Campagnolo Super Record Wireless – Infos & Preise
Nach SRAM und Shimano rüstet nun auch Campagnolo seine Rennrad-Schaltung Super Record auf ein kabelloses System um. Neben der Umstellung auf Bluetooth-Verbindungen wurde die Spitzengruppe der Italiener zudem komplett überarbeitet und wartet mit Übersetzungen auf, die auch im All-Road-Einsatz dienlich sind. Hier die wichtigsten Fakten:
- Elektronische Rennrad-Schaltgruppe mit 2 x 12 Gängen
- Komplett drahtlose Kommunikation der Komponenten
- Ausschließlich mit Scheibenbremsen erhältlich
- Batterien in den Schalthebeln mit rund 2 Jahren Laufzeit
- Unterschiedliche Akkus an Schaltwerk und Umwerfer mit rund 750 km Reichweite/Laufzeit
- Q-Faktor 147,5 mm
- Tretlager PRO-TECH
- Kurbellängen 165, 170, 172,5, 175 mm
- Kettenblatt-Kombinationen 45×29, 48×32, 50×34 Zähne
- Kassetten 10-25, 10-27, 10-29 Zähne
- Gewicht 2.520 g*
- Verfügbarkeit sofort
- www.campagnolo.com
- Preis 5.200 € (UVP)
*Herstellerangabe
Ab sofort kabellos
Dass die neue Campagnolo Super Record Gruppe ohne Kabel funktioniert, ist keine echte Überraschung, dazu geisterten schon einige Gerüchte durch die Szene und durchs Internet. Campagnolo übernimmt damit eine Technologie, die zuvor schon von SRAM und Shimano erfolgreich an ihren Schaltgruppen eingesetzt wurde. Genau wie SRAM, geht Campagnolo den Weg, jede Baugruppe der neuen Schaltung mit einer eigenen Stromversorgung auszustatten.
In den Brems-Schalthebeln kommen jeweils handelsübliche Knopfzellen zum Einsatz, die eine Lebensdauer von rund zwei Jahren garantieren sollen. Schaltwerk und Umwerfer werden jeweils, durch einen eigenen Akku versorgt. Diese sind nicht untereinander kompatibel, können also nicht gegeneinander getauscht werden, wenn vorzeitig die Energie zur Neige geht. Die Kapazität der beiden Akkus soll für rund 750 Kilometer „Reichweite“ sorgen. Dabei ist Campagnolo von der Schalthäufigkeit von Profi-Piloten ausgegangen. Amateure und Freizeitfahrer könnten laut Auskunft der Techniker auch größere Reichweiten erzielen.
Aufgeladen werden die Akkus entweder direkt am Rad oder nach der Demontage per Magnet-Adapter. Das dazu notwendige Ladegerät ist erfreulicherweise sehr klein und verfügt über einen Standard-USB-C Anschluss. So kann man es bei Bedarf sogar in der Trikot-Tasche mitnehmen. Campagnolo verspricht eine 90 % Ladung in 45 Minuten und eine Komplett-Ladung in nur 60 Minuten. Der Ladezustand der Akkus wird über integrierte LEDs angezeigt.
Ansonsten gibt es nicht mehr viel zu der bekannten Technik zu sagen. Die Verbindung der Komponenten erfolgt über Bluetooth, mittels der MyCampy 3.0 APP lässt sich nicht nur der Akkuzustand einsehen, sondern auch die Schaltlogik nach eigenen Wünschen anpassen und einstellen. Die neuen Taster an den Bremshebeln lassen sich dabei nach den eigenen Wünschen und Vorlieben konfigurieren. Ebenso kann man beeinflussen, wie viele Gänge am Stück geschaltet werden sollen, wenn man die Taster dauerhaft drückt.
Die Schaltgeschwindigkeit hat sich laut Campagnolo gegenüber der Super Record EPS mit Kabeln nicht verändert.
Modernisierte Super Record Wireless Schalt-/Bremshebel
Komplett neu gestaltet wurden auch die Brems-/Schalthebel der neuen Super Record Wireless Gruppe. Besonders auffällig ist dabei natürlich der Wegfall des Daumenhebels, mit dem man bisher die Kette auf das nächst kleinere Ritzel befördern konnte. Ähnlich wie bei Shimano gibt es nun auch bei der Super Record Wireless zwei Schalthebel, die sich direkt am Bremshebel befinden und die Kette wahlweise nach oben oder unten schalten.
Damit geben die Italiener eine Besonderheit auf, die eigentlich von den mechanischen Campagnolo Schaltgruppen stammt und dort auch weiterhin zum Einsatz kommt. Neueste Untersuchungen hätten gezeigt, dass die neue Anordnung ergonomisch sinnvoller und einfacher zu bedienen sei, begründete Campagnolo diesen Schritt bei der Präsentation der neuen Gruppe. Auffällig ist zudem, dass sowohl die Hoods, als auch die Bremshebel nicht mehr so stark geschwungen sind wie beim Vorgänger.
Auf der Innenseite der Hoods gibt es zudem kleine Taster, mit denen man unter anderem Funktionen des Radcomputers per Bluetooth-Verbindung steuern kann.
Neue Übersetzungen mit 10er Ritzel
Dass die neue Campagnolo Super Record kabellos wurde, ist keine Sensation, spannender ist daher fast die Umstellung der Übersetzungen, denn hier geht Campagnolo einen ähnlichen Weg wie SRAM und führt an der Kassette ein Ritzel mit zehn Zähnen ein. Einen neuen Freilauf benötigen die Italiener dazu nicht, denn der Campagnolo N3W Freilaufkörper, der mit der Campagnolo Ekar Gravel-Gruppe eingeführt wurde, kann auch für die neue Super Record Wireless Gruppe verwendet werden.
Das kleine Ritzel sorgt dabei in Kombination mit ebenfalls verkleinerten Kettenblättern an der Front für kleinere Sprünge zwischen den Gängen. So lässt sich die Kadenz noch feiner und in kleineren Sprüngen an das jeweils gefahrene Tempo und persönliche Vorlieben anpassen. Dass gleiche Übersetzungen mit kleineren Ritzeln und Kettenrädern weniger effektiv sind, als solche mit tendenziell größeren Zahnrädern, räumen die Italiener zwar ein, allerdings sei der Effekt vernachlässigbar.
Eigene Tests mit einer 50-10 Übersetzung im direkten Vergleich zu einem Antrieb mit 55-11 Zähnen hätten einen höheren Reibungsverlust von 0,1 – 0,4 Watt ergeben. Dieser minimale Nachteil würde durch die engeren Gangabstufungen bei Weitem aufgewogen, so die Campagnolo Techniker.
Die Frage, warum man die Technik mit 13 Ritzeln an der Kassette aus der Ekar-Gruppe nicht auf das Rennrad transferiert hat, wurde von Campagnolo ebenfalls klar beantwortet. Ein Antrieb mit 2×12 Gängen stelle auf dem Rennrad derzeit das Optimum dar, versicherte Giacomo Sartore, der zuständige Produkt-Manager von Campagnolo bei der Präsentation der neuen Super Record Wireless. Man habe deshalb gar keine Bestrebungen unternommen, einen 2×13 Antrieb zu realisieren.
Drei unterschiedliche Übersetzungen
Im Gegensatz zu SRAM, hat sich Campagnolo dafür entschieden, die Spreizung der Übersetzung an den Kurbeln deutlich größer zu gestalten. So können die Italiener die Bandbreite der Übersetzung insgesamt vergrößern, ohne die individuellen Gangsprünge breiter machen zu müssen. Allerdings ist natürlich auch der Unterschied beim Schalten an der Kurbel größer als bei SRAM.
So kombinieren die Amerikaner beispielsweise an der SRAM Red Gruppe ein 48er Kettenblatt mit einem zweiten Kettenblatt mit 35 Zähnen, während Campagnolo das 48er Kettenblatt mit einem kleineren Kettenblatt mit nur 32 Zähnen an der Kurbel montiert.
Um die Schaltperformance zu verbessern, kommen an den neuen Kettenblättern und Kassetten neue Zahnformen zum Einsatz. Die Hinterrad-Kassetten sind komplett aus Stahl gefertigt.
Bemerkenswert ist, dass es zum Marktstart selbst für das gesponserte WorldTour Team AG2R Citroën keine Profi-Übersetzungen mit größeren Kettenblättern geben wird. Da die Teambikes ohnehin mit Leistungsmessern von Power2max ausgerüstet sind und deshalb mit anderen Kettenblättern ausgestattet werden, wird das zumindest aktuell nicht als Problem gesehen. Campagnolo arbeitet wohl an einem eigenen Leistungsmesser, in nächster Zeit sei jedoch nicht mit einer Marktreife zu rechnen, so die Information der Italiener zur Präsentation der neuen Gruppe.
Hier die zum Marktstart erhältlichen Kombinationen:
Super Record Wireless Kurbeln:
- Variante 1 45 x 29
- Variante 2 48 x 32
- Variante 2 50 x 34
Super Record Wireless Kassetten:
- Variante 1 10-25 mit 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 21, 23, 25
- Variante 2 10-27 mit 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 21, 24, 27
- Variante 2 10-29 mit 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 18, 20, 23, 26, 29
Keine Version für Felgenbremsen
Liebhaber von Felgenbremsen werden traurig sein, aber auch Campagnolo passt sich dem Markt an und bringt die neue Super Record Wireless Schaltung nur noch als Version für Scheibenbremsen. Die bisherige Super Record EPS wird zudem eingestellt, sodass es über kurz oder lang keine neue elektronische Schaltung mehr von Campagnolo für Rennräder mit Felgenbremsen zu kaufen gibt.
Die Bremsen werden komplett unverändert vom Vorgänger übernommen, lediglich an den Bremsbelägen kommt ein anderes Trägermaterial zum Einsatz, welches das Gewicht minimal um ein paar Gramm nach unten schraubt. Campagnolo betont, dass die eigenen Bremsen komplette Eigenentwicklungen und die besten am Markt seien. Die hohe Perfektion sei vorrangig durch patentierte Bremsscheiben-Technologien möglich, die es erlauben würden, hervorragende Bremsen zu bauen. Zudem werde durch etwas breitere Scheiben mit abgerundeten Kanten der Sicherheit der Fahrer in besonderem Maße Rechnung getragen.
Was sagt ihr zur neuen kabellosen Campagnolo Super Record Wireless?
328 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDie Hersteller beschreiten offenbar unterschiedliche Wege. 🤷♂️
Was euch das sagen soll muss jeder selbst entscheiden.
🙄
Es ging hier sehr viel um das klobige Design des Umwerfers. Hier maßlich die Fakten dazu ohne den optischen Designansatz zu betrachten. Die AXS ist definitiv nicht kleiner als die SR ob alt oder neu. Die DA ist definitiv einiges kleiner als die beiden vorgenannten Umwerfer (ist natürlich dem fehlenden Akku geschuldet).
Und die neue SR baut nach vorne und nicht nach hinten.
Das Design ist eben wirklich klobig. Bei Sram ist es ein Leitkäfig, ein Motordings und in dessen Windschatten ein Akku, von der visuellen Sprache her klar identifizier- und unterscheidbar. Das Motordings fällt dadurch sogar noch etwas weniger ins Auge als bei innenliegendem Akku (Di2, EPS).
Bei WRL ist es hingegen visuell einfach nur ein großer Plastikknubbel aus dem unten fast verschämt ein kleiner Leitblechkäfig herauswächst. Faserverstärkt hin oder her, Kubststoffspritzguss bleibt Kunststoffspritzguss und kann sich nie all zu weit von Playmobil absetzen. Oder von Samsonite.
Ich glaube, diese Gruppe ist die einzige elektronische Schaltgruppe, bei der das Schaltwerk für jedes einzelne Ritzel der Kassette feinjustiert werden kann. Das vermisse ich bei SRAM und Shimano. Irgendein Ritzel macht ja meistens Lärm. Trotzdem ist es zu hässlich, ums zu fahren
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