Merida Silex 7000 im Test Komfort geht vor

Merida Silex 7000 im Test: Auf Mission CX folgt Silex, auf Cyclocross folgt Gravel – der Vergleichstest zwischen den beiden Bike-Gattungen geht in die zweite Runde. Das Merida Silex 7000 ist in vielerlei Hinsicht das Pendant zum zuvor getesteten Merida Mission CX 7000 – vor allem mehr Komfort verspricht das Gravelbike im Gegensatz zum Querfeldeinrad. Kann sich das Silex 7000 wirklich entscheidend vom Mission CX abheben? Teil 2 des Vergleichstest der beiden Bike-Gattungen widmet sich dem Schotterflitzer von Merida.
Titelbild
Tobias Sindlinger

Gravel? Cyclocross? Manch einer wird sich nicht ohne Grund fragen, worin genau der Unterschied zwischen diesen beiden Bikekategorien besteht. Einmal mehr sorgt ein amerikanischer Trend dafür, dass wir uns verwundert die Augen reiben, wieso die Hersteller eine neue Sparte ins Leben riefen und diese nun an Mann und Frau bringen wollen. Doch wer bei Gravelbikes nur an einen Marketinggag denkt, liegt vielleicht falsch. Dahinter steckt die Idee, gerade für Langstrecken eine komfortable Möglichkeit zu schaffen, in moderatem Gelände von A nach B zu gelangen. Sie hat eine gewisse Berechtigung, vor allem im Herkunftsland. Eine detaillierte Übersicht zu den Unterschieden der beiden Bike-Gattungen findet ihr hier.

Steckbrief: Merida Silex 7000

EinsatzbereichGravel, Commute
RahmenmaterialCarbon
GabelCarbon
Gewicht (o. Pedale)8,7 kg
Stack626 mm
RahmengrößenXS, S, M, L, XL
Websitewww.merida-bikes.com
Preis: 2.899 Euro

„Einfach fahren wo es einen hintreibt, ohne auf die Zeit zu achten“ – mit diesen geflügelten Worten preist Merida sein 2017 vorgestelltes Ass für die Schotterpisten an. Das Gravelbike Silex soll mit der Performance eines Straßenrades auftrumpfen, zugleich aber dank einer von Mountainbikes inspirierten Geometrie gerade auf langen Strecken und in moderatem Gelände das notwendige Maß an Komfort bieten. Durch moderne Achs- und Bremsstandards sowie eine mögliche Reifenbreite von bis zu 42 mm ist das Merida Silex absolut auf der Höhe der Zeit. Auch beim Silex ließen sich die Konstrukteure im schwäbischen Magstadt einige spannende Details einfallen, die dem Rad ein gewisses Etwas verleihen.

Ösen für Schutzbleche und Gepäcktaschen gehören inzwischen schon zum Standardrepertoire eines Rades in dieser Gattung. Eine integrierte Sattelklemme oder die Möglichkeit zur Montage einer absenkbaren Sattelstütze sind nur zwei der besonderen Features am silber-grünen Allround-Bike.

Langstreckenass mit Geländetauglichkeit?
# Langstreckenass mit Geländetauglichkeit? - Das Merida Silex 7000 soll die Fähigkeiten eines Straßenrades und eines komfortablen Mountainbikes kombinieren
Diashow: Merida Silex 7000 im Test: Trailtauglicher Komforttourer
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Gleiche Laufräder wie beim Mission CX: Die Fulcrum 700 Racing DB-Räder sind für die breiteren Reifen im Gravel-/Crosseinsatz optimiert
Fühlt sich auf der Straße zwar fast an wie ein Rennrad, doch so richtig nach oben schnellt die Geschwindigkeitsanzeige nie
Die Mountainbike-affine Geometrie schlägt sich auch im Praxiseinsatz wieder
Die Kassette bietet eine Bandbreite von 11–34 Zähnen
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Geometrie

Beim Merida Silex 7000 verraten die Zahlen auf dem Papier schon eine Menge über die Ausrichtung des Rades. Das überlange Steuerrohr (200 mm in Größe M) bringt das Cockpit sehr deutlich nach oben. Der Stack liegt satte 7 cm über dem Wert des Merida Mission CX in gleicher Rahmenhöhe – das ist ein beachtlicher Unterschied.

Weitere Eigenschaften, die man eher aus dem Mountainbike-Bereich kennt – ein verhältnismäßig langes Oberrohr, ein kurzer Vorbau und ein im Zusammenspiel mit dem langen Steuerrohr starkes Sloping (bezeichnet das Abfallen des Oberrohrs zum Sitzrohr) – sorgen dafür, dass das Silex wie geschaffen ist für Langstreckentouren, bei denen Komfort gefragt ist.

Ähnlich wie beim Cyclocrosser Mission CX sorgen ein flacher Lenkwinkel und nicht allzu kurze Kettenstreben für einen vergleichsweise langen Radstand – hier ist ein Plus an Laufruhe in holprigen Passagen zu erwarten. Zudem dürfte ein etwas steilerer Sitzwinkel als bei vergleichbarer Konkurrenz (beispielsweise dem Canyon Grail, Giant Revolt oder Cannondale Slate) zusätzlich für eine kompakte Sitzposition auf dem Rad sorgen und somit den Komfortcharakter des Rades betonen. Wie die meisten Pendants auf dem Markt rollt auch das Gravelbike Silex von Merida auf 700C-Reifen – in diesem Fall mit 35 Millimeter Außenweite. Die Geometrie des Rades lässt Gravel-Reifen bis zu einer Breite von 42 mm zu – zudem ist es auch möglich, aus dem Mountainbike-Bereich bekannte 650b-Felgen und Reifen zu montieren und so den Fahrspaß im Gelände zu erhöhen.

Der Gravelflitzer von Merida ist in den Rahmengrößen XS bis XL erhältlich. Vom kleinsten Rahmen wächst die Rahmenhöhe konstant bis zum größten in 3 cm-Schritten. Wir haben das Rad in Größe M bei einer Rahmenhöhe von 50 cm getestet.

RahmengrößeXSSMLXL
Rahmenhöhe440 mm470 mm500 mm530 mm560 mm
Oberrohrlänge548 mm564 mm580 mm600 mm620 mm
Kettenstreben430 mm430 mm430 mm430 mm430 mm
Lenkwinkel71°71°71°71°71°
Sitzwinkel74°74°74°74°74°
Tretlageroffset75 mm75 mm75 mm75 mm75 mm
Steuerrohr160 mm180 mm200 mm220 mm240 mm
Gabellänge397 mm397 mm397 mm397 mm397 mm
Reach379 mm390 mm400 mm415 mm430 mm
Stack588 mm607 mm626 mm645 mm664 mm
Radstand1027 mm1044 mm1061 mm1082 mm1104 mm
Das immens lange Steuerrohr ist das Hauptmerkmal am Gravelbike von Merida
# Das immens lange Steuerrohr ist das Hauptmerkmal am Gravelbike von Merida - So wird das Cockpit sehr weit oben positioniert und eine entspannte Haltung für den Fahrer gewährleistet
Typische Kennzahlen eines Mountainbikes findet man beim Silex wieder
# Typische Kennzahlen eines Mountainbikes findet man beim Silex wieder - Ein verhältnismäßig flacher Lenkwinkel und der daraus resultierende längere Radstand soll für mehr Laufruhe im Gelände sorgen
Ein starkes Sloping wie beim Silex kennt man ebenfalls mehr von Mountainbikes als von Gravelbikes oder Straßenrädern
# Ein starkes Sloping wie beim Silex kennt man ebenfalls mehr von Mountainbikes als von Gravelbikes oder Straßenrädern

Ausstattung

Wie bereits im ersten Teil der Vergleichsreihe erwähnt, sind beide Testräder bis auf die Kurbel identisch ausgerüstet. Auch beim Silex sorgt die bewährte Shimano Ultegra-Schaltung für den Antrieb. Verzögert wird das Silex von hydraulischen Ultegra-Scheibenbremsen mit 160 mm Rotordurchmesser. Gerade bei Langstreckenfahrten mit entsprechender Gepäckzuladung bieten die größeren Bremsscheiben mehr Standfestigkeit, aber auch in gröberem Gelände können die großen Scheiben von Vorteil sein. Analog zum Mission CX sind Fulcrum Racing 700 DB-Laufräder verbaut – die Innenweite der Felgen von 19 mm und der Platz im Rahmen ermöglichen die Montage von 28-Zoll-Reifen mit einer Breite von bis zu 42 mm. Die Laufräder wiegen laut Hersteller 1740 Gramm . Selbstentwickelte Anbauteile von Merida runden das Ausstattungspaket ab. Wie auch beim Mission CX ist die flexende Sattelstütze leider dem Top-Modell vorbehalten.

Besonderes Special am Silex: Gemeinsam mit dem Reifenhersteller Maxxis wurde ein Reifen entwickelt, der den Anforderungen des Gravelbikes ideal gerecht werden soll. Während die Hauptrollfläche in der Mitte des Reifens kaum profiliert ist, sind am Rand einige grobe Stollen angebracht. Dies soll bei hohem Luftdruck insbesondere auf Asphalt einen geringen Rollwiderstand bieten, jedoch bei niedrigem Luftdruck den nötigen Grip im Gelände liefern. Das Gravelbike ist in sechs verschiedenen Ausstattungspaketen erhältlich. Die vier Modelle Silex 300, Silex 400, Silex 600 und Silex 700 sind allesamt mit einem Aluminium-Rahmen aufgebaut. Die beiden Top-Modelle Merida Silex 7000 und Silex 9000 sind hingegen mit Rahmen aus Carbon bestückt. Aluminium- und Carbonrahmen unterscheiden sich nur unwesentlich in Bezug auf Standards und Geometrie – einzig das Gewicht ist bei den Carbon-Modellen geringer.

  • Antrieb Shimano Ultegra
  • Bremsen Shimano Ultegra
  • Laufräder Fulcrum Racing 700 DB
  • Reifen Maxxis Razzo (700x35c)
  • Cockpit Merida Expert GR / Merida Expert CC (80 mm)
  • Sattelstütze Merida Expert TR

ModellbezeichnungSilex 300Silex 400Silex 600Silex 700Silex 7000 (getestet)Silex 9000
RahmenSilex LiteSilex LiteSilex LiteSilex LiteSilex CF2Silex CF2
FarbeSilk Titan (Black)Matt-Black (Silver)Metallic Blue (Blue)Matt-Metallic Black (Lite Blue)Matt-Metallic Grey (Green)Matt-UD (Red)
GabelMerida Silex CF 2Merida Silex CF 2Merida Silex CF 2Merida Silex CF 2Merida Silex CF2Merida Silex CF2
KurbelFSA Gossamer 44FSA Gossamer Pro 48-32Sram Apex1 44Shimano Ultegra 50-34Shimano Ultegra 50-34Sram Force1 44
SchaltwerkSram Apex1Shimano 105Sram Apex1Shimano UltegraShimano Ultegra GS mid/long cageSram Force1
BremsenTektro Spyre Mechanical DiscShimano 105 Hydraulic DiscSram Apex1 HRDShimano Ultegra Hydraulic DiscShimano Ultegra Hydraulic DiscSram Force1 Hydraulic Disc
Brems-/SchalthebelSram Apex 1Shimano 105 DiscSram Apex1 DiscShimano Ultegra DiscShimano Ultegra DiscSram Force1 Disc
BremsscheibenTektro M160 160mm/160mmShimano RT10 160mm/160mmShimano RT54 160mm/160mmShimano RT64 160mm/160mmShimano RT81-Ice 160mm/160mmShimano RT64 160mm/160mm
LenkerMerida Expert GRMerida Expert GRMerida Expert GRMerida Expert GRMerida Expert GRMerida Expert GR
SteuersatzMerida M2331Merida M2331Merida M2331Merida M2331Silex NeckSilex Neck
VorbauMerida Expert CCMerida Expert CCMerida Expert CCMerida Expert CCMerida Expert CCMerida Expert CC
InnenlagerFSA PF86 MegaExoFSA PF86 for 30mm SpindleSram Pressfit PF86Shimano Pressfit BB71FSA 386-BB30 PF6000 [SMN FC]Sram Pressfit PF30
GriffeMerida Road ExpertMerida Road ExpertMerida Road ExpertMerida Road ExpertMerida Road ExpertMerida Road Expert
KassetteSunrace CSMS8 11-42 11-speedShimano CS-HG700 11-34 11-speedSram PG-1130 11-42 11-speedShimano CS-HG700 11-34 11-speedShimano CS-HG800 11-34 11-speedSram XG1150 10-42 11-speed
LaufradsatzMerida SystemlaufradMerida SystemlaufradFulcrum Racing 700 DBFulcrum Racing 700 DBFulcrum Racing 700 DBFulcrum Red Passion 3
ReifenMaxxis Razzo 35x700CMaxxis Razzo 35x700CMaxxis Razzo 35x700CMaxxis Razzo 35x700CMaxxis Razzo 35x700CMaxxis Razzo 35x700C
KetteKMC X11-1KMC X11-1KMC X11-1KMC X11-1KMC X11-1KMC X11-1
Umwerfer-Shimano 105-Shimano UltegraShimano Ultegra-
SattelstützeMerida Comp CCMerida Comp CCMerida Comp CCMerida Expert TRMerida Expert TRMerida Carbon Team CC
SattelMerida Comp CCMerida Comp CCMerida Comp CCPrologo ScratchPrologo ScratchPrologo Scratch 2
SattelklemmeMerida ExpertMerida ExpertMerida ExpertMerida ExpertMerida SilexMerida Silex
Gewicht9,98 kg10,16 kg9,79 kg9,58 kg8,7 kg (nachgewogen)7,94 kg
Preis (UVP)1.299 €1.599 €1.799 €2.199 €2.899 €3.799 €

Um die beiden Merida-Bikes Mission CX und Silex besser vergleichen zu können, haben wir bewusst beide Räder mit einer sehr ähnlichen Ausstattungsvariante mit Shimano Ultegra-Antrieb gewählt.
# Um die beiden Merida-Bikes Mission CX und Silex besser vergleichen zu können, haben wir bewusst beide Räder mit einer sehr ähnlichen Ausstattungsvariante mit Shimano Ultegra-Antrieb gewählt.
Die Kassette bietet eine Bandbreite von 11–34 Zähnen
# Die Kassette bietet eine Bandbreite von 11–34 Zähnen - Auf der Straße ist dies eine gute Lösung, im Gelände verlangt die Kombination mit den 50, beziehungsweise 34 Zähnen der Kettenblätter nach strammen Waden
Gleiche Laufräder wie beim Mission CX: Die Fulcrum 700 Racing DB-Räder sind für die breiteren Reifen im Gravel-/Crosseinsatz optimiert
# Gleiche Laufräder wie beim Mission CX: Die Fulcrum 700 Racing DB-Räder sind für die breiteren Reifen im Gravel-/Crosseinsatz optimiert
Einziger Unterschied zum Cyclocross Mission CX: Die Kurbel gehört beim Gravelbike ebenfalls zur Ultegra-Gruppe, beim Cyclocross wird eine FSA-Kurbel verbaut
# Einziger Unterschied zum Cyclocross Mission CX: Die Kurbel gehört beim Gravelbike ebenfalls zur Ultegra-Gruppe, beim Cyclocross wird eine FSA-Kurbel verbaut
Gebremst wird ebenfalls mit den Stoppern vom japanischen Marktführer
# Gebremst wird ebenfalls mit den Stoppern vom japanischen Marktführer
Wie beim Cyclocross-Rad Mission CX setzt Merida auf Bremsscheiben mit 160 Millimeter Durchmesser
# Wie beim Cyclocross-Rad Mission CX setzt Merida auf Bremsscheiben mit 160 Millimeter Durchmesser - Mehr Standfestigkeit insbesondere bei schwerem Gepäck ist der Vorteil von größeren Bremsscheiben
Maxxis hat dem Merida Silex optimierte Gravel-Reifen spendiert
# Maxxis hat dem Merida Silex optimierte Gravel-Reifen spendiert - Kaum Profil auf der Lauffläche soll einen geringen Rollwiderstand auf der Straße und auf Schotter gewährleisten, gröbere Stollen am Rand hingegen für den nötigen Grip im Gelände sorgen

Im Detail

Das Silex ist durch einen hochwertig verarbeiteten Rahmen mit einer gelungenen Formgebung geprägt. Klare Kanten sind wie beim Schwestermodell Mission CX auch hier das Hauptmerkmal des Rahmenbildes. Man könnte auch ein Mountainbike hinter dieser Rahmenkonstruktion vermuten, wären da nicht der Rennradlenker und das auffallend lange Steuerrohr. Die Entwickler aus dem schwäbischen Magstadt haben sich einiges einfallen lassen, um den Ansprüchen eines Gravelbikes gerecht zu werden.

Wie bei den meisten Rädern dieser Gattung sind zahlreiche Ösen für Gepäckträger und Schutzbleche angebracht. Passend dazu bietet Merida eine Vielzahl an Möglichkeiten, das Rad weiter auszurüsten – das Zubehör kann beim Fachhändler zusätzlich erworben werden. Ein Flaschenhalter am Unterrohr lässt sich an zwei Positionen anbringen und schafft so Platz für eine Gepäcktasche im Rahmendreieck. Eine zweite Trinkflasche findet klassisch am Sitzrohr ihren Platz.

Ösen für Gepacktaschen und Schutzbleche findet man an vielen verschiedenen Stellen am Rad
# Ösen für Gepacktaschen und Schutzbleche findet man an vielen verschiedenen Stellen am Rad
Das passende Zubehör kann beim Fachhändler erworben werden
# Das passende Zubehör kann beim Fachhändler erworben werden
Drei Schrauben für den Flaschenhalter?
# Drei Schrauben für den Flaschenhalter? - Diese unkonventionelle Lösung hat den Hintergrund, dass beim Anbringen der Gepäcktaschen am vorderen Rahmendreieck der Platz für die Montage eines Flaschenhalters ausgeht und man somit auf die untere Variante ausweichen kann

Dank des starken Slopings und des Sattelstützendurchmessers von 31,6 mm, ist es möglich, beim Merida-Rad eine Variostütze mit innenverlegten Zügen zu montieren. Im Mountainbikebereich längst bewährt, bringt dieses Feature zusätzlichen Fahrspaßpotential im Gelände. Die Sattelklemme ist optisch gelungen in den Rahmen integriert. Schaltzüge und Bremsleitungen verlaufen innerhalb des Rahmens und sorgen für eine saubere Optik. Das Silex kann sowohl mit Zweifach- als auch mit Einfach-Kurbeln ausgestattet werden.

Ähnlich wie das ein Jahr neuere Cyclocross-Modell Mission CX bietet das Silex moderne Achs- und Bremsstandards: Steckachsenaufnahmen mit je 142 mm Breite und eine Flat-Mount-Aufnahme für den Bremssattel folgen dem Trend auf dem Markt. Sie sind technisch ein Fortschritt gegenüber Schnellspannern, und der Bremsstandard ermöglicht die platzsparende Unterbringung des Bremssattels im Dreieck von Ketten- und Sitzstrebe. Im Gegensatz zum Mission CX sind am Silex Standard-Steckachsen mit Hebel verbaut, was vor allem die Handhabung in der Praxis vereinfacht.

Sein Gewicht ordnet das Silex definitiv in der ersten Leichtbauliga des Segmentes ein – mit 1.050 Gramm ist der Rahmen einer der leichtesten auf dem Gravel-Markt. Auch die selbst entwickelte Vollcarbongabel muss sich mit lediglich 500 Gramm (beides Herstellerangaben) nicht verstecken.

Zugverlegung at its best!
# Zugverlegung at its best! - Merida beherrscht es, die Brems- und Schaltzüge ideal in das Rahmenbild zu integrieren und im Rahmen verschwinden zu lassen
Wo ist denn die Sattelklemme?
# Wo ist denn die Sattelklemme? - Beim Silex wird die Klemmung durch eine integrierte Sattelklemme durchgeführt
Der Flat-Mount–Standard der Bremsaufnahme und spezielle Kühlungsrippen zum Ableiten der Bremswärme lassen einen Hauch von Science-Fiction am Gravelbike von Merida erahnen
# Der Flat-Mount–Standard der Bremsaufnahme und spezielle Kühlungsrippen zum Ableiten der Bremswärme lassen einen Hauch von Science-Fiction am Gravelbike von Merida erahnen
IMG 1988
# IMG 1988

Auf dem Trail

Straße & Schotter

Im Praxiseinsatz ist bereits nach wenigen Metern klar, dass das Merida Silex 7000 den Schwerpunkt auf Komfort legt. Die Sitzposition lässt sich mit äußerst entspannt und komfortabel gut beschreiben. Das lange Oberrohr wird durch den kurzen Vorbau komplett neutralisiert – das Gefühl, zu gestreckt auf dem Rad zu sitzen, tritt zu keiner Zeit auf. Das lange Steuerrohr und das daraus resultierende hohe Cockpit führen für wettbewerbsmäßig orientierte Rennradfahrer zu einer ungewohnten Sitzposition. Insbesondere bei langen Ausfahrten wird dies jedoch zu einem Highlight – nie ermüdet der Oberkörper, die „Wohlfühloase“ Silex sorgt stets für eine entspannte Fahrt.

Sehr aufrecht positioniert das Silex den Fahrer auf dem Rad
# Sehr aufrecht positioniert das Silex den Fahrer auf dem Rad - Problemzonen im Halteapperat werdem beim Silex komplett verschont

Den Komfort erkauft man sich jedoch mit einem Verlust an Performance in Situationen, wo der Rumpf als Gegenspieler für die Kraft in den Beinen gefragt ist. Gerade im Antritt scheint das Rad bisweilen auf dem Untergrund festzukleben. Durch das hohe Cockpit baut man durch Ziehen am Lenker weniger Spannung auf, die allerdings notwendig ist, um mehr Kraft auf das Pedal zu bringen. Jeder Versuch, im Wiegetritt zusätzliche Geschwindigkeit aufzubauen, verpufft gefühlt mehr oder weniger im Rad – auch das niedrige Gewicht des Rades kann daran wenig ändern. Will man jedoch keine Sprintbestzeiten fahren oder Temporekorde brechen, ist das Merida Silex 7000 ein zuverlässiger Begleiter. Die Semislicks von Maxxis sorgen zwar für Rennrad-Feeling auf der Geraden. Das kommt auf dem Tacho aber nur bedingt an. Große Geschwindigkeiten erreicht man mit dem Silex in der wenig aerodynamischen Sitzhaltung selten – obwohl die Zweifach-Ausstattung der Shimano Ultegra dies hergeben würde.

Bitte nicht beschleunigen
# Bitte nicht beschleunigen - Das Silex hat große Mühe, wenn es explosiv vorangeht. Das hohe Cockpit verhindert, dass im ganzen Körper Spannung aufgebaut werden kann, die im Antritt vonnöten wäre
Fühlt sich auf der Straße zwar fast an wie ein Rennrad, doch so richtig nach oben schnellt die Geschwindigkeitsanzeige nie
# Fühlt sich auf der Straße zwar fast an wie ein Rennrad, doch so richtig nach oben schnellt die Geschwindigkeitsanzeige nie
Die Bandbreite der Schaltung ist auf der Straße und auf Schotter sehr gut. Solange es nicht zu steil wird hat man jederzeit den passenden Gang parat
# Die Bandbreite der Schaltung ist auf der Straße und auf Schotter sehr gut. Solange es nicht zu steil wird hat man jederzeit den passenden Gang parat

Im Gelände

Die Ausrichtung des Bikes sieht den Einsatz in Mountainbike-typischer Umgebung nur bedingt vor. Doch die vielen Anpassungen der EntwicklerInnen und die komfortable Geometrie sorgen dafür, dass man auch in etwas gröberem Gelände richtig Spaß haben kann. Die großvolumigen Reifen federn einen Großteil der heftigen Schläge ab – zudem gibt das hohe Cockpit und die großzügige Beinfreiheit ein hohes Maß an Sicherheit. So sind sogar MTB-Trails mit dem Rad gut befahrbar. Insbesondere die standfesten Scheibenbremsen helfen auch in steilem Gelände die Kontrolle zu bewahren. Wir waren während des Tests immer wieder erstaunt, wie gutmütig sich das Silex auch auf Singletrails fahren lässt.

Die Mountainbike-affine Geometrie schlägt sich auch im Praxiseinsatz wieder
# Die Mountainbike-affine Geometrie schlägt sich auch im Praxiseinsatz wieder - Das Silex zeigt sich gutmütig, verzeiht einiges und macht richtig Spaß auf leichten Trails mit nicht zu groben Hindernissen
Der hohe Lenker und die kräftigen Bremsen verleihen ein hohes Maß an Sicherheit
# Der hohe Lenker und die kräftigen Bremsen verleihen ein hohes Maß an Sicherheit
Auch der längere Radstand macht sich bemerkbar
# Auch der längere Radstand macht sich bemerkbar - Das Silex rollt spürbar besser über Hindernisse hinweg, als das Cyclocross-Rad Mission CX

Dies gilt alles allerdings nur unter einer Einschränkung: Die speziell entwickelten Maxxis-Reifen können leider nicht ganz das halten, was sie versprechen. Vor allem bei Nässe ist der Einsatz der Reifen im Gelände nicht zu empfehlen. Die fast unprofilierte Fläche in der Mitte der Mantelfläche verwandelt eine Tour bei rutschigem Untergrund in technischem Gelände direkt in eine Fahrkunststück. Selbst bei trockenen Verhältnissen kommen die Reifen für unseren Geschmack zu früh an ihr Limit – die erhoffte Gripp durch die profilierten Seitenflächen stellt sich meist nicht ein. Limitierend im Gelände ist zudem die Beschleunigungsfähigkeit. Was bereits auf moderatem Untergrund den Fahrspaß etwas trübt, sorgt im Gelände für erneute Ernüchterung. Fazit: Wer auch mal abseits der „Waldautobahn“ Spaß haben will, sollte die Reifen wechseln.

Wer tatsächlich andere Reifen nachrüstet, eventuell sogar auf 650b-Felgen, erlebt ein Fahrverhalten, das viel mehr ans Mountainbiken erinnert. Gerade im Hinblick auf Fahrer, die grobes Gelände und einhergehend ein hohes Cockpit gewohnt sind, ist das Silex mit kleinen Updates eine interessante Lösung, die auch Offroad überzeugen kann.

Problemzone Reifen: Die speziell entwickelten Reifen sind für den Geländeeinsatz kaum geeignet
# Problemzone Reifen: Die speziell entwickelten Reifen sind für den Geländeeinsatz kaum geeignet - Nicht nur auf Schnee, sondern selbst bei leichter Nässe ist ein Vorankommen im Gelände nur schwer möglich
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Das ist uns aufgefallen

  • Einsatzbereich Das Merida Silex 7000 ist ein sehr vielseitiges Rad, das sich in verschiedenen Bereichen wacker schlägt. Absolut überzeugen kann es vor allem in nicht allzu forderndem Terrain und auf der Langstrecke. Die vorgesehenen Möglichkeiten zur Montage von Allround-Features wie Schutzblechen und Gepäcktaschen passen dazu. Für sportliche Fahrer macht das Silex vor allem als Wintertrainingsgerät Sinn. Das Gravelbike bietet Abwechslung in vielerlei Hinsicht und ist zudem sehr vielseitig einsetzbar.
  • Reifen Groß angepriesen, doch im Testalltag nicht überzeugend: Die Maxxis-Reifen sind größtenteils überfordert, sobald das Terrain den Schwierigkeitsgrad von Schotter übersteigt. Zwar sorgen die Reifen für spürbaren Komfort bei leichten Schlägen vom Untergrund, doch die vielen Fähigkeiten des Rades können im Gelände nicht ausgenutzt werden, da die Reifen nur wenig Grip bieten. Hier lohnt es sich, auf andere Modelle umzurüsten.
  • Preis-Leistung Mit 2.899 € ist das Merida Silex 7000 eher in der gehobenen Preisklasse für Gravelbikes einzuordnen. Dafür erhält man ein sehr gut verarbeitetes Rad mit einer für die Bedürfnisse eines Gravelbikes ideal abgestimmten Ausstattung (abgesehen von den Reifen). In puncto Ausstattung gibt es Produkte von anderen Herstellern, die zum gleichen Preis mehr bieten können. Doch der hochwertige und vor allem leichte Rahmen sorgt dafür, dass das Silex sich keineswegs vor der Konkurrenz verstecken muss. Ein Alleinstellungsmerkmal bleibt dem Rad allemal: Man wird wohl kaum ein Bike auf dem Markt finden, das den Komfortcharakter des Gravelns so in den Fokus stellt.
  • Optik Eine besondere Geometrie bringt eine besondere Optik mit sich. Das lange Steuerrohr fällt sofort auf und sorgt bei sportlich ambitionierten FahrerInnen für Skepsis. Doch in diesem Fall vermittelt der erste Eindruck eindeutig ein falsches Bild von dem Rad. Eine gelungene Farbkombination mit einem komplett durchdachten Farbkonzept ergibt ein stimmiges Gesamtbild: beide Daumen hoch für die Gestaltung des Rades.
Mit einer anderen Reifenwahl kann die Performance des Rades abhängig von den jeweiligen Bedürnfissen gesteigert werden
# Mit einer anderen Reifenwahl kann die Performance des Rades abhängig von den jeweiligen Bedürnfissen gesteigert werden - Der Versuch, mit dem Maxxis Razzo einen idealen Kompromiss zwischen Geländetauglichkeit und geringem Rollwiderstand zu finden, ist leider größtenteils gescheitert
Das Rad ist abgesehen vom überdimensionalen Steuerrohr ein wahrer Hingucker
# Das Rad ist abgesehen vom überdimensionalen Steuerrohr ein wahrer Hingucker - die EntwicklerInnen haben ganze Arbeit geleistet.

Fazit – Merida Silex 7000

Schotterflitzer oder Komforttourer? Das Merida Silex 7000 ist eindeutig ein Bike für komfortable Ausfahrten. Das Gravelbike von Merida ist eine wahre Wohlfühloase – solange man möglichst entspannt von A nach B gelangen möchte. Sportlichkeit und Geländetauglichkeit fallen dagegen etwas ab, auch wenn das Rad viele Features hat, die diese beiden Eigenschaften grundsätzlich fördern. Die Geländetauglichkeit bleibt eigentlich nur aufgrund der ungeeigneten Reifen auf der Strecke, die Sportlichkeit hingegen leidet vor allem unter der komfortorientierten Geometrie. Wer komfortables Fahren gewohnt ist oder es sich wünscht, erhält mit dem Silex einen idealen Mix – auf der Straße, im Gelände (mit kleinen Anpassungen) und vor allem klassisch auf Schotter ist das Silex zu Hause.

Artikelbild

Pro / Contra

Stärken

  • Sehr komfortable Geometrie
  • Geländetauglichkeit
  • Gelungene Extra-Features

Schwächen

  • Reifen im Gelände nur bedingt empfehlenswert
  • Träge in der Beschleunigung
Rennen gewinnt man mit dem Silex 7000 wohl keine – doch dafür wird beim Gravelbike von Merida der Komfort auf dem Rad garantiert
# Rennen gewinnt man mit dem Silex 7000 wohl keine – doch dafür wird beim Gravelbike von Merida der Komfort auf dem Rad garantiert - Garniert mit einer großzügigen Portion Geländetauglichkeit ist das Silex ein ideales Trainingsgerät für alle, die etwas Abwechslung suchen

Was sagt ihr zum Merida Silex 7000 – ist ein solches Komfort-Gravelbike eine Option für euch?


Testablauf

Das Merida Mission CX 7000 und das Merida Silex 7000 wurde im gesamten Winterhalbjahr auf den Trails, Schotterpisten und Straßen der Schwäbischen Alb und der Region Stuttgart getestet.

Hier haben wir das Silex 7000 getestet

  • Schwäbische Alb: Die Gegend rund um Albstadt bietet ein ideales Testterrain für die Ansprüche eines Cyclocross- bzw. eines Gravelbikes. Ob bergauf, bergab oder flach sammelt man bei verschiedensten Untergründen viele unterschiedliche Eindrücke.
  • Stuttgart: In der Metropole Baden-Württembergs mussten sich die Räder hauptsächlich beim täglichen Pendeln und beim Einsatz auf der Straße beweisen. Auch hier bietet die hügelige Landschaft alle möglichen Streckenprofile zur Auswahl.
Tester-Profil: Gabriel Sindlinger
67 cm73 kg86 cm66 cm183 cm
Gabi ist auf den Rennstrecken im Cross-Country, Marathon und bei Etappenrennen zuhause. Dementsprechend bervozugt Gabi sportlich ausgerichtete Räder und mag es am liebsten wenn es schnell von A nach B gehen soll. Außerdem sammelte Gabi bereits Erfahrungen auf der Straße und im Cyclocross als Rennfahrer – auch auf dem Enduro ist Gabi ab und zu unterwegs. Technisch anspruchsvolle Strecken sind sein präferiertes Einsatzgebiet.
Ich fahre hauptsächlich
XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
Vorlieben bei der Geometrie
Sportlich; Tiefes Cockpit, nicht zu gestreckt
Tester-Profil: Tobias Sindlinger
60 cm74 kg88 cm63 cm182 cm
Tobi fühlt sich vor allem im XC-Metier sehr wohl. Erfahrungen sammelte er bei internationalen XC-, langen Marathon- und schweren Etappenrennen. Am liebsten fährt er technisch anspruchsvolle Trails bergauf sowie bergab auf einem reinrassigen XC-Race-Fully!
Ich fahre hauptsächlich
XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
Vorlieben bei der Geometrie
Kompakte Sitzposition; kurzer Hinterbau für mehr Agilität; tiefe Front


Hier findest du alle weiteren Artikel unseres Cyclocrosser vs. Gravelbike-Vergleichstests:

Kommentare

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  1. Merida Silex 7000 im Test: Komfort geht vor

    Cyclocross vs. Gravel – Teil 2: Auf Cyclocross folgt Gravelbike, auf Mission CX 7000 folgt Silex 7000. Eine komplett veränderte Geometrie und ein vielseitiges Einsatzgebiet soll das Gravelbike auszeichnen. Wir haben das Carbon-Gravelbike im Dauereinsatz auf der Straße, im Schnee und im Gelände getestet – hier die spannenden Ergebnisse.

    Den vollständigen Artikel ansehen:
    Merida Silex 7000 im Test: Komfort geht vor
  2. Früher (TM) wurde bei der Zugverlegung darauf geachtet, dass möglichst wenig Reibung vorhanden war, also wenig und bevorzugt sanfte Bögen. Heute ist das egal?

    Und a propos früher: Semislicks gibt es mindestens seit den 90ern. Kaum vorstellbar, dass einer der weltgrößten Hersteller sowas heute nicht gebacken kriegt. Oder stand nur "muss kewl aussehen" und "darf nichts kosten" im Lastenheft?

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