giant Crosscut Grip TR, 700x40c, tubeless | Giant Crosscut Grip TR, 700x40c, tubeless | - |
Besonderheiten | Staufach, Flip-Chip | Staufach, Flip-Chip | Staufach, Flip-Chip | Staufach, Flip-Chip | Staufach, Flip-Chip | Staufach, Flip-Chip |
Vergleichsweise günstig ist auch der Einstieg in die Giant Revolt Advanced 2025-Reihe. Genau 2.499 € ruft Giant für das Einstiegsmodell mit Shimano GRX 400 Gruppe und 2×10 Gängen auf.
In der Advanced-Reihe setzt Giant komplett auf mechanische Shimano GRX 2-fach-Antriebe, was gut zur Vielseitigkeit des Bikes passt. Dabei nutzt man die Möglichkeiten der Gruppe in Sachen Übersetzung aus und gibt besonders leichte Berggänge mit 31 zu 36 als kleinstem Gang mit auf den Weg.
Das Revolt Advanced 2 mit Shimano GRX 610/820 Mix für 3.199 € dürfte dabei das Brot-und-Butter-Modell im Programm sein. Das Revolt Advanced 0 für 4.499 € mit Shimano GRX 820 rundet die Advanced-Reihe ab. Hier gibt es bereits die hakenlosen Giant CXR 2 Carbonlaufräder und hochwertigere Cadex-Bereifung mit dazu.
Unser Testrad ist das günstigere der beiden Advanced Pro-Modelle, die beide mit SRAM AXS Wide 2×12-Antrieben ausgestattet sind. Darüber rangiert noch das Top-Modell Giant Advanced Pro 0 mit SRAM Force 2×12-Gruppe für 6.499 €.
Dass Giant sich für die (selten gewählte) Wide-Option aus der SRAM Welt entscheidet, verdient aus Redaktionssicht Lob. Denn so hält die Übersetzung Berggänge bereit, die auch für lockeres Pedalieren an anspruchsvollen Anstiegen ausreichen. Schon im SRAM Force AXS Wide Test fanden wir, dass es für den Gravel-Einsatz kaum bessere Gruppen gibt.
An beiden Advanced Pro-Modellen findet sich das komplette, identische Programm wertiger Carbon-Anbauteile. Das beginnt mit dem rund 1.400 g leichten Giant CXR 1-Carbonlaufradsatz. An der Felge setzt Giant auf die Hookless-Technik mit einer Innenweite von 25 mm und Außenbreite von 31 mm. Das Innenleben der Hinterradnabe ist robuste DT Swiss 350-Technik mit 54 T-Zahnscheiben, ihr Freilaufgeräusch fällt dezent aus. Trotz großer Innenweite dehnt sich der Cadex GX-Reifen dabei tatsächlich nur auf seine nominelle Breite von 40 mm aus.
Ansonsten gefiel der Cadex-Reifen mit leichtem Lauf und machte auch auf gröberem Terrain oder weicheren Böden noch eine gute Figur mit ordentlicher Traktion, ein echter Allrounder. Zum Test montierten wir außerdem 50 mm breite WTB Resolute Evo-Reifen. Sie ließen sich mit der Standpumpe setzen und waren einfach zu montieren.
Auch der Lenker gehört zu den hauseigenen Carbon-Teilen. Er fällt mit 425 mm an den Hoods und 480 mm im Unterlenker ziemlich breit aus – gut fürs Bikepacking und Kontern von groben Schlägen. Aber für den normalen Gravel-Einsatz und zum agilen Charakter des Revolt Advanced Pro 1 würde für meinen Geschmack auch ein schmaleres Cockpit passen. Die leicht zum Sattel geschwungene Oberlenkerform und die Abflachung machen dabei den Griff an den Oberlenker komfortabel.
Geometrie: komfortabel für den Anfang
Das Giant Revolt Advanced ist in 5 Größen von S bis XL erhältlich, womit Fahrer zwischen 1,59 m und 2,0 m Körpergröße passend bedient werden sollen. Mit meinem Normalo-Körper der Konfektionsgröße „M“ (siehe Testerprofil) liege ich genau in der Mitte der Testradgröße M/L.
Rahmengröße |
XS
|
S
|
M
|
M/L
|
L
|
XL
|
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Laufradgröße | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 381 mm | 381 mm | 387 mm | 391 mm | 397 mm | 407 mm |
Stack | 556 mm | 570 mm | 586 mm | 602 mm | 616 mm | 630 mm |
STR | 1,46 | 1,50 | 1,51 | 1,54 | 1,55 | 1,55 |
Lenkwinkel | 70° | 71° | 71,5° | 72° | 72° | 72° |
Sitzwinkel, effektiv | 74° | 73,5° | 73,5° | 73° | 73° | 73° |
Sitzwinkel, real | 74° | 73,5° | 73,5° | 73° | 73° | 73° |
Oberrohr (horiz.) | 540 mm | 550 mm | 560 mm | 575 mm | 585 mm | 600 mm |
Steuerrohr | 125 mm | 135 mm | 150 mm | 165 mm | 180 mm | 195 mm |
Sitzrohr | 430 mm | 450 mm | 470 mm | 490 mm | 510 mm | 530 mm |
Überstandshöhe | 731 mm724 mm | 747 mm740 mm | 764 mm757 mm | 774 mm | 791 mm | 807 mm |
Kettenstreben | 435 mm425 mm | 435 mm425 mm | 435 mm425 mm | 435 mm425 mm | 435 mm425 mm | 435 mm425 mm |
Radstand | 1.034 mm1.024 mm | 1.030 mm1.020 mm | 1.036 mm1.026 mm | 1.041 mm1.031 mm | 1.051 mm1.041 mm | 1.066 mm1.056 mm |
Tretlagerabsenkung | 81 mm80 mm | 81 mm80 mm | 81 mm80 mm | 81 mm80 mm | 81 mm80 mm | 81 mm80 mm |
Gabel-Offset | 50 mm | 50 mm | 50 mm | 50 mm | 50 mm | 50 mm |
In unserer Geometrie-Datenbank könnt ihr das Giant Revolt Advanced ganz einfach mit anderen Gravel Bikes vergleichen. Einfach auf die Links in der Tabelle unten klicken. Eine sehr ähnliche Geometrie hat zum Beispiel das Trek Checkpoint 2024. Hier findet ihr einen voreingestellten Geometrie-Vergleich.
Die Geometrie ist mit moderat flachem Lenkwinkel eher für den Allround-Einsatz ausgelegt und hebt sich durch den FlipChip von anderen Gravel Bikes ab. In der kurzen Position für 45 mm Reifenfreiheit wartet das Revolt dabei mit ziemlich kompakten Kettenstreben auf, was zusammen mit dem moderaten Lenkwinkel eine wendige und agile Auslegung ergibt. Auch in der langen Auslegung sind sie Kettenstreben mit 435 mm aber gemessen an der Reifenfreiheit noch auf der kurzen Seite.
Sitzposition
Mit einem Stack von 602 mm in M/L und einem hohen Stack-to-Reach-Wert von 1,54 gehört das Giant Revolt ganz eindeutig zu den Gravel Bikes, die für eine komfortable Sitzposition mit wenig Gewicht auf den Händen ausgelegt sind.
Und entsprechend platziert es mich auch mit dem Schwerpunkt weit hinten im Sattel. Bei meiner Sitzhöhe von 76 cm liegt der Sattel nur 5,5 cm höher als der Lenker. Wenn man alle Spacer weglassen würde, außer dem für die Leitungsführung, sind maximal 8,5 cm Überhöhung möglich.
Natürlich ließe sich die Position mit einem negativ angewinkelten Vorbau noch mehr Richtung Rennhaltung trimmen. Den optisch passenden Giant Contact Aerolight Vorbau gibt es allerdings nur im -10° Winkel, wie am Testrad (aber in Längen bis 120 mm).
Giant Revolt Advanced Pro auf dem Kurs
Wer sich ein Gravel Bike kauft, hat häufig keine genaue Vorstellung, was das Rad können soll. „Möglichst viel“, ist also schon mal keine schlechte Ausgangslage. Aber bei zu vielen Fähigkeiten in einem Bike vereint, bleibt häufig auch der letzte Rest Rennrad-Fahrgefühl auf der Strecke.
Das Giant Revolt Advanced Pro schafft den typischen Gravel Bike Spagat mit Bravour. Es wirkt im Antritt spritzig und direkt, was angesichts des „normalen“ Gewichts sicher dem überaus steifen Rahmen sowie den leichten Laufrädern und Reifen zu verdanken ist.
Natürlich kann das Giant Revolt 2025 mit der Sitzposition und Cockpit-Breite und den mit vielen Stollen versehenen Reifen als Rennrad-Ersatz auf der Straße kein Glanzlicht setzen, was es klar von ausdrücklichen Race Gravel Bikes unterscheidet.
Aber die Fahreigenschaften sind im kurzen Set-up doch so flink und agil, dass wir neugierig waren, was sich mit schmalerem Lenker und längerem Vorbau herauskitzeln ließe.
Aber auf Gravel-Wegen schlägt die Sternstunde des Revolt Advanced Pro. Es deckt dabei ein breites Spektrum ab, die Pfade dürfen gern auch etwas gröber sein. Hier trifft die halb aufrechte Sitzposition und die überaus präzise, aber nie träge Lenkung genau den Sweet-Spot aus Fahrspaß und Fahrsicherheit.
Aber einen echten Vorteil gegenüber ganz vielen anderen Gravel Bikes spielt das Revolt Advanced in Sachen Komfort aus. Giant erreicht mit einer D-Fuse-Stütze und dem stark abfallendem Oberrohr, wofür andere technisch aufwendige Federkonzepte einsetzen: Das Revolt Advanced ist am Sattel so komfortabel, dass ich schon im Laufe der ersten Testfahrt einfach öfter sitzen bleibe. An Stellen, wo ich sonst das Gesäß vorausschauend leicht aus dem Sattel lifte, oder einfach nur etwas mehr Gewicht auf die Pedale verlagere, lasse ich es einfach laufen. Und das spart auf Dauer einfach Kraftreserven ebenso wie Nerven.
Hinzu kommt, dass auch die Front noch komfortabel wirkt, ohne schwammig zu sein, in jedem Fall etwas komfortabler als viele brettharte Vorbau-Lenker-Kombinationen, die ich schon in den Händen hatte.
Und jetzt packt das Revolt noch den Flip-Chip oben drauf, der breitere Reifen ermöglicht. Auch das habe ich mit WTB Resolute Pneus in 50 mm ausprobiert. Der erste erstaunliche Effekt: Der Komfort-Eindruck am Sattel steigt nicht so stark, wie ich erwartet hatte. Allen, die (wie auch ich vorher) meinen, der Komfortgewinn durch breitere Reifen sei dem von Rahmensets immer überlegen, sei gesagt: 1 cm Breitenunterschied reicht beim Giant Revolt nicht, um Stütze und Rahmen das Wasser zu reichen.
Der zweite Effekt war erwartbarer: Die Spritzigkeit leidet. Gut ist, dass Giant das Tretlager so weit abgesenkt hat, dass der Schwerpunkt dennoch niedrig bleibt. Und so gewinnen die Abfahrtsqualitäten ungemein. Auch auf kniffligeren Trails mit viel Gefälle macht das Giant Revolt Advanced Pro Laune und die robusten Komponenten verzeihen Fahrfehler. Wir lernen: Für typischen Gravel Abfahrts-Spaß braucht es keine ultraflachen Lenkwinkel und MTB ähnliche Geometrien. Breite Reifen und eine eher aufrechte Sitzposition genügen.
Dabei liefen die 50 mm WTB-Reifen mit dem passenden Druck gefühlt auf Gravel sogar noch leichter als die originale Giant-Bereifung. Auf Asphalt stört allerdings das laute Abrollgeräusch das Fahrvergnügen.
Irgendwie muss man den Berg auch vorher hinauf. Die SRAM Force Wide Übersetzung haben wir ja schon gelobt und wiederholen es hier gerne. Wer auf Gravel locker bergan pedalieren will und gleichzeitig recht gute Anschlussgänge in welligem Terrain braucht, ist mit der 2×12 Gruppe in der Wide Ausführung hervorragend bedient. Die Schaltlogik setzt den Maßstab und im Test war auch die Schaltfunktion vorne wie hinten tadellos.
Giant Revolt Advanced Test: Das ist uns aufgefallen
- Gewichtszulassung 150 kg für Fahrer und Gepäck sind vorbildlich. Punkt.
- Komfort Das einfache, wartungsfreie D-Fuse Rezept bringt Stoßdämpfung im Sattel, die beinahe auf Augenhöhe mit aufwendigeren (und komplexeren) Lösungen liegt. Und ist ein echtes Plus für längere Fahrten.
- Komponenten Viel Carbon, sinnvoll genutzt und wertig verarbeitet.
- Für wen? Für sehr viele Gravel Bike Interessenten dürfte eines der Revolt-Advanced-Modelle die goldene Mitte exakt treffen. Von Ultra Bikepacking bis schnelle Feierabendrunde ist alles drin. Und die Vielseitigkeit des Rahmensets macht es leicht, den Einsatzbereich weiter Richtung Trail zu tunen.
- Für wen besser nicht? Für Gravel Racer ist das Werks-Set-up nichts. Aber Komfortplus, gutes Gewicht bei hoher Reifenfreiheit machen das Rahmenset als Basis auch hier interessant für viele Rennkurse.
- Welche Bikes sind ähnlich oder kommen nahe? Trek Checkpoint: ähnlich gut für Langstrecke und Bikepacking und Komfort ausgelegt, teurer, geringere Gewichtszulassung. Specialized Diverge STR: ebenfalls auf Komfort optimiert, vorne komfortabler und besser abstimmbar, geringere Gewichtszulassung, schwerer, deutlich teurer, nur 1-fach Antriebe, geringere Reifenfreiheit. Canyon Grizl CF SLX: auf Komfort am Sattel abgestimmt, ähnliche Bikepacking-Qualitäten, aber geringere Gewichtszulassung, ähnliche Reifenfreiheit, sportlichere Sitzposition, etwas schwerer, in vergleichbarer Ausstattung rund 500 € günstiger.
Fazit – Giant Revolt Advanced Pro
Das Giant Revolt Advanced Pro 1 kann in so vielen Punkten glänzen, dass es als Allround Gravel-Bike zur Spitze zählt. Hoher Komfort, eine vielseitige Übersetzung, große Reifenfreiheit und überlegene Bikepacking-Qualitäten dank generöser Gewichtszulassung verleihen ihm fast schon eine Sonderstellung. Die Ausstattung des Testrades ist durchdacht und hochwertig, dafür ist der Preis angemessen und liegt im Vergleich eher auf der günstigen Seite.
Giant Revolt Advanced Pro – Pro / Contra
Stärken
- Komfort
- Vielseitigkeit
- Bikepacking-Qualitäten
- Souveränes Fahrverhalten
- Gewichtszulassung
- Wertige Ausstattung
Schwächen
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Preisvergleich
Testablauf
Hier haben wir unsere Fahreindrücke gesammelt:
- Bergisches Land Circa 150 km mit circa 70 % Gravel-Anteil in welligem Terrain mit kurzen Anstiegen bis 20 % und maximal 110 Hm am Stück, einfache und etwas gröbere, auch mal felsige Trails, Abfahrten bis circa 60 km/h, Regenwetter. Sowie auf der Rennrad-News Standard Gravel Testrunde.
Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, also vormontiert. Testräder werden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Für den Test werden die Räder gewogen, die Sitzposition wird bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen und die Reifen auf den mittleren empfohlenen Reifendruck befüllt. Für eventuelle Geländefahrten wird der Reifendruck zusätzlich auf den unteren empfohlenen Wert gesenkt. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
- Vorlieben bei der Geometrie
- Gemäßigt sportlich, eher lang
Noch mehr Gravel Bike Tests auf Rennrad-News:
- Giant Revolt Advanced Pro 1 Test: Anspruch auf die Gravel-Allrounder Krone
- Trek Checkmate SLR 7 AXS Test: Gelungener Gravel-Schachzug
- Lapierre Crosshill CF – erster Test: Feine französische Gravel Bike Art?
- Neues Cube Nuroad C:62 EX im Test: Highend-Graveln für 3.000 €
- Neues Ghost Asket CF – erster Test: Feines Gravel Bike fürs Grobe
30 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDas ist sicher ein gutes Rad, aber optisch holt mich das Revolt einfach nicht ab, hat es aber noch nie.
Eigentlich mag ich die Giant Formensprache aber hier ist mir das Sloping zu viel.
Der Verzicht auf UHD und die Versteifung auf 2-fach Setups verstehe ich auch nicht.
Beachtenswert aber das geringe Gewicht mit der schweren Rival, was da wohl mit der Red XPLR drin wäre...
Bin super zufrieden mit dem Vorgänger Revolt Advanced Pro 1 - ein super Bike für Bikepacking-Touren und Bikepacking-Races. Gleichzeitig auch mein Winter-Bike. Warte mit einem Update aber auch auf eine Version mit UDH. Ansonsten klare Empfehlung für die Revolt-Reihe.
Generell finde ich Gravel/ Rennräder mit voll integrierten Zügen potthäßlich. Der Vorbau/ Steuerrohrbereich sieht immer aus wie eine monströse Litfaßsäule ,erst recht im Zusammenspiel mit den Hinterbauten
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