Die Fotostory vom Munich Super Cross 2019 in unserer Serie Muddy Monday. Nach der Schlammschlacht im letzten Jahr lachte über dem Münchner Olympiapark in diesem Jahr die Sonne. Für dennoch schmerzverzerrte Gesichter sorgte bei den Hobbyfahrern und Profis die mit zusätzlichen Laufpassagen schwer gemachte Strecke. Hier findet ihr die Bilder und die Ergebnisse vom feinen Crossrennen.
Hobbyrennnen
Eine Kulisse wie den Olympiapark kann kein anderes Crossrennen in Deutschland bieten. Dem Munich Super Cross eilt dabei ein besonders weit gehörter Ruf unter Hobbycrossern voraus, weil er bereits Teil der weltweiten Rapha Super Cross-Serie war. Ausgerichtet wird er aber vom RC Die Schwalben München 1894 e.V.. Weil außerdem in 2019 der Himmel bayrisch blau über den hügeligen Wiesen des Geländes rund um den Coubertinplatz lachte, waren die zwei Läufe des Hobbycross-Rennens gut besucht (inklusive Rennrad-News-Reporter). 75 Fahrer und Fahrerinnen führten die Ergebnislisten auf.
Nur einer davon beendete das Rennen nicht. Obwohl die Veranstalter keine Gnade mit den Hobby-Fahrern kannten, die hier die seltene Gelegenheit haben, sich auf einem Rennkurs auf UCI-Niveau zu testen. Wohl um den fehlenden Matsch des Vorjahres auszugleichen, hatten die Kursbauer eine härtere Laufpassage im Flatterbandgeschlängel abgesteckt. Sie folgte gleich nach dem charakteristischen Auf und Ab auf der höchsten Erhebung vor dem Stadion. Dort schichten sich – nach einer Abfahrt mit Pumptrack-Anklang – übrigens auch vier Wellen im Anstieg auf, die manchen Hobby-Fahrer vom Rad zwingen. Aber der eigentliche „Zahnzieher“ führt vom Ufer des Sees auf die Höhe des Coubertinplatzes. Grob geschätzt 12 Höhenmeter sind zu überwinden. Die anschließenden Tretbewegungen auf einem kleinen Wiesenkamm neben der Straße sahen nicht nur bei Hobbyfahrern teils sehr mühevoll aus.
Wer den Kurs kennt, weiß, dass es weiter ging wie gewohnt: Ein Stück Kopfsteinpflaster gab es abfahrend zu bewältigen, bevor es zunächst am Ufer des Olympiasees weiter ging. Vor die nächste Laufstrecke – natürlich bergauf – hatte man wie bekannt zwei Hürden gestellt und damit das Gros der Fahrer vom Rad gezwungen. Als weitere technische Leckerbissen wären noch einige 180-Grad-Kehren mit Pumptrack ähnliche Bodenwellen und eine langgezogene abschüssige Asphaltkurve im Westen der Strecke zu nennen. Die Schräghang-Abfahrt danach hatte bei den trockenen Verhältnissen kein Angstpotential, führte aber 2018 zu einigen Stürzen. Die gab es 2019 am kantenbewehrten Übergang von Wiese zu Asphalt gleich danach, der wohl wegen der einfacheren Verhältnisse des Untergrundes eher zu schnell angegangen wurde. Insgesamt bleibt als Resümee: ein technisch und konditionell anspruchsvoller Rennkurs bei jeder Witterung, der Hobbyfahrern zeigt, was die Elite im Cross-Sport so „wegdrückt“.
Strecke im Rennvideo
Rennstrategie eines Hobbyfahrers
Persönliche Rennstrategie des Autors nach der zweiten Runde: Lauf- und Tragepassagen meistern und auf dem Rest der Strecke von der Atemlosigkeit so gut wie es geht erholen, ohne zu viel Boden zu verlieren. Übrigens keine Strategie, mit der man im 1. Lauf ins Finale kommen konnte. Ein Blick auf die Rundenzeiten im Hobbyfeld fördert doch erhebliche Leistungsunterschiede zu Tage: Für das Erreichen des Finales aus dem 1. Vorlauf mussten die 4 Runden in rund 33 Minuten gefahren werden. Der Sieger der 1. Laufes brauchte 27 Minuten und 29 Sekunden, schaffte also einen Schnitt von 6 Minuten und 52 Sekunden. Der Sieger bei den Männern Elite, der Schweizer Louis Rouiller (Corendon-Circus) benötigte für 10 Runden 57 Minuten und 33 Sekunden, also rund 5:45 Minuten pro Runde.
Walsleben im Besenwagen Podcast
Mit der Startnummer 00 außerhalb der Wertung beteiligte sich auch Paul Voß an der Rundenhatz. Für Hobbyfahrer, die auf einem Segment der 2,7 km langen Runde schneller fuhren als der Ex-Profi, winkten Preise von Wahoo. „War aber keiner“, kommentierte Paul Voß trocken am Abend nach dem Finallauf im Besenwagen Podcast. Den Podcast zeichneten die Macher live im „Bierzelt“ neben der Start-Ziel-Geraden auf. Zu Gast war Cross-Star Philipp Walsleben, der mit seinem Team Corendon-Circus am Sonntag beim Profirennen am Start stehen sollte.
„Der Unterschied zwischen einem Hobbycrosser und einem Profi ist, dass sich der Profi das Material nicht aussuchen kann“, kommentierte Walsleben die Frage nach Materialtipps. Weiterer Rat des Pros, der am Sonntag auf Platz 16 fuhr: „Ich habe mir das Hobbyrennen natürlich angesehen – da wird noch viel zu viel gebremst, ist mir aufgefallen, einfach mal laufen lassen“. Er selbst sei nach der Straßensaison „ohne Form“. Dass sein Teamkollege Mathieu van der Poel die laufende Saison noch mitbestimmen werde, war er sich dagegen ziemlich sicher. Der Deutsche Cyclocross-Meister Marcel Meisen, ebenfalls Fahrer bei Corendon-Circus, stand in München nicht am Start. Das Rennen am Sonntag gewann der Schweizer Loris Rouiller (Corendon-Circus) knapp vor Michael Boros. Dritter wurde mit Simon Zahner ebenfalls ein Schweizer.
Ergebnisse Männer Elite
Rennrückblick von Simon Zahner
[Update vom 29.10.2019] Der Schweizer Simon Zahner lieferte auf seinem Instagram Account einen interessanten Rennbericht aus dem Feld der Männer Elite, den wir hier gerne übersetzt im Original wiedergeben:
„Wie der Name schon sagt, verbrachten wir ein Super-Rad-Wochenende am Munich Super Cross. „Elbows out“ war die Devise im ersten Teil des Rennens, aber was einige Jungs denken, wie sie in enge Kurven fahren können, ist mir nicht klar….
Nun, dank ihnen sind wir zur Hälfte des Rennens nach einer Tempoverschärfung über die Hürden entkommen, als der Rest der Gruppe dachte, sie könnten die Lücke schneller schließen, wenn sie sich in der nächsten Kurve gegenseitig ausschalten.
Loris Rouiller und Michael Boros drückten die nächsten 15 Minuten aufs Tempo, ich konnte fast nicht mehr dranbleiben, kam aber in den letzten 2 Runden wieder etwas zu Atem, als wir einen gute Lücke zwischen uns und den Verfolgern hatten. Auf dem letzten kleinen Anstieg gab es einen brutalen Sprint um die beste Position, bevor es in die letzten Kurven ging, und ich hatte nichts mehr zuzusetzen, also kam ich auf dem dritten Platz rein, war aber wirklich glücklich mit meinem Verhalten und meiner Position in diesem nervösen Rennen und stolz darauf, dass wir ein so faires Rennen gefahren sind, nachdem wir einmal von den anderen weg waren!
Als ich die ersten Runden an diesem fantastischen Ort fuhr, dachte ich, ‚Mann, eine Weltmeisterschaft an diesem Ort zu fahren, wäre super‘, und gleich darauf: Wie wir uns mit den Bikes, die wir heute haben, in die Abfahrten stürzen, Kurven anbremsen und auf 2 Rädern driftend den Schräghang fahren können, das erinnerte ich mich daran, wie verdammt fantastisch es ist, jetzt ein Cyclocross-Racer zu sein. Tausenddank für dieses Rennen, es war ein echtes Highlight und schafft es leicht in meine Top10 der Strecken, auf denen ich je gefahren bin!“.
Ergebnisse Frauen Elite
Im Rennen der Frauen ging die Deutsche Meisterin Elisabeth Brandau an den Start. Weil sie in dieser Saison kaum CX-Rennen bestritten hat, musste sie das Feld von hinten aufrollen. Das gelang ihr tatsächlich und sie arbeitete sich Runde für Runde vor bis auf den zweiten Platz. Nicht einzuholen war aber Aniek van Alphen, die an der Spitze wie beim Zeitfahren ihre Runden zog. Dritte wurde Noemi Rüegg.
Biehler Gravelride
Für Hobbyfahrer ging es am Sonntag nochmal auf eine gemütlichere Runde mit Stollenreifen und Rennbügel. Der Biehler Cycling Gravelride führte auf schmalen Wiesenwegen und feinen Kiesstraßen durch München. Dass es mitten in der Stadt so feine Pfade gibt, überraschte selbst manchen ortskundigen Teilnehmer. Gelungen war die Einteilung in Gruppen nach erwarteter Fahrtzeit für die 45-km-Runde. Von knapp 2 Stunden bis 3 Stunden reichte das Spektrum, das die Guides anboten. Wer also wollte, konnte sich hier nochmal richtig verausgaben. Hier findet ihr die Strecke des Rides:
Und hier gibt es die Fotos der Tour aus der Capuccino-Gruppe:
…mehr Bilder!
Meinung zum Munich Super Cross 2019
Schade, dass es nicht mehr Cyclocross-Rennen wie den Munich Super Cross gibt! Hier können Hobbycrosser nahe am Weltcup-Niveau fahren, Familien schlendern einfach vorbei und bleiben am Flatterband stehen, um die verrückten Rennradfahrer eine Weile zu beobachten, auf der Expo gibt es CX- und Gravelmodelle einiger großen Hersteller zum Probefahren. Fritten sind auch am Start, zwar keine belgischen, aber dafür gibt es belgische Waffeln. Auch die Kombination aus CX-Rennen an einem Tag und Gravelride am nächsten sucht ihresgleichen.
Auch wenn es vergleichbare Orte für so ein Wochenende sicher nicht in jeder Stadt gibt – der Grund, warum es nicht mehr zumindest ähnliche Events auf den Kalender schaffen, dürfte ein anderer sein. "Wenn das Gelände nicht in Besitz einer GmbH wäre, könnten wir es nicht machen, mit der Stadt geht es nicht", sagte ein Vereinsmitglied auf dem Gravelride. Vor allem die Auflagen vieler Städte für die Grünflächen können wohl die meisten Vereine (nicht nur in Bayern) nicht erfüllen.
Was steht nächstes Wochenende an?
In NRW startet der Cross Cup zum 3. Lauf der Serie am Samstag, 2. November, beim Crossweingarten bei Euskirchen. Habt ihr noch Cyclocross- oder Gravelbike-Tipps für das kommende Wochenende?
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