Siebenmal die Höhe des Mount Everest in einer Woche mit dem Rennrad fahren – dazu will Kai Saaler nächste Woche im Schwarzwald starten. Mit seinem Guinness Weltrekordversuch will der Deutsche, der eigentlich auf dem Mountainbike zu Hause ist, auf Autoimmunerkrankungen aufmerksam machen.
Severest – siebenmal den Mt. Everest bezwingen
Kai Saaler wird am 17. Juni zu einem Guinnes Weltrekordversuch auf dem Rennrad starten. „Severest“ nennt er selbst das Vorhaben. Sieben Everestings, also die 8.848 Meter des höchsten Bergs der Erde an sieben aufeinanderfolgenden Tagen. Insgesamt 65.000 Höhenmeter sollen beim Weltrekordversuch für den Mann aus Hasel im Schwarzwald auf dem Programm stehen – zum Vergleich: Die Fahrer der Tour de France absolvieren rund 55.000 Höhenmeter – in drei Wochen.
Für Saaler ist das weder Urlaub, noch eine Fernreise. Kai kennen Leserinnen und Leser unseres Schwestermagazins MTB-News.de bereits seit mehr als zehn Jahren als Langstrecken-Spezialisten auf dem Mountainbike. Aufgrund einer folgenreich verlaufenden Corona-Infektion 2021, musste Kai sich einer Herz-OP unterziehen – er ist aber nun wieder am Start, mit einem neuen, verwegen klingenden Projekt.
Der gute Zweck: eine Stiftung für Autoimmunerkrankungen
Andreas Beseler erkrankte 1992 an Multipler Sklerose – die von ihm gegründete Stiftung „Besi & Friends“ hilft Menschen mit neurologischen oder Autoimmunerkrankungen – und sammelt mit Sportevents Spenden für diesen Zweck. Auch Kai Saalers Guinness-Rekordversuch steht unter diesem Stern:
„Ich werde mich in dieser Woche quälen, das wird nicht schön“, lacht Saaler. Seine Motivation für die Quälerei bezieht er aus den Schicksalen, erkrankter Menschen und Weggefährten, die teilweise auch leider schon verstorben sind. „Es ist ein Privileg, morgens aufstehen zu können und ich möchte für die kämpfen, die es nicht mehr können“, sagt Saaler. Den Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde zu schaffen, wäre schön. Aber sein Hauptziel sei es, Autoimmunerkrankungen sichtbar zu machen und Spenden zu sammeln. Diese gehen an die Stiftung aus Hessen: „Andreas hat eine bewegende Lebensgeschichte und ist trotz MS Erkrankung 2024 die Rocky Mountains mit dem Rennrad abgefahren. Ein Echtes Vorbild, was ich mit meiner Aktion unterstützen möchte.“ So Saaler zu seiner Spendenmotivation.
Severest – ein Mammutprojekt
Saaler plant, an sieben aufeinanderfolgenden Tagen je ein sogenanntes „Everesting“ zu absolvieren. Dabei wird ein Anstieg so oft mit dem Rad befahren, bis 8.848 Höhenmeter, also die Höhe des Mount Everests, erreicht sind. Dafür wird Saaler jeden Tag einen neuen Schwarzwaldgipfel zum Achttausender machen: „Täglich fahre ich etwa 13 Stunden und verbrenne dabei 10.000 Kalorien“, berichtet der Rekordanwärter.
Um die nötige Fitness zu bekommen, trainiert Kai zwischen 28 und 36 Stunden in der Woche. Neben seinem Vollzeitjob wohlgemerkt. „Ich habe einen langen Leidensweg nach der OP hinter mir. Der Anfang war wirklich hart und ich war am sportlichen Nullpunkt angekommen. Als ich im August (2023, die Redaktion) mit dem Training begonnen habe, schaffte ich nicht einmal 6 Kilometer ohne Muskelkater zu joggen. Ich habe das Training sukzessive gesteigert. Jetzt trainiere ich zwei- bis dreimal am Tag und habe ein enormes Trainingspensum“, beschreibt Saaler seine Vorbereitung.
Während des Severestings trägt er Puls- und Glukosemesser, um im optimalen Bereich Leistung zu erzielen. Damit der Rekordversuch auch fürs Guinnessbuch zählt, sind aufwendige technische Vorkehrungen nötig – eine genaue Vermessung der Strecken, Live-Position via Internet und Wildkameras an der Strecke, die festhalten, wann und wie oft Kai an ihnen vorbeifährt.
Die Berge des „Severestings“
Am Montag, den 17. Juni 2024 beginnt der Rekordversuch am Hochblauen, den er von Badenweiler aus 14 Mal bezwingen muss, um die Höhenmeter des Mount Everests zu erreichen. Dienstag folgt der Belchen von Aitern aus, den er 12 Mal befährt. Mittwochs hat sich Saaler die legendäre Strecke des Schauinslandkönig verordnet, bevor er am 20. Juni zehnmal den Kandel von Waldkirch aus bezwingen muss. Tags darauf ist Saaler in Oppenau und befährt 14 Mal den Anstieg der Zuflucht. Samstags wird Saaler von Sasbachwalden aus 12 Mal zur B500 und am Mummelsee vorbei auf die Hornisgrinde kurbeln. Der Abschluss wird am 23. Juni von Baden-Baden aus, auf die Rote Lache sein, die er 24 Mal befahren muss. Breite Unterstützung erfährt der Mountainbiker dabei durch seine Familie und Unterstützer, aber auch von öffentlicher Seite.
Begleiten möglich
Nach seiner eigenen Sicherheit gefragt, berichtet Saaler, dass es keine Straßensperrungen geben wird. „Das ist bei den stark befahrenen Passstraßen leider nicht möglich und wäre ein enormer Aufwand gewesen. Ich bin quasi bei meinem Severest-Projekt nur ein Rennradler, der auf öffentlichen Straßen fährt, aber dafür können natürlich auch alle Leute dazu kommen und mit mir mitfahren. Dabei ist es egal, ob man, wie ich, mit dem Rennrad fährt oder mit einem anderen Fahrrad. Dabei sein ist alles, egal ob MTB, Gravel, Liegerad, Einrad, mit Bio-Antrieb oder elektrisch unterstützt.
Ab 6 Uhr morgens bis abends bin ich an den Bergen und freu mich über mentale, aber natürlich auch über Spendenunterstützung“. Bei der Frage, wie er mental die Herausforderung meistern will, lacht er: „Ich bin tatsächlich noch nie ein Everesting gefahren – vielleicht ist das schlecht, vielleicht ist das auch gut.“ Aber grundsätzlich gilt für ihn: „Aufgeben ist keine Option.“ Chronisch erkrankte Menschen hätten ja schließlich auch nicht die Wahl, aufzugeben.
Infos zu Streckenverlauf und Weiteres gibt es auf Instagram unter @kai_saaler_official und auf www.severest.de. Über die Webseite kann auch unkompliziert über den Spendenlink mit dem Kommentar „Severest“ gespendet werden.
7 Mal den Everest – würdest du dir das antun?