Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen und eines allgemein negativen Konsumklimas hat die Fahrradbranche im Jahr 2023 stabile Marktdaten vorgelegt, wie der Verband ZIV – Die Fahrradindustrie in Berlin verkündete. Laut Burkhard Stork, dem Geschäftsführer des ZIV, erfreuen sich Fahrräder und E-Bikes nach wie vor großer Beliebtheit bei den Verbrauchern für die tägliche Mobilität und in der Freizeit. Besonders die deutsche Fahrradindustrie, die bei E-Bikes eine weltweit führende Rolle einnimmt, wird für ihre Ingenieurskunst und Nachhaltigkeit gelobt.
Produktion und Verkauf auf hohem Niveau
Die Produktion und der Verkauf von Fahrrädern haben 2023 laut den ZIV Marktdaten ein ähnlich hohes Niveau wie im Boomjahr 2020 erreicht. Der Bestand an Fahrrädern und E-Bikes in Deutschland ist auf 84 Millionen gestiegen, wobei E-Bikes mit einem Anteil von ca. 11 Millionen unverändert eine signifikante Rolle spielen. Die Branche sieht auch aufgrund des Trends zu Zweit- oder Dritträdern keine Marktsättigung in Sicht.
E-Bikes dominieren den Markt
Während im letzten Jahr noch knapp mehr Fahrräder ohne Motor verkauft wurden, hat sich das in 2023 wohl endgültig verschoben. Mit 53 % der Verkäufe haben E-Bikes 2023 erstmals klassische Fahrräder überholt. Der Fachhandel hat dabei seinen Marktanteil weiter ausgebaut und scheint damit die Wertschätzung für Beratung und Service zu unterstreichen. Die Produktion in Deutschland blieb mit 2,3 Millionen Einheiten stabil, wobei ein bedeutender Teil im Ausland im Auftrag deutscher Unternehmen gefertigt wird, was die Gesamtproduktion auf 3 Millionen Fahrräder und E-Bikes erhöht.
Mit 39 % Anteil der verkauften Einheiten liegt das E-MTB bei den E-Bikes damit auch weiterhin an der Spitze. Die Nachfrage nach E-Lastenrädern hat sich zudem weiter leicht erhöht und liegt jetzt bei 9 % statt 7,5 % 2022, was einem Zuwachs von 14,5 % entspricht.
Bei den klassischen Fahrrädern sind nach wie vor die Trekking-Fahrräder die beliebtesten; sie machen einen Anteil von 42 % der Gesamtsumme der verkauften unmotorisierten Fahrräder aus. Aber auch der Anteil sportlicher Fahrräder stieg im Vergleich zu 2022 wieder an – so machen Renn-, Gravel- und Fitnessräder zwei Prozentpunkte gegenüber 2022 gut und liegen bei 9 % Marktanteil. MTBs steigern sich ebenfalls um einen Prozentpunkt und liegen bei 5 % Anteil.
Umsätze und Preise
Mit dem Siegeszug der E-Bikes wird auch mehr Geld für die elektrifizierten Zweiräder in die Hand genommen – mit 2.950 € sind es im Schnitt 150 € mehr als 2022. Das soll insbesondere an hochpreisigen Lastenrädern liegen, die bei den Verbrauchern als besonders beliebt gelten. Gegenteilig ist der Trend hingegen bei klassischen Fahrrädern. Während 2022 noch im Schnitt 500 € ausgegeben wurden, fiel dieser Wert auf 470 €.
Das macht sich auch an den absoluten Verkaufszahlen bemerkbar. So wurden 2022 noch 2,4 Millionen klassische Fahrräder verkauft, 2023 sind es noch 1,9 Millionen. Auch bei den E-Bikes gingen die absoluten Verkaufszahlen insgesamt etwas zurück, blieben mit 2,1 Millionen verkauften E-Bikes 2023 aber nur leicht unter den 2,2 Millionen Exemplaren 2022.
Der leichte Rückgang liest sich auch in den Umsätzen, die trotzdem hoch und stabil blieben. Insgesamt blieben die Umsätze in der Fahrradbranche 2023 mit 7,06 Milliarden Euro auf einem hohen Niveau, insgesamt aber etwas niedriger als 2022 – da wurden noch 7,36 Milliarden Euro erzielt.
Kundenbindung und Optimismus im Fachhandel
Die ZIV sieht in den Zahlen Anzeichen dafür, dass sich die Fahrradbranche erfolgreich vom negativen Konsumklima abgekoppelt haben könnte. Kunden würden die hochwertigen Produkte und den Service im Fachhandel schätzen, der sich zudem als wichtigster Vertriebskanal etabliert hat. Der VSF und Bike & Co. ziehen daraus eine positive Bilanz und sehen eine weiterhin herausragende Bedeutung für den stationären Fahrradfachhandel.
Die steigenden Kosten für Mobilität und das wachsende Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein sind Treiber für die anhaltende Beliebtheit von Fahrrädern und E-Bikes. Burkhard Stork betont die Notwendigkeit politischer Anerkennung des Fahrrads als wichtigen Beitrag zur Mobilität der Zukunft.
Mehr Möglichkeiten zum Download von Daten und Graphen findet ihr hier: www.ziv-zweirad.de
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16 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumVermutlich wird an der Gegenüberstellung von knapp 3000 € für ein eBike im Schnitt und 470 € für ein reguläres Fahrrad deutlich, wo die größere Gewinnmarge der Händler liegen wird. 😉
Daraus kann man natürlich Rückschlüsse auf die Verkaufsmotivation ziehen ...
Das Verhältnis von MTBs zu Gravel und RR wurde doch im Artikel etwas beleuchtet.
Interessant wäre es, wie der Unterschied zwischen RR und Gravel ist. Gefühlt kaufen die meisten Gravelbikes, aber das könnte komplett falsch sein.
Ist mir ehrlich gesagt komplett wurscht, was die Leute so kaufen.
Noch 1 modernes Stahlrennrad, dann wars das eh für mich, hab kein Platz mehr😉
Insofern dürften die Absatzzahlen für reguläre MTBs massiv weggebrochen sein!
Die Sache Rennrad vs. Gravelrad Verkaufszahlen mag uns subjektiv trügen:
zwar ist Gravel derzeit der "heiße Scheiß" den viele kaufen, jedoch sind das ja häufig die selben Leute, die auch bereits Rennnrad fahren oder Umsteiger vom MTB.
Und auch ältere Rennräder werden mit neueren RRs ersetzt von diesen Leuten!
Gucke ich zB. mal auf mich, so habe ich vier Rennräder und ein MTB, aber kein Gravel (weil mich das nicht reizt).
Aber sowohl RR wie auch Gravel dürften im Gesamtmarkt nur eine untergeordnete Rolle spielen, reguläre MTBs wohl auch immer nebensächlicher ...
Gucke ich andererseits zB. bei meinem örtlichen Gymnasium auf den Fahrradabstellbereich der Schülerräder, so sehe ich dort etwa 95+ % MTBs, fast nix anderes und praktisch keine eBikes. Bei den Kids scheinen MTBs noch en vogue zu sein (wenn die Eltern nicht bereit sind gleich ein eMTB zu finanzieren ).
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