Das neue Lapierre Crosshill CF 6.0 im ersten Test: Mit ihrem ersten Carbon Gravel Bike will die feine französische Marke Akzente bei Komfort und Performance auf der Langstrecke setzen. Wie sich das Gravel Bike mit den typischen Lapierre-Sitzstreben auf Gravel aller Art verhält, konnten wir am Crosshill CF 6.0 mit SRAM Rival AXS XPLR bereits bei einem ersten Test erfahren.
Video:Lapierre Crosshill CF Test
Lapierre Crosshill CF 2024 Infos und Preise
Das neue Lapierre Crosshill CF ergänzt das bekannte Aluminium Gravel Bike der Marke durch eine performanceorientierte Variante mit neu entwickeltem, rund 1.000 g leichtem Carbonrahmen. Dennoch soll der Komfort nicht zu kurz kommen. Das sollen die Lapierre-typischen, sogenannten Flexstays gewährleisten. Und auch Vielseitigkeit ist mit Federgabel-optimierter Geometrie und einer Reifenfreiheit bis 45 mm in 700c gegeben. Dabei bleibt Lapierre preislich auf dem Boden. Das neue Performance-Langstrecken-Bike – so die anvisierte Ausrichtung – gibt es ab 2.799 Euro. Hier zunächst die wichtigsten Fakten:
- Gravel Bike mit UD-Carbonrahmen
- Geometrie auch für Federgabel optimiert
- Neue Lapierre Endurance Flexstays für um 12 % bessere Dämpfung
- Dropper-Post-tauglich
- UDH-Schaltauge
- Reifenfreiheit bis 45 mm in 700c
- Modellauswahl 7 Modelle, 2 mit Federgabel
- Gewicht Komplettrad ab 8,7 kg aufwärts
- Gewicht Rahmen 1000 g, Größe M ohne Lack (Herstellerangabe)
- Gewicht Gabel 404 g
- Größen XS, S, M, L, XL, XXL
- Infos www.lapierrebikes.com
- Verfügbar sofort
- Preise 2.799 € bis 6.999 €
Was ist neu?
Komfort: 12 % mehr Dämpfung
Einsatzbereich | Tour, Gravel |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 9,1 kg |
Stack | 601 mm |
Rahmengrößen | XS, S, M, L, XL, XXL (im Test: L) |
Website | www.lapierrebikes.com |
Preisspanne | 2.799 Euro bis 6.999 Euro |
Lapierre hat den Carbonrahmen des Crosshill CF komplett neu entwickelt. Ziel war nach eigenen Angaben ein Gravel Bike für schnelle, mittellange Bikepacking-Touren mit leichtem Gepäck. Eine große Rolle spielt dabei der Komfort, der durch das 3D-Tubular-Element verbessert werden soll, das schon fast ein Erkennungszeichen der französischen Marke ist. Das Crosshill erhielt an dieser Stelle ein eigenes, an den Einsatzbereich angepasstes Design. Der Ansatz der Sitzstreben am Oberrohr soll dabei mehr Länge für Nachgiebigkeit schaffen. Da zudem das Sitzrohr auf mehr Länge flexen kann, soll auch hier mehr Stoßdämpfung entstehen.
Lapierre berichtet, dass man mit Sensoren am Rad getestet habe, ob das Konzept aufgeht. Der Befund der praktischen Testfahrten: Bei 40 km/h soll das Lapierre Crosshill CF bis zu zwölf Prozent mehr Vibrationsdämpfung bieten als das Alu-Modell.
Bikepacking und Pendeln
Das Lapierre Crosshill CF ist am Rahmen und an der Gabel gut vorbereitet, um den Bedürfnissen beim Bikepacking oder auf täglichen Wegen entgegenzukommen. Schutzblechmontage ist ebenso möglich wie das nachträgliche Anbringen eines Gepäckträgers. Auch ein passendes Bikepacking-Taschenset der Schwestermarke XLC soll zum Verkaufsstart erhältlich sein.
Lapierre sieht das Crosshill CF als Maschine für schnelle Touren mit kleinem Bikepacking-Set-up. Entsprechend sind auch die zusätzlichen Montagepunkte etwas reduziert. Unter dem Unterrohr gibt es zum Beispiel keinen Platz für einen zusätzlich Flaschenhalter. Mit den Zwei-Punkt-Aufnahmen an der Gabel, Gewinde-Einsätzen auf dem Oberrohr und sogar einer Aufnahme für Licht an der Gabelkrone ist das Crosshill CF aber dennoch flexibel einsetzbar. Eine kleine Einschränkung bedeutet die eher geringe Gewichtszulassung von 120 kg Systemgewicht.
- Schalterksaufnahme UDH
- Innenlager-Bauart Press-Fit
- Sattelstütze 27,2 mm, rund
- Bremsaufnahme Flat-Mount 160 mm / 140 mm
- Antrieb- /Schaltungs-Kompatibilität 1-fach und 2-fach, elektronische und mechanische Schaltungen
- Gewichtszulassung 120 kg
Ausstattung: fast alles ist möglich
In gleich 7 Modellvarianten schickt Lapierre das Crosshill CF 2024 zum Markstart ins Rennen. Dabei schöpft die französische Marke die Vielseitigkeit des Carbon-Rahmensets auch bei der Modellpolitik voll aus. Das Preis-Spektrum von 2.799 € bis 6.999 € ist eher an der Gravel-Mittelklasse orientiert, aber deckt alle Einsatzgebiete ab: Es geht vom Einstiegs-Modell mit mechanischen 2-fach-Antrieben und starrer Gabel bis zur eher Performance- und Race-orientierten Variante mit 1×12 SRAM Force AXS XPLR-Gruppe und Carbon-Laufrädern (5.999 €).
Gleich zwei Modelle mit Federgabel sind auch dabei: Das Top-Modell mit RockShox Rudy XPLR-Gabel und Force AXS XPLR 1×12-Gruppe für 6.999 € und im günstigeren Preisbereich das Crosshill CF 6.0 S mit Suntour GVX32-Gabel und SRAM Apex AXS XPLR 1×12-Gruppe für 3.499 €. Beide Gabeln bieten 40 mm Federweg, um auch grobes Gravel-Terrain entspannter unter die Räder zu nehmen.
Apropos Räder: Als Bereifung kommt durchweg der WTB Raddler TCS Light in 44 mm zum Einsatz. Schön, dass Lapierre gleich ab Werk breite Reifen mitgibt. Der Raddler hat seine Stärken eher auf gröberen Gravel-Abschnitten. Wer mehr Kilometer auf Asphalt und feinerem Gravel macht, könnte das Bedürfnis nach einem schnelleren und leiseren Reifen entwickeln.
Bei den Laufrädern setzt Lapierre – ebenfalls fast durchweg – auf bekannt-beständige DT-Swiss-Modelle. Wer leichte und aerodynamischere Carbon-Laufräder fahren will, wird aber erst ab 5.999 € fündig. Dann sind DT Swiss GRC1600 Spline-Laufräder an Bord, die es so bei DT Swiss nicht im Programm gibt. Lapierre arbeitet hier mit DT Swiss zusammen, um eigene Laufradsätze zu konfigurieren.
Modell | Crosshill CF 5.0 | Crosshill CF 6.0 | Crosshill CF 6.0 S | Crosshill CF 6.0 AXS | Crosshill CF 7.0 | Crosshill CF 8.0 | Crosshill CF 8.0 S |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Preis | 2.799 € | 3.199 € | 3.499 € | 3.699 € | 4.199 € | 5.999 € | 6.999 € |
Gewicht | 9,7 kg | 9,6 kg | 10,3 kg | 9,1 kg | 9,0 kg | 8,7 kg | 9,9 kg |
Rahmen | UD SL Carbon, 12x142 mm Steckachse, 140 mm Flat-Mount | UD SL Carbon, 12x142 mm Steckachse, 140 mm Flat-Mount | UD SL Carbon, 12x142 mm Steckachse, 140 mm Flat-Mount | UD SL Carbon, 12x142 mm Steckachse, 140 mm Flat-Mount | UD SL Carbon, 12x142 mm Steckachse, 140 mm Flat-Mount | UD SL Carbon, 12x142 mm Steckachse, 140 mm Flat-Mount | RockShox Rudy XPLR, 30 mm Federweg |
Gabel | UD SL Carbon, 12x100 mm Steckachse | UD SL Carbon, 12x100 mm Steckachse | Suntour GV32-S, 40 mm Federweg | UD SL Carbon, 12x100 mm Steckachse | UD SL Carbon, 12x100 mm Steckachse | UD SL Carbon, 12x100 mm Steckachse | UD SL Carbon, 12x100 mm Steckachse |
Gruppe | Shimano GRX 820 2x12 | Shimano GRX 820 2x12 | SRAM Apex XPLR AXS 1x12 | SRAM Rival XPLR AXS 1x12 | Shimano GRX Di2 2x12 | SRAM Force XPLR AXS 1x12 | SRAM Force XPLR AXS 1x12 |
Übersetzung | 46/30 / 11-36 | 48/31 / 11-36 | 40 / 11-44 | 40 / 10-44 | 48/31 7 11-36 | 40 / 10-44 | 40 / 10-44 |
Laufradsatz | Lapierre Gravel, Alu, 25 mm Innenweite | DT Swiss G1800 Spline | DT Swiss G1800 Spline | DT Swiss GR1600 Spline | DT Swiss GR1600 Spline | DT Swiss GRC 1600 Spline | DT Swiss GRC 1600 Spline |
Reifen | WTB Raddler TCS Light, 700x44 c | WTB Raddler TCS Light, 700x44 c | WTB Raddler TCS Light, 700x44 c | WTB Raddler TCS Light, 700x44 c | WTB Raddler TCS Light, 700x44 c | WTB Raddler TCS Light, 700x44 c | WTB Raddler TCS Light, 700x44 c |
Lenker | Lapierre Alu Gravel Bar, Drop: 114mm, Reach: 70mm, Rise: 12 mm, Flare: 12° | Lapierre Alu Gravel Bar, Drop: 114mm, Reach: 70mm, Rise: 12 mm, Flare: 12° | Lapierre Alu Gravel Bar, Drop: 114mm, Reach: 70mm, Rise: 12 mm, Flare: 12° | Lapierre Alu Gravel Bar, Drop: 114mm, Reach: 70mm, Rise: 12 mm, Flare: 12° | Lapierre Carbon Gravel Bar, Drop: 122 mm, Rise: 20 mm, Reach: 68 mm | Lapierre Carbon Gravel Bar, Drop: 122 mm, Rise: 20 mm, Reach: 68 mm | Lapierre Carbon Gravel Bar, Drop: 122 mm, Rise: 20 mm, Reach: 68 mm |
Vorbau | Lapierre, Alu | Lapierre, Alu | Lapierre, Alu | Lapierre, Alu | Lapierre, Alu | Lapierre, Alu | Lapierre, Alu |
Sattelstütze | Lapierre, Alu, 27,2 mm | Lapierre, Alu, 27,2 mm | Lapierre, Alu, 27,2 mm | Lapierre, Alu, 27,2 mm | Lapierre, Alu, 27,2 mm | Lapierre, Alu, 27,2 mm | Lapierre, Alu, 27,2 mm |
Besonderheiten | Flex-Sitzstreben, Schutzblechmontage möglich, 3-Punkt-Aufnahme an der Gabel | Flex-Sitzstreben, Schutzblechmontage möglich, 3-Punkt-Aufnahme an der Gabel | Flex-Sitzstreben, Schutzblechmontage möglich, 3-Punkt-Aufnahme an der Gabel | Flex-Sitzstreben, Schutzblechmontage möglich, 3-Punkt-Aufnahme an der Gabel | Flex-Sitzstreben, Schutzblechmontage möglich, 3-Punkt-Aufnahme an der Gabel | Flex-Sitzstreben, Schutzblechmontage möglich, 3-Punkt-Aufnahme an der Gabel | Flex-Sitzstreben, Schutzblechmontage möglich, 3-Punkt-Aufnahme an der Gabel |
Am Testrad sitzen die WTB Raddler-Reifen auf einem DT Swiss GR1600 Spline-Laufradsatz. Er besitzt eine Maulweite von 24 mm und passt damit gut zur Bereifung. Die bewährte DT-Nabentechnik und die solide, aber nicht ganz leichte Bauweise (1.748 g) versprechen einen langen, sorglosen Betrieb.
Das macht auch deutlich, an welcher Stelle Gewichtstuning des nicht ganz leichten Testrades einfach möglich ist, zumal auch die Reifen mit ihrer Breite nicht leicht sein können, was man beim Gewichtsvergleich mit anderen Gravel Bikes der Preisklasse beachten sollte, die in der Regel schmaler bereift sind.
Ein Blick auf Schaltung und Antrieb: Die SRAM Rival XPLR AXS legt hier den Fokus auf einfache Bedienung und Gangwechsel, für Gravel-Neulinge eine sehr gute Wahl. Mit 40er-Kettenblatt und 10-44er Kassette ist sie auf den Einsatz im hügeligem Terrain gut abgestimmt. An langen, steilen Anstiegen kommt man aber schnell in niedrige Trittfrequenz mit hohem Krafteinsatz.
Eine besondere Erwähnung wert ist der Lenker des Testrades. Er besitzt 12 mm Rise, ist also am Oberlenker erhöht. Gleichzeitig ist der Drop mit 114 mm recht gemäßigt. So blieb für mich auch die Unterlenker-Position komfortabel fahrbar und wird zur angenehm länger nutzbaren Alternative zum Fahren an den Hoods, wobei die Hände durch die andere Griffposition entlastet werden, ohne den Rücken und Nacken zu sehr zu belasten.
Wer es sportlicher mag, findet an den teureren Modellen einen Carbonlenker mit 1 cm mehr Rise und 8 mm mehr Drop. Dessen Aero-Oberlenkerform wäre allerdings auch für das Alu-Modell ein Gewinn gewesen.
Geometrie: geht ab
Es muss nicht immer eine MTB-inspirierte Geometrie sein, wenn man ein neues Gravel Bike auf die Räder stellt, sagte sich Lapierre für das Crosshill CF. Man erkennt es auf den ersten Blick daran, dass der Vorbau des Testrades in Göße L vergleichsweise lang ausfällt, statt der gewohnten Kombi langes Oberrohr, kurzer Vorbau. Ein Bick auf die Geo-Tabelle verrät, warum das so ist. Der Reach liegt etwa 1 cm unter dem, was etwa ein (schon gemäßigtes) Gravel Bike wie das Specialized Crux in meiner Größe anbietet.
Gleichzeitig steht das Vorderrad weit genug vor der Kurbelachse, um Konflikte mit den Schuhspitzen beim Einlenken zu vermeiden. Der Lenkwínkel fällt mit 71,5° moderat abgeflacht aus. Er ist etwas weniger steil als bei neueren Race Gravel Bikes üblich, aber nicht so flach wie bei stärker offroad-orientierten Gravel Bikes.
Das kurze Oberrohr und der recht große Stack-Wert führen zu einem hohen Stack-to-Reach-Wert, wie er typischerweise auch bei Endurance-Rennrädern der besonders komfortablen Sorte zu finden ist. Dann gesellt sich noch der Lenker mit einem Rise von 12 mm hinzu – und schon hat man eine ziemlich entspannte Sitzposition. Sie passt dabei gut zum Gesamtcharakter des Lapierre Crosshill CF und trägt sicher zum Abfahrtsspaß bei, dem man mit dem Rad haben kann, aber dazu später mehr.
Rahmengröße | XS | S | M | L | XL | XXL |
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Laufradgröße | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 367 mm | 373 mm | 380 mm | 386 mm | 390 mm | 398 mm |
Stack | 546 mm | 567 mm | 581 mm | 601 mm | 620 mm | 644 mm |
STR | 1,49 | 1,52 | 1,53 | 1,56 | 1,59 | 1,62 |
Lenkwinkel | 70,5° | 71° | 71° | 71,5° | 71,5° | 71,5° |
Sitzwinkel, real | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73° | 72,5° | 72,5° |
Oberrohr (horiz.) | 529 mm | 541 mm | 552 mm | 570 mm | 585 mm | 601 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 115 mm | 130 mm | 150 mm | 170 mm | 190 mm |
Kettenstreben | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm |
Radstand | 1.007 mm | 1.016 mm | 1.027 mm | 1.036 mm | 1.045 mm | 1.062 mm |
Tretlagerabsenkung | 71 mm | 71 mm | 71 mm | 70 mm | 70 mm | 70 mm |
Einbauhöhe Gabel | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
Gabel-Offset | 45 mm | 45 mm | 45 mm | 45 mm | 45 mm | 45 mm |
In unserer Geometrie-Datenbank könnt ihr das Lapierre Crosshill CF ganz einfach mit anderen Gravel Bikes vergleichen. Einfach auf die Links in der Tabelle unten klicken. Eine sehr ähnliche Geometrie haben zum Beispiel das Rose Blend und das Marin Headlands in Größe L, beides ebenfalls aufrecht ausgelegte Räder.
Insgesamt bietet Lapierre das Crosshill CF in 7 Größen an, die zusätzliche Größe XXL gegenüber dem Lapierre Crosshill Alu soll Menschen über 1,93 m Körpergröße passend bedienen. Da das Testrad in Größe L gut passte, lautet meine Empfehlung hier, tendenziell eine Nummer größer schauen, als man es von deutschen oder amerikanischen Anbietern gewohnt ist.
Auf dem Kurs
Obwohl die Testfahrten in der Weinbauregion des Beaujoulais stattfanden, muss man sagen, dass dort nicht gerade Champagner-Gravel die Wege pflastert (ohnehin dürfe er hier nur „Cremant Gravel“ heißen ). Das Terrain ist eher Brut. Versteckte Fels-Stücke, Stufen und grobe Steine werfen sich Gravel-Piloten in den Weg. An zwei Testtagen mit deutlich über 100 Kilometern und über 1.000 Höhenmetern wurde dem neuen Rad etwas abverlangt.
Insofern war es schon ein Gewinn, dass das Lapierre Crosshill CF gleich ab Werk mit breiten Reifen kommt. Auch die eher komfortable Sitzposition kommt schwierigerem Terrain entgegen. Dank des leichten Rise im Oberlenker und des höheren Steuerrohrs sitzt man angenehm aufrecht, was besonders auf längeren Touren für Komfort sorgt. Lapierre hat hier die Kritik am Vorgängermodell aus Aluminium aufgegriffen und die Geometrie entsprechend angepasst.
So, wie das Testrad aufgebaut war, wirkte die Sitzposition für mich ideal für lange Strecken mit einem gewissen Anspruch an das Grundtempo. Nicht zu sportlich, aber auch nicht zu aufrecht. Ersetzt man den Rise-Lenker, dürfte man eher sportlich sitzen. Im übrigen war das Lapierre Crosshill CF-Testrad in Größe L für meine Statur mit 1,8 m (siehe Testerprofil) die passende Wahl. Für einen Perfect Fit hätte ich einen schmaleren Lenker gewählt.
In den Abfahrten zeigt das Lapierre Crosshill CF sein ganzes Können. Obwohl es nicht zu den Gravel Bikes mit stark vom MTB-inspirierter – Fachjargon: „progressiver“ – Geometrie gehört, lässt sich das Gravel Bike hervorragend abwärts dirigieren und vermittelt dabei stets ein sehr sicheres Fahrgefühl. Das Hocherfreuliche dabei ist, dass das Crosshill CF hier spielerisch bleibt. Je mehr Abfahrtskilometer ich sammelte, desto größer der Spaß am Lapierre-Lenker. Das leicht abgesenktes Tretlager und die Sitzposition führen zu einer angenehmen Schwerpunktlage. So fliegt man förmlich über den Trail, und selbst Bunnyhops über Regenrinnen meistert das Rad souverän.
Aber, kommen wir zum Elefanten im Raum: Wie löst das Lapierre Crosshill CF das Komfortversprechen ein? Gemischte Gefühle gibt es bei diesem Punkt. Auf der einen Seite nimmt der ungewöhnlich geformte Hinterbau gerade groben Stößen erstaunlich gut die Spitzen (auf das Konto der Alu-Sattelstütze am Testrad kann der Komfort nicht gehen). Aber an feinfühlige Komfortspezialisten wie das Giant Revolt, das Trek Checkpoint oder das S-Works Diverge STR, die wir schon getestet haben, kann die Dämpfung gefühlt nicht heranreichen.
Bergauf überzeugt das Lapierre Crosshill CF durch sein steifes Tretlager und den direkten Antritt. Die Kombination aus langem Vorbau und 430 mm langen Kettenstreben sorgt für zuverlässige Traktion, ohne dass das Vorderrad zu früh abhebt. Die Sitzposition unterstützt dabei effizientes Klettern.
Einziger Wermutstropfen ist die Übersetzung der SRAM Rival AXS XPLR mit 40er-Kettenblatt vorne und 10-44er-Kassette hinten. Bei wirklich steilen und langen Anstiegen stößt man hier an die Grenzen. Eine 17 -%-Steigung mit einer Kadenz von 50 U/min zu bewältigen erfordert schon ordentlich Kraft und könnte für manche Fahrerinnen und Fahrer zu anspruchsvoll sein.
Was erneut sehr für das erste Lapierre Carbon Gravel Bike einnimmt, ist das Fahrverhalten auf der Straße – und seien wir mal ehrlich, hier dürften 50 % aller Kilometer mit dem Gravel Bike abgespult werden. Nennen wir es sehr feste Wege. Dort fühlt sich das Lapierre Crosshill CF fast wie ein Rennrad an. Abgesehen von den grobstolligen WTB Raddler-Reifen, die auf Asphalt nicht ideal rollen, überzeugt das Rad mit seiner Dynamik und Agilität.
Und nicht zuletzt gefällt am Lapierre Crosshill CF das ganz allgemeine Fahrgefühl. Dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, gilt hier. Denn das Rad hinterlässt trotz des agilen Charakters einen geerdeten, rundum soliden Eindruck, es erzeugt kaum Resonanzen und wirkt auch sonst auf schwer zu erklärende Weise „fester“ als andere Carbon Gravel Bikes. So mein Gefühl.
Das ist uns aufgefallen
- Komfort Der Rahmen und besonders der Hinterbau bieten spürbaren Komfort, der sich auf langen Strecken und bei grobem Untergrund auszahlt. Trotz Aluminium-Sattelstütze ist die Dämpfung beeindruckend, mit einer Carbonstütze wäre noch mehr möglich.
- Verarbeitung Hochwertige Verarbeitung und ein recht geringes Gewicht sind für diese Preisklasse bemerkenswert. Wie solide und geerdet sich das Crosshill anfühlt, hebt es aus der Gravel Bike-Menge hervor.
- Für wen? Für Langstreckenfahrerinnen und -fahrer, die ein komfortables und dennoch dynamisches Allround-Gravelbike suchen, das sowohl auf der Straße als auch im Gelände überzeugt.
- Für wen besser nicht? Für ein maximal kompetitives Race Gravel Bike ist das Crosshill CF noch einen Tick zu aufrecht und zu schwer. Ein Gegentest, getunet mit Carbonstütze und richtig leichten und schnellen Gravel-Laufrädern und -Reifen, könnte jedoch eines Besseren belehren.
Fazit – Lapierre Crosshill CF
Das Lapierre Crosshill CF überzeugt als vielseitiges Gravelbike, das Komfort und Performance gekonnt verbindet. Die Kombination aus komfortabler Sitzposition, spürbarer Flexibilität im Hinterbau und einem direkten Fahrgefühl machen es zu einem idealen Begleiter für lange Touren und anspruchsvolle Trails. Zwar könnte die Übersetzung bei steilen Anstiegen leichter sein und die Reifen auf Asphalt besser rollen, doch insgesamt hinterlässt das Rad einen sehr positiven Eindruck. Für den aufgerufenen Preis erhält man ein hochwertiges Bike, das sowohl auf der Straße als auch im Gelände viel Spaß macht.
Was sagt ihr zum ersten Carbon Gravel Bike von Lapierre?
Testablauf
Das getestete Fahrrad-Modell wurde während einer Präsentation gefahren. Die Dauer und Länge sowie die Umstände der Testfahrten sind im Testbericht vermerkt. Der Anlass kann eine Fahrradmesse, eine Vorstellung eines einzelnen Fahrrades durch einen Hersteller oder ein Händler-Event sein. Das Rad steht nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Das Rad wurde jedoch in der Größe passend zum Tester gewählt, alle nötigen Anpassungen wie Luftdruck Bremseinstellungen werden durch die Tester vorgenommen.
Körpergröße | 180 cm |
Schrittlänge | 86,5 cm |
Oberkörperlänge | 64 cm |
Armlänge | 58 cm |
Gewicht | 75-76 kg |
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
- Vorlieben bei der Geometrie
- Gemäßigt sportlich, eher lang
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