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Der Deutsche Jonas Deichmann hat gestern seine Rekordfahrt vom Nordkap nach Kapstadt erfolgreich beendet. Er fuhr die 18.000 km mit dem Rennrad 30 Tage schneller als der bisherige Weltrekord. Wir haben kurz mit ihm gesprochen.

„Um 18.53 Uhr Ortszeit am 19. November kam ich endlich an der Küste hier in Kapstadt, Südafrika an“, schreibt Jonas auf Facebook. Für den Deutschen Ultracylist endet nach 72 Tagen, 7 Stunden und 27 Minuten seine Rekordfahrt vom Nordkap in Norwegen nach Kapstadt. 18.000 Kilometer liegen hinter ihm. Und er war 30 Tage schneller als der bisherige Weltrekord. Im Kurz-Interview, das wir am Telefon geführt haben, schildert er die herausragenden Momente.

RN: Hallo Jonas, Du siehst sehr gesund und gut gelaunt aus, auf dem WhatsApp-Foto, das wir gerade gesehen haben, wie geht es Dir, ich hätte gedacht, Du müsstest vollkommen erschöpft aussehen?

Jonas: Mir geht es wirklich gut. Ich bin super happy! Ich weiß aus Erfahrung von der Panamerica (2018 fuhr Jonas die 23.000 km von Alaska nach Feuerland solo in Rekordzeit, Anmerkung der Redaktion), dass man die Müdigkeit aufschieben kann.

Was hast Du bei Deiner Ankunft als erstes gemacht?

Also, ich habe als erstes auf dem Platz, auf dem ich angekommen bin, ein Bier getrunken. Dann haben wir noch eine Party gemacht, eine Bar-Tour. Okay, das zweite Bier habe ich dann schon deutlich gemerkt.

Wer war da, um Dich zu begrüßen?

Phillip (Hympendahl, Anmerkung der Redaktion) war da. Er hat mich ja lange auf der Tour begleitet, um Fotos zu machen. Er musste leider in Afrika wegen einer Lebensmittelvergiftung aussteigen. Und dann war auch das Team meines Radsponsors Curve da (Gejubel im Hintergrund) und natürlich Pål, der das Foto gemacht hat.

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Diashow: Jonas Deichmann Nordkap – Kapstadt Rekord: „Ich bin super happy!“
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Philip musste aussteigen, hattest Du auch Probleme?

Natürlich hatte ich auch Probleme. Allein dreimal hatte ich auch eine Lebensmittelvergiftung. In Russland hat mich ein Lkw zu dicht überholt und mich mit dem Seitenspiegel an der Schulter erwischt. Sehr gefürchtet habe ich mich, als ich in Äthiopien in Unruhen gekommen bin. Dort gab es einen ethnischen Konflikt, in dem auch viele Menschen gestorben sind, ich meine über 100 Tote. Ich habe mich einen Tag in einem Hotel verbarrikadiert. Aber dann wollte ich weiter. Das Problem ist in solchen Situationen: Niemand kann dir, sagen, ob es jetzt vorbei ist oder ob es noch andauert und wo. Es gibt keine Informationen. Auf der Fahrt bin in noch einmal in einen Mob geraten, der durch die Straßen rannte, ich wollte flüchten, junge Leute sind mir in eine Gasse gefolgt und sahen sehr bedrohlich aus, ich glaube, hier würde man sagen Hooligans, aber alte Menschen haben sich schützend vor mich gestellt und in ein Hotel gezogen. Wir machen einen Film, und darin werden wir es dokumentieren. Insgesamt kann ich sagen, dass die Unberechenbarkeit der Reise in Afrika das größte Problem war, jeden Tag kann etwas Unvorhergesehenes passieren. Von der Strecke ist die Panamerica eindeutig schwieriger.

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Und die schönsten Momente?
Hatte ich auch in Afrika. Das Schönste waren die Tiere in Afrika. Einmal lief nach einem langen Tag vor Sonnenuntergang auf einmal eine Elefantenherde direkt vor mir über die Straße. Das sind Momente, wenn so etwas passiert, dann war es ein schöner Tag!

Was war die längste Etappe?
Die längste waren 335 km in 14 Stunden.

Wo war das?
Das war auch in Afrika, es war der Schlusssprint.

Schlusssprint? Den hättest Du mit 30 Tagen Vorsprung auf den bisherigen Rekord ja eigentlich nicht gebraucht.
Der Rekord muss jetzt schon ein bisschen halten (lacht)! Ich habe vor meinem Start 75 Stunden als Ziel vorgegeben und das will ich dann auch erreichen.

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Hattest Du eine Strategie?
Ich kann nicht schnell fahren, ich kann immer nur Grundlage fahren. Es geht dann nur darum, wieviel Zeit man auf dem Rad verbringen kann. Langsam fahren und kontinuierlich. Und ich weiß aus meiner Erfahrung, ich kann auf Dauer, über Monate nicht mehr als 250 km pro Tag im Sattel sitzen. Dann ist es im Grunde eine einfache Rechnung. Die Distanz, Reservetage einplanen, und am Ende steht eine Summe an Tagen. Ich bin bei allen 3 Ultracycling-Rekordvorhaben genau an dem Tag angekommen, den ich mir vorgenommen habe. Interessant ist: Man endet immer da, wo man es sich zum Ziel gesetzt hat, nie früher.

Jetzt muss der Rekord noch offiziell anerkannt werden.
Ja, das ist ein langer Prozess (lacht)!

Was für ein Rad bist Du eigentlich gefahren?
Ich habe die ganze Ausrüstung und Packliste auf meiner Facebook-Seite, für alle, die es interessiert. Was ich gemerkt habe: Diesmal bin ich mit einem Titan-Rennrad von Curve gefahren, sonst Carbon. Carbon ist für Pässefahrten und so wirklich ideal, wenn es um Gewicht und Dynamik geht. Aber auf der Langstrecke hat mich Titan jetzt sehr überzeugt, der Komfort, das Robuste.

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Wie geht es jetzt weiter?
Morgen fliege ich schon zurück. Übermorgen halte ich den ersten Vortrag in der Schweiz (Jonas gibt Motivationstraining, Anmerkung der Redaktion). Richtig Urlaub mache ich erst ab Mitte Dezember für sechs Wochen. Ich weiß, die Müdigkeit kann ich noch aufschieben, aber sie kommt. Wenn ich vom Kopf her abschalte, kriege ich die Beine nicht mehr hoch, aber man kann es hinaus zögern.

Du hast jetzt schon 558 persönliche Glückwünsche auf Facebook. Was möchtest Du anderen mit auf den Weg geben, die sich für Deine Fahrten begeistern?
Man muss seine Träume verwirklichen! Auch für mich ist es bei jeder Rekordfahrt das Schwierigste, an die Startlinie zu kommen. Das Anfangen ist das Wichtigste. Und ich möchte natürlich allen danken, die mich bei diesem Abenteuer unterstützt haben.

Einen öffentlichen Vortrag von Jonas Deichmann gibt es am 27. November in München: https://www.facebook.com/events/517777568775966/

Was möchtet ihr Jonas sagen?


Hier lest ihr mehr zu Ultracycling auf Rennrad-News

Interview: Jan Gathmann / Fotos: Pål Laukli

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