Abfahrten mit 90 km/h, geduckt auf dem Oberrohr sitzend – das war in den letzten Jahren fast ein gewohntes Bild bei der Tour de France. Dieser sogenannte Supertuck ist nun durch den Weltradsportverband UCI aus dem Peloton gebannt. Ausbrechen wird auch schwerer. Die Aeroposition mit Armauflegen auf dem Oberlenker steht im Rennen künftig ebenfalls unter Strafe.
Um sich auf Abfahrten bei der Tour de France und anderen Rundfahrten Vorteile zu verschaffen, zeigen Profis schon immer Erfindungsreichtum. So ist eine besonders schnelle Abfahrtsposition nach Marco Pantani benannt. Er senkte sein Gesäß weit hinter den Sattel ab, um tiefer zu kommen. Zuletzt löste Chris Foome mit seinem Sieg auf der 8. Etappe der Tour der France 2016 nach der Abfahrt im sogenannten „Supertuck“ einen regelrechten Boom der Position aus – auch wenn sie schon vorher angewandt wurde. Dabei sitzen die Fahrer auf dem Oberrohr, der Oberkörper wird so weit wie möglich nach unten gebracht, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten.
Solche Bilder riskanter Fahrmanöver sollen künftig nicht mehr weltweit über die Bildschirme laufen. Zur Sicherheit der Fahrer*innen im Profi Peloton hat die UCI hat die Supertuck Position jetzt aus dem Rennen genommen. „Auf dem Oberrohr sitzen ist verboten“, heißte es in einem Memorandum zur Neuregelung von Straßenrennen.
Aber auch für Liebhaber von Solo-Fluchten gibt es eine schlechte Nachricht: „Außerdem ist es verboten, die Unterarme als Auflagepunkt auf dem Lenker zu nutzen, außer bei Zeitfahren“, heißt es weiter von der UCI. Teils in dieser Position hatte unter anderem Mathieu van der Poel beim Amstel Gold Race spektakulär zur Spitze aufgeschlossen und dann das Rennen noch gewonnen.
Wie die Rennfahrer mit Trinkflaschen umgehen, wurde ebenfalls als Sicherheitsrisiko erkannt. Sie sollen jetzt nicht mehr auf den Boden geworfen werden, sondern müssen in speziellen Abgabezonen abgeworfen werden oder im Teamfahrzeug abgegeben werden. Die Rennveranstalter sollen dafür spezielle „Mülleimer“ in gewissen Distanzen bereithalten (etwa im Abstand von 30 km).
Den Teams und Fahrern soll jetzt bis zum 1. April 2021 Zeit gegeben werden, sich an die neuen Regeln zu anzupassen. Von da an sollen sie verbindlich gelten. Allerdings stehen die viel diskutierten Verbote für die Fahrer nicht alleine. Sie sind Teil eines umfassenderen Sicherheits-Konzeptes, das die UCI schrittweise einführen will. Punkte sind unter anderem:
- Standards für die Banden im Zielbereich Nach der tragischen Zielankunft bei der Polen-Rundfahrt, bei der Fabio Jacobsen schwer verletzt wurde, kam eine Diskussion um die Banden auf. Sie sollen beschwert werden und die Abstände zwischen den Bandenelementen müssen geprüft werden. Ab 2022 sollen nur noch Banden bei Sprintankünften eingesetzt werden, die neu zu schaffenden UCI Standards genügen
- Safety Manager Rennveranstalter müssen einen Sicherheits-Mangae benennen und schulen, der die Einhaltung der Regeln überwacht.
- Fahrzeuge im Rennen Erfahrungsnachweise der Fahrer*innen sollen erbracht werden, eine Lizenz ist im Gespräch.
Was sagt ihr zu den neuen Regeln? Wirklich ein Sicherheitsgewinn?
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