Flandriens heißen in Belgien Rennfahrer, die sich unter besonders heroischen Bedingungen Rennsiege bei den Frühjahrsklassikern erkämpfen. Wenn am ersten Aprilwochenende die hier bekanntere Flandernrundfahrt startet, dauert die Saison der Flandriens bereits anderthalb Monate. Sie beginnt mit dem Openingsweekend und hat etwa Halbzeit bei Nokere-Koerse. In Deutschland noch weniger bekannt ist, dass es zu beinahe jedem Frührjahrsrennen auch eine „Cyclosportieve“ – kurz „Cyclo“ – gibt. So heißen in Belgien die Hobbyveranstaltungen zu den Rennen, die in etwa mit einer RTF vergleichbar sind. Dort arbeiten nicht nur Belgier hart an ihrem Ruf als Flandriens, sondern auch einige verwegenere Deutsche fahren mit, während sich ganze Vereine Richtung Süden verkrümeln. Wir haben User Virenque nach seinen Erfahrungen bei Nokere Koerse Cyclo gefragt, das dieses Jahr besonders schwer war.
Wann hast Du die Entscheidung getroffen, an der Danilith Nokere-Koerse Cyclo teilzunehmen? Was hat Dich daran so gereizt?
Die Entscheidung fiel ziemlich früh im Winter. Da ich schon längere Zeit zu den Frühjahrsklassikern nach Belgien pilgere, bot sich das Wochenende mit der Cyclo-Version von Nokere Koerse gleich doppelt an. Am Samstag davor war in Gent nämlich noch die Veranstaltung ‘Omloop van Vlaanderen’, an der ich auch schon mehrmals teilgenommen habe. ‘Danilith Nokere Koerse Cyclo’ war allerdings neu für mich und wurde auch zum ersten Mal ausgetragen. Darauf war ich neugierig, da die Strecke nicht nur über die bekannten Hellingen in den flämischen Ardennen führte, sondern auch unbekanntes Terrain berührte.
Wie würdest Du Deine Rennradevent-Biografie in 5 Sätzen beschreiben – 1.000 Eventkilometer oder eher 10.000?
Meine erstes Event überhaupt war 1988. Natürlich in Belgien. Tilff-Bastogne-Tilff. Die Hobbyversion von Lüttich-Bastogne-Lüttich. Ca. 250 schwere Kilometer durch die Ardennen. Das hat mich bis heute geprägt. Ich bin seitdem endlos viele Eventkilometer gefahren. Wohl eher 100.000 ;).
War es schwer einen Startplatz zu bekommen?
Zu dieser Veranstaltung konnte man sich online voranmelden. Die Startgebühr war 17€. Ich glaube, die Startplätze waren nicht limitiert. Also kein Problem einen Startplatz zu bekommen.
Wie lief es dann vor Ort? Entsprach es Deinen Erwartungen?
Nach der Anmeldung im Internet bekam ich einen QR-Code per Mail zugesand. Dieser wurde am Start gescannt. Dann bekam man eine Startnummer, die man am Lenker befestigte. Einen Sticker mit den markanten Punkten und Kilometerangaben konnte man sich, wenn man wollte, auf das Oberrohr seines Rades kleben. So hatte man alle ‘Schwierigkeiten’ im Blick. Man wurde so sehr zügig am Start abgefertigt und konnte schnell auf die Strecke. Diese Prozedur kannte ich schon von vielen anderen Veranstaltungen.
Wie fandest Du die Streckenführung?
Mich reizte die Streckenführung schon im Vorfeld, da sie diesmal nicht nur über die bekannten Hellingen in Flandern führte. Nur der Nokereberg und Tiegemberg waren mir schon von zahlreichen anderen Veranstaltungen bekannt. Unter anderem natürlich auch von der Ronde van Vlaanderen. Sonst war die Strecke eher flach und führte über die sanften Hügel um Kruishoutem und Deinze. Es wurden drei Schleifen gefahren. Der ‘Knotenpunkt’ war quasi in Deinze. Diese Stadt wurde zweimal angefahren. In der war auch eine Verpflegungsstelle.
War die Region es wert, den Kopf zu heben und auch mal die Beine hängen zu lassen?
Diese Region war mir noch nicht so bekannt. Sehr dünn besiedeltes Gebiet mit lieblichen Dörfern, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Landschaftlich wirklich reizvoll. Und auf den üblichen Panzerplatten-Strassen war erfreulich wenig Autoverkehr. Ich habe die Fahrt durchaus genossen und das ganze eher als lockere ‘Trainingsfahrt’ gesehen.
Wie wurde gefahren? Gemütlich oder eher Puls 200 mit Ansage?
Mir steckte die Veranstaltung vom Vortag mit reichlich Höhenmetern noch in den Beinen. Da war ich auch mal an die Grenzen gegangen. Für Nokere Koerse war eigentlich ruhiges Tempo geplant. In der Nacht bis in den Morgen hatte es sehr stark geregnet, so dass einige Wirtschaftswege komplett unter Wasser standen. Das machte die Fahrt daher sehr speziell und ließ eigentlich auch nicht immer ‘Renntempo’ zu. Ich bin die Tour also eher locker angegangen.
Wie war die Stimmung? Schnell Freunde gefunden?
Durch die starken Regenfälle in der Nacht waren ungewöhnlich wenige Teilnehmer auf der Strecke. Trotzdem kam ich einmal mit einem Belgier ins Gespräch. Wir unterhielten uns auf englisch. Er sprach mich an, weil er mein Rad toll fand. Ich fahre die belgischen Frühjahrsklassiker immer mit einem alten Stahlrahmen und 32er Bereifung. Mein Rad fällt unter all dem Highend-Material und Karbon schon mal auf.
Was waren Deine Highlights – menschliche, sportliche landschaftliche?
Tatsächlich hat es mir die Landschaft dieser Region sehr angetan. Zum Mittag kam auch die Sonne raus und ließ die Gegend noch schöner erscheinen. Nebenbei habe ich weitere Kilometer für mein erstes Highlight in diesem Jahr sammeln können: De Ronde van Vlaanderen.
Welche Ausrüstung hattest Du, also was für ein Rad und welche Kleidung?
Zu meinen Rad hatte ich ja schon oben ein paar Zeilen geschrieben. Obwohl zum Nachmittag Temperaturen bis 15°C angesagt waren, habe ich wegen des morgendlichen Regens und strammen Windes auf Thermokleidung, sprich Winterklamotten gesetzt. Ich bin eher der Typ, der schnell friert.
Warst Du zufrieden damit oder hat Dir irgendwas unterwegs gefehlt?
Trotz der ‘milden’ Temperaturen war es mir nie zu warm. Als es noch regnete hätte ich auf die wärmere Kleidung ungern verzichtet. Ich bin schliesslich auch kein Renntempo gefahren.
https://www.strava.com/activities/1447819161/
Kennst Du vergleichbare Veranstaltungen auf dem Rennrad?
Die Veranstaltung ist Teil der sogenannten ‘Etixx Classics Tour’. Daneben gibt es noch die Veranstaltungsserien ‘Proxismus Cycling Challenge’ und ‘Cycling Heroes Tour’ in Belgien. Alles Hobbyveranstaltung auf vergleichbarem Niveau. Informationen findet man darüber unter www.peloton.be
Was müsste passieren, damit Du dort nochmal am Start stehst – oder was könnte Dich davon abhalten?
Ich reise immer gerne nach Belgien, wenn man an zwei Veranstaltungen an einem Wochenende teilnehmen kann. Wenn es also im nächsten Jahr wieder terminlich hinhauen sollte, wäre ich wieder am Start. Ach ja – und das Wetter muss einigermaßen mitspielen! Bei frostigen Temperaturen oder Dauerregen lasse ich schon mal ein Event ausfallen.
Danke für Deine Antworten und weiterhin gute Fahrt!
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