Laufende Laktatwerte ohne Pieksen könnte eine neue Technik liefern. Das Prinzip: Sensoren im Trikot überwachen die Zusammensetzung des Schweißes und erlauben so Rückschlüsse auf den Stoffwechselzustand. Forscher der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und das Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik der Technischen Universität Dresden entwickeln die textilen Sensoren. Ihr Ziel ist es auch, die Technik in Sportkleidung zu integrieren.
Schon in naher Zukunft könnte das Radtrikot laufend die Laktatwerte ans Smartphone oder den Radcomputer liefern. Ein entsprechendes Forschungsprojekt läuft an der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Es erhielt eine Förderung von 600.000 € vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit einer Laufzeit von zwei Jahren. Die Forscher um Prof. Dr. Sven Michel entwickeln im Projekt „Entwicklung textilbasierter und planarer Sensoren zur nicht-invasiven Echtzeiterfassung des Laktatwertverlaufs für die Diagnostik gemäß klinischer, therapeutischer und sportmedizinisch-leistungsorientierter Anforderungen (LCSens)“ textilbasierte Sensoren, die den Schweiß über die Kleidung des Menschen messen können. Ziel sei es, nach dem Ende der Laufzeit die Technik so weit entwickelt zu haben, dass Lizenznehmer sie in Textile integrieren können“, so Michel. Die Sensoren sollen in die Garne eingebettet sein.
Hintergrund: Wenn der über die Atmung aufgenommene Sauerstoff während einer intensiven Ausdauerbelastung nicht ausreicht, um den Energiebedarf der Muskeln zu decken, entsteht das säurebegünstigende Stoffwechselprodukt Laktat. Der Laktatwert im Blut gibt Rückschluss auf die individuelle Stoffwechselsituation des Menschen. Ist er zu hoch, schwinden die Muskelaktivitäten. Prof. Michel: „Der Laktaktwert kann dann zwischen 12 und 20 mmol pro Liter Blut betragen. Das ist zehn Mal so hoch wie der normale Laktatspiegel eines Erwachsenen, der unterhalb von 1,8 mmol pro Liter Blut liegt.“
Der Leiter des Fachgebietes Therapiewissenschaften II und ehemalige Hochleistungssportler kennt den Einfluss des Laktats aus eigener Erfahrung. „Ist der individuelle maximale Laktatwert bekannt, können Trainingseffekte präzise abgesteckt werden, so zum Beispiel Bereiche der mehrheitlichen Fettverbrennung oder der verstärkten Konditionierung von Pufferkapazitäten des Stoffwechsels“. Sprich: Eine laufende Überprüfung, ob man sich noch im Bereich der Grundlagenausdauer oder schon jenseits der Anearoben Schwelle (ANS) befindet würde möglich. Michel äußerte sich zuversichtlich, die Sensortechnik innerhalb der zweijährigen Förderungsdauer so weit zu bringen, dass sie in der Textilproduktion angewendet werden kann.
In Kooperation mit dem Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik der Technischen Universität Dresden erhoffen sich die Forscher gemeinsam mit dem Institutsdirektor und Zukunftspreisträger des Bundespräsidenten Prof. Dr.-Ing. Chokri Cherif, die Belastungsdiagnostik weiter zu vereinfachen. Gemeinsam mit dem Lausitzer Seenland Klinikum Hoyerswerda erproben die Wissenschaftler die Technologie unter klinischen Bedingungen.
Wäre die dauernde Laktatermittlung für euch interessant?