GoPro Fusion im Test: Die US-Amerikaner stellten mit der Fusion schon vor einer Weile die erste firmeneigene 360°-Kamera vor und sehen einiges Potenzial im vollen Blickfeld – ist sie die bessere Action-Cam oder eher eine technische Spielerei? Nach dem Test der Insta360 hat MTB-News die Fusion mit konventionellen Helmkameras verglichen. Auch für Rennradfahrer fanden wir den Vergleich interessant.
GoPro Fusion: Infos und Preise
Die GoPro Fusion arbeitet mit zwei Kameras mit extra großem Blickwinkel, um sich ein 360°-Bild zusammenzusetzen. Die Linsen sitzen Rücken an Rücken leicht versetzt in einem Gehäuse von etwa der Größe eines Kartenspiels – darüber hinaus präsentiert sich die Kamera vollwertig: Wechselakku, zwei MicroSD-Slots und eine flexible Arretierung. Als Zubehör gibts einen Teleskop-Handgriff, welcher auch als Stativ verwendet werden kann.
- Foto-Funktion 18 MP/30fps
- Video-Format 5,2K30,
- Wasserdichtigkeit bis 5 m
- Features 4 Mikrofone, USB-C-Anschluss, Sprachsteuerung, Videostabilisierung
- Akku 2630 mAh Li-Ionen Akku (wechselbar)
- Abmessungen 74 x 75 x 40 mm
- Gewicht 220 g
- https://de.shop.gopro.com
Preis 629,99 € (UVP) | Bikemarkt: GoPro Fusion kaufen
In der Hand
Die Fusion ist ein ganz schöner Brummer, zumindest wenn man die „normale“ GoPro gewöhnt ist. Tatsächlich ist das Gerät ziemlich genau doppelt so schwer. Es gibt, wie in guten alten Zeiten, nur ein kleines schwarz-weiß Display vorne drauf; auf den Touchscreen muss man verzichten. Dafür kann man die GoPro natürlich wie gewohnt mit dem Smartphone koppeln.
Video
Im Video seht ihr die unterschiedlichen Aufnahmemodi und die Bildqualität der Fusion am besten – viel Spaß!
Und hier zum Herumdrehen im Video – die Qualität ist ob des enormen Speicherplatzes etwas heruntergerechnet.
Einrichtung/Konfiguration
Mit der Fusion ist man schnell vertraut, wenn man schon einmal eine GoPro bedient hat. Wichtig sind, wie üblich, zwei schnelle microSD-Karten. Diese müssen mindestens Class 10 oder UHS-II/III erfüllen. Auch die Kopplung mit der Handy-App (für iOS und Android) gelingt per WLAN schnell und einfach. Der Akku lässt sich per USB-C laden. Zusätzlich zur Kamera benötigt man entweder die Smartphone-App oder die Software Fusion Studio auf dem Rechner (für Mac und PC), um mit den Aufnahmen etwas anfangen zu können.
Auf dem Trail/Bedienung
Filmen mit der Fusion ist einfach, sogar einfacher als mit einer normalen Actioncam. Der Grund: Über die Ausrichtung muss man sich fast keine Gedanken machen, schließlich kann man das Video hinterher beliebig drehen und auch am Bildwinkel spielen. Die Sprachsteuerung funktioniert ganz ordentlich, erreichte aber während der Fahrt nicht die 99 %-Zuverlässigkeit, die man benötigt, um wirklich nur noch diese zu verwenden.
Das höhere Gewicht fällt auf einem Halbschalenhelm negativ auf – auch wenn man sich daran gewöhnt, würde ich sagen: wirklich gut montiert man die Fusion beim Biken deshalb am besten am Chestmount oder auch auf einem Fullfacehelm. Der mitgelieferte Stativ-Griff-Selfiestick ist für Zeitrafferaufnahmen nützlich: Sein Fuß ist dann im 360°-Video kaum zu sehen und sorgt für die notwendige Höhe über dem Boden, die einer Rundum-Aufnahme visuell gut tun.
Die Fusion ist natürlich mit GoPro-Zubehör kompatibel – die klassische, drehbare Aufnahme findet sich auch hier. Schön ist die Wasserdichtigkeit ohne Gehäuse, auch wenn das die prominent hervorstehenden Linsen natürlich der Gefahr des Verkratzens aussetzt.
Das Potential der 360°-Videos ist vielfältig: So sind ein größerer Bildwinkel, eine nachträgliche Bildwinkel-Korrektur und Schwenks per Software möglich. Tatsächlich ergeben sich diverse neue Kameraperspektiven, vertraute Bildausschnitte lassen sich mit dem Fisheye-Effekt neu interpretieren.
Auswertung
Die Farben des Bildmaterials im .mp4-Format mit H264-Codec sind, GoPro-üblich, schön lebendig. Wer es flacher haben und selbst kontrollieren will, kann die GoPro-Farben auch deaktivieren. Die Bildqualität ist trotz der 5,2K-Auflösung effektiv geringer als gewohnt. Das liegt daran, dass man zumeist ja hinterher nur einen Bildausschnitt verwendet, der dann schlicht bei weitem nicht alle verfügbaren Pixel nutzt: Diese erstrecken sich ja auf 360° X 180°. Mit Dunkelheit geht die GoPro gut um, Wunder darf man aber natürlich auch hier nicht erwarten und der Weißabgleich stößt hier schneller an seine Grenzen. Die besten Bilder gibt es wie üblich bei schönem Sonnenlicht. Die Akkulaufzeit ist überraschend gut, die erzeugten Datenmengen sind enorm.
Das Stitching der beiden Kamerabilder geschieht erst hinterher auf Smartphone oder PC. Bis dahin liegen tatsächlich einfach zwei Videodateien auf den zwei getrennten MicroSD-Karten. Der Import am Mac direkt aus der Kamera funktionierte bei mir nicht, stattdessen musste ich die Videodaten manuell und in bestimmter Ordner-Nomenklatur importieren, was ich als etwas unkomfortabel bezeichnen würde. Anschließend können in Fusion Studio die verschiedenen Bildeinstellungen angewandt werden: Man kann das Bild ausrichten, eine „Tiny-Planet“ Perspektive wählen, den Ton ausrichten oder rundum aufnehmen, und, ganz wichtig: Das Verhalten bei Kamerarotation einstellen. So kann die GoPro entweder sämtliche Bewegungen kompensieren oder eine Stabilisierung anwenden, die der tatsächlichen (physischen) Orientierung der Kamera folgt. Nachdem diese Videoeinstellungen gewählt und per Vorschau überprüft wurden, muss zeitaufwändig gerendert werden. Das dauert auf dem Laptop trotz dezidierter Grafikkarte lang, auf dem Smartphone geht es recht flugs.
Das Stitching der Aufnahmen ist dann fast fehlerfrei: Lediglich ein sehr kleiner Bereich im Bild zeigt bei bestimmten Motiven eine auffällige Naht; der Montagepunkt direkt unter der Kamera ist versetzt, weil die Linsen nicht direkt hintereinander montiert sind. Je nachdem, was unter der Kamera zu sehen ist, fällt das wenig oder ziemlich stark auf. Insgesamt ist das Ergebnis aber dennoch beeindruckend gut: aus 2 Bildern entsteht tatsächlich ein Rundumbild. Faszinierend sind ebenfalls die Funktionen, die das eingebaute Gyroskop ermöglicht: „Anti-Shake“ gleicht Vibrationen sehr effektiv aus. „Volle Stabilisierung“ sorgt dafür, dass die Kamera immer in die gleiche Richtung zu schauen scheint – fährt man also eine Kurve, ändert sich die (virtuelle) Kamerausrichtung – das erzeugt einen coolen Effekt. Ernüchternd ist, dass in GoPro Fusion Studio keine Keyframes für virtuelle Schwenks gesetzt werden können. Hier ist der Benutzer also auf andere Software angewiesen. Fortgeschrittene Videoschnitt-Programme wie Adobe Premiere oder Final Cut Pro X erlauben ein Ausrichten der 360°-Aufnahmen per Keyframe. Zumindest bei Final Cut Pro X ist das klassische Overcapture-Feature zur Auswahl eines Bildausschnitts ist nicht vorgesehen: Apple erzeugt eine Ausgabe als 360°-Video, das dann beispielsweise bei YouTube hochgeladen wird und dann beim Betrachten die Auswahl des Blickwinkels zulässt.
Fazit – GoPro Fusion
Die Kamera als Hardware überzeugt insgesamt, trotz des hohen Gewichts. Wechselakku, Wasserdichtigkeit, Formfaktor - dafür gibt es den Daumen hoch. Die Übertragung und Verarbeitung der Daten ist software-seitig aber hinreichend umständlich und sorgt dafür, dass ich bis auf weiteres gern die „normale“ Actioncam ausrichte, solange sie über eine ähnlich gute Bildstabilisierung verfügt – seid auf den Test zur GoPro Hero 7 gespannt!
Pro / Contra
Pro
- Bildstabilisierung
- Wechselakku
- Bildqualität
Contra
- Fusion Studio Software
- Stitching sichtbar direkt unter Kamera (je nach Motiv)
- Gewicht
Nutzt ihr eine Action-Cam am Rennrad?
Testablauf
Die Fusion wurde uns von GoPro für die Dauer des Tests zur Verfügung gestellt. Wir gingen damit Skifahren, Fahrradfahren, bei Tag und Nacht, im Schnee und in der Sonne.
- Fahrstil
- verspielt, sauber und mit vielen Drifts
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Die richtige Mischung aus Komfort und Popp macht’s
- Vorlieben bei der Geometrie
- Relativ niedrig, relativ lang
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