Offener Brief an die UCI zu Glukose-Sensor Radprofi-Daten zeigen häufige Unterzuckerung

Glukose-Sensoren sollen auch im Rennen getragen werden dürfen, weil sie Gesundheitsschäden verhindern können, findet Hersteller Supersapiens, vor allem vor dem Hintergrund der Leistungs-Gewichtsoptimierung. Der Supersapiens Gründer wendet sich jetzt mit einem offenen Brief an den Radsportverband UCI.
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Nach dem Aberkennen eines Podiumsplatzes beim Radrennen Strade Bianche in Italien kochte eine Diskussion um das Tragen von Glukose-Sensoren in Radrennen auf. Kristen Faulkner hatte einen solchen Sensor im Rennen am Arm und wurde deshalb nachträglich von der UCI disqualifiziert. Die Sportlerin beteuerte zwar, nicht gemessen zu haben, geahndet wird aber das bloße Tragen. Hintergrund: Sensoren sind teuer und können, einmal abgenommen, nicht mehr genutzt werden. Faulkner war kurzfristig nachnominiert worden. (Bericht zur Falkner-Disqualifikation).

Jetzt fordert der Sensor-Hersteller Supersapiens die UCI dazu auf, solche Glukose-Sensoren und ständige Blutzucker-Messungen ganz offiziell in Radrennen zuzulassen. In einem offenen Brief an UCI-Präsident David Lappartient argumentiert Supersapiens Gründer Phil Sutherland, dass die Blutzucker-Kontrolle gerade im Rennen und bei langen Trainingseinheiten Gesundheitsrisiken vermeiden könne.

„Die Daten von Hunderten von Supersapiens-Nutzern zeigen, dass das Profi-Peloton unterversorgt ist, insbesondere während längerer Trainingsblöcke und Rennen. Wenn eine chronische Unterversorgung über einen längeren Zeitraum auftritt, besteht für die Athleten das Risiko, das RED-S-Syndrom (Relative Energy Deficiency in Sport) zu entwickeln, das nachhaltige Auswirkungen auf die Knochendichte, das Immunsystem und die Herzfunktion haben kann“, heißt es in dem Brief.

Außerdem weist Sutherland darauf hin, dass die UCI bisher der einzige Sportverband sei, der die Verwendung von CGM –(Kontinuierliche Glukose Messung) untersagt habe. Zudem bekräftigt er, dass sich sowohl die größte Radprofivereinigung CPA als auch mehrere WorldTour Teams für den Einsatz von den Geräten ausgesprochen hätten. Die CPA ist von der UCI als Sprachorgan der Profis anerkannt.

Eine Rolle bei der Verfassung des Briefes dürfte auch gespielt haben, dass Supersapiens nach eigenen Angaben zuvor die Einsetzbarkeit des Sensors mit der WADA und dem IOC geklärt hat und grünes Licht bekam.

Hier findet ihr den Sutherland Brief an die UCI im Wortlaut.

Was denkt ihr – kommt die Glucose-Überwachung im Radsport langfristig doch?

Foto: Screenshot Instagram

57 Kommentare

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  1. Inwieweit das subkutane Einsetzen des Sensors eine Injektion von Enzymen zur Beeinflussung der Performance ist, ist wohl diskutierbar, finde ich.

    Man muss aber ziemlich haarspalterisch argumentieren, um das als Injektion zu sehen. Der UCi tut das offenbar.
    Naja, die "Injektion von Enzymen" kann man schlecht bestreiten. Die sind zwar am Sensorfaden fest, schwirren also nicht im Körper herum, aber sie sind immerhin unter der Haut.

    Die Beeinflussung der Performance hingegen ist nicht gegeben (wird ja von einigen hier Diskutierenden, die selbst gegen den Einsatz sind auch bestritten). Das Zeug hat ja keine Wechselwirkung mit dem Körper und ändert nichts an dessen Verhalten oder Leistungsfähigkeit. Das ist eher so wie ein Pulsmesser den man trägt und der einen warnt, wenn man den "gesunden Bereich" verlässt.

    Es geht also rein darum, dass das unter der Haut ist? Wäre der Einsatz dann erlaubt, wenn die berührungslosen optischen Systeme marktreif sind? Welchen Unterschied würde es machen? War Laktatmessung eigentlich früher auch verboten?
  2. Verwundert bin ich aber ueber die Angabe des Messbereiches: 50-200mg/dl. 2.Wahl-Sensoren? 🤣 Dafuer teurer als die fuer Diabetiker.
    Kommt man als nicht-Diabetiker je ausserhalb dieses Bereichs an? Selbst mir würde das reichen, denn es geht hier sicher nur um die Messgenauigkeit, und die interessiert mich unterhalb von 50 oder oberhalb von 200 nicht mehr so sehr. Ich glaub der Dexcom zeigt unterhalb von 30 eh nur noch "LOW" und oberhalb von 400 "HIGH".
  3. Es geht also rein darum, dass das unter der Haut ist?
    Offenbar ja. Eine solche Regel greift ja nicht am Nutzen einer Massnahme (hier: Zuckerspiegel-überwachung) ein, sondern nur an der Tatsache, dass was unter die Haut geht.
    Solche Regeln sind leicht zu überwachen. Das versteht jeder Funktionär.
  4. Aus dem oben zitieren UCI Regularien "without medical indication", heißt für mich, mit tue ggf möglich.

  5. Unterzuckerung im Leistungssport, wer hätte das gedacht?
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