Jonas Deichman hat auf seinem Duathlon quer durch die USA seine Radstrecke absolviert und ist in L.A. angekommen. Wie es ihm auf der ersten Hälfte des Duathlons ergangen ist, darüber haben wir kurz mit ihm gesprochen.
(Update 26.07.2023)
Los Angeles erreicht – Radstrecke absolviert
Den ersten Teil seines Duathlons quer durch die USA hat Jonas Deichmann geschafft: In 26 Tagen hat der Extremsportler 5.400 Kilometer durch 11 Staaten der USA zurückgelegt.
Vor allem die endlosen, monotonen Maisfelder in Illinois und Nebraska waren mental anstrengend. Schnurgerade Straßen ohne jegliche Abwechslung. Körperlich waren weniger die unzähligen Höhenmeter der Rocky Mountains die große Herausforderung, sondern die extreme Hitze im Westen der USA.
Gegen Ende der Tour kam ich bei der Durchquerung der Mojave-Wüste, einem der heissesten Orte der Welt, an meine Grenzen. Mir blieb nichts anderes übrig, als um 3 Uhr morgens aufzubrechen, um der Tageshitze von 46 Grad ohne Schatten einigermaßen zu entkommen.
Am 25. Juli wurde der Extremsportler am Santa Monica Pier in Los Angeles von Fans empfangen und von dort aus wird er am 27. Juli wieder nach New York aufbrechen, wo er Anfang November erwartet wird. Dabei wird er sein Gepäck in einem Laufanhänger hinter sich herziehen und täglich rund 50 Kilometer zurücklegen.
USA Twice – Startschwierigkeiten
Der Start war dann doch ein wenig holprig: Nachdem Jonas Deichmann am 27. Juni in New York eingetroffen war, fehlte die Box mit seinem Gravel Bike und der kompletten Ausrüstung. Ein Mitarbeiter von Lost & Found stellte dann zwar ein handgeschriebenes Formular aus, vergaß aber offenbar, es an die Airline weiterzugeben.
Die Folge war, dass Jonas zwei bange Tage lang keine Informationen bekommen konnte, wo sein Fahrrad geblieben war. Die gute Seite an diesem Tohuwabohu: In New York hatten wir nicht nur Gelegenheit, ein Exklusiv-Interview mit Jonas Deichmann zu führen, wir konnten, nachdem die Sachen dann endlich aufgetaucht waren, auch einen genauen Blick auf seine Packliste und sein Bike erhaschen, bevor es dann endlich Richtung Ostküste losging.
Aber der Reihe nach: Erst am Freitag, dem 30. Juni, nachdem Jonas einen Beitrag zum Thema auf Instagram gepostet hatte, meldete sich ein portugiesischer Follower mit Kontakten zur Airline. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Die Box war auf einem Gepäckwagen vergessen worden und dann in irgendeinem Büro gelandet – und dort geblieben.
Interview: noch 5 Tage bis LA
Nun hat Jonas einen Teil der in NY verlorenen Zeit wieder aufgeholt und über Dreiviertel der Strecke von New York nach Los Angeles bereits hinter sich. Er befindet sich momentan in Utah, wo er auch mit der Hitze zu kämpfen hat, die derzeit über großen Teilen der USA liegt. Dorthin haben wir ihm ein paar Fragen geschickt, die er uns gestern beantwortet hat.
Rennrad-News: Wir haben auf deinem Instagram-Kanal gesehen, dass du mit der Hitze in Utah zu kämpfen hast. Auf welche Anzeichen deines Körpers achtest du und wie reagierst du? Hast du einen Notfallplan?
Jonas: Also ich teile mir halt das Wasser ein und habe auch Elektrolyt-Tabletten dabei. Ich gucke einfach, dass ich nicht komplett dehydriere. Was ich merken würde, ist, wenn Schwindelgefühle kommen, dann heißt es natürlich sofort anhalten.
Und ansonsten immer schön schnell in Bewegung bleiben, dann kühlt der Fahrtwind Und keinen Fehler machen. Einfach genau berechnen: Wann bin ich wo? Wann gibt es wieder eine Pause oder einen Schatten? Und was und trinken. Und dann funktioniert das auch.
Einen Notfallplan gibt es jetzt so nicht. Ich schaue, dass ich einfach keinen Fehler mache von der Berechnung her. Ich habe jetzt allerdings auch tatsächlich wegen der Hitze eine sehr, sehr abgelegene Gravel-Passage rausgenommen, weil es mir zu heikel ist, wenn man da irgendwie auch ein Defekt hat oder sowas, ist dann ganz alleine und so viel Wasser kann ich mich nicht mitnehmen. Dann ist man dann in einer sehr brenzligen Situation ohne Handyempfang und nix. Daher einfach gucken, dass ich ja nicht zu weit weg bin, jetzt irgendwie zwei Tage von der Zivilisation entfernt oder sowas, das wäre schlecht.
Wo bist du jetzt und was bisher das mental Anstrengendste auf deiner Radfahrt?
Ich habe jetzt über 4.000 km und noch so circa fünf Tage bis nach Los Angeles, also bald bin ich da. Zur mentalen Frage, da muss ich ganz klar sagen „die Prärie“. Einfach dieses ständige Schnurgeradeausfahren durch Maisfelder für tausende Kilometer.
Und ich fahre auch in die falsche Richtung. Ich habe meistens ziemlich einen Gegenwind gehabt. Und das gerade in Nebraska, da geht es einfach geradeaus, das ist sowas von monoton, da verändert sich gar nichts landschaftlich. Und das ist mental natürlich ziemlich schwierig.
Was war das Schönste?
Ja, das bisher Schönste war, als ich dann die Rocky Mountains vor mir gesehen habe und gewusst habe, ich habe die Prärie hinter mir und ab jetzt, ich kenne die USA ja schon, ab jetzt wird es einfach nur geil. Colorado, Rocky Mountains und Utah auch, ist alles wunderschön. Und ja, es ist schon so in den USA, dass alles bis zu den Rocky Mountains, östlich davon ist so landschaftlich und so weiter doch sehr bescheiden ist und sobald man dann die Rocky Mountains erreicht hat, ist einfach alles richtig, richtig toll. Also dieser Moment, wo man die Rockys sieht, der ist schon was Besonderes.
Was hast du heute morgen gedacht, als du dich auf das Rad gesetzt hast?
Ja, als allererstes habe ich mir heute Morgen gedacht, endlich wieder Rad fahren und habe mich gefreut auf die Canyons, die spektakuläre Landschaft, die heute kommt und bin auch sehr früh aufs Rad gestiegen, auch in der Hoffnung der Hitze ein bisschen zu entkommen.
Was wirst du in LA als erstes tun?
Wenn ich in L.A. ankomme, ist das allererste, was ich mache, einmal in den Pazifik reinzuspringen.
Würdest du wieder die gleiche Route nehmen?
Ein ganz klares Nein. Ich bin ja so ein wenig durch den Kornbelt, also den Maisgürtel der USA geradelt und das würde ich definitiv nicht noch mal tun, sondern ich würde ein bisschen eine südlichere Route nehmen, also ähnlich wie meine Laufroute, die wird landschaftlich ein bisschen attraktiver.
Und als Ergänzung noch: Immer von West nach Ost fahren, ist einfach deutlich einfacher mit dem Wind.
Würdest du wieder die gleichen Sachen packen?
Ja, mit der Ausrüstung hat alles wunderbar geklappt und würde ich genauso alles wieder mitnehmen. Ich habe auch keinen Defekt gehabt. Also alles wunderbar.
Eine Frage aus dem Forum: Warum fährst du nicht mit normalen Packtaschen?
Na ja, Bikepacking ist ja viel schneller als mit normalen Packtaschen und auch viel aerodynamischer und leichter und angenehmer und einfach besser, wenn man schnell unterwegs sein möchte. Daher, ja, Packtaschen sind dann eher was für eine sehr komfortable Radreise, wo man einfach mehr Gepäck mitnehmen kann. Aber wenn man schnell sein will, dann immer Bikepacking.
Hast du eine neue Seite an den USA entdeckt?
Ich bin ja wirklich durch das absolute Backcountry (Hinterland) geradelt, wo keine Touristen vorbeikommen. Und ja, mir ist die USA so aufgefallen als ein Land der extremen Gegensätze, in jeglicher Hinsicht, landschaftlich, kulturell, von den Leuten her. Ich bin so herzlich aufgenommen worden. Und dann gibt es super liberale Leute und auf der anderen Seite auch wieder diese ultra konservativen Trumpanhänger. Daher: die USA ist ein so riesiges, vielfältiges Land. Das muss man einmal ganz gesehen haben.
Mit seinem Projekt sammelt der Motivationstrainer Spenden für World Bicycle Relief und unterstützt Kinder in Afrika. Es erscheinen ein Buch und Film über das Projekt und Deichmann tritt im Anschluss mehrsprachig als Vortragsredner auf.
Was möchtest du Jonas zur USA-Durchquerung sagen?
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