„Ich fahre seit über 20 Jahren Crossrennen und das ist mit Abstand die schwerste Runde, die ich je kennengelernt habe“, sagte der ehemalige Deutsche Meister Jens Schwedler über die Strecke der Cyclocross-Weltmeisterschaften in Valkenburg. Dennoch konnte sich sein Team-Mitglied und Nationalfahrer Tom Lindner auf dem matschigen und steilen Terrain bis an die Weltspitze vorkämpfen und holte einen 4. Platz. „Ich bin sehr viel gelaufen“, sagte der Deutsche Meister der Junioren dem Sportlichen Leiter des Stevens Racing-Team unmittelbar nach dem Rennen. Mit einem Rückstand von nur 4 Sekunden auf den Bronzemedaillen-Gewinner Ryan Kamp verfehlte Tom Lindner das Podium nur knapp. Vom Sieger des Junioren-Rennens, Ben Tulett aus Großbritannien, trennten den 16jährigen Lindner im Ziel nur 34 Sekunden. Lindner zeigte sich sehr glücklich über den 4. Platz.
Einen Überraschungserfolg erzielte auch Lisa Brandau im Rennen der Frauen Elite. Die Deutsche Meisterin – und einzige Teilnehmerin aus Deutschland bei den Frauen Elite – holte nach den 4 harten Runden auf dem Rennkurs in Valkenburg den 5. Platz. Platz 1 sicherte sich die Favoritin Sanne Cant aus Belgien. Platz zwei rettete die US-Meisterin Kathie Compton ins Ziel. Sie hatte sich über weite Strecken ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Belgischen Meisterin Kant geliefert. „Es ist ein harter Kurs, aber einer der Spaß macht, ich liebe solche Strecken“, hatte Compton vor dem Rennen gegenüber Rennrad-News gesagt. Im Rennen fuhr die Amerikanerin dann zweimal die schnellste Runde, verlor aber in der letzten Runde entscheidend Boden an Kant. Auf Platz 3 fuhr die Niederländerin Lucinda Brand. Platz 4 ging Christine Majerus aus Luxemburg. Alle Platzierungen und Rundenzeiten gibt es hier.
„Dann hatte ich in dem steilen Gelände etwas Probleme, weil ich noch mit Canti-Bremsen unterwegs bin und nicht mit Scheibenbremsen wie die anderen“
Die Deutsche Meisterin Brandau startete aus einer hinteren Position und lag an der ersten Zwischenzeit noch auf Platz 39. Sie machte schon in der ersten Runde viele Plätze gut und fuhr vor bis auf Position 10. „Ich war die letzte, die ins Gelände gegangen ist“, schilderte Brandau die Startphase. „Dann hatte ich in dem steilen Gelände etwas Probleme, weil ich noch mit Canti-Bremsen unterwegs bin und nicht mit Scheibenbremsen wie die anderen“, so die 32jährige weiter. Obwohl noch zweimal die Kette ihres Rades absprang, holte Brandau Platz um Platz auf, fuhr nach einem Wechsel auf das Drittrad konstant und duellierte sich dann einige Zeit mit der Italienierin Eva Lechner, die sie bis in Ziel noch distanzierte. Lechner war nach dem Start als erste ins Gelände abgebogen. Brandau fuhr besonders in der letzten Runde stark, wo sie die drittschnellste Zeit hinlegte. Nach der Zielankunft brach Lisa Brandau in Tränen aus – allerdings Wuttränen. „Ich hätte gern mal ein Rennen, in dem alles richtig läuft, und ich nicht wegen Materialpannen irgendwo stehe, um die Fahrerinnen, die ich überholt habe, wieder passieren zu lassen“, sagte sie später: „Ich sollte schon zufrieden sein, aber wenn ich die Abstände sehe…“
Am Sonntag stehen bei den Cyclocross-Weltmeisterschaften in Valkenburg das Rennen der Männer U23 und der Männer Elite auf dem Programm. „Ich mag solche Kurse, auf denen man ums Überleben kämpft“, weckte Marcel Meisen, der Deutsche Meister der Männer Elite Hoffnungen auf eine erneute Top10-Platzierung aus Deutschland. „Es werden sicher 60.000 Zuschauer kommen“, schätzte Jens Schwedler den Besucherandrang rund um das Holland-Casino ein. Die Belgier feierten heute ihre neue alte Meisterin schon ausgelassen. Als Favorit ins Rennen um die Weltmeisterstreifen bei den Männern Elite geht allerdings der Niederländer Mathieu van der Poel.
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