Marin Headlands Test Adventure Gravel Bike für Genießer

Breite Slick-Reifen, Dropper-Post, jede Menge Bikepacking-Ösen am Carbon-Rahmen – auf den ersten Blick fällt das 2024 neu vorgestellte Marin Headlands 2 Gravel Bike aus dem Rahmen. Aber auf der Straße und auf dem Gravel Weg, belehrt es uns, dass abwegig manchmal eben besser ist. Willkommen beim überraschenden Marin Headlands 2 Test.
Titelbild

Steckbrief: Marin Headlands 2

EinsatzbereichTour, Gravel
GabelCarbon
Gewicht (o. Pedale)10,2 kg
Stack600 mm
Rahmengrößen49, 52, 54, 56, 58, 60 (im Test: 56)
Websitewww.marinbikes.com
Preisspanne2.849 Euro bis 3.295 Euro
Preis: 3.295 Euro

Marin aus Kalifornien hat hierzulande auch einen Ruf für recht günstige Gravel Bikes aus Stahl, die sich hervorragend fürs Bikepacking hernehmen lassen. Namentlich das Modell Nicasio (Rahmenset ab 600 €) genießt Kultstatus, und er leitet sich mehr aus dem Bike ab, als aus dem Erbe der MTB-Kultmarke. Auch die Marin Gestalt-Serie auf Alurahmen-Basis bietet hohe Vielseitigkeit fürs Geld. Hier passt unser Marin Headlands 2 Testrad bestens ins Bild. Denn erstens ist es trotz Top-Modell-Status und Carbonrahmenset gar nicht so teuer: 3.295 € gibt Marin für das Bike mit mechanischer SRAM Apex 1×12 Gruppe an. Und zweitens zielt es mit jeder Menge Montagepunkte auf Bikepacker jeder Couleur. Außerdem will es aber mit absenkbarer Sattelstütze auch auf dem Trail Spaß machen. Grund genug für einen Test – auch, weil uns die Slicks neugierig machen, die sich so gar nicht ins Bild des Bikepacking Adventure Bikes fügen.

Marin Headlands 2 Test
# Marin Headlands 2 Test - was das Top-Modell der Gravel Bikes der Kultmarke aus Kalifornien für 3.249 € bietet, haben wir ausprobiert.

Diashow: Marin Headlands Test: Adventure Gravel Bike für Genießer
Das Steuerrohr des Headlands 2 fällt eher lang aus
Das SRAM Apex Schaltwerk wechselt die Gänge zuverlässig und ohne Batteriebedarf.
An der Carbongabel lassen sich 3-Punkt-Halter anbringen
…und Gepäckträger können ebenfalls andocken.
Licht oder Frontträger…
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Hohe Bikepacking-Qualitäten verspricht das Marin Headlands dank vieler Montagemöglichkeiten.
# Hohe Bikepacking-Qualitäten verspricht das Marin Headlands dank vieler Montagemöglichkeiten.
Aber auch Fahrspaß auf Gravel Trails soll es bieten.
# Aber auch Fahrspaß auf Gravel Trails soll es bieten.

Details

Doch wie immer im Rennrad-News Gravel Bike Test, zunächst ein Blick auf den Rahmen. Hier fällt sofort die schiere Menge der kleinen hervorstehenden Punkte ins Auge, jede Menge Schrauben, mit denen sich irgendetwas befestigen lässt. Keine Frage: In Sachen Montagepunkte ist das Marin Headlands eines der best vorbereiteten Gravel Bikes. Das alles geht:

  • Schutzbleche (mit abnehmarer Brücke)
  • Gepäckträger
  • Unterrohr-Halter
  • Gabel 3-Punkt-Halter
  • Snack-Tasche
  • Scheinwerfer (oder Front-Träger)

Und nicht zuletzt sind im Rahmendreieck weit mehr Anschraubpunkte vorgesehen, als üblich – etwa für Taschen oder die individuelle Positionierung von Trinkflaschen. So kann zum Beispiel eine Rahmentasche mit 3 Schrauben unter dem Unterrohr fixiert werden, statt über Riemen, die am Lack kratzen.

An der Carbongabel lassen sich 3-Punkt-Halter anbringen
# An der Carbongabel lassen sich 3-Punkt-Halter anbringen - auch für Schutzbleche sind Gewinde-Einsätze und genug Platz vorhanden.
Licht oder Frontträger…
# Licht oder Frontträger…
…und Gepäckträger können ebenfalls andocken.
# …und Gepäckträger können ebenfalls andocken.
Dann gibt es noch Platz für einen Halter unter dem Unterrohr…
# Dann gibt es noch Platz für einen Halter unter dem Unterrohr…
…und mehr als ein Paar Gewinde auf dem Unterrohr – und es gibt noch mehr.
# …und mehr als ein Paar Gewinde auf dem Unterrohr – und es gibt noch mehr.

Sehr stimmig fanden wir (und Passanten) die Lackierung des Marin Headlands 2 im Test, die mit einigen netten Details aufwartet. Insgesamt wirkt der Rahmen mit BSA-Innenlager gut verarbeitet. Es klapperte nichts während der Fahrt. Er könnte aber angesichts des Einsatzbereichs besser gegen Steinschlag und Kettenschlag geschützt sein.

  • Innenlager-Bauart BSA 68/73 mm
  • Steuerlager In-Set. 1-1/2″ unten und 1-1/8″ oben
  • Bremsaufnahme Flat-Mount 160 mm / 140 mm
  • Antrieb- /Schaltungs-Kompatibilität 1-fach mech. und elektronische Schaltungen
  • Garantie k.A.
  • Gewichtszulassung 136 kg Fahrer plus 13,6 kg Gepäck

Ein großes Plus des Marin Headlands ist die Gewichtsfreigabe. Bis 136 kg schwere Fahrerinnen und Fahrer können im Sattel Platz nehmen und dürfen dann noch 13,6 kg aufs Bike packen, was erheblichen Spielraum beim Bikepacking lässt. Damit gehört das Marin zu den besonders belastbaren Vertretern seiner Art.

Angesichts der Vielseitigkeit ist es dabei fast schon schade, dass nur 1-fach-Antriebe gefahren werden können.

Der Rahmen aus UD-Carbon ist sehr gut verarbeitet und belastbar
# Der Rahmen aus UD-Carbon ist sehr gut verarbeitet und belastbar - die Gewichtszulassung liegt bei 150 kg.
Die Brücke für die Schutzblechmontage hinten ist abnehmbar.
# Die Brücke für die Schutzblechmontage hinten ist abnehmbar.
Das Tretlager ist in BSA-Bauweise mit Gewinde ausgeführt.
# Das Tretlager ist in BSA-Bauweise mit Gewinde ausgeführt.

Ausstattung: einfach und zielgerichtet

Das Marin Headlands steuert zielgerichtet eher die Mittelklasse im Gravel-Bereich an. Mit 2 Komplettbikes für rund 2.900 € mit Shimano GRX 1×11 und 3.300 € mit SRAM Apex 1×12 ist die Kultmarke konzentriert aufgestellt. Für Individualisten gibt es das Rahmenset. Es ist mit einem Preis von fast 2.000 € aber keine Preis-Leistungs-Alternative zum Komplettbike. Hier die Modelle im Überblick:

Marin Headlands 2Marin Headlands 1Marin Headlands Rahmenset
Preis3.295 €2.849 €1.999 €
RahmenUnidirectional Carbon Beyond Road Platform, 12x142 mm Steckachse, Flat-MountUnidirectional Carbon Beyond Road Platform, 12x142 mm Steckachse, Flat-MountUnidirectional Carbon Beyond Road Platform, 12x142 mm Steckachse, Flat-Mount
GabelMarin Full Carbon w/ Tapered Steerer, 12x100 mm SteckachseMarin Full Carbon w/ Tapered Steerer, 12x100 mm SteckachseMarin Full Carbon w/ Tapered Steerer, 12x100 mm Steckachse
GruppeSRAM Apex 1x12Shimano GRX 1x11
Übersetzung40 - 10-5240 - 11-42
LaufradsatzMarin, Aluminium, 21 mm Maulweite, Tubeless kompatibel
Marin, Aluminium, 21 mm Maulweite, Tubeless kompatibel
ReifenVee Tire Co., Rocket Man, 700cx44, Tubeless CompatibleVee Tire Co., G-Sport, 700cx44, Tubeless Compatible
BesonderheitenAbsenkbare Sattelstütze, viele Anbaupunkte für ZubehörViele Anbaupunkte für ZubehörViele Anbaupunkte für Zubehör

Das Marin Headlands 2 im Test ist nicht nur das Top-Modell im Programm. Es ist mit ein paar Neuerungen für 2024 auch das frischeste. Als Update gab es die mechanisch betätigte SRAM Apex Gruppe mit 1×12 Gängen und gestiegener Übersetzungsbandbreite. Die Kombi 40 Zähne am Kettenblatt mit 10-52 Kassette ist optimal auf den Einsatzbereich Bikepacking ausgelegt. Mit einer Entfaltung von rund 1,7 m im leichtesten Gang kurbelt es sich recht entspannt auch mit Gepäck an steilen Bergen.

Die mechanische SRAM Apex 1x12 Gruppe ist sehr gut für den Bikepacking-Einsatz ausgelegt.
# Die mechanische SRAM Apex 1x12 Gruppe ist sehr gut für den Bikepacking-Einsatz ausgelegt. - Es kurbelt sich recht entspannt auch mit Gepäck an steilen Bergen.
Das SRAM Apex Schaltwerk wechselt die Gänge zuverlässig und ohne Batteriebedarf.
# Das SRAM Apex Schaltwerk wechselt die Gänge zuverlässig und ohne Batteriebedarf.
Die Naben mit Marin Label liefen sehr leicht, der Freilauf ist leise.
# Die Naben mit Marin Label liefen sehr leicht, der Freilauf ist leise.

Exaktheit und Direktheit der SRAM Apex Schaltung ließen auch in diesem Test nichts vermissen – hier findet einen ausführlichen SRAM Apex Test. Als mechanische Gruppe ist sie unserer Meinung nach die logischere Variante für lange Reisen in unbekannte Gebiete – aber natürlich geht das auch mit elektronischen Schaltungen. Die Schaltlogik ist nicht so intuitiv wie bei den SRAM Funk-Gruppen, dafür genügt jedoch ein Hebel für alle Gangwechsel. Die linke Hand hat frei. Zum Beispiel, um die absenkbare Sattelstütze zu bedienen.

Solch eine Variostütze ist immer noch keine Selbstverständlichkeit an Gelände-orientierten Gravel Bikes. Aber das Headlands 2 hat sie und setzt hier auf ein bezahlbares Modell von Tranz-X. Sie verfügt über 70 mm Hub in den Rahmengrößen 49–54 und am Testrad über üppige 110 mm Hub – auf den gefahrenen Trails wurde diese Bandbreite nie benötigt. Der Hebel am SRAM-Shifter ist beim normalen Greifen nicht im Weg, erfordert aber einen recht starken Druck.

Die Tranz-X Variostütze hat einen großen Verstellbereich
# Die Tranz-X Variostütze hat einen großen Verstellbereich - gut, wenn man wirklich Trails fahren will, aber unserer Meinung nach nicht umbedingt nötig für ein so ausgerichtetes Bike wie das Headlands 2.
Der Hebel zum Absenken und Ausfahren ist gut zur Hand und einfach zu bedienen.
# Der Hebel zum Absenken und Ausfahren ist gut zur Hand und einfach zu bedienen.
Die Ergonomie der mechanischen SRAM Apex Double-Tap-Hebel gefiel uns sehr gut.
# Die Ergonomie der mechanischen SRAM Apex Double-Tap-Hebel gefiel uns sehr gut.
Die Vee Tire G-Sport Reifen in 44 mm erwiesen sich überraschend als Leichtläufer
# Die Vee Tire G-Sport Reifen in 44 mm erwiesen sich überraschend als Leichtläufer - und können auf dem Gravel mehr, als man ihnen ansieht, es sei denn, das Terrain wird nass.

Geländegängigkeit also, wohin man blickt. Auch der sehr breite Lenker mit viel Flare und die robusten Laufräder mit 28 konventionellen Speichen vorne und hinten passen da gut ins Bild – wenn auch die Felgen für ein derartiges Bike recht schmal ausfallen.

Unverständlich ist vor dem Offroad-Hintergrund aber die Reifenwahl: Die Vee Tire G-Sport Slicks in 44 mm sind hundertprozentige Slicks (immerhin auf tubeless umrüstbar). Aber das Fahren belehrte uns eines Besseren. Tatsächlich war ich mit den stollenlosen Reifen in 80 Prozent der Fahrsituationen genauso gut unterwegs und auf der Straße und auf gut befestigten Wegen sogar besser bedient als mit vielen Gravel-Reifen mit mehr Profil – einen gefühlt geringen Rollwiderstand kann ich auf jeden Fall bescheinigen. Erstmal Ausprobieren, bevor man umrüstet, lautet hier der Tipp. Aber wer schon weiß, dass die verbleibenden 20 Prozent Fahrsituationen auch bei Nässe und auf losem, weichem Untergrund liegen, kann direkt zum Reifenwechsel in der Box – sprich beim Händler – bleiben.

Der Marin Gravel-Lenker aus Aluminium fällt breit aus, liegt aber gut in der Hand
# Der Marin Gravel-Lenker aus Aluminium fällt breit aus, liegt aber gut in der Hand - etwas schmaler hätte es für uns auch getan.
Die Unterlenkerform gefiel, der etwas kompaktere Drop passt.
# Die Unterlenkerform gefiel, der etwas kompaktere Drop passt.
Der kurze Vorbau und die eher klassische Geometrie bringen eine aufrechte Sitzposition.
# Der kurze Vorbau und die eher klassische Geometrie bringen eine aufrechte Sitzposition.

Geometrie: Komfort-Kracher

Marin offeriert das Headlands 2 in 6 Rahmengrößen und will damit Menschen zwischen 1,52 m und 1,93 m Körpergröße passend bedienen. Die Kalifornier sprechen von einer MTB-inspirierten Geometrie.

Rahmengröße 49 52 54 56 58 60
Laufradgröße 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C
Reach 370 mm 372,8 mm 372,7 mm 386,4 mm 411,4 mm 425,8 mm
Stack 550,3 mm 565,7 mm 581,8 mm 600,8 mm 619,7 mm 638,7 mm
STR 1,49 1,52 1,56 1,55 1,51 1,50
Lenkwinkel 70,5° 71° 71,5° 71,5° 71,5° 71,5°
Sitzwinkel, effektiv 74,5° 74° 73,5° 73,5° 73,5° 73,5°
Oberrohr (horiz.) 522 mm 535 mm 545 mm 565 mm 595 mm 615 mm
Steuerrohr 120 mm 135 mm 150 mm 170 mm 190 mm 210 mm
Sitzrohr 440 mm 470 mm 490 mm 510 mm 530 mm 550 mm
Überstandshöhe 711 mm 725 mm 741 mm 758 mm 775 mm 792 mm
Kettenstreben 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm
Radstand 1.010 mm 1.007 mm 1.007 mm 1.028 mm 1.059 mm 1.079 mm
Tretlagerabsenkung 76 mm 76 mm 76 mm 76 mm 76 mm 76 mm
Tretlagerhöhe 283,5 mm 272 mm 272 mm 272 mm 272 mm 272 mm
Gabel-Offset 50 mm 50 mm 50 mm 50 mm 50 mm 50 mm

In unserer Geometrie-Datenbank könnt ihr das Marin Headlands mit anderen Gravel Bikes ganz einfach vergleichen. Einfach auf die Links in der Tabelle unten klicken. Eine ähnliche Geometrie wie das Testrad haben etwa das Cannondale Topstone in LG und das Giant Revolt in L.

Im direkten Vergleich mit anderen Offroad orientierten Gravel Bikes liegt das Headlands jedoch ziemlich nah an Gravel Bikes der ersten Stunde und verfolgt einen interessanten Ansatz. So fällt der Lenkwinkel nur moderat abgeflacht aus (71,5°) und auch der Reach ist nur leicht verlängert gegenüber traditionellen CX-Bikes – MTB-Anleihen bedeutet heutzutage mehr Reach mit noch kürzeren Vorbauten und noch flacheren Winkeln.

Das Steuerrohr des Headlands 2 fällt eher lang aus
# Das Steuerrohr des Headlands 2 fällt eher lang aus - auch das sorgt für eine komfortable Sitzposition und Überblick auf dem Trail oder im Verkehr.
Die SRAM Apex Disc-Bremsen in 160 mm vorne…
# Die SRAM Apex Disc-Bremsen in 160 mm vorne…
…und hinten boten gute Bremspower, aber wer die Zulassung ausnutzen will, sollte über 180 mm vorne nachdenken.
# …und hinten boten gute Bremspower, aber wer die Zulassung ausnutzen will, sollte über 180 mm vorne nachdenken.

Dafür bringt das Headlands 2 auf der anderen Seite auch noch sehr kurze Kettenstreben und eine insgesamt sehr kompakte Radbasis mit – eher wie ein CX-Bike. Gleichzeitig liegt der Schwerpunkt dank weit abgesenktem Tretlager niedrig. Eine spannende Kombi, die agiles Trailverhalten verspricht.

Wie schon bei der ersten Vorstellung befunden, fällt nicht zuletzt der Stack-to-Reach Wert sehr groß aus. Und tatsächlich begünstigt das Headlands auch eine komfortable Sitzhaltung. Dazu jetzt mehr im Fahreindruck.

Auf dem Kurs

Mit meiner Körpergröße von 1,8 m liege ich genau in der Mitte des Bereichs, für den Marin die Testradgröße 56 empfiehlt. Und die Empfehlung geht beim ersten Probesitzen direkt auf. So wie das Bike in die Redaktion kam, mit 1,5 cm Spacern, finde ich auf Anhieb die passende Position. Dabei liegt der Oberlenker rund 6 cm tiefer als die 76 cm Sattelhöhe.

Geht ab
# Geht ab - auf der Straße fühlt sich das Marin Headlands 2 richtig schnell an – ein schmalerer Lenker würde einen Flitzer draus machen.

Eine sehr komfortable Ausgangslage, die zu einer sehr aufrechten Sitzposition für mich führen würde, wenn der Lenker nicht zugleich ziemlich breit ausfiele – immerhin 47 cm sind es mittig an den Hoods der SRAM Apex Hebel. Satte 54 cm ist er im Unterlenker breit. So bleibt die Sitzhaltung immer noch gemäßigt aufrecht. Anmerkung vorweg: Ich persönlich würde für ein breites Einsatzgebiet – auch auf der Straße – einen schmaleren Lenker wählen.

Jedenfalls rollt es, als wollte es immer schnell ans Ziel kommen und nicht so, als laute die Devise, der Weg ist das Ziel.

Stichwort Straße: Das Marin Headlands sieht ganz anders aus, als es fährt. Im Blindtest könnte man es auch für ein flinkes Race Gravel Bike halten, wäre die Sitzposition nicht so aufrecht. Jedenfalls rollt es, als gelte es immer schnell ans Ziel zu kommen und nicht so, als laute die Devise, der Weg ist das Ziel. Es wirkt auf der Straße so agil und wendig, dass man sich fast schon entschuldigen will, dass es nicht aussieht wie ein Rennrad.

Auch auf gut befestigten Gravelwegen mag es das Headlands 2 schnell
# Auch auf gut befestigten Gravelwegen mag es das Headlands 2 schnell - dabei bleibt es sehr agil und ist kein typischer Bikepacking-Dampfer.

Auf gut befestigten Gravel-Wegen ist das Headlands 2 entsprechend in seinem Element und macht viel Spaß, auch mit den Slick-Reifen. Der festgefahrene Schlängeltrail im Wald oder Park? Ich könnte mir wenige passendere Bikes vorstellen. Schnell, agil, aber natürlich nicht besonders leichtfüßig. Auch hier wünsche ich mir einen etwas schmaleren Lenker.

Für den Wald und gröbere Gravel-Wege haben wir die Reifen zunächst eigens nicht umgerüstet. Und tatsächlich ist fast alles fahrbar, solange der Boden nicht feucht ist oder ordentliche Bremstraktion auf Felsgrund bergab gefordert ist. Wer „normal“ und bei trockenem Wetter gravelt, sollte klarkommen. Sinnvoll sind aber andere Pneus. Und damit präsentiert sich das Marin Headlands 2 nach einem Wechsel erneut als flinke Spaßmaschine für einfache Trails, die eine aktive Fahrweise fördert.

Auf verspielteren Gravel-Trails ist das Marin Headlands 2 in seinem Element
# Auf verspielteren Gravel-Trails ist das Marin Headlands 2 in seinem Element - ein niedriger Schwerpunkt und die kompakte Basis sorgen für Stabilität und Agilität.

Was noch auffällt ist, dass das Headlands 2 mit viel Komfort gesegnet ist. Viel Komfort ist mit Variostützen, die keine Federfunktion besitzen, sonst nicht zu erwarten. Aber auf dem Marin Headlands fällt die Dämpfung am Gesäß und auch an den Händen ordentlich aus – auch wenn man die dicke Bereifung im Kalkül abzieht. Den dick gepolsterten Sattel habe ich für lange Touren dabei sogar gegen ein strafferes Modell getauscht.

Das ist uns aufgefallen

  • Gewichtszulassung Mit 150 kg Gesamtgewicht kann man schon jede Menge auf Tour mitnehmen – so viel Spielraum sollte bei Bikepacking Gravel Bikes immer sein.
  • Dropper-Post Ja, mit anderen Reifen kann man auf dem Headlands richtig Trailspaß haben, aber richtig erschließt sich dieses Ausstattungsdetail nicht, an einem Gravel Bike ohne Federgabel, in das man auch keine einbauen kann. Hier lässt sich Gewicht sparen.
  • Übersetzung Endlich hat’s mal jemand verstanden: Auch mit 10-52-Kassette ist ein vordergründig recht kleines 40er-Kettenblatt die passende Wahl für Gravel Anstiege, wenn auch mal Gepäck an Bord ist.
  • Für wen? Für alle, die mit Bikepacking und Commuten per Gravel Bike liebäugeln, sich alle Optionen offen halten wollen, aber dennoch ein verspieltes, agiles Bike einem „Touren- oder Traildampfer“ vorziehen und keine Gedanken an den Ladezustand von Akkus vor jeder Fahrt verschwenden wollen.
  • Für wen besser nicht? Gravel Racer kommen ebenso wenig auf ihre Kosten wie passionierte bergab Gravel-Trail-Heizer.
  • Welche Gravel Bikes sind ähnlich oder kommen nahe? Viele Gravel Bikes, die ein ähnliches Konzept verfolgen, gibt es nicht. Am ehesten noch das Giant Revolt mit vergleichbarer Gewichtszulassung, aber keiner vergleichbar breit aufgestellten 1-fach Schaltung in dem Preisbereich.

Fazit – Marin Headlands 2

Das Marin Headlands 2 ist ein vielseitiges, recht günstiges Gravel Bike, das aus der Masse vor allem beim Bikepacking herausragt. Hohe Gewichtszulassung, Rahmenset und Antriebs-Ausstattung spielen hier sehr gut zusammen. Kleinere Unstimmigkeiten bei der Ausstattung – es hätte vielseitigere Reifen verdient – macht es mit einem fairen Preis wieder wett. Und beim Fahren überrascht es mit angesichts der Adventure-Optik nicht erwarteter Agilität.

Artikelbild

Marin Headlands 2 – Pro / Contra

Stärken

  • Vielseitiges Carbon-Rahmenset
  • Bikepacking
  • Gewichtszulassung
  • Übersetzung
  • Agiles Handling

Schwächen

  • Ungewöhnliche Ausstattungsdetails
Bikepacking Bolide für schlankes Geld
# Bikepacking Bolide für schlankes Geld

Was sagt ihr zum Marin Headlands 2 im Test?


Testablauf

Hier haben wir unsere Fahreindrücke gesammelt:

  • Bergisches Land Circa 300 km auf Gravel, Straßen und einfachen Trails, Rennrad-News Standard Adventure Gravel Bike Teststrecke, welliges Terrain mit kurzen Anstiegen bis 20 % und maximal 110 Hm am Stück.

Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, also vormontiert. Testräder werden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Für den Test werden die Räder gewogen, die Sitzposition wird bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen und die Reifen auf den mittleren empfohlenen Reifendruck befüllt. Für eventuelle Geländefahrten wird der Reifendruck zusätzlich auf den unteren empfohlenen Wert gesenkt. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
Tester-Profil: Jan Gathmann
64 cm75-76 kg86,5 cm58 cm180 cm
Jan fährt alles, was einen Rennbügel hat: Rennrad, Cyclocrossrad, Gravelbike, Bahnrad. Nach einem kurzen Ausflug in die Amateurrennen ohne nennenswerte Ergebnisse beschränken sich seine Renneinsätze auf Hobby-CX-Rennen und das eine oder andere Jedermannrennen. Lieber kurz und schmerzvoll als lang und schmerzreich, lieber Frühjahrsklassiker als Alpenmarathon. Längere Etappentouren mit Gepäck stehen zahlreich auf der Wunschliste und werden nach zeitlichen Möglichkeiten eingestreut. Strava: https://www.strava.com/athletes/3294693.
Ich fahre hauptsächlich
Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
Vorlieben bei der Geometrie
Gemäßigt sportlich, eher lang
Test/Fotos: Jan Gathmann

8 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Der Rahmen ist wohl was für Nietenfetischisten? Der erste, der alle Anschraubpunkte sinnvoll einsetzt, bekommt das bike umsonst?
    Ansonsten solides Alurad mit absurd breitem Lenker und einer m.E. überflüssigen dropper post...

  2. Ansonsten solides Alurad...
    ..da hast du irgendwas verwechselt.
  3. Nieten schreien nach Bikepacking. Dropper schreit nach Trails. Zusammen schreit es: "Kauf Dir ein geeigneteres Fahrrad!"

  4. Golf Country mit Lowrider und Spoilern

  5. ..da hast du irgendwas verwechselt.
    In der Tat, der unendlich hässliche Übergang der Sitzstrebe zum Sitzrohr ließen mich an Alu denken...
Was meinst du?

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