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So war’s – Münsterland Giro 2018 im Fun Block
Lenker an Lenker mit Hanka

Beim Münsterland Giro kämpfen traditionell vorne Jedermann-Rennfahrer um finale Punkte fürs Serienklassement. Wegen der weitgehend flachen Strecke ist das Hobbyrennen aber auch bei Einsteigern beliebt. Corinna Nohn hat sich unter die Starter im Fun-Block gemischt, der in diesem Jahr von Hanke Kuperfernagel betreut wurde. Hier ihre Eindrücke.

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Rennrad-News.de: Corinna, wann hast du die Entscheidung getroffen, zum ersten Mal beim Münsterland Giro (Jedermänner, 65 km) teilzunehmen?
Corinna: Etwa zwei Wochen vor Meldeschluss.

Was hat dich daran so gereizt?
Ich hatte im Laufe des Jahres immer mal wieder über eine Jedermann-Teilnahme nachgedacht, das war jetzt die letzte Gelegenheit für 2018. Den Anstoß hat dann schließlich die Meldung gegeben, dass Hanka Kupfernagel beim 65-km-Rennen im letzten Startblock – dem „Funblock“ – mitfahren, Tipps geben und ein paar Insights für Neulinge bei so großen Veranstaltungen geben würde.

Hier geht es zum Interview, das wir nach dem Giro mit Hanka Kupfernagel führten

Warst du (inzwischen) schon öfter dort?
Das war meine erste Teilnahme – aber ich komme wieder!

War das deine erste Veranstaltung dieser Art allgemein?
Yep.

Wie würdest Du deine Rennradevent-Biografie in fünf Sätzen beschreiben – 1.000 Eventkilometer oder eher 10.000?
65 ;).

War es schwer, einen Startplatz zu bekommen?
Überhaupt nicht.

Wie lief es dann vor Ort? Entsprach es deinen Erwartungen?
In Münster sind sie wirklich gut organisiert, sie haben ja schon einige Jahre Erfahrung. Die Stadt ist auch nicht umsonst als fahrradfreundlich bekannt – das gilt erst recht beim Giro, von der Anfahrt über die Logistik und das Durchlotsen der vielen 1.000 Leute mit ihren Rädern durch die Stadt und die Anmeldeprozedere.

Wenn man zudem bedenkt, wie viele verschiedene Rennen dort hintereinander starten, dann muss die Strecke auch wieder frei sein für die Profis – top! Ich hatte mich für den Funblock angemeldet, der als letzter in die 65-km-Runde startete. Da hatten die Veranstalter und Hanka Kupfernagel mit 60, 80 Leuten gerechnet – es waren aber sicherlich 200. Es war also schnell klar, dass nicht jeder mit der früheren Weltmeisterin plaudern und sich persönlich Tipps abholen können würde ;). Aber das war auch in Ordnung. Unser Block war dann schon nach wenigen Minuten kilometerweit auseinandergezogen, und Hanka hat sich dann bald zurückfallen lassen, um die Leute (am Berg) zu motivieren und sich hinter ihr in den Windschatten zu hängen. Am Ende kam dann noch eine Truppe von 70, 80 Leuten ins Ziel – und da waren nach meinem Eindruck viele echt dankbar und happy.

Wie fandest du die Streckenführung (deine eigene Wahl oder die der Organisatoren)?
Aus Wuppertal kommend, ist Münster natürlich: flach. Die angeblichen Berge kamen mir wie kleine Hügel vor – aber das haben viele andere Teilnehmer komplett anders gesehen.

Waren es die Region/die Landschaft wert, den Kopf zu heben und auch mal die Beine hängen zu lassen?
Auf jeden Fall! Backsteinhäuser, Kirchen, Schloss, Sonnenblumenfelder – und wie gesagt, ein paar Hügel mit Aussicht gab es ja. Obendrein hatten wir fantastisches Wetter. Ich musste zwischendurch tatsächlich mal einfach laut jauchzen.

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Wie sieht es kulinarisch bei der Veranstaltung und drum herum aus?
Ich hatte mich im Anschluss privat verabredet und daher den Pasta-Gutschein nicht eingelöst. Aber es sah nicht schlecht aus, und auf der angeschlossenen Radmesse gab es noch extra Verpflegung – und auf jeden Fall genügend Biertische und Sitzplätze für alle.

Wie bist du gefahren, wie die anderen Teilnehmer? Gemütlich oder eher Puls 200 mit Ansage?
Für meinen Startblock, wo manche am Ende Probleme hatten, den Mindestschnitt von 26 km/h zu halten, war ich zu fit – aber das war zu erwarten, der Funblock war ja genau dafür gedacht, Neulinge an so ein Event heranzuführen. Ich bin als letzte über die Startlinie, weil ich noch ein Foto machen wollte, und bin dann erst vorsichtig, aber dann bald recht zügig immer weiter nach vorne gefahren, von Gruppe zu Gruppe, bis das Tempo passte. Ich hatte, ganz ehrlich, auch keine Bedenken und Scham, mich mal bei anderen in den Windschatten zu hängen und mitziehen zu lassen, und das macht einfach Spaß, mal zu schauen, wie schnell es gehen kann. Das ist natürlich keine Taktik für Fahrer mit Top-Ambitionen, aber so habe ich irgendwann den für mich richtigen Platz gefunden. Am Ende hatte ich einen Schnitt von knapp 32 km/h auf dem Tacho – deutlich mehr als das, womit ich gerechnet hatte.

Wie war die Stimmung? Schnell Freunde gefunden?
Bei Kilometer 15 hatte ich dann das erste Mal einen Fahrer länger vor/hinter mir, den ich aber im Gewühl des ersten Anstiegs wieder verloren habe – da war ja wieder alles zusammengerutscht wie eine Ziehharmonika, ich habe nur drauf geachtet, schnell links vorbei zu kommen, ohne dass mir noch einer sein Rad in meins schiebt. Kurz darauf habe ich dann aber einen anderen Sparringspartner gefunden (der Mann mit der Startnummer 9060), mit dem ich dann auch gequatscht und nahezu kontinuierlich bis zum Ziel gefahren bin. Da wir beide das Gefühl hatten, dass der jeweils andere öfter im Wind war, haben wir es wohl gerecht aufgeteilt. Er erzählte mir, dass er sich mit zwei Kumpels angemeldet hatte, die sich aber Tage vor dem Start verletzt hatten, sodass er auch Sorge hatte, alleine zu starten. Aber da kann ich nur Hanka Kupfernagel zitieren: “Das ist ja das tolle an solchen Events: Früher oder später findet jeder seine Gruppe.”

Was waren deine Highlights – menschliche, sportliche landschaftliche?
Total nett: Schon morgens (Start für uns war 7:55 Uhr) stehen überall Leute an den Straßen und feuern auch die Jedermänner an.

Unbezahlbar: Das Gefühl am ersten Anstieg, als ich ziemlich locker an allen vor mir vorbeiziehen konnte und merkte, dass sich der Allgäu-Urlaub auszahlte.

Und: Als ich zum Schluss in einer Gruppe und hinter einem breitschultrigen Hühnen mit Tempo 40 dem Ziel entgegensauste und dabei trotzdem noch mit dem Nebenmann quatschen konnte.

Schockmoment: Als mein neu installierter Tacho bei 59 Kilometern stand und vor mir ein Schild auftauchte „25 Kilometer bis zum Ziel“. Ich war gerade in der Stimmung „und jetzt noch mal durchziehen“, und dann sollten es doch noch 25 Kilometer sein? Es dauerte zwei, drei Minuten, bis mir klar wurde, dass mein Tacho doch nicht fehleingstellt war, sondern das Schild den Profis galt, die ja später auf demselben Kurs unterwegs waren, aber noch zwei Extra-Runden in Münster drehten.

Welche Ausrüstung hattest du, also was für ein Rad und welche Kleidung?
Ein Cervelo R2 105 (2017), Laufräder Mavic Ksyrium Pro UST. Dreiviertelhose, Merino-Unterhemd, langärmliges Trikot, Weste in der Trikottasche.

# Die Befragte und ihr Material
# Nach dem Rennen - Corinna führt noch ein Interview mit Hanka Kupfernagel

Warst du zufrieden damit oder hat dir irgendwas unterwegs gefehlt?
Die Weste habe ich während der Fahrt nicht benötigt, aber es war im Wind schon frisch, und trotz Sonnenschein war gerade nach dem Rennen vielen Fahrer(innen) sehr schnell sehr kalt. Da galt es, schnell wieder an den Kleiderbeutel zu kommen – und da auch eine Jacke drin zu haben. Gerade Anfang Oktober kann man ja auch weniger Glück mit dem Wetter haben und muss mit Kälte, Wind und Nässe rechnen. Ich hatte auch Verpflegung dabei – braucht man vielleicht nicht unbedingt auf so einer Distanz, da ich aber vor dem Start kaum was frühstücken konnte, war der Riegel für unterwegs doch sinnvoll.

Eine Sache ist mir erst nachher klar geworden: Es konnte sich jeder eine App zum Tracken runterladen, damit konnten zum Beispiel Freunde nachverfolgen, wo man auf der Strecke war. Ich habe das ausprobieren wollen, aber zu früh auf „Start“ gedrückt – als nämlich das Go für meinen Block kam, wonach es aber natürlich dauerte, bis ich über Start rollte. Und nach dem Ziel bin ich erst mal zum Getränkestand, bis mir nach ein paar Minuten einfiel, dass ich noch auf Stopp drücken musste. Nicht weiter schlimm, dachte ich, bei mir hatte eh keine reingeklickt. Ich war dann erstaunt, dass jetzt in den Ergebnislisten einfach die selbst getrackte Zeit übernommen worden ist – und nicht die tatsächliche, die der Transponder übermittelt haben müsste. Das war nicht so klar kommuniziert worden.

Kennst du vergleichbare Veranstaltungen auf dem Rennrad?
Ich denke mal, dass Velodom und Cyclassics für Jedermänner ähnliche Events sind. In Köln ist der geforderte Mindestschnitt allerdings knackiger. Die 26 km/h in Münsterland sollte eigentlich jeder, der regelmäßig mal auf dem Rennrad unterwegs ist, halten können.

Was müsste passieren, damit du dort nochmal am Start stehst – oder was könnte dich davon abhalten?
Lust hätte ich auf jeden Fall, vielleicht das nächste Mal auf einer der längeren Runden. Abhalten können mich: eine Verletzung, ein fehlender Babysitter, Krankheit und Unwetter.


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Fotos: Corinna Nohn
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