Spotify und Co. streamen seit kurzem „Immer noch nicht satt”, einen Rap übers Rennradfahren des Interpreten Wattmeister Fresh. Ihr kennt weder den Song noch den Typ? Da sich hinter dem Künstlernamen, den Beats und den Lyrics jemand verbirgt, der auch hier viel schreibt, haben wir die Gelegenheit für ein Interview geschaffen. Hier gibt es den Song zum Hören und den Text sowie die Geschichte seiner Entstehung.
„Wattmeister Fresh – Immer noch nicht satt“ auf Spotify
Du siehst das Fenster nicht? Hier kannst du den Song auf Spotify hören:
Wattmeister Fresh – Immer noch nicht satt: Hier geht es direkt zum Song!
Alternative zu Spotify: Wattmeister Fresh – Immer noch nicht satt auf Amazon Music, auch auf Instagram ist der Song in „Reels“ und als Story-Musik verfügbar.
Interview: Die Idee hinter dem Song
Rennrad-News: Hallo, soll ich dich mit Wattmeister Fresh ansprechen?
Hannes: Nein, du kannst weiterhin Hannes sagen, das passt!
Hannes, ich kenne dich als schreibenden Kollegen von MTB-News. Ich habe gehört, dass du an Karneval auch mal singst, jetzt ein Rap übers Rennradfahren, wie kam es dazu?
Ich war tatsächlich mit dem Rennrad unterwegs, gerade einen Berg hochgefahren und hatte diesen Satz im Kopf, der ja auch so etwas wie ein Mantra geworden ist, „immer großes Blatt” und irgendwas mit “Steigung”, dann hatte ich den Refrain eigentlich schon im Kopf. “15 Grad Steigung – Großes Blatt”, dann habe ich angehalten und mir das direkt aufgeschrieben.
…weil du ständig auf der Suche nach neuen Song-Texten bist.
Ich bin kein Musiker und erst recht kein Rapper! Das fiel in eine Zeit, in der ich sowieso öfter mal auf Garage Band (eine Musik-Kompositions-App von Apple, Anm. der Redaktion) öfter mal auf dem iPad herumgedaddelt habe. Ich hatte mir vorgenommen, jeden Abend einen coolen Beat zu bauen. Nicht einfach nur Fernsehn zu schauen, sondern noch ein bisschen produktiv zu sein. Ich habe also immer Beats gebaut und hatte dann diesen einen Satz vom Rennradfahren im Kopf. Es ging mit dem Ursprungsbeat los, der ja so ein bisschen Trap-mäßig ist, dann habe ich noch eine Base Line dazu gebaut, ein paar Melodien für zwischendrin, den Keyboard-Sound und dann ging das so weiter.
Aber bislang hatte ich ja nur diesen einen Satz: “15 Grad Steigung, großes Blatt”. Mir war im Nachhinein klar, dass sich da eine Nähe zur #8000Watt-Bewegung ergibt, die ich gar nicht so beabsichtigt hatte, ich wollte es jedenfalls nicht so einzeln als Aussage stehen lassen.
Dann habe ich den Rest des Textes geschrieben, mit ein paar Tipps von noch eingefleischteren Rennradfahrern wie beispielsweise dir. Im Anschluss habe ich das alles eingesungen, mit dem Podcast-Mikro unseres MTB-News-Podcasts „Pokal oder Spital”. Ganz zum Schluss dachte ich – da fehlt noch was. Das war der Moment der Bläser, die ich dann noch eingebaut habe. Und jetzt klingt es ziemlich wuchtig, man sollte sich das schon mal auf einer großen Anlage anhören!
Rap über Rennradfahren, da war doch schon mal was? Mir fallen spontan der Kölner Genz und sein Jan Ullrich-Rap ein und der internationale Cycling Smashhit “Performance”. Hast du vorher geguckt, was das Genre hergibt? Waren das Vorbilder?
Nee, tatsächlich nicht. Ich kenne natürlich beide Songs, aber es gab in dem Sinne eigentlich gar kein Vorbild.
Du hast es schon gesagt, du fährst selber Rennrad. Ich höre dennoch eine gewisse Ironie im Song mitschwingen. Du bist ja eigentlich MTB-Fahrer. Wie ist dein Blick aufs Rennradfahren?
Ich bezeichne mich tatsächlich definitiv eher als MTB-Fahrer, aber mir macht das Rennradfahren auch sehr viel Spaß. Ich habe ja auch schon auf Rennrad-News diverse Tests und Tourenberichte geschrieben. Das Rennradfahren ist für mich ein guter Ausgleich zu den Trailtouren, die ich sonst so mache. Aber klar, im Lied ist so ein bisschen die Veralberung das Ding, was man in sozialen Medien oder auf diversen Meme-Seiten so liest.
Willst du jetzt damit andeuten, dass der Inhalt mehr aus medialer Erfahrung kommt als aus eigener Erfahrung?
Sowohl als auch. Ich finde halt manches Gebaren von manchen Rennradfahrern ein bisschen großspurig und dann steige ich da eben etwas drauf ein. Aber ohne da zu hochmütig zu klingen: Mir ist das aber selber gar nicht fremd! Ich merke schon auch, dass ich auf dem Rennrad selber versuche, abzuliefern. Es gibt schon den einen oder anderen KOM, bei dem ich immer wieder motiviert bin, da alles reinzuschmeißen. Auf der anderen Seite – ich wiege halt über 100 kg auf 1,93 m – begrenzt sich mein Ehrgeiz eher auf Flachstücke und Sprints und richtet sich weniger auf lange Berg-Segmente.
Es ist so ein Mix aus beidem. Ich mache einerseits gerne mit, auch was die Lust an neuem Equipment oder Klamotten und Brillen angeht, aber andererseits finde ich, dass man es auch nicht so bierernst nehmen sollte. Ich brauche zum Beispiel kein 6-Kilo-Rad, wenn ich selber 100 kg wiege.
Du erwähnst das Equipment. Findest du, dass Rennradfahrer Styler sind?
Mmmh … das ist eine Definitionssache. Es gibt im MTB-Bereich auch Styler, das ist aber vielleicht ne andere Ebene. Also, gerade das Optische – da verweise ich auch gerne noch einmal auf das Interview mit Paul Ripke, in dem er das auch sagt, das geht natürlich in diese große Style-Richtung. Er erwähnt ja auch, dass er sehr viel Schönes im Rennradfahren sieht, Rahmenformen, Farben und Co.
Es gibt die Leute im MTB-Bereich natürlich genauso, die immer stylish aussehen wollen und die neusten Klamotten und Parts haben, auch da nehme ich mich natürlich nicht raus. Aber das passiert da weniger im Performance-Bereich, da geht es nach meinem Gefühl eher drum, dass es lässig und cool aussieht.
Um auf eine Textzeile zu kommen: Oneby oder Triple?
Da bin ich eher bei Oneby. An alle Schaltungshersteller: Ich würde mir eine schöne 1×13 fürs Rennrad wünschen, in der Art einer SRAM Eagle oder Shimano XTR 12-fach mit einem Berggang, der Rest ist mir egal. Abstufungen sind mir auch nicht ganz so wichtig.
Gibt es doch von Campagnolo …
Ja, stimmt, aber da ist mir der Berggang zu niedrig. Ich will vorne schon ein relativ großes Blatt fahren, aber auch mal steilere 300 Hm am Stück hochfahren können. Ich habe letztens mein Schaltverhalten mit der SRAM AXS Web App ausgewertet und ich fahre zu 99 % auf dem großen Blatt. Nur an diesem einen Berg hier in der Gegend mit den 300 Hm, da nutze ich dann das kleine Blatt. Das müsste die Gruppe auch noch schaffen.
Dein persönliches Verhältnis zu Bergen mit dem Rennrad? Rheinradweg, Koppenberg oder Mont Ventoux?
Schwierig. Die goldene Mitte, bitte.
Also Mittelgebirge, wo du auch fährst?
Ja, also Hügel gerne, ich mag den Mix. Mal Ballern auf Schnitt im Flachen, mal eher entspannt mit kleinen Bergen.
Noch mal zu dir persönlich – das musst du dir als Star schon gefallen lassen, damit du auch mal in die Intouch kommst. Was ist deine beste Angeberleistung auf dem Rennrad und was auf dem MTB?
Uh, die beste Angeberleistung? Da fällt mir ehrlich gesagt nicht wirklich viel ein … obwohl, doch: Die beste Angeberleistung ist auf dem Rennrad definitiv die 400 km-Fahrt am Stück nach Berlin, obwohl ich das mehr für mich selbst gemacht habe und über die ich auch hier den Bericht verfasst habe. Aber für Rennrad-Smalltalk eignet sich das im Fall der Fälle sicher als beste Angeberleistung. Und auf dem MTB (überlegt lange) – da könnte ich höchstens sagen, dass ich einen Bunnyhop auf eine Tischtennisplatte springen kann. Sonst bin ich da fahrtechnisch solide unterwegs, ohne besonders krasse Sprünge, Drops oder heftige Sachen machen zu können.
Gibt es eigentlich diesen Angeber-Talk im MTB-Bereich? Also bei Rennradfahrern gibt es das auf jeden Fall, sage ich mal …
Vielleicht unter Racern, eher in Verbindung mit Strava, wenn es um Speed geht. Aber im Wald auf den Trails ist das alles eh komplett irrelevant, wenn es nicht um Rennen geht – zumindest bei uns. Von unseren Touren kenne ich das nicht, eher geht es um den Spaß in der Gruppe. Berghoch ist es völlig egal, wie schnell man fährt. Das gibt es glaube ich weniger.
Warum kein Song über Mountainbiker?
Ich glaube dann letztlich doch – da ich ja ursprünglich Mountainbiker bin – dass ich über den Rennradbereich mehr zum Veralbern finde als beim MTB, weil die Sicht von außen noch etwas mehr vorhanden ist. Aber: Es gibt beim MTB-Bereich natürlich auch wahnsinnig viel zum Veralbern, ich kann da nur die IFHT-Videos empfehlen, von denen auch das Performance-Lied ist. Mir ist eben für den Rennradbereich mehr eingefallen.
Jetzt gibt es da so eine Schnittmenge zwischen Rennrad und MTB, das Gravelbike. Ist das für dich eine Schnittmenge oder weder Fisch noch Fleisch?
Das ist für mich tatsächlich leider weder Fisch noch Fleisch, denn ich fahre selber aktuell gar kein Gravel Bike. Was mir aber auffällt, wenn ich dann mal wieder Gravel Bike fahre, ist, dass es definitiv Vorteile in der Ebene gibt, da fährt man minimal schneller als mit einem schnellen XC-MTB. Geht es aber den Berg runter und es wird ein bisschen wurzelig, hat man mit einem leichten XC-Fully, wie ich es hier fahre, unfassbare Vorteile. Auf einem Gravel Bike tut es sehr weh irgendwann. Wofür es für mich dann wirklich Vorteile hätte, wäre so ein langes Etappenrennen. Ich fahre aber auf dem Rennrad mittlerweile 30 mm breite Reifen, so langsam nähere ich mich also schon der Breitreifenfraktion an! Aber aktuell ist meine Wahl eher mein XC-Fully mit 12 kg für Geländiges oder halt das Rennrad für die Straße.
Nochmal zu dem Song. Wie lang hast du dafür eigentlich gebraucht?
Das ging relativ schnell. Die Lyrics waren so in einer Stunde fertig, alles in allem dauerte es vielleicht einen Tag. Viel aufwändiger war das ganze Drumherum, das Foto für das „Cover“, das Einstellen bei Spotify und so weiter.
Gab es schon Reaktionen?
Durchaus. Ein paar unterschiedliche Leute haben es gefeiert, manche haben es wohl auch schon mitgesummt, als sie auf dem Fahrrad unterwegs waren. Von daher würde ich sagen: Ziel erreicht. Es soll einfach ein lustiges Lied sein, was vielleicht den einen oder anderen dazu reizt, die Anlage mal aufzudrehen oder auf der nächsten Tour am Berg ein bisschen Motivation zu tanken.
Was kommt als nächstes?
Ich habe ein paar Zeilen und einen Anfangs-Beat dazu. Ihr werdet es erfahren. Jetzt weiß ich ja, wie das Bereitstellen geht.
Wattmeister Fresh – Immer noch nicht satt: Hier geht es direkt zum Song!
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