Merida Silex 7000 im Test: Auf Mission CX folgt Silex, auf Cyclocross folgt Gravel – der Vergleichstest zwischen den beiden Bike-Gattungen geht in die zweite Runde. Das Merida Silex 7000 ist in vielerlei Hinsicht das Pendant zum zuvor getesteten Merida Mission CX 7000 – vor allem mehr Komfort verspricht das Gravelbike im Gegensatz zum Querfeldeinrad. Kann sich das Silex 7000 wirklich entscheidend vom Mission CX abheben? Teil 2 des Vergleichstest der beiden Bike-Gattungen widmet sich dem Schotterflitzer von Merida.
Gravel? Cyclocross? Manch einer wird sich nicht ohne Grund fragen, worin genau der Unterschied zwischen diesen beiden Bikekategorien besteht. Einmal mehr sorgt ein amerikanischer Trend dafür, dass wir uns verwundert die Augen reiben, wieso die Hersteller eine neue Sparte ins Leben riefen und diese nun an Mann und Frau bringen wollen. Doch wer bei Gravelbikes nur an einen Marketinggag denkt, liegt vielleicht falsch. Dahinter steckt die Idee, gerade für Langstrecken eine komfortable Möglichkeit zu schaffen, in moderatem Gelände von A nach B zu gelangen. Sie hat eine gewisse Berechtigung, vor allem im Herkunftsland. Eine detaillierte Übersicht zu den Unterschieden der beiden Bike-Gattungen findet ihr hier.
Steckbrief: Merida Silex 7000
Einsatzbereich | Gravel, Commute |
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Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 8,7 kg |
Stack | 626 mm |
Rahmengrößen | XS, S, M, L, XL |
Website | www.merida-bikes.com |
„Einfach fahren wo es einen hintreibt, ohne auf die Zeit zu achten“ – mit diesen geflügelten Worten preist Merida sein 2017 vorgestelltes Ass für die Schotterpisten an. Das Gravelbike Silex soll mit der Performance eines Straßenrades auftrumpfen, zugleich aber dank einer von Mountainbikes inspirierten Geometrie gerade auf langen Strecken und in moderatem Gelände das notwendige Maß an Komfort bieten. Durch moderne Achs- und Bremsstandards sowie eine mögliche Reifenbreite von bis zu 42 mm ist das Merida Silex absolut auf der Höhe der Zeit. Auch beim Silex ließen sich die Konstrukteure im schwäbischen Magstadt einige spannende Details einfallen, die dem Rad ein gewisses Etwas verleihen.
Ösen für Schutzbleche und Gepäcktaschen gehören inzwischen schon zum Standardrepertoire eines Rades in dieser Gattung. Eine integrierte Sattelklemme oder die Möglichkeit zur Montage einer absenkbaren Sattelstütze sind nur zwei der besonderen Features am silber-grünen Allround-Bike.
Geometrie
Beim Merida Silex 7000 verraten die Zahlen auf dem Papier schon eine Menge über die Ausrichtung des Rades. Das überlange Steuerrohr (200 mm in Größe M) bringt das Cockpit sehr deutlich nach oben. Der Stack liegt satte 7 cm über dem Wert des Merida Mission CX in gleicher Rahmenhöhe – das ist ein beachtlicher Unterschied.
Weitere Eigenschaften, die man eher aus dem Mountainbike-Bereich kennt – ein verhältnismäßig langes Oberrohr, ein kurzer Vorbau und ein im Zusammenspiel mit dem langen Steuerrohr starkes Sloping (bezeichnet das Abfallen des Oberrohrs zum Sitzrohr) – sorgen dafür, dass das Silex wie geschaffen ist für Langstreckentouren, bei denen Komfort gefragt ist.
Ähnlich wie beim Cyclocrosser Mission CX sorgen ein flacher Lenkwinkel und nicht allzu kurze Kettenstreben für einen vergleichsweise langen Radstand – hier ist ein Plus an Laufruhe in holprigen Passagen zu erwarten. Zudem dürfte ein etwas steilerer Sitzwinkel als bei vergleichbarer Konkurrenz (beispielsweise dem Canyon Grail, Giant Revolt oder Cannondale Slate) zusätzlich für eine kompakte Sitzposition auf dem Rad sorgen und somit den Komfortcharakter des Rades betonen. Wie die meisten Pendants auf dem Markt rollt auch das Gravelbike Silex von Merida auf 700C-Reifen – in diesem Fall mit 35 Millimeter Außenweite. Die Geometrie des Rades lässt Gravel-Reifen bis zu einer Breite von 42 mm zu – zudem ist es auch möglich, aus dem Mountainbike-Bereich bekannte 650b-Felgen und Reifen zu montieren und so den Fahrspaß im Gelände zu erhöhen.
Der Gravelflitzer von Merida ist in den Rahmengrößen XS bis XL erhältlich. Vom kleinsten Rahmen wächst die Rahmenhöhe konstant bis zum größten in 3 cm-Schritten. Wir haben das Rad in Größe M bei einer Rahmenhöhe von 50 cm getestet.
Rahmengröße | XS | S | M | L | XL |
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Rahmenhöhe | 440 mm | 470 mm | 500 mm | 530 mm | 560 mm |
Oberrohrlänge | 548 mm | 564 mm | 580 mm | 600 mm | 620 mm |
Kettenstreben | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm |
Lenkwinkel | 71° | 71° | 71° | 71° | 71° |
Sitzwinkel | 74° | 74° | 74° | 74° | 74° |
Tretlageroffset | 75 mm | 75 mm | 75 mm | 75 mm | 75 mm |
Steuerrohr | 160 mm | 180 mm | 200 mm | 220 mm | 240 mm |
Gabellänge | 397 mm | 397 mm | 397 mm | 397 mm | 397 mm |
Reach | 379 mm | 390 mm | 400 mm | 415 mm | 430 mm |
Stack | 588 mm | 607 mm | 626 mm | 645 mm | 664 mm |
Radstand | 1027 mm | 1044 mm | 1061 mm | 1082 mm | 1104 mm |
Ausstattung
Wie bereits im ersten Teil der Vergleichsreihe erwähnt, sind beide Testräder bis auf die Kurbel identisch ausgerüstet. Auch beim Silex sorgt die bewährte Shimano Ultegra-Schaltung für den Antrieb. Verzögert wird das Silex von hydraulischen Ultegra-Scheibenbremsen mit 160 mm Rotordurchmesser. Gerade bei Langstreckenfahrten mit entsprechender Gepäckzuladung bieten die größeren Bremsscheiben mehr Standfestigkeit, aber auch in gröberem Gelände können die großen Scheiben von Vorteil sein. Analog zum Mission CX sind Fulcrum Racing 700 DB-Laufräder verbaut – die Innenweite der Felgen von 19 mm und der Platz im Rahmen ermöglichen die Montage von 28-Zoll-Reifen mit einer Breite von bis zu 42 mm. Die Laufräder wiegen laut Hersteller 1740 Gramm . Selbstentwickelte Anbauteile von Merida runden das Ausstattungspaket ab. Wie auch beim Mission CX ist die flexende Sattelstütze leider dem Top-Modell vorbehalten.
Besonderes Special am Silex: Gemeinsam mit dem Reifenhersteller Maxxis wurde ein Reifen entwickelt, der den Anforderungen des Gravelbikes ideal gerecht werden soll. Während die Hauptrollfläche in der Mitte des Reifens kaum profiliert ist, sind am Rand einige grobe Stollen angebracht. Dies soll bei hohem Luftdruck insbesondere auf Asphalt einen geringen Rollwiderstand bieten, jedoch bei niedrigem Luftdruck den nötigen Grip im Gelände liefern. Das Gravelbike ist in sechs verschiedenen Ausstattungspaketen erhältlich. Die vier Modelle Silex 300, Silex 400, Silex 600 und Silex 700 sind allesamt mit einem Aluminium-Rahmen aufgebaut. Die beiden Top-Modelle Merida Silex 7000 und Silex 9000 sind hingegen mit Rahmen aus Carbon bestückt. Aluminium- und Carbonrahmen unterscheiden sich nur unwesentlich in Bezug auf Standards und Geometrie – einzig das Gewicht ist bei den Carbon-Modellen geringer.
- Antrieb Shimano Ultegra
- Bremsen Shimano Ultegra
- Laufräder Fulcrum Racing 700 DB
- Reifen Maxxis Razzo (700x35c)
- Cockpit Merida Expert GR / Merida Expert CC (80 mm)
- Sattelstütze Merida Expert TR
Modellbezeichnung | Silex 300 | Silex 400 | Silex 600 | Silex 700 | Silex 7000 (getestet) | Silex 9000 |
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Rahmen | Silex Lite | Silex Lite | Silex Lite | Silex Lite | Silex CF2 | Silex CF2 |
Farbe | Silk Titan (Black) | Matt-Black (Silver) | Metallic Blue (Blue) | Matt-Metallic Black (Lite Blue) | Matt-Metallic Grey (Green) | Matt-UD (Red) |
Gabel | Merida Silex CF 2 | Merida Silex CF 2 | Merida Silex CF 2 | Merida Silex CF 2 | Merida Silex CF2 | Merida Silex CF2 |
Kurbel | FSA Gossamer 44 | FSA Gossamer Pro 48-32 | Sram Apex1 44 | Shimano Ultegra 50-34 | Shimano Ultegra 50-34 | Sram Force1 44 |
Schaltwerk | Sram Apex1 | Shimano 105 | Sram Apex1 | Shimano Ultegra | Shimano Ultegra GS mid/long cage | Sram Force1 |
Bremsen | Tektro Spyre Mechanical Disc | Shimano 105 Hydraulic Disc | Sram Apex1 HRD | Shimano Ultegra Hydraulic Disc | Shimano Ultegra Hydraulic Disc | Sram Force1 Hydraulic Disc |
Brems-/Schalthebel | Sram Apex 1 | Shimano 105 Disc | Sram Apex1 Disc | Shimano Ultegra Disc | Shimano Ultegra Disc | Sram Force1 Disc |
Bremsscheiben | Tektro M160 160mm/160mm | Shimano RT10 160mm/160mm | Shimano RT54 160mm/160mm | Shimano RT64 160mm/160mm | Shimano RT81-Ice 160mm/160mm | Shimano RT64 160mm/160mm |
Lenker | Merida Expert GR | Merida Expert GR | Merida Expert GR | Merida Expert GR | Merida Expert GR | Merida Expert GR |
Steuersatz | Merida M2331 | Merida M2331 | Merida M2331 | Merida M2331 | Silex Neck | Silex Neck |
Vorbau | Merida Expert CC | Merida Expert CC | Merida Expert CC | Merida Expert CC | Merida Expert CC | Merida Expert CC |
Innenlager | FSA PF86 MegaExo | FSA PF86 for 30mm Spindle | Sram Pressfit PF86 | Shimano Pressfit BB71 | FSA 386-BB30 PF6000 [SMN FC] | Sram Pressfit PF30 |
Griffe | Merida Road Expert | Merida Road Expert | Merida Road Expert | Merida Road Expert | Merida Road Expert | Merida Road Expert |
Kassette | Sunrace CSMS8 11-42 11-speed | Shimano CS-HG700 11-34 11-speed | Sram PG-1130 11-42 11-speed | Shimano CS-HG700 11-34 11-speed | Shimano CS-HG800 11-34 11-speed | Sram XG1150 10-42 11-speed |
Laufradsatz | Merida Systemlaufrad | Merida Systemlaufrad | Fulcrum Racing 700 DB | Fulcrum Racing 700 DB | Fulcrum Racing 700 DB | Fulcrum Red Passion 3 |
Reifen | Maxxis Razzo 35x700C | Maxxis Razzo 35x700C | Maxxis Razzo 35x700C | Maxxis Razzo 35x700C | Maxxis Razzo 35x700C | Maxxis Razzo 35x700C |
Kette | KMC X11-1 | KMC X11-1 | KMC X11-1 | KMC X11-1 | KMC X11-1 | KMC X11-1 |
Umwerfer | - | Shimano 105 | - | Shimano Ultegra | Shimano Ultegra | - |
Sattelstütze | Merida Comp CC | Merida Comp CC | Merida Comp CC | Merida Expert TR | Merida Expert TR | Merida Carbon Team CC |
Sattel | Merida Comp CC | Merida Comp CC | Merida Comp CC | Prologo Scratch | Prologo Scratch | Prologo Scratch 2 |
Sattelklemme | Merida Expert | Merida Expert | Merida Expert | Merida Expert | Merida Silex | Merida Silex |
Gewicht | 9,98 kg | 10,16 kg | 9,79 kg | 9,58 kg | 8,7 kg (nachgewogen) | 7,94 kg |
Preis (UVP) | 1.299 € | 1.599 € | 1.799 € | 2.199 € | 2.899 € | 3.799 € |
Im Detail
Das Silex ist durch einen hochwertig verarbeiteten Rahmen mit einer gelungenen Formgebung geprägt. Klare Kanten sind wie beim Schwestermodell Mission CX auch hier das Hauptmerkmal des Rahmenbildes. Man könnte auch ein Mountainbike hinter dieser Rahmenkonstruktion vermuten, wären da nicht der Rennradlenker und das auffallend lange Steuerrohr. Die Entwickler aus dem schwäbischen Magstadt haben sich einiges einfallen lassen, um den Ansprüchen eines Gravelbikes gerecht zu werden.
Wie bei den meisten Rädern dieser Gattung sind zahlreiche Ösen für Gepäckträger und Schutzbleche angebracht. Passend dazu bietet Merida eine Vielzahl an Möglichkeiten, das Rad weiter auszurüsten – das Zubehör kann beim Fachhändler zusätzlich erworben werden. Ein Flaschenhalter am Unterrohr lässt sich an zwei Positionen anbringen und schafft so Platz für eine Gepäcktasche im Rahmendreieck. Eine zweite Trinkflasche findet klassisch am Sitzrohr ihren Platz.
Dank des starken Slopings und des Sattelstützendurchmessers von 31,6 mm, ist es möglich, beim Merida-Rad eine Variostütze mit innenverlegten Zügen zu montieren. Im Mountainbikebereich längst bewährt, bringt dieses Feature zusätzlichen Fahrspaßpotential im Gelände. Die Sattelklemme ist optisch gelungen in den Rahmen integriert. Schaltzüge und Bremsleitungen verlaufen innerhalb des Rahmens und sorgen für eine saubere Optik. Das Silex kann sowohl mit Zweifach- als auch mit Einfach-Kurbeln ausgestattet werden.
Ähnlich wie das ein Jahr neuere Cyclocross-Modell Mission CX bietet das Silex moderne Achs- und Bremsstandards: Steckachsenaufnahmen mit je 142 mm Breite und eine Flat-Mount-Aufnahme für den Bremssattel folgen dem Trend auf dem Markt. Sie sind technisch ein Fortschritt gegenüber Schnellspannern, und der Bremsstandard ermöglicht die platzsparende Unterbringung des Bremssattels im Dreieck von Ketten- und Sitzstrebe. Im Gegensatz zum Mission CX sind am Silex Standard-Steckachsen mit Hebel verbaut, was vor allem die Handhabung in der Praxis vereinfacht.
Sein Gewicht ordnet das Silex definitiv in der ersten Leichtbauliga des Segmentes ein – mit 1.050 Gramm ist der Rahmen einer der leichtesten auf dem Gravel-Markt. Auch die selbst entwickelte Vollcarbongabel muss sich mit lediglich 500 Gramm (beides Herstellerangaben) nicht verstecken.
Auf dem Trail
Straße & Schotter
Im Praxiseinsatz ist bereits nach wenigen Metern klar, dass das Merida Silex 7000 den Schwerpunkt auf Komfort legt. Die Sitzposition lässt sich mit äußerst entspannt und komfortabel gut beschreiben. Das lange Oberrohr wird durch den kurzen Vorbau komplett neutralisiert – das Gefühl, zu gestreckt auf dem Rad zu sitzen, tritt zu keiner Zeit auf. Das lange Steuerrohr und das daraus resultierende hohe Cockpit führen für wettbewerbsmäßig orientierte Rennradfahrer zu einer ungewohnten Sitzposition. Insbesondere bei langen Ausfahrten wird dies jedoch zu einem Highlight – nie ermüdet der Oberkörper, die „Wohlfühloase“ Silex sorgt stets für eine entspannte Fahrt.
Den Komfort erkauft man sich jedoch mit einem Verlust an Performance in Situationen, wo der Rumpf als Gegenspieler für die Kraft in den Beinen gefragt ist. Gerade im Antritt scheint das Rad bisweilen auf dem Untergrund festzukleben. Durch das hohe Cockpit baut man durch Ziehen am Lenker weniger Spannung auf, die allerdings notwendig ist, um mehr Kraft auf das Pedal zu bringen. Jeder Versuch, im Wiegetritt zusätzliche Geschwindigkeit aufzubauen, verpufft gefühlt mehr oder weniger im Rad – auch das niedrige Gewicht des Rades kann daran wenig ändern. Will man jedoch keine Sprintbestzeiten fahren oder Temporekorde brechen, ist das Merida Silex 7000 ein zuverlässiger Begleiter. Die Semislicks von Maxxis sorgen zwar für Rennrad-Feeling auf der Geraden. Das kommt auf dem Tacho aber nur bedingt an. Große Geschwindigkeiten erreicht man mit dem Silex in der wenig aerodynamischen Sitzhaltung selten – obwohl die Zweifach-Ausstattung der Shimano Ultegra dies hergeben würde.
Im Gelände
Die Ausrichtung des Bikes sieht den Einsatz in Mountainbike-typischer Umgebung nur bedingt vor. Doch die vielen Anpassungen der EntwicklerInnen und die komfortable Geometrie sorgen dafür, dass man auch in etwas gröberem Gelände richtig Spaß haben kann. Die großvolumigen Reifen federn einen Großteil der heftigen Schläge ab – zudem gibt das hohe Cockpit und die großzügige Beinfreiheit ein hohes Maß an Sicherheit. So sind sogar MTB-Trails mit dem Rad gut befahrbar. Insbesondere die standfesten Scheibenbremsen helfen auch in steilem Gelände die Kontrolle zu bewahren. Wir waren während des Tests immer wieder erstaunt, wie gutmütig sich das Silex auch auf Singletrails fahren lässt.
Dies gilt alles allerdings nur unter einer Einschränkung: Die speziell entwickelten Maxxis-Reifen können leider nicht ganz das halten, was sie versprechen. Vor allem bei Nässe ist der Einsatz der Reifen im Gelände nicht zu empfehlen. Die fast unprofilierte Fläche in der Mitte der Mantelfläche verwandelt eine Tour bei rutschigem Untergrund in technischem Gelände direkt in eine Fahrkunststück. Selbst bei trockenen Verhältnissen kommen die Reifen für unseren Geschmack zu früh an ihr Limit – die erhoffte Gripp durch die profilierten Seitenflächen stellt sich meist nicht ein. Limitierend im Gelände ist zudem die Beschleunigungsfähigkeit. Was bereits auf moderatem Untergrund den Fahrspaß etwas trübt, sorgt im Gelände für erneute Ernüchterung. Fazit: Wer auch mal abseits der „Waldautobahn“ Spaß haben will, sollte die Reifen wechseln.
Wer tatsächlich andere Reifen nachrüstet, eventuell sogar auf 650b-Felgen, erlebt ein Fahrverhalten, das viel mehr ans Mountainbiken erinnert. Gerade im Hinblick auf Fahrer, die grobes Gelände und einhergehend ein hohes Cockpit gewohnt sind, ist das Silex mit kleinen Updates eine interessante Lösung, die auch Offroad überzeugen kann.
Das ist uns aufgefallen
- Einsatzbereich Das Merida Silex 7000 ist ein sehr vielseitiges Rad, das sich in verschiedenen Bereichen wacker schlägt. Absolut überzeugen kann es vor allem in nicht allzu forderndem Terrain und auf der Langstrecke. Die vorgesehenen Möglichkeiten zur Montage von Allround-Features wie Schutzblechen und Gepäcktaschen passen dazu. Für sportliche Fahrer macht das Silex vor allem als Wintertrainingsgerät Sinn. Das Gravelbike bietet Abwechslung in vielerlei Hinsicht und ist zudem sehr vielseitig einsetzbar.
- Reifen Groß angepriesen, doch im Testalltag nicht überzeugend: Die Maxxis-Reifen sind größtenteils überfordert, sobald das Terrain den Schwierigkeitsgrad von Schotter übersteigt. Zwar sorgen die Reifen für spürbaren Komfort bei leichten Schlägen vom Untergrund, doch die vielen Fähigkeiten des Rades können im Gelände nicht ausgenutzt werden, da die Reifen nur wenig Grip bieten. Hier lohnt es sich, auf andere Modelle umzurüsten.
- Preis-Leistung Mit 2.899 € ist das Merida Silex 7000 eher in der gehobenen Preisklasse für Gravelbikes einzuordnen. Dafür erhält man ein sehr gut verarbeitetes Rad mit einer für die Bedürfnisse eines Gravelbikes ideal abgestimmten Ausstattung (abgesehen von den Reifen). In puncto Ausstattung gibt es Produkte von anderen Herstellern, die zum gleichen Preis mehr bieten können. Doch der hochwertige und vor allem leichte Rahmen sorgt dafür, dass das Silex sich keineswegs vor der Konkurrenz verstecken muss. Ein Alleinstellungsmerkmal bleibt dem Rad allemal: Man wird wohl kaum ein Bike auf dem Markt finden, das den Komfortcharakter des Gravelns so in den Fokus stellt.
- Optik Eine besondere Geometrie bringt eine besondere Optik mit sich. Das lange Steuerrohr fällt sofort auf und sorgt bei sportlich ambitionierten FahrerInnen für Skepsis. Doch in diesem Fall vermittelt der erste Eindruck eindeutig ein falsches Bild von dem Rad. Eine gelungene Farbkombination mit einem komplett durchdachten Farbkonzept ergibt ein stimmiges Gesamtbild: beide Daumen hoch für die Gestaltung des Rades.
Fazit – Merida Silex 7000
Schotterflitzer oder Komforttourer? Das Merida Silex 7000 ist eindeutig ein Bike für komfortable Ausfahrten. Das Gravelbike von Merida ist eine wahre Wohlfühloase – solange man möglichst entspannt von A nach B gelangen möchte. Sportlichkeit und Geländetauglichkeit fallen dagegen etwas ab, auch wenn das Rad viele Features hat, die diese beiden Eigenschaften grundsätzlich fördern. Die Geländetauglichkeit bleibt eigentlich nur aufgrund der ungeeigneten Reifen auf der Strecke, die Sportlichkeit hingegen leidet vor allem unter der komfortorientierten Geometrie. Wer komfortables Fahren gewohnt ist oder es sich wünscht, erhält mit dem Silex einen idealen Mix – auf der Straße, im Gelände (mit kleinen Anpassungen) und vor allem klassisch auf Schotter ist das Silex zu Hause.
Pro / Contra
Pro
- Sehr komfortable Geometrie
- Geländetauglichkeit
- Gelungene Extra-Features
Contra
- Reifen im Gelände nur bedingt empfehlenswert
- Träge in der Beschleunigung
Was sagt ihr zum Merida Silex 7000 – ist ein solches Komfort-Gravelbike eine Option für euch?
Testablauf
Das Merida Mission CX 7000 und das Merida Silex 7000 wurde im gesamten Winterhalbjahr auf den Trails, Schotterpisten und Straßen der Schwäbischen Alb und der Region Stuttgart getestet.
Hier haben wir das Silex 7000 getestet
- Schwäbische Alb: Die Gegend rund um Albstadt bietet ein ideales Testterrain für die Ansprüche eines Cyclocross- bzw. eines Gravelbikes. Ob bergauf, bergab oder flach sammelt man bei verschiedensten Untergründen viele unterschiedliche Eindrücke.
- Stuttgart: In der Metropole Baden-Württembergs mussten sich die Räder hauptsächlich beim täglichen Pendeln und beim Einsatz auf der Straße beweisen. Auch hier bietet die hügelige Landschaft alle möglichen Streckenprofile zur Auswahl.
- Ich fahre hauptsächlich
- XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich; Tiefes Cockpit, nicht zu gestreckt
- Ich fahre hauptsächlich
- XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kompakte Sitzposition; kurzer Hinterbau für mehr Agilität; tiefe Front
Hier findest du alle weiteren Artikel unseres Cyclocrosser vs. Gravelbike-Vergleichstests:
- Vergleich Cyclocrosser vs. Gravelbike: Nicht viel mehr als eine Glaubensfrage?!
- Merida Silex 7000 im Test: Komfort geht vor
- Merida Mission CX 7000 im Test: Cyclocross-Renner mit Alltagsplus
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