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Giant TCX Advanced Pro 2 im Test
Gravelst du noch oder crosst du schon?

Das Giant TCX Advanced Pro 2 im Test: Warum Gravel nehmen, wenn man auch TCX haben kann? Eine Frage, die wir uns nach dem ausgiebigen Fahren des gerade erst komplett neu aufgestellten Testbikes stellten. Es gibt gute Gründe, aber das spielerisch leichte und mit 2.699 € auch noch günstige Giant lässt doch Raum zum Grübeln.

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Steckbrief Giant TCX Advanced Pro

EinsatzbereichTour, Cyclocross, Gravel
RahmenmaterialCarbon
GabelCarbon
Gewicht (o. Pedale)8,5 kg
Stack572 mm
RahmengrößenS, M, M/L, L, XL (im Test: M/L)
Websitewww.giant-bicycles.com
Preis: 2.699 Euro

Giant hat sein Cyclocross-Wettkampfgerät TCX erst vor wenigen Monaten komplett neu aufgestellt. Dabei ereignete sich fast im Verborgenen der CX-Nische ein kleine Revolution: Mit 850 g Rahmengewicht in Größe M ist das TCX Advanced Pro selbst für ein Disc-Roadbike ausgesprochen leicht – für ein Offroad-Rennrad geradezu federleicht. Vergleichbares gibt es eigentlich nur im High-End-Bereich bei Gravel Bikes wie dem Open UPPER. Schaut man auf das Preisschild für das Einstiegsmodell in die Cyclocross-Baureihe, das wir fahren konnten, muss man sich bei den aufgerufenen 2.699 € schon fast die Augen reiben. Noch dazu angesichts des Fachhandelsverkaufs. Dass die Einsteigergruppe SRAM Apex 1×11 verbaut ist, wirkt da nicht erklärend. Ob da irgendwo ein Haken ist, wollten wir im Test klären; außerdem wollen wir nicht vergessen zu untersuchen, was das Bike in seinem erklärten Einsatzgebiet zwischen dem Flatterband kann.

Video: Giant TCX Advanced Test

Im Detail

An Glitter und Glamour am Lack hat man sich als Rennrad-Redakteur in den letzten Jahren ja fast schon gewöhnt. Aber dass das Farbwechselspiel schon sub 3.000 Euro anfängt, ist noch immer etwas Besonderes. „Chameleon Nova“ heißt der zwischen Blau- und Violett-Metallic changierende Lack des Giant TCX Advanced Pro 2, der immer wieder ein Hingucker ist. Dabei ist das Oberrohr zum Tragen leicht abgeflacht, wie sich das für ein Cyclocross-Rennrad gehört. Das Unterrohr dagegen ist an der Oberseite gekappt, wie man es von Aero-Rennrädern kennt. Auch die Sitzstreben sind leicht nach unten versetzt, was aber hier dem Komfort dient – dazu gleich mehr. Schön gelöst ist die seitliche Schraube für die Sattelstützklemmung: gut zugänglich und effektiv. Auch die Leitungen und Züge sind leicht erreichbar, weil sie nur teils im Rahmen verlaufen. Wer meint, die leicht ovalen Spacer könnten für eine Innenverlegung ab Cockpit dienen, wird allerdings enttäuscht. Hier geht es nur um die Optik.

Diashow: Giant TCX Advanced Pro 2 im Test: Gravelst du noch oder crosst du schon?
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# Das Giant TCX Advanced Pro 2 kommt als wettkampftaugliches Paket für 2.699 € - Mit einem Kampfgewicht von genau 5 Kilo ohne die Laufräder
# Tiefer angsetzte Sitzstreben, aber nur leicht abfallendes Oberrohr für schnelles Schultern
# Der „Chameleon Nova“-Lack changiert zwischen Blau und Violett

Die feinen Details beschränken sich zum Glück nicht auf die Optik. Der Rahmen hat neben dem Gewicht technisch einiges zu bieten. Ein Highlight ist die D-förmige Carbon-Sattelstütze. Nicht nur, weil sie mehr Federkomfort erzeugt als manches ausgewiesene Dämpfungskonzept, um dem Fahreindruck vorzugreifen. Auch, weil problemlos auf eine runde Stütze wechseln kann, wenn gewünscht, was Giant hoch anzurechnen ist. Sogar eine absenkbare Stütze (30,9 mm) lässt sich hier einsetzen. Und nicht zuletzt wurde die Einschubhöhen-Markierung optimal ablesbar gehalten.

# Das UCI Siegel bescheinigt dem TCX Advanced Pro-Rahmen die Rennzulassung
# Die Sattelstützklemmung ist perfekt zugänglich und hielt die Stütze sicher
# Die D-förmige Carbonsattelstütze ist vorbildlich markiert ...
# ... und lieferte im Zusammenspiel mit dem Giant Approach-Sattel einen hervorragenden Komfort

Das „TCX“-Kürzel auf dem Oberrohr verpflichtet natürlich zu Wettkampftauglichkeit. Schließlich handelt es sich um das Modell, mit dem die Disc-Bremse im Querfeldeinsport populär wurde. Schutzblech- oder Gepäckträgermontagemöglichkeiten sucht man deshalb vergebens. Aber zum Glück hat Giant dem Renndiktat samt UCI-Zulassung nicht jede Vielseitigkeit geopfert. Zwei Flaschenhalter-Gewindepaare im Rahmen lassen Spielraum für längere Touren als eine Stunde Rundenhatz.

# Der Name verpflichtet - Das TCX verhalf der Scheibenbremse im CX-Sport zum Durchbruch
# Mit einer 140-mm-Disc hinten ist es perfekt an den Einsatzbereich angepasst - Vorne setzt Giant inzwischen ebenfalls auf 160 mm
# Die Maxxis All Terrane-Reifen in 33 mm erwiesen sich als fähige Allrounder ...
# ... auch in tiefem Geläuf: Das offene, mittelhohe Profil erzeugt ordentlich Traktion
# In Rahmen und Gabel ist offiziell Platz für Reifen bis 45 mm in 700c. So sieht es vorne mit einem gemessen 42 mm breiten Specialized Rhombus aus ...
# ... und so war der verbleibende Raum hinten an der Kettenstrebe mit dem breiten Reifen.

Ebenso wertvoll ist, dass Giant offiziell Reifen bis 45 mm in 700c freigibt. Das ist so viel wie bei vielen Gravel Bikes. Wir haben zum Test 42 mm breite Reifen eingesetzt. Hier hatten wir keinerlei Probleme mit Schlammansammlung. Allerdings ging es dann zumindest am Hinterbau schon recht eng zu, so eng, dass maßgetreue 45er Stollenreifen auf den breiten Felgen nah an die Kettenstreben kommen dürften. An der Gabel werden dagegen in der Praxis sogar 47 mm breite Reifen in 700c fahrbar sein.

Mit Steckachsen in 12×100 mm und 12×142 mm sowie Flat-Mount-Disc-Bremsen folgt das Giant TCX Advanced Pro ansonsten den üblichen „Standards“ für Geländerennräder.

Ausstattung: 1-fach gut

Wie Giant das herausragende Rahmenset unseres TCX Advanced Pro-Testrades komplettiert hat, verdient Lob. Zwar werden Shimano-Fans nicht bedient – unter 3.000 Euro gibt es nur SRAM. Aber die komplette SRAM Apex 1-fach-Gruppe ist konsequent auf den Einsatz im Querfeldeinsport zugeschnitten. Die Übersetzung von 40 Zähnen vorne zu 11-36 hinten passt zum Einsatzbereich: Auf schwer rollendem Terrain und kurzen steilen Stichen ist sie zu Hause. An langen Rampen im Wald verursacht sie aber eher schwere Beine. Erleichterung ist möglich, denn das SRAM Apex 1×11-Schaltwerk kann maximal Kassetten bis 42 Zähne ansteuern. Absolut keine Probleme gab es aufgrund der Kupplung im Schaltwerk mit Kettenschlagen in ruppigem Gelände. Die Kettenführung, die statt eines Umwerfers montiert ist, verhinderte 100-prozentig das Herabfallen. Auch bei ganz unsanftem Abstellen des Bikes nach einem Sprung über die Barrieren blieb der Gliederstrang immer auf den Zähnen.

# Alle TCX Advanced Pro-Modelle sind mit 1x-Gruppen aufgebaut - Unser Einstiegsmodell mit einer SRAM Apex 1x11 und 40-Zähne-Kurbel vorne.
# Das Apex-Schaltwerk hinten schafft maximal Kassetten bis 42 Zähne - Montiert ist eine dem Einsatz gemäße 11-36-Kassette
# Die Kettenführung verhinderte erfolgreich einen Abwurf unter allen Bedingungen
# Bei den SRAM Apex Double Tap-Schalthebeln dient ein- und dieselbe Schaltwippe zum Hoch- und Runterschalten
# Mit der Dichtung des Lagers gab es auch unter den miesen Testbedingungen über 2 Monate keine Probleme
# Die Züge sind am Cockpit außen verlegt und leicht zugänglich

Noch ein dickes Plus des Giant TCX Advanced Pro 2 sind die konventionell eingespeichten Giant Rennrad-Laufräder. Ihre Alufelgen besitzen mit 25 mm Maulweite sehr hohe Sicherheitsreserven gegen Durchschläge. Und sie bieten sich hervorragend an, um den Druck für maximale Traktion und Halt in den Kurven weit abzusenken. In die gleiche Kerbe schlägt, dass sie ab Werk tubeless aufgebaut sind. Und so ließen sich die Maxxis All Terrane-Reifen auch mit einem Druck unter 2.0 bar im Test fahren, auch wenn das die Empfehlung des Herstellers unterschreitet. Gefürchtetes „Burping“, also Luftverlust durch kurzfristiges Heben des Reifens aus dem Felgenbett, trat nicht auf. Im Gegenteil, der Reifen blieb auch im Notbetrieb ohne Luft nach Defekt für den (kurzen) Heimweg vom CX-Übungsparcours auf der Felge. Einziges Manko: Eine strenge Prüfung durch die UCI-Kommissare würde das Set-up nicht standhalten. Denn mit 34 mm bauen die Reifen auf diesen Rädern genau 1 mm breiter als die maximal im CX-Sport erlaubten 33 mm. Ich bin allerdings in einem regionalen Rennen noch nie mit dem typischen „Messklotz“ kontrolliert worden.

Typisch CX ist nicht zuletzt die kleinere Scheibe der Disc-Bremse hinten. Ihre 140 mm Durchmesser verhindern ein schnelles Blockieren des Hinterrades. So lässt sich im Gelände feinfühlig zwischen Driften und Rollen wählen. Wer die Vielseitigkeit des TCX Advanced Pro fürs Bikepacking nutzen will, sollte allerdings über eine größere Scheibe nachdenken.

# Der Giant Contact-Lenker ist am Pro 2 aus Alu und schön schmal für den Rennkurs
# Ein hoher Reach und weit unten montierte Shifter bringen eine sportliche Sitzposition an den Hoods
# Kurze Rückbiegung lässt den Knien Raum in den Kurven
# Der Vorbau ist – gemessen an heutigen Gravel-Maßstäben – lang - Der Übergang von den Spaßern zum Vorbau wurde schön gelöst
# Einlass für das Schaltseil am Unterrohr - Hier ist theoretisch Platz für einen weiteren Zug für 2-fach

Damit zum Abschluss der Ausstattungsschau noch ein Blick auf den Lenker, der auch beim Advanced Pro 1 zum Einsatz kommt. Auch diese Alu-Dropbar ist für Rundkurse und Renngeschehen ausgelegt, mit viel Drop für ein effektives Absenken des Oberkörpers und recht schmaler Auslegung (420 mm), um in der Enge des Kurses nirgends anzuecken. Wer das TCX Advanced als Gravel Bike einsetzen will, wird hier tunen wollen Richtung Langstreckentauglichkeit.

Neben dem getesteten Giant TCX Advanced Pro 2 bietet Giant seine CX-Wettkampfwaffe 2021 in Deutschland noch in 2 weiteren, teureren Versionen an. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Schaltgruppen und die Laufräder. Denn dort kommen Carbon-Hochprofil-Laufräder in Hookless-Ausführung zum Einsatz. Für Antrieb und Schaltung ist man auf 1-fach festgelegt, entweder 1×11 Shimano GRX oder 1×12 SRAM Force AXS-Funkschaltung.

Model NameTCX Advanced Pro 0TCX Advanced Pro 1TCX Advanced Pro 2
Preis UVP4.999 €3.799 €2.699 €
FarbenCarbon/Chameleon Neptune/ChromeCarbon/Unicorn WhiteChameleon Nova
RahmenAdvanced Carbon, 142 x 12-mm-Steckachse, discAdvanced Carbon, 142 x 12-mm-Steckachse, discAdvanced Carbon, 142 x 12-mm-Steckachse, disc
GabelVollcarbon, disc, 100x12-mm-SteckachseVollcarbon, disc, 100x12-mm-SteckachseVollcarbon, disc, 100x12-mm-Steckachse
Schalt-/BremshebelSRAM Force eTap AXS hydraulic 1x12Shimano GRX RX-810 hydraulic 1x11SRAM Apex 1x11
SchaltwerkSRAM Force eTap AXSShimano GRX RX-810SRAM Apex 1
BremsenSRAM Force eTap AXS hydraulic DiscShimano GRX RX-810 hydraulic DiscSRAM Apex 1 hydraulic Disc
KassetteSRAM Force, 12-speed, 10x33Shimano Ultegra, 11x34SRAM PG1130, 11x36
KetteSRAM Force D1, 12-speedKMC X11SL-1SRAM PC1110
KurbelSRAM Force D1 DUB, 38 Z.Shimano GRX RX-810, 40 Z.SRAM Rival 11x, 40 Z.
TretlagerSRAM DUB, press fitShimano, press fitSRAM GXP, press fit
LaufradsatzGiant SLR-1, 42 mm Profilhöhe, 700x19c, hooklessGiant SLR-2, 700x19c, hooklessGiant P-X2 Disc, hookless
ReifenMaxxis All-Terrane, 700x33c, tubelessMaxxis All-Terrane, 700x33c, tubelessMaxxis All-Terrane, 700x33c, tubeless
SattelstützeGiant D-Fuse SLR, compositeGiant D-Fuse SLR, compositeGiant D-Fuse, composite
SattelGiant Fleet SLGiant Fleet SLGiant Approach
VorbauGiant Contact SLGiant Contact SLGiant Contact
LenkerGiant Contact SLRGiant Contact SLGiant Connect
ExtrasGiant 1x Chainguide, tubeless vorbereitetGiant 1x Chainguide, tubeless vorbereitetGiant 1x Chainguide, tubeless vorbereitet

# Die Giant P-X2-Laufräder sind schwer, aber machen das Fahren viel einfacher
# Ihre Felgenbreite von 25 mm unterstützt beim Fahren mit niedrigem Druck

Geometrie: nicht ganz cross

Warum bewährtes verändern ist die Devise, nach der Giant mit der Geometrie des TCX Advanced verfährt. Sie gleicht auch beim 2021er Modell dem Vorgänger bis auf das wenige Millimeter höhere Steuerrohr. Das werte ich in Zeiten eines allgegenwärtigen Erneuerungsgebotes als Vorteil.

Zumal die Geometrie für meinen Geschmack ein ziemlicher Volltreffer ist. Leicht sportliches Sitzen trifft auf leicht beruhigte, aber nicht vollkommen aufs Geradeaus-Graveln fixierte Fahrwerksauslegung. Über alle Rahmengrößen hinweg wird man platziert wie auf einem sportlichen Endurance-Rennrad.

Zudem ist der Lenkwinkel für eine noch agile Steuerung bei traditioneller Vorbaulänge nur leicht abgeflacht. Auffällig lang fallen die Kettenstreben mit 430 mm aus, was für ein Cyclocrossrad, das vor allem gut um enge Kurven kommen soll, etwas überrascht – sich aber anders als erwartet niederschlug.

# Das TCX Advanced Pro positioniert seine Fahrer*innen eher sportlich, wie es für ein CX-Bike passt

CX-typisch hoch ist das Tretlager positioniert. Die Giant-Entwickler senkten es nur 60 mm weit ab, mithin rund 1,5 cm weniger als bei extremen Gravel Bikes. Der Vorteil ist, dass am Schräghang und in engen Kurven mehr Platz zum Pedalieren bleibt. Nebenbei dürfte es auch jene freuen, die ihr Giant TCX Advanced mal mit weniger großen 650b-Laufrädern fahren wollen, denn dann bleibt ebenfalls noch ordentlich Luft unter der Pedale.

Rahmengröße S M ML L XL
Laufradgröße 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C
Reach 370 mm 375 mm 385 mm 395 mm 406 mm
Stack 540 mm 556 mm 572 mm 589 mm 603 mm
STR 1,46 1,48 1,49 1,49 1,49
Lenkwinkel 71° 71,5° 72° 72,5° 72,5°
Sitzwinkel, effektiv 73,5° 73° 73° 73° 73°
Oberrohr 530 mm 545 mm 560 mm 575 mm 590 mm
Steuerrohr 133 mm 148 mm 163 mm 178 mm 193 mm
Sitzrohr 505 mm 525 mm 545 mm 555 mm 565 mm
Überstandshöhe 788 mm 807 mm 826 mm 832 mm 845 mm
Kettenstreben 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm 430 mm
Radstand 1.014 mm 1.020 mm 1.030 mm 1.040 mm 1.055 mm
Tretlagerabsenkung 60 mm 60 mm 60 mm 60 mm 60 mm
Gabel-Offset 50 mm 50 mm 50 mm 50 mm 50 mm

Im Vergleich zum Giant Gravel Bike Revolt (hier unser Giant Revolt Test) fällt der Lenkwinkel des TCX in Testgröße 1 Grad steiler aus, während der Stack 1,5 cm niedriger ist und die Überstandshöhe deutlich höher. Wer es gemütlicher haben will, sei also klar ans Revolt verwiesen.

Auf dem Kurs: Kick mich!

So sitzt man: Im Sattel des Giant TCX Advanced Pro 2-Testrads stellt sich vom ersten Moment an das Gefühl ein, dass es hier um Radsport geht, nicht um Radfahren. Die Geometrie ist auf dem Papier durchaus für Langstrecken praktikabel. Aber auf meinem Testbike mit 2 cm Spacern und 100 mm-Vorbau sitze ich schon „mitteltief“. Bei 76,6 cm Sitzhöhe messe ich 7 cm Überhöhung. Hinzu kommt, dass sich der Bogen des Giant Contact-Lenkers weit nach vorne schwingt. Und so kommt in der geländetypischen Bremsgriffhaltung schon ordentlich Gewicht aufs Vorderrad – das muss kein Nachteil sein, im Gegenteil, auf dem CX-Rennkurs passt diese Auslegung für gute Führung in rutschigen Kurven gut. Schön, dass der Giant Approach-Sattel aus dem Gesamteindruck ausschert. Er gibt sich nicht sportlich hart, sondern gut gedämpft und komfortabel.

# Auf der Straße fühlt es sich fast an wie ein Rennrad - Wenn man sich die Stollenreifen wegdenkt, die aber ebenfalls besser rollen, als vermutet
# Wir haben das TCX nicht nur über den urbanen ...
# ... CX-Spielplatz geschickt, sondern auch im Geländekurs und auf Gravel getestet

Auf der Straße: So ein Rad kommt doch vom Kofferraum auf den Kurs, mag man einwenden. Aber das wäre verschenkt, denn auf der Straße macht das TCX Advanced richtig Spaß. Im Antritt wirkt es so agil wie Roadbikes der Preisklasse und kann auch richtig Strecke machen. Die All Terrane-Reifen rollen recht laut ab. Mit Straßenslicks ist aber in Sachen Fahrspaß kein Unterschied zum Rennrad spürbar. Einzig die Übersetzung ist mit den gröberen Gangsprüngen und dem fehlenden Abfahrtsgang (40-11) ein Begrenzer.

Die Pflicht auf dem CX-Kurs: Natürlich habe ich das Giant TCX Advanced ausgiebig in Cyclocross-typischer Manier getestet – in Ermangelung von Rennen eben auf selbst gesteckten Kursen. Beim harten Antritt am Start macht es mit dem überaus steifen Rahmen eine gute Figur. Es ist ein Bike, das zum „Kicken“ und Sprinten geradezu einlädt.

# Treppentest - Das leichte und perfekt zu schulternde TCX macht das lästige Tragen einfacher, Schnappatmung lässt sich dennoch nicht vermeiden
# Ein Bike wie das TCX ...
# ... lädt immer zum Spielen und Üben ein

Die ausgewogene Steuerung macht es leicht, der Fahrlinie zu folgen, trifft die goldene Mitte aus „direkt für enge Kurven“ und „ruhig für technischere Stücke“. Fußüberlappung zum Vorderrad war für mich kein Thema. Man kann das TCX schön um 180-Grad-Kehren zirkeln, die Steuerung kippt dabei nie weg, wie es an anderen Bikes vorkommen kann. Dabei gefielen die Maxxis All Terrane-Reifen mit ordentlichem Grip auf weichen Böden in der Kurve ebenso wie mit guter Selbstreinigung im Schlamm. Auch der unten kurze Lenker ist beim Kurvenfahren auf dem CX-Kurs ein Plus, weil er den Knien nie im Weg ist.

An steilen, rutschigen Anstiegen machen sich die langen Kettenstreben positiv bemerkbar und erleichtern es, die ein Quäntchen Traktion zu behalten. Muss das Rad dann doch auf die Schulter, liegt es gut und das flache Oberrohr drückt nirgends. Nicht zuletzt erweist sich die 140-mm-Scheibe hinten bei den geringen Geschwindigkeiten und rutschigen Untergründen als Vorteil, weil ihre Kraft besser dosierbar ist. Die SRAM Apex Disc-Bremsen gefallen insgesamt mit guter Dosierbarkeit und nicht übertriebener Bissigkeit.

# Im Sand im Element, aber auf Gravel auch nicht zu verachten
# giant tcx 2021 test-19
# giant tcx 2021 test-22

Am Berg: Auch wenn das Giant TCX in Sachen Gewicht und Spritzigkeit nichts vermissen lässt, ist es doch keine Bergziege. Auch das liegt an der Übersetzung, die mit 40 zu 36 noch nicht 1:1 erreicht. Wer das TCX für längere Bikepacking-Touren nutzen will, tut gut daran, den Spielraum des Apex-Schaltwerks bis 42 Zähne auszunutzen.

Die Kür auf dem Trail Kurz gesagt: Was ich mit einem guten Gravel Bike an Trails fahren kann, das geht auch mit dem Giant TCX Advanced Pro. Die Geometrie kann auch bergab mithalten, wie wir schon beim Test des günstigeren Alu-Modells eindrucksvoll erfahren konnten. Allerdings ist die Sitzposition in Kombination mit den weit unten am Lenker platzierten Schaltbremshebeln am Testrad ein Spaßbegrenzer. Wer mehr Trails als CX fährt, wird hier umrüsten und mehr Spacer drin lassen. Das SRAM Apex 1×11 hielt zudem die Kette wirkungsvoll vom Schlagen ab.

# In engen Kurven merkt macht sich die CX Geometrie positiv bemerkbar - Fußüberlappung ist kein Thema

Das ist uns aufgefallen

Test-Fazit: Giant TCX Advanced Pro 2

So leicht, so bewährt, so gut: Am Giant TCX Advanced Pro 2021 trifft neue Leichtigkeit auf eine erprobte Race-Tauglichkeit. In Sachen Gewicht fährt es in der Cyclocross-Klasse ganz vorne, beim Preis eher hinten. Vielen anderen Wettkampfgeräten hat es zudem die größere Reifenfreiheit voraus, die einen Vergleich mit Gravel Bikes zulässt. Von Gravel Bikes wiederum kann es sich mit geringerem Gewicht distanzieren – muss nur in Sachen Anbaumöglichkeiten Abstriche hinnehmen. Auf dem Rennkurs besticht es in allen relevanten Punkten. Unterm Strich für den Einstieg ins Renngeschehen eine glasklare Empfehlung, die wie gemacht ist für schrittweises Tuning.

Pro / Contra

Pro

  • Sehr leichtes, schmuckes Rahmenset
  • 100 % für CX-Rennen tauglich
  • Ohne Abstriche an CX angepasste Ausstattung
  • Für ein Wettkampfgerät vielseitig
  • Preis/Leistung

Contra

  • 2-fach wäre noch vielseitiger, aber nicht weniger renntauglich
# So leicht, so bewährt, so gut

Ein Top-Crosser für mich auf jeden Fall, aber auch eine Alternative zum Gravel Bike in Zeiten knapper Lieferfähigkeit? Was denkt ihr über das Giant TCX Advanced Pro 2?


Testablauf

Hier haben wir unsere Fahreindrücke gesammelt:


Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, also vormontiert. Testräder werden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Für den Test werden die Räder gewogen, die Sitzposition wird bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen und die Reifen auf den mittleren empfohlenen Reifendruck befüllt. Für eventuelle Geländefahrten wird der Reifendruck zusätzlich auf den unteren empfohlenen Wert gesenkt. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
Tester-Profil: Jan Gathmann
Körpergröße 180 cm
Schrittlänge 86,5 cm
Oberkörperlänge 64 cm
Armlänge 58 cm
Gewicht 75-76 kg
Jan fährt alles, was einen Rennbügel hat: Rennrad, Cyclocrossrad, Gravelbike, Bahnrad. Nach einem kurzen Ausflug in die Amateurrennen ohne nennenswerte Ergebnisse beschränken sich seine Renneinsätze auf Hobby-CX-Rennen und das eine oder andere Jedermannrennen. Lieber kurz und schmerzvoll als lang und schmerzreich, lieber Frühjahrsklassiker als Alpenmarathon. Längere Etappentouren mit Gepäck stehen zahlreich auf der Wunschliste und werden nach zeitlichen Möglichkeiten eingestreut. Strava: https://www.strava.com/athletes/3294693.
Ich fahre hauptsächlich
Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
Vorlieben bei der Geometrie
Gemäßigt sportlich, eher lang
Text/Fotos: Jan Gathmann
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