Rennrad-News

Qualifikation über Föderation oder MyWhoosh
So läuft die UCI Cycling Esports WM

MyWhoosh ist für die nächsten drei Jahre der neue Partner der UCI für die Austragung der UCI Cycling Esports WM. Ab heute sind auch die Modalitäten für die Qualifikation und die Austragung der Esports-Weltmeisterschaft bekannt. Die Qualifikation erfolgt über die nationalen Föderationen oder direkt auf MyWhoosh. Das Finale mit den jeweils besten 22 Frauen und Männern findet mit persönlicher Anwesenheit der Teilnehmenden vor Ort in Abu Dhabi statt.

Vollständigen Artikel lesen …

UCI Cycling Esports WM – So läuft die Qualifikation

Wer an der UCI Cycling Esports World Championships teilnehmen möchte, hat zwei Qualifikationswege zur Verfügung. Zum einen werden 80 % der Quali-Plätze an die jeweiligen nationalen Föderationen vergeben, zum anderen verbleiben 20 % der Plätze der Qualifikation direkt MyWhoosh vorbehalten. Die Landes-Föderationen können dabei selbst entscheiden, wie sie ihre Plätze verteilen. Matthew Smithson von MyWoosh erklärte auf der Pressekonferenz in Abu Dhabi, dass die nationalen Föderationen für ihre jeweiligen Qualifikationen nicht mit MyWhoosh zusammenarbeiten müssten, jedoch seien schon Anfragen dazu von sehr vielen Landesverbänden eingegangen. Und MyWhoosh begrüße es natürlich, wenn die nationalen Föderationen ihre Qualifikation auf der Plattform durchführen möchten.

Wer keine Möglichkeit hat, ein WM-Ticket über die Qualifikation des jeweiligen Landesverbandes zu erhalten, kann sich auch direkt auf der Plattform MyWhoosh qualifizieren. Dort werden bis zum September mehrere Möglichkeiten und Events zu einer Qualifikation für die sogenannten Semi-Finals angeboten.

Diashow: Qualifikation über Föderation oder MyWoosh: So läuft die UCI Cycling Esports WM
Diashow starten »

# Auch wenn die Computer-Grafik etwas anderes suggeriert - die UCI Cycling Esports World Championships werden 2024 in Abu Dhabi ausgetragen - die Teilnehmenden müssen vor Ort erscheinen, messen sich jedoch in einer virtuellen Welt auf der Trainings-Plattform MyWoosh.

Semi-Finals mit 300 Teilnehmenden

In den sogenannten Semi-Finals messen sich die jeweils 150 besten Frauen und Männer aus der Qualifikation miteinander und ermitteln die jeweils 20 Finalistinnen und Finalisten für das Finale am 26. Oktober in Abu Dhabi. Die Semi-Finals bestehen aus zwei Rennen. Das erste wird auf einem 9 km langen virtuellen Kurs ausgetragen und dabei mittels eines Punktesystems die stärksten Fahrerinnen und Fahrer ermittelt.

Jeweils 80 Teilnehmende kommen in das zweite Rennen, das über vier Runden auf einem 4 km langen Kurs ausgetragen wird. Dabei werden die besten 20 Frauen und Männer ermittelt, die dann zum Finale in die Vereinigten Arabischen Emirate reisen. Zusätzlich können jeweils 2 Startplätze für Frauen und Männer durch Wildcards vergeben werden. Auf Nachfrage bestätigten die Verantwortlichen auf der Pressekonferenz in Abu Dhabi, dass auf diesem Wege zum Beispiel prominente Stars aus dem Radsport auch ohne Qualifikation einen Startplatz erhalten könnten.

# Qualifikation und Semi-Finals können noch zu Hause in der eigenen „pain cave“ gefahren werden - zum Finale müssen alle Teilnehmenden persönlich nach Abu Dhabi reisen.
# Die Trainingsplattform MyWoosh ist offizieller Austragungs-Partner der UCI Cycling Esports World Championships.
# Die Rennen finden in der virtuellen Welt der Indoor-Trainings-Plattform statt.

Präsenz-Finale in Abu Dhabi am 26. Oktober

Obwohl es für die Austragung einer Esports-WM natürlich nicht erforderlich wäre, findet das Finale mit der Präsenz aller Teilnehmenden in Abu Dhabi statt. Sprich die Fahrerinnen und Fahrer werden sich gemeinsam vor Ort auf virtuellen Kursen in der MyWhoosh Welt messen.

Die Rennstrecken für die drei Finalrennen werden natürlich speziell dafür in MyWhoosh „gebaut“. Matthew Smithson, Manager – Race Control and Race Events bei MyWhoosh, versichert, dass dabei speziell darauf geachtet wird, allen Fahrer-Typen eine reelle Chance auf den Sieg zu ermöglichen. Egal ob Kletterer, Sprinter oder Allrounder, jeder soll bei den Finalrennen gleich gute Möglichkeiten auf den WM-Titel bekommen. Dazu beitragen sollen spezielle Kurse und eine ausgeklügelte Punktevergabe, die auch taktisches Geschick belohnen soll. Um Weltmeister zu werden, muss man bei allen drei Rennen glänzen, deren spezielle Anforderungen nachfolgend beschrieben werden:

Rennen 1 – Sprint

Das erste „Rennen“ ist eine 15-minütige Session, bei der auf einem 1,7 km langen Rundkurs gefahren wird. Es zählt lediglich die beste Zeit, die von jedem der Teilnehmenden auf einem 300 m langen, zuvor festgelegten Segment errungen wird. Wann diese Bestzeit gefahren wird, spielt hingegen keine Rolle, solange man während der 15-minütigen Einheit bleibt. Interessant wird das durch die Tatsache, dass auch in MyWhoosh selbstverständlich der Windschatten simuliert wird. Sprich, ohne einen passenden „Zug“ vor einem, dürfte es kaum gelingen, die Bestzeit auf dem 300 m langen Segment zu markieren. Taktische Spielchen sind hier also vorprogrammiert.

Rennen 2 – Strategie

Das zweite Rennen findet auf einem 9 km langen Rundkurs mit einem virtuellen Berg statt. Dieses Mal gibt es drei Zwischensprints pro Runde, für die jeweils Punkte vergeben werden. Smithson hat bei der Präsentation betont, dass hier definitiv nicht nur Bergspezialist:innen glänzen können, sondern für alle Fahrer-Typen Möglichkeiten zum Punktesammeln bestehen.

Rennen 3 – All Out

Das finale Rennen ist schließlich ein 4-Runden-Wettbewerb auf einem 4 km langen Rundkurs. Hier gibt es auf jeder Runde nach einem scharfen Anstiege Punkte zu sammeln. In der letzten Runde werden die Punkte verdoppelt. So möchte man sicherstellen, dass die Spannung hoch bleibt und die neuen Weltmeister erst auf den letzten Metern gekürt werden.

# Das Finale wird in drei einzelnen Rennen ausgetragen, bei denen jeweils Punkte vergeben werden - so sollen alle Fahrer-Typen die gleichen Chancen auf den Titel bekommen.

Fitness und Strategie notwendig

„Wir wollen den Outdoor-Radsport nicht kopieren und nach innen bringen“, betont Smithson die Marschrichtung von MyWhoosh und der UCI in Sachen Cycling Esports WM. „Wir sehen die Esport-WM viel mehr als eigene Disziplin im Radsport.“ Es seien auf jeden Fall nicht nur körperliche Leistungsfähigkeit, sondern auch taktisches Geschick notwendig, um 2024 Esports Weltmeister zu werden.

Das passt auch zu den Aussagen von UCI Präsident David Lappartient, der nach der Pressekonferenz in Abu Dhabi in einem kurzen Gespräch mit uns die WM-Pläne erläutert. Der Franzose zieht Parallelen zum Cyclocross: „Dort sehen wir viele Spezialisten, die sich auf diese Disziplin konzentrieren, aber auch einige Allrounder, die auch sehr erfolgreich auf Asphalt unterwegs sind. Ich könnte mir vorstellen, dass wir bei der Esports WM eine ähnliche Entwicklung sehen.“ Natürlich würde es die UCI begrüßen, einige der Top-Namen aus dem Straßensport auch bei der Esports-WM zu begrüßen. Deshalb gibt es auch die weiter oben angesprochenen Wildcards, mit denen man einen Start eines Superstars schnell und unbürokratisch ermöglichen kann.

So wollen MyWhoosh und die UCI Betrug verhindern

Im Rahmen einer Pressekonfernz der UCI und MyWhoosh in Abu Dhabi haben mir Matthew Smithson von My Woosh und Michael Rogers, Head of Road & Innovation bei der UCI, erläutert, wie man technischen Betrug und Doping mit aller Kraft und moderner Technik verhindern möchte.

„Die Verifizierung der Leistung ist natürlich eine der größten Herausforderungen bei der UCI Cycling Esports WM“, bestätigt Rogers. „Die UCI ist sehr weit fortgeschritten bei der Homologation von Smarttrainern und wir können sehr genau analysieren, wie genau die Geräte arbeiten. Ebenso haben wir Spezialisten, die sich um die Sicherheit der kabellosen Verbindungen kümmern, denn auch hier bestehen natürlich Risiken zur Manipulation. Wir sind auf diesem Bereich sehr umtriebig und arbeiten auch mit einigen Universitäten zusammen, um die richtigen Maßnahmen zu treffen. In den nächsten Monaten werden wir weitere Fortschritte machen und diese auch umsetzen.“

# Michael Rogers von der UCI (im Bild in der Mitte) und Matthew Smithson von My Woosh (rechts) standen mir nach der Pressekonferenz Rede und Antwort - sie erläutern, wie man Betrug bei der Esports WM verhindern kann.

„Von der technischen Seite unternehmen wir bei My Woosh extrem viel, um jeglichen Betrug verhindern oder aufdecken zu können“, versichert Smithson. „Zwei unabhängige Powermeter und ein Herzfrequenzsensor sind natürlich Standard, zudem erheben wir von jedem Rennteilnehmer ein persönliches Leistungs-Profil mit sehr vielen Daten. Das erlaubt uns, sofort zu erkennen, wenn irgendwelche merkwürdigen Werte auftauchen sollten. Wir erfassen sehr, sehr viele Daten von allen Sensoren und können diese in Echtzeit mit unserer Datenbank abgleichen. Daher sind wir in der Lage sofort zu erkennen, ob die gleiche Person im Rennen ist, die auch den Test gemacht hat. Ebenso sehen wir Datenmanipulationen sofort. Wir haben durch unsere Rennserien auf MyWhoosh sehr viel Erfahrung mit diesen Dingen gesammelt und haben extrem hohe Standards, mit denen wir Manipulationen verhindern können.“

Die Doping-Problematik hat die UCI natürlich auch im Blick. Alle Teilnehmenden unterliegen den UCI Anti-Doping-Vorschriften und können selbstverständlich auch getestet werden. Auch die Präsenz der Finalist:innen in Abu Dhabi vor Ort soll natürlich dazu beitragen, die Betrugsmöglichkeiten so niedrig wie möglich zu halten.

Was sagt ihr zu den Modalitäten der UCI Cycling Esports WM?


Text: Harald Engert / Fotos: MyWhoosh
Die mobile Version verlassen