Das neue Canyon Endurace CFR im ersten Test: Das Koblenzer Endurance-Rennrad kommt in neu entwickelten CF SLX-Varianten und erstmals auch in einer kompetitiven CFR-Version – unter anderem mit Stauraum im Oberrohr. Wir konnten das neue Top-Modell der beliebten Canyon-Baureihe schon vor der offiziellen Vorstellung intensiv testen und berichten, für wen das Bike die perfekte Wahl ist.
Video: Canyon Endurace 2024 Test
Canyon Endurace CFR 2024 – Infos und Preise
Das Canyon Endurace ist der Inbegriff der Kategorie Endurance-Rennrad und hat dieses Segment in seiner fast zehnjährigen Geschichte maßgeblich mit geprägt. Es glänzt mit einer komfortableren Sitzposition als ein Competition-Rennrad, möchte aber eine ähnliche Performance bieten und richtet sich damit in erster Linie an sportliche Rennradfahrer.
- Neueste Generation des Endurance-Rennrades
- Integrierter Stauraum im Oberrohr
- Verbesserte Aerodynamik: 7 Watt Ersparnis bei 45 km/h gegenüber Vorgänger
- Einteiliges Aero-Cockpit
- Komplett integrierte Leitungsverlegung an allen Modellen
- Reifenfreiheit bis 35 mm in 700c
- 8 Rahmengrößen 3XS bis 2XL
- Gewicht Rahmen CFR 930 g (Herstellerangabe, in Gr. M, lackiert)
- Gewicht Gabel CFR 350 g (Herstellerangabe, in Gr. M, lackiert)
- Gewicht Rahmen CF SLX 980 g (Herstellerangabe, in Gr. M, lackiert)
- Gewicht Gabel CF SLX 400 g (Herstellerangabe, in Gr. M, lackiert)
- Gewicht Komplettrad 7,3 kg (gewogen, Größe S inkl. Flaschenhalter)
- Verfügbar sofort
Preise
Endurace CFR ab 9.499 €
Endurace CF SLX ab 3.699 €
Die Innovationen
Einsatzbereich | Tour |
---|---|
Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 7,3 kg |
Stack | 568 mm |
Rahmengrößen | 3XS, 2XS, XS, S, M, L, XL, 2XL (im Test: S) |
Website | www.canyon.com |
Preisspanne | 3.699 - 9.999 Euro |
Bevor wir uns die Neuerungen am Endurace CFR näher anschauen, eines vorweg: Canyon positioniert das neue Endurace trotz gestiegener Reifenfreiheit auf 35 mm nach wie vor als reinrassiges Endurance-Rennrad und nicht als Allroad-Rennrad. Deshalb gibt es weder bei CFR, noch bei den CF SLX Modellen eine Version mit Gravel Reifen, wie es noch beim Endurace CF 7 All-Road, das wir im Winter 2022 im Test hatten, der Fall war.
Das neue Canyon Endurace CFR und CF SLX ist ein renntaugliches Rennrad mit einer etwas entspannteren Sitzposition und höherem Komfort als bei den Competition-Rennrädern des Hauses, namentlich also Canyon Aeroad und Canyon Ultimate.
Komfort: an allen Stellschrauben gedreht
Komfort ist das, wofür das Canyon Endurace seit seiner Einführung im Jahr 2014 primär steht. Um diesen zu erreichen, scheut Canyon keine Mühen und beachtet dieses Ziel bei jedem Entwicklungsschritt. Neben dem Rahmen hat natürlich die Auswahl der Komponenten einen entscheidenden Einfluss auf den Komfort, den man letztlich im Einsatz sprichwörtlich erfahren kann.
Hier gibt es am neuen Endurace allerdings keine spektakulären Neuentwicklungen, sondern eine sinnvolle Auswahl gut aufeinander abgestimmter Bauteile. Allen voran ist hier natürlich die S15 VCLS 2.0 Sattelstütze zu erwähnen, die das Komfort-Erlebnis auf schlechten Straßen maßgeblich prägt. Durch ihre zweigeteilte Konstruktion erlaubt sie einen „Federweg“ von bis zu 20 mm und bügelt damit viele Schlaglöcher sprichwörtlich glatt.
Der Einsatz des einteiligen CP0018 Cockpits, das schon bei den Top-Modellen des Aeroad und Ultimate an Bord ist, am neuen Endurace mag auf den ersten Blick gewagt erscheinen. Es zeigt sich jedoch im Praxiseinsatz keineswegs als bretthart. Doch dazu später mehr.
Einen enormen Einfluss auf den Komfort haben auch die Reifen und vor allem der gefahrene Luftdruck. Canyon geht hier mit den aktuellen Trends und setzt auf Felgen mit 22 mm Maulweite, die vorn mit 30 mm und hinten mit 32 mm breiten Reifen bestückt werden. Somit ergibt sich bei meinem Fahrergewicht von rund 68 kg ein optimaler Luftdruck von knapp unter 4 bar. Das mag wenig erscheinen, wer jedoch einmal den Genuss dieses Abrollkomforts erlebt hat, möchte nicht mehr zurück zu höheren Luftdrücken. Mehr dazu im Praxis-Kapitel.
Nicht zuletzt lässt sich der Komfort beim Radfahren auch steigern, indem man dem Fahrer Ballast abnimmt. Auf dieses Konto zahlt die komplett neue Stauraum-Lösung im Oberrohr ein. Hier lassen sich unter einer gut verarbeiteten Klappe, sauber verpackt in einem Neopren-Schlauch, Werkzeug und eine CO₂-Kartusche verstauen. Damit bleibt der Platz in den Trikottaschen für andere Dinge frei. Der passende Neopren-Schlauch wird serienmäßig mitgeliefert, das passende Werkzeug und das Reparatur-Set müssen jedoch extra mitbestellt und bezahlt werden. Zum Marktstart soll auch ein spezielles Set bestellbar sein.
Im Oberrohr unseres Testrades waren ein pfiffiges Multitool, vier Bit-Einsätze mit je zwei unterschiedlichen Enden, zwei Reifenheber und eine CO₂-Kartusche verstaut. Der Transport funktionierte leider nicht ganz klapperfrei, ein Bit-Einsatz löste sich sogar aus dem Neopren-Schlauch und wanderte fortan durch das Innere des Rahmens. Nach einigem Schütteln fand er jedoch schließlich über die Öffnung unter dem Tretlager wieder den Weg in die Freiheit. Allerdings hatten wir noch nicht die finale Version des Neopren-Schlauches verbaut. Zum Marktstart soll eine verbesserte Variante ausgeliefert werden, mit der diese Problemchen behoben sein sollten.
Aerodynamik: auch beim Endurace wichtig
Das Thema Aerodynamik spielt beim Rennrad eine so große Rolle, dass kaum noch ein neues Bike präsentiert wird, dass nicht aerodynamisch verbessert wurde. Auch Canyon schenkt diesem Thema die nötige Beachtung und hat mit Swiss Side einen starken Technologie-Partner mit hoher Aero-Kompetenz zur Seite. Dass diese Herangehensweise funktioniert, zeigt nicht zuletzt das Canyon Aeroad, das als eines der schnellsten Aero-Rennräder gilt.
Wer nun denkt, dass eine gute Aerodynamik nur für Rennfahrer bei hohem Tempo Sinn macht, liegt falsch, denn bereits ab rund 20 km/h ist der Windwiderstand die entscheidende Größe beim Radfahren. Und getreu dem Motto „Wer länger fährt, hat mehr davon“, macht sich ein windschnittiges Rad gerade auf sehr langen Touren bezahlt. Sofern man denn gerne etwas schneller unterwegs ist – und welcher Rennradfahrer ist das nicht?
Letztlich wird also jeder Endurace-Besitzer von der verbesserten Aerodynamik des neuen Modells profitieren. Zumal die Aero-Entwicklung nicht die höchste Priorität bei der Entwicklung genoss, sondern nur so moderat verbessert wurde, dass man keine oder zumindest nur minimale Nachteile dafür in Kauf nehmen muss. Für alle Zahlenfreaks: Die Verbesserung im Windkanal beträgt gegenüber dem Vorgänger 7 Watt. Gemessen bei 45 km/h Geschwindigkeit.
Erreicht wurde der niedrigere Windwiderstand durch die komplette Leitungs- und Kabel-Integration, unter anderem mit dem hauseigenen Aero-Cockpit. Zudem ist das Steuerrohr in der Mitte schmaler gehalten als im Bereich der Lagersitze. Auch die Gabel und das Unterrohr wurden in ihrer Form aerodynamisch verbessert, um den Windwiderstand zu reduzieren.
Ausstattung: 3 x CFR und 5 x CF SLX
Endurace CFR
Erstmals gibt es das neue Canyon Endurace auch in einer CFR (Canyon Factory Racing) Version mit der höchsten Carbonqualität, die Canyon im Repertoire hat. Nur hier kommen die hochwertigsten Carbonfasern und die modernsten Fertigungsprozesse zum Einsatz und ermöglichen so ein um rund 100 Gramm niedrigeres Gewicht für das Rahmenset im Vergleich zur CF SLX Version.
Entsprechend der Qualität des Rahmens werden bei der CFR Variante auch nur Top-Schaltgruppen und -Komponenten verbaut. Es gibt zwei Varianten mit Shimano Dura-Ace Di2 oder SRAM Red AXS, sowie eine Version mit der neuen Campagnolo Super Record Wireless Schaltgruppe und Campagnolo Bora Ultra Laufrädern. Dieses sogenannte Endurace CFR WRL kostet 9.999 Euro – es ist mit 7,2 kg das leichteste Modell und bietet zudem mit der 45-29 zu 10-29 Übersetzung die besten Gänge zum Klettern ab Werk. Der Preis für die Di2 bzw. AXS Modelle liegt etwas niedriger: Sie werden für 9.499 Euro angeboten. Beide letztgenannten sind mit DT Swiss ERC 1100 Laufrädern ausgestattet. Das einteilige Canyon CP0018 Aerocockpit ist an allen Versionen verbaut. Genauso wie die Canyon S15 VCLS 2.0 Sattelstütze.
Im Test hatten wir das Canyon Endurace CFR Di2 in Rahmengröße S. Es ist mit der kompletten Dura-Ace Di2 Gruppe, DT Swiss ERC 1100 Laufrädern und Schwalbe Pro One TLE Reifen stimmig und sehr hochwertig ausgestattet. Unser Testrad wurde mit Schwalbe Aerothan Schläuchen und zwei Canyon Carbon Flaschenhaltern ausgeliefert. Damit drückte es ohne das Notfallkit aus dem Oberrohr genau 7,3 kg auf die Redaktionswaage.
Ausstattungen Canyon Endurace CFR im Überblick:
Modell | Canyon Endurace CFR Di2 | Canyon Endurace CFR AXS | Canyon Endurace CFR WRL |
---|---|---|---|
Preis | 9.499 € | 9.499 € | 9.999 € |
Gewicht | 7,3 kg | 7,3 kg | 7,2 kg |
Rahmen | Canyon Endurace CFR R072 | Canyon Endurace CFR R072 | Canyon Endurace CFR R072 |
Gabel | Canyon Endurace CFR FK128 | Canyon Endurace CFR FK128 | Canyon Endurace CFR FK128 |
Schaltung | Shimano UltegraDura-Ace Di2 inkl. Shimano Power Meter | SRAM Red AXS inkl. Quarq Power Meter | Campagnolo Super Record WRL |
Übersetzung | 52/36 - 11-34 | 48/35 - 10-33 | 45/29 - 10-29 |
Laufradsatz | DT Swiss ERC 1100, 45 mm Flegenhöhe, 22 mm Maulweite | DT Swiss ERC 1100, 45 mm Flegenhöhe, 22 mm Maulweite | Campagnolo Bora Ultra, 33 mm Flegenhöhe, 21 mm Maulweite |
Reifen | Schwalbe Pro One TLE (30 mm vorn, 32 mm hinten) | Schwalbe Pro One TLE (30 mm vorn, 32 mm hinten) | Schwalbe Pro One TLE (30 mm vorn, 32 mm hinten) |
Lenker | Canyon CP0018 Aerocockpit | Canyon CP0018 Aerocockpit | Canyon CP0018 Aerocockpit |
Vorbau | Canyon CP0018 Aerocockpit | Canyon CP0018 Aerocockpit | Canyon CP0018 Aerocockpit |
Sattel | Fizik Antares Versus R1 Adaptive | Fizik Antares Versus R1 Adaptive | Fizik Antares Versus R1 Adaptive |
Sattelstütze | Canyon S15 VCLS 2.0 | Canyon S15 VCLS 2.0 | Canyon S15 VCLS 2.0 |
Besonderheiten | Stauraum im Oberohr, breitenverstellbarer Lenker, gefederte Sattelstütze | Stauraum im Oberohr, breitenverstellbarer Lenker, gefederte Sattelstütze | Stauraum im Oberohr, breitenverstellbarer Lenker, gefederte Sattelstütze |
Endurace CF SLX
Die hauseigene Sattelstütze mit integrierter Federung und das einteilige Aero-Cockpit hält Canyon zu Recht für so wichtig, dass sie an allen neuen Modellen zu finden sind. Auch an den fünf CF SLX Varianten. Diese kommen ausschließlich mit elektronischen Schaltgruppen von Shimano und SRAM und werden ohne Ausnahme serienmäßig mit Powermetern ausgeliefert. Den Einstieg markiert das Endurace CF SLX 7 Di2 mit Shimano 105 Di2 Gruppe und DT Swiss Endurance LT Laufrädern. Es hat dank des Preises von 3.699 Euro wohl das Potenzial zum Verkaufsschlager.
Teuerster Vertreter der dieser Gattung ist das Endurace CF SLX 8 AXS mit SRAM Force AXS und DT Swiss ERC 1400 Laufrädern mit 35 mm Felgenhöhe für 5.499 Euro. Dazwischen liegen zwei Versionen mit Shimano Ultegra Di2 und das CF SLX 7 AXS mit SRAM Rival AXS Gruppe. Erfreulich ist, dass alle CF SLX Modelle mit hochwertigen Continental GP 5000 S TR Tubeless-Reifen ausgeliefert werden.
Ausstattungen Canyon Endurace CF SLX im Überblick:
Modell | Canyon Endurace CF SLX 8 AXS | Canyon Endurace CF SLX 8 Aero | Canyon Endurace CF SLX 8 Di2 | Canyon Endurace CF SLX 7 AXS | Canyon Endurace CF SLX 7 Di2 |
---|---|---|---|---|---|
Preis | 5.499 € | 5.199 € | 4.199 € | 3.999 € | 3.699 € |
Gewicht | 7,8 kg | 7,8 kg | 8,3 kg | 8,7 kg | 8,5 kg |
Rahmen | Canyon Endurace CF SLX R077 | Canyon Endurace CF SLX R077 | Canyon Endurace CF SLX R077 | Canyon Endurace CF SLX R077 | Canyon Endurace CF SLX R077 |
Gabel | Canyon Endurace CF SLX FK129 | Canyon Endurace CF SLX FK129 | Canyon Endurace CF SLX FK129 | Canyon Endurace CF SLX FK129 | Canyon Endurace CF SLX FK129 |
Schaltung | SRAM Force AXS inkl. Quarq Power Meter | Shimano Ultegra Di2 inkl. 4iiii Power Meter | Shimano Ultegra Di2 inkl. 4iiii Power Meter | SRAM Rival AXS inkl. Quarq Power Meter | Shimano 105 Di2 inkl. 4iiii Power Meter |
Übersetzung | 48/35 - 10-33 | 52/36 - 11-34 | 52/36 - 11-34 | 48/35 - 10-36 | 50/36 - 11-34 |
Laufradsatz | DT Swiss ERC 1400, 35 mm Flegenhöhe, 22 mm Maulweite | DT Swiss ERC 1400, 35 mm Flegenhöhe, 22 mm Maulweite | DT Swiss Endurance LN, 22 mm Flegenhöhe, 22 mm Maulweite | DT Swiss Endurance LN, 22 mm Flegenhöhe, 22 mm Maulweite | DT Swiss Endurance LN, 22 mm Flegenhöhe, 22 mm Maulweite |
Reifen | Continental GP 5000 S TR (30 mm vorn, 32 mm hinten) | Continental GP 5000 S TR (30 mm vorn, 32 mm hinten) | Continental GP 5000 S TR (30 mm vorn, 32 mm hinten) | Continental GP 5000 S TR (30 mm vorn, 32 mm hinten) | Continental GP 5000 S TR (30 mm vorn, 32 mm hinten) |
Lenker | Canyon CP0018 Aerocockpit | Canyon CP0018 Aerocockpit | Canyon CP0018 Aerocockpit | Canyon CP0018 Aerocockpit | Canyon CP0018 Aerocockpit |
Vorbau | Canyon CP0018 Aerocockpit | Canyon CP0018 Aerocockpit | Canyon CP0018 Aerocockpit | Canyon CP0018 Aerocockpit | Canyon CP0018 Aerocockpit |
Sattel | Fizik Argo Tempo R3 | Fizik Argo Tempo R3 | Fizik Argo Tempo R3 | Fizik Argo Tempo R3 | Fizik Argo Tempo R3 |
Sattelstütze | Canyon S15 VCLS 2.0 | Canyon S15 VCLS 2.0 | Canyon S15 VCLS 2.0 | Canyon S15 VCLS 2.0 | Canyon S15 VCLS 2.0 |
Besonderheiten |
Geometrie: moderat sportlich
Um die volle Bandbreite an Körpergrößen möglichst optimal abdecken zu können, bietet Canyon das Endurace CFR und CF SLX in acht Rahmengrößen an. Damit soll ab einer Größe von 1,52 m jeder sein passendes Endurace finden. Wie bei Canyon üblich werden die kleinen Rahmengrößen 3XS und 2XS mit 650B Laufrädern ausgerüstet.
Das Sport-Geometriekonzept wurde 2014 erstmals beim Endurace eingeführt und hat sich seitdem auf tausenden Kilometern bewährt. Deshalb blieb die Geometrie auch weitestgehend unverändert und liegt bezüglich der Sitzposition laut Canyon am „Ende der sportlichen Skala“. Im Vergleich zum Ultimate ist der Stack bei Rahmengröße M um 27 mm höher und der Reach um 15 mm kürzer. Damit ergibt sich ein Stack-to-Reach-Wert von 1,56 gegenüber dem aggressiveren Wert von 1,43 beim Canyon Ultimate.
Im Vergleich zum Trek Domane, einem typischen Mitbewerber aus dem gleichen Segment, fallen die Stack-Werte beim Canyon Endurace etwas niedriger aus. Damit ist die Sitzposition beim deutschen Endurace-Renner etwas sportlicher ausgelegt als bei der direkten Konkurrenz aus den USA.
Trotz der recht moderaten Sitzposition soll das Canyon Endurace ein klar sportliches Handling für die flotte Hatz auf Asphalt bieten. Canyon ist hier keine Kompromisse eingegangen, um das Bike auch auf Offroad-Ausflüge zu trimmen. Sportliche Straßenfahrer werden das begrüßen.
Rahmengröße | 3XS | 2XS | XS | S | M | L | XL | 2XL |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 27,5″ / 650B | 27,5″ / 650B | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 350 mm | 354 mm | 370 mm | 375 mm | 378 mm | 387 mm | 405 mm | 415 mm |
Stack | 510 mm | 529 mm | 548 mm | 568 mm | 590 mm | 611 mm | 637 mm | 656 mm |
STR | 1,46 | 1,49 | 1,48 | 1,51 | 1,56 | 1,58 | 1,57 | 1,58 |
Lenkwinkel | 70,3° | 71,5° | 70,8° | 71,8° | 72,8° | 73° | 73,3° | 73,3° |
Sitzwinkel, effektiv | 72,6° | 72,7° | 72,7° | 72,8° | 72,8° | 72,8° | 72,8° | 72,9° |
Oberrohr (horiz.) | 491 mm | 501 mm | 522 mm | 533 mm | 542 mm | 558 mm | 584 mm | 599 mm |
Steuerrohr | 123 mm | 138 mm | 129 mm | 146 mm | 165 mm | 186 mm | 212 mm | 232 mm |
Sitzrohr | 402 mm | 432 mm | 462 mm | 492 mm | 522 mm | 552 mm | 582 mm | 612 mm |
Kettenstreben | 405 mm | 405 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm |
Radstand | 959 mm | 958 mm | 991 mm | 993 mm | 993 mm | 1.006 mm | 1.029 mm | 1.044 mm |
In unserer Geometrie-Datenbank könnt ihr das Canyon Endurace CFR ganz einfach mit anderen Endurance-Rennrädern vergleichen. Einfach auf die Links in der Tabelle unten klicken. Ähnliche Stack- und Reach-Werte wie unser Testrad in Größe S haben zum Beispiel das Bulls Alpine Hawk 2023 oder das Rose Reveal Four Disc.
Canyon Endurace CFR auf dem Kurs
Der erste Kontakt mit dem Canyon Endurace CFR ist für mich positiv. Nach einer ersten kurzen Sitzprobe stelle ich das Cockpit ein Stück nach unten und bin begeistert darüber, wie einfach das dank der Eigenentwicklung von Canyon funktioniert. Die Lenkerbreite von 39 cm passt perfekt zu meiner Statur, so kann es losgehen. Die Sitzposition ist bei meinen persönlichen Einstellungen mit einer Überhöhung von 95 mm moderat sportlich. Im Vergleich dazu fahre ich aber an meinem privaten Rennrad den Lenker beinahe 35 mm tiefer.
Das Canyon Endurace CFR beschleunigt leichtfüßig und rollt mit den breiten Reifen und dem niedrigen Luftdruck von knapp vier bar spürbar leicht. Rauer Asphalt, der einem mit klassischem Rennrad-Setup mit schmalen Reifen und 7 oder 8 bar Druck die Kraft und Nerven raubt, wird mit dem modernen Setup des Endurace CFR förmlich überschwebt.
Das Thema Komfort ist natürlich das Erste, worauf man als Redakteur bei einem Test des Endurace achtet, und ich bin während meiner rund 600 km auf dem Endurace CFR nicht enttäuscht worden. Das leichte Rollen auf rauem Asphalt kann man auch mit 28er-Reifen und entsprechend niedrigem Luftdruck bei passenden Felgen auf einem Competition-Rennrad spüren. Werden die Straßen jedoch wirklich schlecht und kommen Schlaglöcher, Asphaltrisse oder andere Unwägbarkeiten des Straßenbaus ins Spiel, kommen die Qualitäten des Endurace CFR immer mehr zum Vorschein. Je schlechter die Straßen, desto mehr wird der enorme Komfort spürbar, den das Endurace CFR bieten kann.
Die Sattelstütze mit integrierter Blattfeder arbeitet selbst mit meinem geringen Körpergewicht von 68 kg ausgezeichnet und nimmt selbst fiesen Schlaglöchern den Schrecken. Wo ich mit dem Rennrad höllisch aufpassen muss, um die übelsten Stellen der Straße auf Ausweichkurs zu umfahren, kann ich mit dem Canyon Endurace CFR mit vollem Tempo geradeaus draufhalten. Das Bike bleibt sauber auf Kurs und schluckt die fiesen Löcher geradezu weg. Der Komfort am Sattel ist dabei auf höchstem Niveau. Die Konstruktion arbeitet so gut, dass es mir in manchen Situationen fast zu viel des Guten war und ich das Gefühl hatte, auch bei harten Antritten im Sitzen ein leichtes Wippen zu spüren. Aber das ist Jammern auf ganz hohem Niveau und sicherlich von persönlichen Vorlieben abhängiges Empfinden.
Überraschend ist, dass auch das einteilige Cockpit viel Komfort bietet. Der Lenker hat in vertikaler Richtung relativ viel Flex und trägt somit nicht unerheblich zum hohen Komfort bei. Wattmonster und Profi-Sprinter mag die Lenkstange vielleicht zu weich sein, Normalsterbliche sollten sich hingegen über den Komfort freuen. Dass die Breite in drei Schritten auf 39, 41 oder 43 cm eingestellt werden kann, ist natürlich ein Vorteil, der zur individuellen Anpassung genutzt werden kann. Dass durch diese Konstruktion auch das Gewicht ein wenig in die Höhe getrieben wird, lässt sich allerdings auch nicht verleugnen.
Passend zum Komfort-Anspruch ist der Lenker auch mit einem recht dicken Lenkerband ausgestattet, das schön griffig ist und seinen Beitrag zum allgemein extrem hohen Komfortniveau leistet. Weniger schön empfand ich, dass sich am Oberlenker zu Beginn der Wicklung, bedingt durch die Breitenverstellung, eine Art Hohlraum unter dem Lenkerband befindet und so ein recht weicher und nachgiebiger Bereich entsteht.
Das Handling des Endurace CFR dürfte für alle, die zum ersten Mal mit diesem Modell fahren, überraschend sportlich sein. Es ist freilich weniger aggressiv, als ein entsprechend ausgelegtes Competition-Rennrad, geht jedoch sehr leicht in Kurven und lässt sich mit ordentlichem Impuls auch sehr schnell und hart in eine andere Richtung bewegen, um beispielsweise einem überraschend aufgetauchten Hindernis auszuweichen. Der Geradeauslauf bleibt dabei dennoch extrem Vertrauens-einflößend. Wie auf Schienen zieht das Endurace CFR auch bei sehr hohen Geschwindigkeiten sicher und unbeeindruckt seine Bahn und lässt sich dennoch leicht in den gewünschten Kurvenradius dirigieren. Es agiert dabei der Auslegung entsprechend eher wie ein gutmütiger Gran Tourismo als ein nervöser Rennwagen.
Zur Schaltung und zu den Bremsen muss an dieser Stelle nicht mehr viel geschrieben werden. Die Shimano Dura-Ace Di2 Gruppe agiert auf höchstem Niveau und kann das auch am Endurace erneut bestätigen. Wobei bei diesem Testexemplar erstmals auch ein minimales Schleifen der Bremsscheiben nach manchen Bremseinsätzen auftrat – aber auch sehr zuverlässig nach zwei, drei Sekunden wieder verschwand.
Wer befürchtet, mit dem Canyon Endurace CFR ein langweiliges Touren-Rennrad zu bekommen, kann beruhigt sein. Vielmehr bekommt man mit dem getesteten Endurace Renner ein absolut renntaugliches Bike mit einer kommoden Sitzposition. Wer also mit einem Competition-Renner und drei cm hohen Spacern unter dem Vorbau herumfährt oder ohnehin mit Rückenleiden zu kämpfen hat, sollte sich dieses Rennrad näher anschauen. Das Prestige eines reinrassigen Competition-Renners, wie er auch auf der World Tour eingesetzt wird, mag hier dem ein oder anderen fehlen, aber sonst muss man beim Endurace CFR auf nichts verzichten. Vielmehr bekommt man den Bonus des überragenden Komforts zu dem ohnehin schon stimmigen Gesamtpakets noch mit dazu. Und schnell fahren macht auch mit dem Canyon Endurace CFR richtig Spaß.
Das ist uns aufgefallen
- Die filigranen Carbon-Flaschenhalter von Canyon, die an unserem Testrad verbaut waren, funktionieren perfekt mit den hauseigenen Canyon-Trinkflaschen. Für alle anderen Bidons in meinem Schrank war der Durchmesser jedoch zu groß, sodass die Fremd-Fabrikate in den leichten Haltern klapperten.
- Die kleinen farbigen Punkte auf Gabel, Sitzrohr und Sitzstreben an unserem Testbike haben nicht nur eine andere Farbe, sondern sind auch leicht erhaben, sodass man sie mit dem Finger erfühlen kann. Deshalb würde es naheliegen, dass sie die Aerodynamik beeinflussen. Dem ist laut Canyon jedoch nicht so.
- Tubeless Reifen sollte man auch tubeless und mit Dichtmilch fahren. Dann lassen sich vier Plattfüße wie auf meiner 230 km Tour mit hoher Wahrscheinlichkeit vermeiden.
- Für wen? Für alle sportlichen Fahrer, deren Ego groß genug ist, auf ein Competition-Rennrad zu verzichten, wenn das Endurace eigentlich besser zu den persönlichen Möglichkeiten passt. Für Komfort-Liebhaber mit sportlichen Ambitionen. Für Schnellfahrer, die nicht extrem sportlich sitzen möchten.
- Für wen besser nicht? Für echte Rennfahrer und Wannabes.
Fazit Canyon Endurace CFR Test
Komfortabel und schnell Rennrad zu fahren, muss kein Widerspruch sein, das beweist Canyon mit der neuesten Version des Topsellers Endurace erneut. Bewährte Lösungen wie die federnde Sattelstütze werden mit neuen Innovationen wie der Staubox im Oberrohr kombiniert, um das Komfort-Level erneut zu steigern. Zudem hat man die aerodynamischen Qualitäten verbessert. Mit der neuen CFR Variante gibt es erstmals auch die höchste Carbonqualität von Canyon im Endurace. Dazu kommt eine stimmig und sehr konsequent ausgewählte Ausstattung mit feinen Komponenten aus dem eigenen Lager und von Drittanbietern. Als Folge der konsequenten Entwicklung und praxistauglicher Umsetzung steht ein Endurance-Rennrad auf höchstem Niveau. Canyon hat der Versuchung widerstanden, dem aktuellen Trend zu folgen und ein Allroad-Bike zu präsentieren, das zwar fast alles kann, aber auf keinem Gebiet richtig glänzt. Vielmehr hat man in Koblenz das Konzept des klassischen Endurance-Rennrades verfeinert und auf ein sehr hohes Level gepusht. Das neue Canyon Endurace CFR ist einer der besten Endurance-Renner, die man aktuell kaufen kann.
Pro / Contra
Pro
- Sehr hoher Komfort
- Integrierte Stauraum-Lösung
- Niedriges Gewicht
Contra
- Hoher Preis für CFR Versionen
Was sagt ihr zum neuen Canyon CFR Komfort-Renner?
So haben wir das Canyon Endurace CFR getestet
Die Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, d.h. vormontiert. In Sachen Luftdruck halten wir uns in der Regel an die Empfehlungen des SRAM Reifendruck-Ratgebers. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
Das Canyon Endurace CFR wurde in einem Zeitraum von sechs Wochen auf unterschiedlichsten Kursen eingesetzt. Dabei bekam es gute und schlechte bis sehr schlechte Straßen unter die Reifen und musste sich auf rund 600 km inklusive einer langen Tages-Tour über 200 km beweisen.
- Ich fahre hauptsächlich
- Rennradtouren, Triathlon-Rennen, Trainings-Einheiten auf dem Rollentrainer
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich, nicht zu lang
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