Rennrad-News

Hausbesuch bei Fidlock
Am Anfang war das Cello

Und irgendwann kam der Punkt, an dem der weltweit tourende Profi-Cellist Joachim Fiedler keine Lust mehr hatte. Keine Lust mehr auf dieses leidige Bändchen im Cellokasten, das regelmäßig dafür sorgte, dass der Cellobogen nur höchst umständlich im Kasten befestigt werden konnte. Und so begann die Story von Fidlock.

Vollständigen Artikel lesen …

So ähnlich spielte sich die Inititialzündung zur Gründung von ab, denn zu diesem Zeitpunkt kamen die Magneten ins Spiel. Joachim Fiedler hatte schon immer gerne Dinge erfunden und entwickelt, und so kam ihm die Idee, einen magnetischen Schnappverschluss für sein Cello zu bauen. Der erste Entwurf sah, nun ja, wie ein Entwurf aus – nicht hübsch, aber er funktionierte. Der Mechanismus wurde so lange verbessert, bis der Bogen perfekt und vor allem einhändig im Cellokasten befestigt werden konnte.

Wie alles anfing

# Fidlock-Firmengründer Joachim Fiedler - Werdegang, ganz grob: Vom Profi-Musiker zum Unternehmer
Diashow: Hausbesuch bei Fidlock: Am Anfang war das Cello
Diashow starten »
# Mit dem Cello-Kasten fing alles an – als Profi-Musiker war Fiedler darauf angewiesen, sein Instrument schnell zu entnehmen und wieder verstauen zu können
# Nicht schön, aber selten: Der allererste Prototyp eines Fidlock-Magnetverschlusses - dieser hatte die gleiche Funktion wie die aktuelle Variante, sieht allerdings doch improvisierter aus
# So sieht die Profi-Variante aus: Der kleine Hebel sorgt für das Öffnen der Halterung …
# … und schon kann der Cello-Bogen eingelegt werden

Man könnte meinen, dass diese Geschichte nun beendet wäre. Stattdessen ging es nun erst richtig los: 2007 wurde Rucksack-Fabrikant Tatonka auf die pfiffigen Magnetverschlüsse aufmerksam und stellte fest, dass diese als Klappenverschluss für Rucksäcke ganz schön smart sein könnten – der erste Großkunde war da und auch der Name: Aus Joachim Fiedlers Nachname und dem englischen Verb für „verriegeln“ wird: Fidlock.

# Der Rucksackriese Tatonka fragte 2007 an, ob man nicht eine Kooperation eingehen könne
# Neben den Outdoor-Spezialisten aus Dasing bei Augsburg zählen unter anderem die Marken Ergobag oder Step by Step zu den Kunden - Auch im Fotobereich ist Fidlock vertreten – beispielsweise vertraut Tenba auf die Magnetverschlüsse

Nun ging es Schlag auf Schlag: Die Firma wuchs in kurzer Zeit vom Start-Up zum mittelständischen Unternehmen mit mittlerweile 51 Mitarbeitern heran und entdeckte immer mehr Aufgabenfelder für die Verschlüsse, die grundsätzlich immer nach dem gleichen Schema funktionieren: Einer oder mehrere Magnete ziehen einen mechanischen Verschluss zusammen und lassen sich im Anschluss einhändig durch Drehen, Schieben oder Ziehen wieder leicht lösen.

Patente, Patente, Patente – und Nike

Nach Tatonka wurden schnell weitere Taschen- und Rucksack-Hersteller auf die Firma aus Hannover aufmerksam, und so sorgt Fidlock mittlerweile dafür, dass ein nicht unwesentlicher Teil an Herstellern Magnetverschlüsse in verschiedensten Formen und Varianten verbaut. Dass diese praktisch ausschließlich von Fidlock kommen, ist kein Zufall: Von Beginn an sorgte Firmengründer Fiedler akribisch dafür, dass die Verschlüsse patentrechtlich so stark abgesichert sind wie Fort Knox. Das war und ist weiterhin in erster Linie Chefsache: Über die Jahre hat sich Fiedler penibel in das deutsche und chinesische Patentrecht eingelesen, praktisch wöchentlich kommen neue Patente hinzu und zieren Wände und Treppenhäuser der Fidlock-Zentrale.

# Wir haben schon geschrieben, dass Gründer Joachim Fiedler ein absoluter Patentliebhaber ist – im Treppenhaus hängen „einige“ davon.
# Hier beispielsweise das Patent des klassischen Fidlock-Verschlusses
# Von der Explosionszeichnung im Patent zum fertigen Produkt

Es folgt der Ritterschlag: Sportgigant Nike fragt nach einem Magnetverschluss für ein Airmax-Modell an. Und auch über Taschen, Rucksäcke und Schuhe hinaus finden die Verschlüsse Anwendung. Speziell Helmhersteller setzen vermehrt auf den einhändig zu öffnenden Magnetverschluss.

# Ritterschlag: Nike benötigte für einen neuen Schuh einen speziellen Verschluss. Warum nicht eine Firma aus Hannover fragen?
# Darf's noch etwas extravaganter sein? Der Nike Air Force 270 Safari mit Magnetschnalle
# Die Optik ist Geschmackssache …
# … auffällig sind die Magnetverschlüsse an den Nike-Schuhen auf jeden Fall!
# Kommen wir zu den etwas bekannteren Einsatzgebieten: Bei einer Vielzahl von Rucksackhelmen kommen Fidlock-Verschlüsse an den Kinnriemen zum Einsatz. - Abus, O'Neal, Smith, Nutcase, Fox, Bell, MET – diese und weitere Hersteller haben den Verschluss mit dabei
# Der O'Neal Fullface-Helm mit Fidlock-Verschluss
# Wir bleiben im Bikebereich: Bei Rucksack-Hersteller Camelbak sind die Magnet-Verschlüsse beispielsweise an der Trinkblase zu sehen
# Statt den Schlauch immer aufs Neue festzuklemmen, lässt sich dieser abdrehen und anklicken.
# Das System ist unabhängig von der Trinkblase und an jeden Schlauch montierbar.
# Der Genickschutz von Alpinestars wird per Magnetkraft geklemmt und geöffnet
# Etwas unauffälliger ist dieses Snap-On-System: einfach anlegen, fertig
# Das gleiche System ist auch bei Kappen anwendbar
# Uvex stellt nicht nur Bike-, sondern auch Schutzhelme her.
# Hier wird der Verschluss verwendet …
# … um das Visier einfach an- oder abzuschnallen

Start im Bike-Business

Auch wenn Helme durchaus mit Mountainbiken zu tun haben – Fidlock erschien erst vor einigen Jahren wirklich auf der Bildfläche, als die Fidlock-Flasche mit magnetischer Halterung vorgestellt wurde. Auf Basis des magnetisch-mechanischen Flaschenhalters folgten verschiedene Flaschengrößen, eine komplett neue Flasche und weitere fahrradspezifische Produkte wie eine Satteltasche. Diverse Prototypen und Neuentwicklungen runden das Programm ab, einige stellen wir euch weiter unten vor. Mittlerweile besteht die Abteilung „Bike“ aus fünf Personen, die den Kopf voller Ideen und alle Hände voll zu tun haben – wir sind gespannt, was da in Zukunft noch so kommt.

# Die Palette des Fidlock Bike-Bereichs ist klein, wächst aber stetig.
# Das Team rund um das Thema Bike besteht aus Holger Knorr, Johanna Beyer, Friedemann Richter und Johannes Eisenblätter - Seit unserem Besuch ist noch ein weiterer Mitarbeiter hinzugekommen
# Key Account Manager Holger schaut Johannes über die Schulter
# Das Logo ganz oben sehen wir doch gerne!
# Ja, auch das kleine Bike-Team besteht quasi nur aus Radfahrern!

Folgt uns nun auf den Rundgang durch die Firma!

# Einblick in eins von drei Stockwerken – in den Strandkörben lässt es sich pausieren oder beraten
# Nicht gestellt: Immer wieder kommt es zu Arbeitsatmosphären auflockernden Schaumstoffgeschoss-Duellen in den einzelnen Bürotrakten - Grundsätzlich gibt es dann zwei Möglichkeiten: In Deckung gehen oder …
# … mitmachen. Die Geräte dazu liegen überall verteilt.
# Büropflanzen als Tarnung: Die Schaumstoff-Prokrastinierer sind jederzeit griffbereit!

Die Sache mit der Flasche

Ursprünglich als Spaß- und Werbeprodukt für Fidlock-Kunden gedacht, war die Nachfrage nach der ersten Version der Flasche größer als gedacht. So wurde die Trinkflasche ins Sortiment aufgenommen. Speziell bei Fahrerinnen und Fahrern mit wenig Platz im Rahmen ist die kleine Variante der Flasche beliebt.

# Die einzelnen Stadien der FIDLOCK TWIST Bottle, die sich aus einem Spaß- und Werbeprodukt für Fidlock-Kunden zu einem der spannendsten Einzelprodukte der Firma entwickelt hat - nachdem die ersten Flaschen in Asien produziert wurden, kommt die neue Fidlock-Flasche aus Italien
# Vorher und nachher: Speziell die Befestigungsplatten sorgten anfangs nicht für perfekte Haltbarkeit
# Prototyp des Dreh-Klick-Mechanismus
# Die neueste Version der Flasche verfügt nun über einen Flaschenkunststoff, der um die Platte herumgeblasen wird und so sicherer verbunden wird
# Zudem ist die Flasche nun leichter zu quetschen als die harte erste Version
# Alles zur neuen Flasche erfahrt ihr in unserem ersten Test - https://www.mtb-news.de/news/vorgestellt-fidlock-twist-590/
# Im Gegensatz zur Bikeflasche ist diese Flasche ganz regulär mit dem deutschen Mehrwegflaschen-System vereinbar

Entwicklung, Prototypen und Experimente

# Die hauseigene Werkstatt im Keller bietet allerlei Gerätschaften zum Testen und Ausprobieren - diese präzise CNC-Fräse sorgt dafür, dass man in-house direkt neue Prototypen produzieren kann
# Stoffe, Bänder und Gurte sind unabdingbar …
# … ebenso wie die drei Nähmaschinen im Haus - das größte Einsatzgebiet von Fidlock sind und bleiben Rucksäcke, Riemen und Taschen – und so wird an den Nähmaschinen selbst Hand angelegt, um Verschlüsse direkt am Stoff zu testen
# Auch wenn die Flaschen nicht in Hannover produziert werden, so wird natürlich mit Magneten gearbeitet und experimentiert
# … und dafür braucht es natürlich Magneten!
# … viele Magneten.
# Fidlock Hausbesuch-80
# Fidlock Hausbesuch-81
# Fidlock Hausbesuch-82
# Auch das aktuelle Lager ist mittlerweile wieder viel zu klein geworden
# Kreatives Chaos, das einen Grund hatte …
# … es waren nämlich noch fünf Tage bis zur Eurobike.
# Damit die Flaschen auch hängend nicht abfallen, wurde für die neue Flasche viel ausprobiert und mit diesem spartanischen, aber effektiven Testgerät auf die Haltbarkeit getestet
# Aus verschiedenen Höhen wird die Flasche in der Apparatur fallengelassen …
# … bis sie recht unsanft unten aufkommt. - Mit der aktuellen Flasche soll es dank der neuen Produktionsmethode praktisch nicht mehr möglich sein, diese beim Biken zu verlieren.
# Ein neues Projekt, das mit der Bike Base-Grundplatte funktioniert - Diese Abus-Schlosshalterung ist mit Fidlock-Technik entwickelt worden und passt statt Flasche ganz regulär auf die Bike Base. Beispielsweise, wenn man mit dem MTB mal zum Einkaufen fährt und so statt Flasche das Schloss montieren kann
# Anders als die Flaschen lässt sich das Schloss nicht drehen. Stattdessen ist es zusätzlich gesichert …
# … indem man den orangenen Hebel zieht, befreit sich das System
# Eine weitere Entwicklung, die derzeit getestet wird, ist dieser Saugnapf, der als Basis für eine Handyhalterung dient
# Die Test-Hülle hat einen flachen Magneten integriert
# Mithilfe eines Magneten wird das Handy an den Saugnapf angedockt - Magnetkraft sowie ein Vakuum halten es dann in Position
# Hält!
# Drückt man einen kleinen Hebel, strömt Luft ein und das Vakuum verschwindet
# Das war es von Fidlock und (fast) mit diesem Bürogebäude im Herzen Hannovers - denn dies ist schon wieder zu klein geworden, sodass die Fidlock-Belegschaft (fast) schon wieder auf gepackten Büro-Ordnern sitzt. Wir wünschen schon einmal einen guten Umzug!

Das war es von Fidlock – nutzt ihr vielleicht auch schon (unwissentlich) Produkte der Firma?

Interessant? Hier findest du weitere Hausbesuche und Blicke hinter die Kulissen der Bikebranche auf Rennrad-News.

Die mobile Version verlassen