Nach Verkauf in Schieflage Mavic unter Zwangsverwaltung

Der französische Laufrad- und Bekleidungshersteller Mavic steht Berichten zufolge unter Zwangsverwaltung. Zuvor war die Traditionsfirma verkauft worden – es gibt scheinbar jedoch erhebliche Verwirrung darum, wer der eigentliche Eigentümer ist und die Verantwortung trägt.
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Die französische Firma Mavic wurde 1889 gegründet und beschäftigt heutzutage 250 Angestellte, größtenteils in Frankreich. Am gestrigen Donnerstag, dem 7. Mai 2020, hat der Sender France3 herausgefunden, dass das Unternehmen von einem Gericht in Grenoble unter Zwangsverwaltung gestellt wurde. Das bedeutet in der Regel, dass das Unternehmen Gläubigern gegenüber nicht mehr zahlungsfähig ist. Diese Information soll von der Unternehmensleitung bestätigt worden sein – eine Pressemitteilung liegt zum aktuellen Zeitpunkt allerdings nicht vor.

Amer Sports wollte uns verkaufen, man sagte uns, sie hätten Regent LP gefunden. Leute von Regent kamen im Juli 2019 nach Annecy und erzählten uns, dass wir ein schlafendes Juwel seien, dass sie an Mavic glauben. Und seitdem nichts mehr. Nicht eine Investition, nicht eine Antwort.

Gérard Meunier, Sekretär des Sozial- und Wirtschaftsausschusses, ggü. France3

Kurios ist allerdings auch, dass das Unternehmen im Sommer 2019 erst von seinem bisherigen Eigentümer Salomon – der wiederum der finnischen Gruppe Amer Sports gehört, die wiederum in chinesischen Besitz gewechselt ist – verkauft wurde. Wie France3 berichtet, wurde gegenüber den Mitarbeitern als neuer Besitzer Regent LP angegeben. Als Mavic jedoch im Dezember 2019 in finanzielle Schieflage geriet und unter Konkursverwaltung gestellt wurde, kam heraus, dass das Traditionsunternehmen an M Sports aus den USA verkauft wurde. M Sports wiederum unterhält scheinbar keine Kapitalbeziehungen zu Regent LP. Allerdings soll M Sports in einem französischen Geschäftsdossier von Michael Reinstein, dem Vorsitzenden von Regent LP, vertreten worden sein. Mavic wird aktuell vom französischen Turnaround-Unternehmen By Savings geleitet und befindet sich in einer sechsmonatigen Beobachtungsphase.

Das Ganze scheint ein ziemlich undurchsichtiges Spiel einiger großer Investitions-Gesellschaften zu sein. Mavic-Mitarbeiter Meunier wünscht sich, dass die Firma von einem Investor erworben wird, der ein ernsthaftes Interesse hat, Mavic in Annecy wieder erstarken zu lassen.

Wer von euch hat bei all dem den Überblick behalten?

Infos: Bicycle Retailer, France3

21 Kommentare

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  1. Dann hat Mavic eben das Carbon Zeitalter verschlafen; das findet nicht in Europa statt, wie beschrieben. Die äußerst energie- und umweltintensive (dreckige) Carbonproduktion ist unter europäischen Standards - außer für absolute Spezialteile - nicht rentabel.
    Das kerngeschaft von mavic waren immer Aluminiumfelgen. Darin waren sie Weltspitze. Aluminiumreifen sind auch in Zukunft ein milliardenfach notwendiges Verschleißteil.
    Wenn ein Marktteilnehmer in die Luft geht ist das für Kunden nie gut.

  2. @ snowrider - bedauerlich zu lesen . ...Aber in so einem Fall , kaufe ich den LRs bei einem Fachhändler vor Ort und setzte auf dessen Service. Gehe dann im Servicefall zu dem Händler meines Vertrauens wieder. Der Händler hat sicher andere, bessere Geschäftsbeziehungen und Kontakte zum Vertrieb von MAVIC, als wenn ich mich als Einzelperson melde. Hier zeigt sich ein weiteres mal warum es auf lange Sicht auch gut ist den Händler vor Ort zu unterstützen....

    Also unsere Fachhändler in der Umgebung haben schon vor langer Zeit den Support und Geschäftskontakt zu Mavic eingestellt.
    Darunter sind auch renomierte "Premium" Händler, von ehemaligen Rad Weltmeistern und Olympiasiegern geführte Bike Geschäften.
  3. sulka
    Dabei seit 05/2009

    Von den Laufrädern habe ich auch öfter mal nachteiliges in Bezug auf Ersatzteile gehört, drum hab ich damals auch auf die unheimlichen schicken R-Sys exalith verzichtet und Shamals genommen. Das Geld wär's nicht gewesen, aber bei Campa habe ich mehr Vertrauen in den aftersaleservice. Schuhe und Hosen hab ich von Mavic (made in Romania, immerhin EU) die Sachen sind tadellos. Da hatte ich schon schlechteres von italienischen Premiummarken ...

  4. inuh
    Dabei seit 08/2006
    Bsp. aus letztem Jahr: Ich benötige eine Ersatzspeiche für ein Cosmic Carbon Hinterrad Bj. 2009. Einige Mails mit dem durchaus freundlichen Mavic-Support ausgetauscht, bis der von mir geschilderte Sachverhalt in meiner ersten Mail auch bei ihnen angekommen ist: "…10 Jahre … keine Garantie mehr… !" Abschließende Aussage: "Es gibt keine Speichen als Ersatzteil!"

    Exakt genauso war's bei mi auch.
    Speichen für einen Mavic-LRS von 2009 gesucht (Ksyrium bla), netter Support, aber letztendliche Antwort "gibbet nicht mehr".
    Seitdem habe ich bei der Laufradauswahl Mavic automatisch kategorisch ausgeschlossen ("schöner LRS, aber gibt ja schon bald keine Ersatzteil mehr"). Wenn so - wie man u.a. hier ja lesen kann - viele Kunden gedacht haben, dann erklärt das einiges.

    Mir tut's aber echt Leid, vor allem für die 250 Mitarbeiter des französischen Traditionsunternehmens, Mavic war immer eine irgendwie sympathische Grösse im Radsport (finde ich).
    Bzw. IST (sind ja noch nicht pleite).

    Wer Mr. Froome während der Tour ein zu kleines Ersatzrad mit falschen Klickpedalen andreht - einfach nur aus Spass - der darf einfach nicht pleite gehen 😉
  5. Wen Carbon ivM scheibenbremse jahrelang hochgelobt wird, dann ist vom gläubigen Endverbraucher nichts anderes zu erwarten.

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