Zwei Tage Regen eingeschoben
„Ja mei, wir hätten es uns natürlich anders gewünscht, das ist eben Cross“, sagt die Dame an der Startnummernausgabe des Munich Super Cross. Tropfend stehen Männer, Frauen und Kinder in Regenkleidung in dem Metallhäuschen, das von Innen aussieht wie ein Teil der ISS, aber eigentlich dem Ticketverkauf für das Münchner Olympiastadion dient. Wer rein will, muss eine dicke Stahltür aufstoßen, wie bei einem U-Boot. Vor der Tür versinkt die Welt im Regen. Und mit ihr der Parcours für den 5. Münchner Super Cross, der jetzt am Samstag mit den Vorläufen der Hobby-Crosser startet.
Drinnen läuft es wie am Schnürchen. Keiner steht lange an, um sich einen Transponder für die Zeitnahme zu holen. Selbst ein vergessener Transponder für die Zeitnahme stellt die routinierten Helfer vor kein größeres Problem. Ein neuer wird ausgegeben, noch ein Pfand kassiert, der Start-Ziel-Wagen per Funk angewiesen, den neuen Transponder mit dem alten Namen einzuloggen, fertig.
Richtig viele Hobby-Crosser haben sich angemeldet, um sich an dem hügeligen Parcours rund um das Olympiastadion zu messen. In drei Vorläufen weisen die Startlisten je 40 bis 50 Teilnehmer – Männer und Frauen gemischt – aus. Wochenlang lachte die Sonne im Oktober. Sie soll laut Wetterbericht auch nach dem Wochenende wieder über München scheinen, nur eben nicht an den zwei Tagen, die der Verein RC „Die Schwalben“ München sich für den Super Cross ausgesucht hat. Ausgerechnet diese regnerische Austragung, die 5.seit dem ersten Mal, ist der Schritt zum internationalen Cyclocross-Wettbewerb. Am Abend soll es noch ein Team-Staffelwettbewerb in der Dunkelheit mit Licht geben – auf den schlammigen Spuren sicher eine besondere Herausforderung.
Weltklasse-Kurs für Hobby-Cyclocrosser
„Das ist sicher der härteste Munich Super Cross bisher“, sagt der Streckensprecher während einem der zahlreichen Läufe am Samstag. Am Sonntag wird Marcel Meisen gegenüber dem Bayerischen Rundfunk ergänzen: „Der Kurs wäre Weltcup würdig“. Damit nimmt er die Ambitionen der Veranstalter auf, irgendwann den Weltcup nach München zu holen – nach dem Ausscheiden vom Zevener CX macht in Deutschland der CX-Weltcup nicht mehr Station.
Wie kommen die Hobby-Fahrer mit einer derartigen Strecke klar? Mit schräg abfallenden Matschwiesen, stufenweise geschachtelten Steilhängen, einer regelrechten Wiesenwand hinter den typischen Cyclocross-Hürden sowie einem Flatterbandgeschlängel mit einigen engen 180-Grad-Kehren hat der abgesteckte Parcours in München alle Elemente eines typischen CX-Kurses. Immer wieder wechselt man in Schräglage von Wiese auf Asphalt, der mit den Matschspuren und dem Regen nicht gerade griffiger wird. Die Strategien richten sich nach dem Können und reichen von „lieber Laufen“ bis „alles fahrbar“ (was scherzhaft auch vom Publikum immer wieder den Fahrern entgegen gebrüllt wird). Am Ende wird der Abstand von über 8 Minuten zwischen den besten der Vorläufe und den letzten gewerteten Fahrern eine deutliche Sprache über die Leistungsverteilung im Hobbyfeld sprechen.
Spaß beim Leiden haben trotz Wetter – oder gerade deshalb? – doch die meisten. Auch ich. Ich starte im 1. Vorlauf und merke schnell, nachdem der Atem und der Herzschlag sich auf eine Balance aus Schmerz und Erleichterung eingependelt haben, wo meine Achillesferse liegt: Richtungswechsel in glitschigen Abfahrten. Gleich 3x haut es mich an so einer Stelle hin. Zum Glück ist die Wiese aufgeweicht. Trotzdem bricht beim 3. Fall der linke Schalthebel (den ich eigentlich gar nicht gebraucht hätte, weil die Kette immer auf dem 34er Blatt lag). Viele Fahrer bevorzugen für materialintensive CX-Rennen einfache Komponenten an teureren Rahmen. Ich weiß jetzt, warum! Die Radtechnik spielt insgesamt eine untergeordnete Rolle gegenüber der Fahrtechnik und der Kondition. Zumindest auf dem mittlerem Hobbyniveau, auf dem ich mich bewege.
Geteiltes Leid…
Trotz anhaltendem Regen komme ich schließlich mit innen trockenen Kleidern wieder, um zu sehen, wie die Starter der restlichen Vorläufe die Strecke meistern. Mit einer Pommes in der Hand, macht es einfach Freude zu beobachten, wie sich die geschundenen Gesichter kurz aufhellen, wenn sie im Laktatkampf entfernt eine Glocke läuten hören oder den Zuruf „alles fahrbar!“. Ist es nicht, aber darum geht es ja auch gar nicht.
Was steht nächstes Wochenende an?
Für die europäische Cyclocross-Elite steht nächstes Wochenende die Europameisterschaft im CX in ’s Hertogenbosch in den Niederlanden auf dem Programm. Der Austragungsort liegt direkt hinter der Grenze zu Deutschland. Es sieht danach aus, dass Mathieu van der Poel sein Trikot erfolgreich verteidigen könnte. Er gewann den Superprestige im belgischen Ruddervoorde überlegen. Die Deutschen Marcel Meisen (siehe oben) und Sascha Weber konnten ebenfalls je einen Sieg einfahren, allerdings nicht in so hochkarätig besetzten Rennen. Hier gibt es die Infos zur UEC Europameisterschaft Cyclocross.
Für Hobbyfahrer geht es in Nordrhein-Westfalen weiter mit dem 4. Lauf des NRW Cross Cups in Kendenich bei Köln am 3. November.
In Erfurt steht der nächste Lauf der Biehler Cross Challenge an.
Habt ihr noch Cyclocross- oder Gravelbike-Tipps für das kommende Wochenende?
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Kommentare
» Alle Kommentare im Forum"Mega-Strecke, Super Rennen", sagte Marcel Meisen über den Munich Super Cross 2018, den er am Sonntag gewann. Anders als der Profi hatten die Hobby-Crosser auf der schlammigen Strecke kein leichtes Spiel. In unserer Serie Muddy Monday gibt es heute eine Fotostory vom Münchener Mudfest bei den Hobby-Fahrern.
Den vollständigen Artikel ansehen:
Muddy Monday: Fotostory vom Mudfest beim Munich Super Cross 2018
Danke für auch für die Fotos von den Bikes
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