Am morgigen Samstag, den 17. März 2018, steht der Auftakt zur Klassikersaison bevor: Mailand – San Remo. Die Entscheidung bei der Classicissima fällt nach 291 km traditionell am letzten Berg oder auf der Zielgeraden. Wer fährt 2018 mit und was ist zu erwarten? Wir haben die Fakten.
Mailand – San Remo ist das Radsportmonument, mit dem in Italien die Frühjahrsklassiker eingeläutet werden. Wenn am Samstag um 10:10 Uhr in Mailand der Startschuss fällt, machen sich 25 World-Tour-Teams mit je 7 Fahrern auf eine lange Fahrt an die Riviera. Wegen seiner schieren Länge von 291 km genießt Mailand – San Remo selbst unter den ohnehin harten Frühjahrsklassikern eine Sonderstellung.
Die Strecke – wo sind die Schlüsselstellen?
Es wird einige Stunden dauern, bis das Peloton mit der ersten Schwierigkeit des Tages, dem Passo del Turchino, konfrontiert wird, dem Aufstieg, den Fausto Coppi vor mehr als sieben Jahrzehnten als Startrampe zum Sieg benutzte. Capo Mele, Capo Cervo und Capo Berta werden die Beine vor der Cipressa (5,6 km, 4,1%) und dem legendären Poggio weich machen. Letztere wurde 1960 auf der Strecke eingeführt und liegt im Durchschnitt bei nur 3,7 % über 3,7 Kilometer. Maximal 8 % beträgt die Steigung im Segment vor dem Erreichen der Spitze des Anstiegs, wo es häufig zu Attacken kommt. Für den Rennausgang war der legendäre Anstieg oft eine Schlüsselstelle. Denn der Poggio liegt nur neun Kilometer vor dem Ziel. Danach folgt noch eine halsbrecherische Abfahrt mit einigen Haarnadelkurven, bevor es auf die breite Zielgerade von San Remo geht.
„Die einzigartige Herausforderung bei diesem Rennens ist die Länge. Der Poggio ist aber nur eine einzige intensive Fünf-Minuten-Periode. Das ist etwas lustig – es ist ein Sieben-Stunden-Rennen, das in fünf Minuten entschieden wird. Eine seltsame Kombination. Es ist wie kein anderer Klassiker“, sagt Jonathan Vaughters, Education First Drapac-Teamchef über Mailand – San Remo.
Die Fahrer – wen beobachten?
Mailand – San Remo trägt auch den Beinamen Sprinterklassiker, da es trotz der Bemühungen, das Feld mit Bergen auseinander zu dividieren, häufig im Sprint in San Remo entschieden wird. Aus Deutschland steht mit André Greipel (Lotto Soudal) einer der derzeit stärksten Sprinter in Mailand am Start – Greipel hatte einen starken Start in die Saison im Januar. Er wird bei der Classicissima außerdem von Marcel Sieberg aus Deutschland unterstützt. Mit Marcel Kittel (Katusha Alpecin) ist noch ein starker deutscher Sprinter vertreten: Kittel konnte zuletzt bei Tirreno Adriatico zwei Etappen gewinnen. Er wird unterstützt von Rick Zabel, dessen Vater Erik Zabel hier viermal im Sprint gewann – und einen Sieg legendär mit einer zu frühen Jubelpose verschenkte. Kittel sagte jedoch bereits, wenn er zu Mailand – San Remo fahre, dann, um Erfahrungen zu sammeln.
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Mit Peter Sagan hat das deutsche Team Bora-Hansgrohe einen starken Sieganwärter in seinen Reihen. Der slowakische Radstar hat gleich zwei Asse im Ärmel: Er kann seine Fahrtechnik-Künste auf der schwierigen Abfahrt vom Poggio bei einem Ausreißversuch ausspielen, außerdem ist er stark genug, um auf der Geraden mitzusprinten. Im letzten Jahr musste sich Sagan aber knapp dem Sky-Fahrer Michal Kwiatkowski geschlagen geben.
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Kwiatkowski ist am Samstag ebenfalls dabei und kann auf die Unterstützung des starken Teams Sky zählen. Eine starke Mannschaft schickt auch das belgische Team Quick-Step. Letztes Jahr beeindruckte Julian Alaphilippe bei seinem Debüt im Rennen, als er auf dem Poggio konterte, bevor er eine waghalsige Abfahrt einlegte und auf den dritten Platz sprintete. Der Franzose wird wieder am Start stehen, ebenso Klassikerspezialist Philippe Gilbert, der hier bereits zweimal auf dem Podium stand (2008, 2011). Mit Elia Viviani kommt ein weiterer Kandidat für ein starkes Ergebnis aus den Reihen des belgischen Klassikerteams. Der Italiener erzielte in den ersten beiden Monaten der Saison 2018 bereits fünf Siege.
Nicht zuletzt hat Team Dimension Data mit Mark Cavendish einen potentiellen Siegfahrer im Team. Cavendish kommt mit einem leichten Handicap. Er hatte sich bei Tirreno-Adriatico einen Rippenbruch zugezogen. Cavendish zu seinen Siegchancen: „Nachdem ich in Tirreno gestürzt bin, bin ich natürlich nicht in der Lage, Mailand – San Remo zu gewinnen, aber nachdem ich in den letzten Tagen genug trotz Schmerzen trainieren konnte, habe ich das Gefühl, dass ich meine Teamkollegen unterstützen kann.“
Simon Gerrans (BMC), der sich bereits in die Siegerliste bei Mailand – San Remo einschreiben konnte, wird nicht an den Start gehen. Der Italiener Sacha Modolo geht als Kapitän des Teams EF Education First – Drapac P/B Cannondale an den Start, mit kräftiger Unterstüzung durch den Sprinter Taylor Phinney.
Alle Teams
Am Start stehen 18 UCI World-Tour-Teams sowie UCI Professional Continental Teams. Jedes Team darf sieben Fahrer stellen.
UCI World Tour Teams
- AG2R La Mondiale
- Astana Pro Team
- Bahrain – Merida
- BMC Racing Team
- Bora – Hansgrohe
- Groupama – FDJ
- Lotto Soudal
- Mitchelton – Scott
- Movistar Team
- Quick-Step Floors
- Team Dimension Data
- Team EF Education First – Drapac P/B Cannondale
- Team Katusha Alpecin
- Team Lotto NL – Jumbo
- Team Sky
- Team Sunweb
- Trek – Segafredo
- UAE United Team Emirates
UCI Professional Continental Teams mit sieben Wildcards
- Bardiani CSF
- Cofidis
- Gazprom – Rusvelo
- Israel Cycling Academy
- Nippo– Vini Fantini – Europa Ovini
- Team Novo Nordisk
- Wilier Triestina – Selle Italia
Mailand – San Remo im TV
In Deutschland wird Mailand – San Remo in einigen Bundesländern frei empfangbar sein. Übertragen wird das Rennen von Eurosport 2, der Sender ist in vielen Ländern im Kabelfernsehangebot enthalten. Ansonsten ist Eurosport 2 nur über Bezahlfernsehen zu sehen oder im Eurosport Player. Die Übertragung startet um 14:30 Uhr.
Die wichtigsten Palmarès
50 mal konnten Italiener das Rennen zur Sonne gewinnen. Deutschland steht zur Zeit mit 7 Siegen bei Mailand – San Remo an Platz vier der Länderwertung. Und bei der Austragung 2018 hat sich Polen durch den Sprint von Michal Kwiatkowski zum ersten Mal in den Palmarès des Rennens verewigt. Niemand gewann hier so oft wie der Belgier Eddy Merckx, der als einziger Fahrer 7 Siege schaffte. Erfolgreichster deutscher Radprofi bei der Classicissima ist Erik Zabel, der viermal auf das Podium sprintete.