Mit seinem Mason Bokeh aus dem UK hat Robert Krügel schon etliche 1.000 km auf Bikepacking-Touren erlebt und teils darüber auch auf Rennrad-News berichtet. Nach seiner letzten Reisestory von der Torino Nice Rally äußerten Viele den Wunsch, das Rad einem Bikeckeck zu unterziehen. Hier stellt euch Robert seinen Aufbau des Mason Bokeh Gravelbikes ausführlich vor und erklärt seine Auswahl.
Bike Charakterisierung
Was ist das Versprechen des vorgestellten Rades? Was sagt der Hersteller?
Mason nennt es AdventureSport-Rad: Zitat: „AdventureSport is about doing it fast […] mixing up road and off-road riding. Make – Progress“.
Warum hast Du das Rad gekauft?
Ich wollte ein Fahrrad haben, das zwischen meinem Giant TCR Rennrad und meinem Bikepacking Hardtail MTB steht. Ein Rad, mit dem ich schnell auf allen Wegen (bis auf knackige MTB Trails bergab) voran komme. Ein Rad, mit dem ich sportlich auch mal mehrere Tage mit Gepäck die Länder erkunden kann.
Was hat das Rad gekostet ?
Mit den Umbauten ca. 4200 Euro.
Wie lange wurde das Rad gefahren?
Ich fahre das Rad nun seit 3 Jahren.
Was gibt es über das Rahmenset zu sagen?
Ich habe das Rad als Komplettrad gekauft bei Mason Cycles. Der Rahmen wird in Italien gefertigt aus Dedacciai Aluminium.
Es ist ein Aluminiumrahmen mit einer Carbongabel, welcher alle wichtigen Punkten eines Gravelrades besitzt: breite Reifenfreiheit, Scheibenbremsen, Steckachsen, entspannte Geometrie und Halterungen für Schutzbleche und Gepäckträger. Es gibt eine vordere Dynamohalterung, einen dritten Flaschenhalter, 700C und 650B Wahl und eine vollständig interne Kabelführung im Hauptrahmen-Unterrohr. Andere Kabel verlaufen außen entlang. Mein Rahmen ist noch die erste Version des Bokeh. Mittlerweile gibt es eine zweite Version mit noch mehr nützlichen Anschraubpunkten an Gabel und Rahmen und mehr Reifenfreiheit.
Die Geometrie passt mir persönlich ganz gut, ich hatte lange nach Zahlen und Daten geschaut und verglichen und bin schlussendlich bei dem Mason Bokeh auf einen guten Nenner gekommen. Meine Rahmengröße ist 50 cm. 70° Lenkwinkel, leicht höheres Innelager mit 27,5cm auf 650b Reifen. Stack, 537,9. Reach 363,5. Das Steuerrohr ist relativ kurz mit 115 mm. Das macht das Rad sportlicher. Die Gabel ist aber länger. Sitzwinkel 74°.
Es ist ein lebhaftes Rad, insbesondere wenn es schneller wird. Im ganz langsamen engen Gelände fährt es sich normal, wenn das Gelände schneller und weit kurviger wird, oder die Trails einen guten Flow haben, dann blüht das Rad im Handling förmlich auf. Bergab vermittelt es echt angenehme Sicherheit bei der Linienwahl. Ich kann damit im technischen Gelände sehr gut „arbeiten“ und es über Steinfelder ziehen oder schnell mal die Linien wechseln. Gefühlt holt es dann immer wieder neu Schwung und will weiter rollen. Das Auffälligste ist der Wechsel vom Asphalt auf wellige Schotterwege oder Waldgebiete, landwirtschaftliche Versorgungswege. Das mag komisch klingen, aber man merkt richtig wie das Rad vorwärts gezogen wird, sobald man auf den Off-Road Wegen einbiegt. Ab in den Unterlenker und dann saugt es sich förmlich vorwärts und bügelt richtig dämpfend angenehm über Feldwege. Das kann man dann ewig so treiben. Das ist definitiv die absolute Stärke dieser Geometrie.
Technische Daten
Gewicht | 8,6 kg (im 650b-Aufbau) |
---|---|
Rahmen | Dedacciai-Aluminium / 50 / FlatMount Disc Brake 140mm (ich empfehle 160mm)/ ‘F-Stop’ Steckachse 12mm (100/142) |
Gabel | Carbon komplett / Flat Mount 140 mm (ich empfehle 160mm) / 12mm - 100 |
Schalt-/Bremshebel | SRAM Force 1x11 |
Bremsen | SRAM Force Hydro |
Schaltwerk / Umwerfer | SRAM Force 11-fach / – |
Ritzel / Abstufung | – / SRAM CS-XG-1195, 10-42 |
Kurbel / Abstufung | SRAMForce 1x Carbon / 40er Absolute Black Oval Blatt (alternativ 38er Oval und 34er Oval) |
Laufräder | Enve M50 auf 650b LRS & HUNT 30 Carbon Gravel Disc LRS auf 700c |
Reifen | aktuell René Herse Juniper Ridge TC 650B x 48 / auf 700c: René Herse Bon Jon Pass TC 700C x 35 |
Lenker / Vorbau | Zipp Service Course SL, 80mm / Salsa Cowbell Carbon, 40cm |
Sattel / Sattelstütze | Ergon SRX-S Pro Carbon / No Name Carbon |
Besonderheiten | Flaschenhalter je nach Einsatz mal 2 Stück oder Keine. Licht mit Batterielichtern auf dem Helm und Lenker. Garminhalterung als AHeadset Spacer, Rahmentasche, Arschrakete, Lenkertasche und 2 Oberrohrtaschen für Bikepacking Rennen. |
Hast Du Änderungen gegenüber der Serien-Ausstattung vorgenommen? Hat es Extras?
Die Meisten Schrauben zu Alu oder Titanschrauben ausgetauscht. Hier und da etwas leichtere Anbauteile angebaut, aber nichts Verrücktes. 160 mm Bremsscheiben, weil dies im Gelände viel sicherer ist.
Bike-Einschätzung
Hat Dein Rad Deine Erwartungen generell erfüllt?
Da ich vorher noch keine Erfahrungen mit der Kategorie Gravel Rad hatte, kann ich sagen, dass es meine Wünsche soweit etwas mehr erfüllt hat sogar.
Was ist für Dich bisher die beste Eigenschaft des Rades?
Das schnelle Fahrverhalten auf gemäßigten Schotterpisten und trockenen Untergründen. Die Stabilität bergab. Die schnelle Reaktion bei technischen Untergründen.
=> Alles zum Thema Gravelbike auf Rennrad-News
Was sind die größten Schwächen?
Gibt es nicht wirklich. Bis auf die Klettereigenschaft bei steilen Asphaltanstiegen, da merkt man dass es kein Carbon Rennrad sein will.
Wo fährst Du überall mit Deinem Rennrad?
100 Prozent Langdistanz-Fahrten über 200 km.
Wie würdest Du das Verhalten des Rades in Kurven beschreiben?
Kontrolliert.
Wie gefällt es Dir an langen Anstiegen?
Lange Anstiege mit gleichbleibender Steigung fahren sich kontinuierlich mit Druck und Vorankommen – entspannte Position. Kürzere steile Anstiege bedürfen mehr Arbeit.
Wie fühlst Du Dich auf dem Rad auf einer endlosen Geraden mit perfektem Asphalt?
„Time-Trial-Truck“. Es fühlt sich sehr gut an. Ich fahre dann oft in den Aufliegern und kann leicht einen runden Tritt mit viel Druck auf das Pedal bringen. Es ist wie Meditation geradeaus. Man kann solche Strecken auf dem Rad ewig fahren, gefühlt.
Wie macht es sich auf derbem Kopfsteinpflaster und schlechten Straßen?
Kommt immer auf die Reifenwahl an. Im Gesamten aber schön dämpfend. Man kommt gut durch und wird nicht allzu sehr durchgeschüttelt.
Mason Bokeh Nutzerbewertung | |
---|---|
Wie gut findest Du das Bremsverhalten? (5=stärker nicht vorstellbar) | 4 |
Wie direkt kommt es Dir bei Antritten vor? (5=maximal direkt) | 4 |
Wie ist die Sitzposition (1=sehr rennmäßig / 5=Lenker auf Sattelhöhe) | 4 |
Wartungsfreundlichkeit (5= fast keine Wartung nötig) | 3 |
Hast du Verbesserungswünsche?
Die Zugverlegung vom Schaltwerk würde ich schöner integrieren. Diese verläuft aktuell recht exponiert von oben über die Sitzstrebe. Eine Option auf eine intern angesteuerte Vario-Stütze wäre ganz nett. Ansonsten würde ich nichts verändern.
Über den Besitzer
Robert ist eher der Typ Kletterer mit 60 kg Gewicht bei einer Größe von 1,65 m. Unsere Fragen zur Person sollen euch helfen, die Nutzung seines Bikes besser einzuschätzen. Bei 20.000 km Jahresleistung von Robert dürfte und vielen Bikepacking Event-Teilnahmen gehört es zu den härter beanspruchten seiner Art.
Wieviel Kilometer Rennrad fährst Du gewöhnlich ungefähr im Jahr?
Ich fahre Rennrad, Gravelbike, Mountainbike, Freeride. Ich kann keinerlei Zahlen zu diesen unterschiedlichen Radtypen angeben. Kommt auf die Anzahl der Radevents und die Gesundheit an. Wenn alles zusammenkommt, sind es schon 20.000 km im Jahr, grob.
Wie würdest Du Dich selbst als Rennradfahrer-Typ bezeichnen?
Ich würde mich als sportlich orientierten Fahrer einschätzen. So ein „Selbst-Pushen“, egal ob Langstrecke oder Kurzdistanz, ich mag es mich selber herauszufordern. Danach kann ich aber auch lange und entspannt durch die Gegend rollen.
=> 4 aktuelle Gravelbikes im Test auf Rennrad-News
Hast Du eine Lieblings-Rennradregion?
Keine Region, aber einen Lieblingstourentyp: Wenn Rennrad, dann sage ich „All-Road“. Der Mix macht’s
Was war Deine längste Radfahrt bisher?
Schwere Frage. Reine Non-Stop Fahrt auf der Straße 430 km. Non Stop im Gelände knapp 300 km. Dazwischen sehr viele Long-Distance Fahrten mit kurzen Pausen von max. 4 Stunden – über mehrere Tage und Distancen von 600 km bis 900 km On & Off-road.
Was oder welches Event würdest Du gerne auf dem Rennrad noch erleben?
Auf dem reinen Rennrad reizen mich natürlich auch so etwas wie das Trans-Continental-Race. Oder auch TransIberica, Trans Pyrenees, Trans Atlantic Way und Ähnliches.
Möchtest Du den Lesern noch etwas Anderes mit auf den Weg geben?
Genießt jede Minute auf dem Rad intensiv!
Mehr Infos zum Mason Bokeh: https://masoncycles.cc
Welches Bike in prominenten Händen oder einfach nur eines Bekannten würdet ihr gerne mal in einem Bikecheck sehen?
Bikechecks von Arbeitsgeräten der Pros und anderen Rennrad-Enthusiasten auf Rennrad-News:
- Allied Able im Bikecheck: Das Gravel Racebike von Timo Rokitta
- Mason Bokeh im Bikecheck: Das Bikepacking Rad von Robert Krügel