Um effektiv Rotationskräfte, die bei vielen Stürzen auftreten und negative Folgen für das Gehirn haben können, zu bekämpfen, gehen die belgischen Sicherheits-Experten von Lazer einen eigenen Weg und präsentieren die Kineticore-Technologie. Bei dieser ist der Rotationsschutz nun erstmals direkt in die EPS-Schale des Helms integriert. Das soll laut Lazer einige Vorteile bieten und unterscheidet das System beispielsweise vom verbreiteten MIPS-Ansatz aus Schweden. Zum Launch der Kineticore-Technologie bietet Lazer insgesamt sechs verschiedene Modelle für die Bereiche Urban, Road und Mountainbike an.
Lazer Vento Kineticore Infos
Der Lazer Vento Kineticore ist einer von zwei neuen Rennrad-Helmen, denen Lazer seine eigens entwickelte Sicherheitstechnik mit auf den Weg gibt. Der Fokus des neuen Helms liegt – neben dem Sicherheitsfeature – auf verbesserter Aerodynamik und Belüftung gegenüber dem Aero-Helm Bullet 2.0.
- Neuer Aero-Rennradhelm mit KinetiCore Anti-Rotations-Technik
- Reduzierter Luftwiderstand um 2,3 % (auf Sprintposition optimiert)
- Verbesserte Belüftung gegenüber Bullet 2.0 MIPS
- Verstellsystem Drehrad
- Erfüllte Sicherheitsnormen CE, CPSC, AS
- Zusätzliche Sicherheits-Features Kineticore, LED-Licht anclipbar, Brillengarage mit TPU-Einsatz
- 3 Größen S, M, L
- Gewicht ab 260 g (Größe S)
- Preis k.A.
- Info https://www.lazersport.com/de/
Wie(so) sollen Rotationskräfte reduziert werden?
Moderne Rennrad-Helme sollen bequem sein, viel kühlen Fahrwind an den Kopf lassen, leicht sein, gut aussehen – aber vor allem natürlich das menschliche Gehirn bei einem Aufprall so gut es geht schützen.
Seit einigen Jahren bieten die meisten Helme nicht nur einen Schutz gegen direkte Aufpralle, auf die sich typischerweise auch Prüfstand-Tests beziehen, sondern wollen auch die bei einem Aufprall entstehenden Rotationskräfte effektiv reduzieren. Solche Rotationskräfte treten bei nahezu jedem Sturz auf, lassen sich jedoch schlecht bis unmöglich auf einem (realitätsnahen) Prüfstand abbilden. Der Konsens innerhalb der Fahrradhelm-Industrie ist jedoch, dass durch einen Aufprall entstehende Rotationskräfte schädlich sein können und deshalb reduziert werden müssen. Ergebnisse von Studien untermauern diese Annahme.
Um Rotationskräfte zu reduzieren, bauen zahlreiche Helm-Hersteller die schwedische MIPS-Technologie in ihre Helme ein. Bei dieser sorgt eine dünne Plastik-Schicht zwischen den Helmpolstern und der Schale des Helms dafür, dass die Polster, die direkt am Kopf sitzen, bei einem Sturz in gewissem Maße gegen die Helmschale rotieren können. Zu erkennen ist die MIPS-Technologie, die das Gewicht des Helms minimal erhöht, oftmals am typisch gelben Design und einem kleinen Sticker an der Rückseite des Helms. Mitunter setzen Hersteller auch auf Abwandlungen des MIPS-Ansatzes wie beispielsweise MET mit einer Adaption der MIPS-Technologie oder POC.
Lazer Kineticore: So funktioniert die Technologie
Auch Lazer hat in der Vergangenheit auf den gelben MIPS-Liner gesetzt, geht ab sofort aber einen eigenen Weg. Zukünftig wird in den Helmen der Belgier die sogenannte Kineticore-Technologie verwendet. Bei dieser ist der Schutz gegen Rotationskräfte direkt in die EPS-Schale des Helms integriert. Es kommt also keine zusätzliche Schicht zum Einsatz. Stattdessen ist die Helmschale von vornherein darauf ausgelegt, beim Sturz eine Rotation zwischen Schädel und Helm zu ermöglichen.
Das will Lazer erreicht haben, indem kleine Blöcke aus der EPS-Schale herausgeschnitten worden sind. Diese sollen wie eine Art Knautschzone aus dem Automobil-Bereich funktionieren und bei einem Sturz auch Rotationskräfte effektiv abbauen. „Controlled Crumple Zones“ nennt Lazer dieses konstruktiven Kniff.
Die Vorteile der Kineticore-Technologie sind laut Lazer vielfältig. So muss anders als beim klassischen MIPS-System keine zusätzliche Lage, die sich nachteilig auf die Belüftung auswirkt, in den Helm integriert werden. Stattdessen ist der Rotationsschutz direkt in die Schale eingebaut, sodass Platzierung und Größe der Belüftungsöffnungen optimiert werden können. Durch das Wegfallen der beweglichen Plastik-Schicht kann Lazer außerdem ebenjenes Plastik einsparen – das freut die Umwelt. So soll der neue Lazer Vento Kineticore 90 g Plastik gegenüber dem vergleichbaren Bullet 2.0 MIPS einsparen. Außerdem kann das Gewicht der Helme deutlich reduziert werden, da die Plastik-Schicht und auch ein Teil der EPS-Schale gespart werden konnten. Last, but not least werden die Helme günstiger – so kostet zum Beispiel der Lazer Jackal Kineticore nun 189 €, was einer leichten Reduktion im Vergleich zum Jackal MIPS (199 €) entspricht.
Auf MTB-News findest Du einen Test des ersten Lazer MTB-Helms mit Kineticore Technologie.
Mehr Schutz für den Schädel dank in die EPS-Schale integriertem Schutz: Was sagst du zum Kineticore-Ansatz von Lazer?
10 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumGerade im Profipeloton sieht man doch noch genug Helme wie den Gamechanger, den Utopia etc. die ohne MIPS auskommen; die Fahrer mit genannten Helmen stürzen genau wie die mit MIPS, haben aber so weit man das überblicken kann, ähnliche Verletzungen. Irgendwelche "Horrorunfälle" oder ähnliche schweren Verletzungen, wie du sie anschneidest, können immer passieren; das kann auch kein MiPS verhindern.
Sicherer geht immer, ob das sinnig ist muss jeder für sich entscheiden. Wer weiß, vielleicht bist du ja auch immer mit voller Motorradmontur unterwegs
Natürlich sollte man auf seine exakte Ausdrucksweise in einem Forum achten, besonders da man die Menschen nicht kennt und nicht weiß, wie sie ticken (und ja, auch mir passieren da Fehler).
Der Helm im Straßenverkehr ist durchaus diskussionswürdig. Es fahren genug Menschen, auch auf Rennräder, ohne Helm herum. Und auch die sind der Meinung, dass sie für sich verantwortungsbewusst handeln. Und vorgeschrieben ist es ja schließlich nicht 😉
Das Profipeloton oder ein Profiteam würde ich nicht als Vorbild heranziehen, wie ich mich schütze oder welche Ausrüstung ich nutze. Bei diese Gruppe spielen zu viele weitere Faktoren mit ein, gegenüber einem Freizeitsportradler, wie ich es bin. Da spielt, zum Beispiel, die sportliche Leistung eine größere Rolle, als die Sicherheit. Oder es gibt vertragliche Verpflichtungen, die man nicht kennt.
Ich finde es allerdings interessant, dass du die Profis schon mehrfach als Vorbild hier herangezogen hast.
Die volle Motorradmontur in Leder hängt tatsächlich bei mir im Schrank und wird auf dem Motorrad auch immer angelegt, während andere Fahrer mit Halbschuhen und T-Shirt unterwegs sind. Ansonsten schütze ich mich nach meinem eigenen (hoffentlich gut geschützten ) Menschenverstand.
Vielen Dank, für die Diskussion mit dir 🙂
Wie du selbst gemerkt hast, orientiere ich mich Ausstattungstechnisch gerne an den Profiteams, einfach weils mir gefällt und ich mir immer denke, was die nutzen kann so schlecht nicht sein😉 Den Vergleich bezüglich der Helme hatte ich aber eigentlich nur genommen, weil die Profis ja deutlich mehr Stürze haben, als die meisten Hobbyradler. Dass auch die Helme ohne MIPS sehr sicher sind, kann man dadurch ja gut sehen. MIPS macht das radeln sicher noch mal sicherer; in den meisten Fällen ist man aber auch mit "normalem" Helm gut geschützt. Daher sind mir zur Zeit schlicht noch die Nachteile zu groß die man meist mit MIPS mit kauft.
Radler ohne Helm oder auch Motorradfahrer in kurzer Hose etc. werde ich persönlich nie verstehen; faktisch ist es aber die eigene Gesundheit die gefährdet wird, muss also jeder selbst wissen...
Dann wünsche ich dir auf jeden Fall eine sichere Fahrt auf allen Zweirädern
Jedenfalls sind da ja eigentlich keine Abus Produkte dabei.
MIPS scheint dabei auch ein Marketing Element zu haben. POC wird wohl rausgefunden haben dass SPIN als minderwertiger erscheint, selbst wenn es das gleiche machen sollte, will der Konsument den gelben Aufkleber…
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