Colnago Y1Rs: Infos und Preise
Laut eigener Auskunft von Colnago ist das neue Y1Rs ein echtes Aero-Rennrad, das als Ergänzung zum V4Rs angesehen wird. In der Entwicklung, die zusammen mit zwei Universitäten stattfand, stand die aerodynamische Effizienz klar im Fokus. Hier die wichtigsten Eckdaten:
- Neues Aero-Rennrad von Colnago
- 20 Watt Einsparungpotenzial gegenüber V4Rs bei 50 km/h
- Rahmensteifigkeit gleich gut oder besser als V4Rs
- Rahmen 242 g schwerer als V4Rs
- Reifenfreiheit bis 32 mm
- Ausstattung Marktstart nur mit Top-Gruppen
- Gewicht Rahmen 965 g (ready to paint, Rahmengröße M)
- Gewicht Gabel 450 g
- Gewicht Komplettbike ca. 7,3 kg inklusive Flaschenhalter
- Farben UAE Team Emirates / UAE Team ADQ / Rainbow Stripes
- Rahmengrößen XS / S / M / L / XL
- Verfügbar ab März/April 2025
- www.colnago.com
Preis Bike Rahmenset: 6.710 € (UVP)
Preis Komplettbike: ab 12.300 € (UVP)
Aerodynamik
Das neue Colnago Y1Rs wurde als echtes Aero-Rennrad entwickelt, sprich der Fokus lag ganz klar auf der Optimierung der Aerodynamik und nicht auf der Reduzierung des Gewichts. Damit bleibt Colnago ganz bewusst der Linie treu, die zum Beispiel auch Canyon oder Cervélo weiterhin verfolgen, jeweils ein Rennrad für Bergetappen mit maximal niedrigem Gewicht und ein weiteres Rennrad mit maximal guter Aerodynamik im Programm zu haben. Colnago war dabei sogar so konsequent, dass sie das schnellste Bike in der WorldTour konstruieren wollten und dies laut eigenen Angaben auch geschafft haben. Laut den Windkanal-Messungen von Colnago soll das Y1Rs das derzeit schnellste Rennrad in der WorldTour sein.
Colnago liefert dazu auch Daten, die untermauern sollen, dass das eigene Bike schneller als das aerodynamische „Referenz-Bike“ sein soll. Den Mitbewerber, den man in Italien als „Referenz“ betrachtet, wollten die Colnago Verantwortlichen auch auf Nachfrage nicht nennen. Auch meine konkrete Nachfrage, ob vielleicht das neue Canyon Aeroad oder das Cervélo S5 als Messlatte dienten, wurde weder dementiert noch bestätigt. Man räumte jedoch ein, dass die genannten Modelle auch betrachtet worden seien, neben anderen schnellen Bikes.
Das Gewicht wurde freilich nicht komplett aus den Augen verloren, aber es wurden keine aerodynamischen Kompromisse eingegangen, um Gewicht zu sparen. Das Y1Rs soll also keine Rennmaschine für jede Strecke sein, sondern das schnellste Bike für Eintagesrennen oder Etappen mit nicht zu vielen Höhenmetern. Für extreme Bergetappen mit vielen Höhenmetern gibt es immer noch das V4Rs als leichten Allrounder.
Die Entwicklung des neuen Bikes begann bereits im Jahr 2021 als die UCI neue Regeln angekündigt hat, die mehr Freiheiten für die aerodynamische Gestaltung von Rennrädern ermöglicht haben. Im Jahr 2022 entstand dann die Idee mit dem zweigeteilten Sitzrohr, die natürlich eng mit der UCI abgestimmt wurde, um die Legalität der Konstruktion sicherzustellen.
Verfeinerte CFD-Berechnungsmethode
Um die Auswirkungen der Aerodynamik so gut wie möglich mit Computern zu berechnen, werden sogenannte CFD-Modelle verwendet. CFD steht dabei für Computational Fluid Dynamics und bezeichnet Computer-Modelle, mit denen sich die Luftströmung an Bauteilen berechnen lässt. Colnago sagt, dass die meisten dieser Modelle, die in der Radindustrie Verwendung finden, eine Fehlerquote von bis zu 30 % aufweisen. Um ein genaueres Modell zu finden, hat Colnago bei der Entwicklung des Y1Rs eng mit der Khalifa Universität in Abu Dhabi und der Politecnico di Milano Universität zusammen gearbeitet.
Dabei wurde sehr viel Aufwand betrieben, um die CFD-Berechnungsmodelle genauer zu machen und so zu einem noch besseren Resultat zu kommen. Unter anderem wurden an 70 verschiedenen Stellen des Prototypen-Rahmens Löcher gebohrt und kleine Sensoren eingebaut, um den Winddruck jeweils an diesen Stellen exakt zu messen und mit den Computerberechnungen abzugleichen. Letztlich will Colnago die Fehlerquote dabei auf 15 % anstatt 30 % reduziert haben.
WYND Cockpit
Der entscheidende Bereich für die Aerodynamik eines Rennrades ist die Front, denn dort trifft der Fahrtwind zum ersten Mal auf die Einheit Fahrer-Rennrad und wurde noch nicht durch die Beine verwirbelt. Infolge dessen hat natürlich auch Colnago ganz besonders hohen Aufwand in diesem Bereich betrieben. Ähnlich wie Cervélo haben sich die Italiener dabei für den Einsatz einer Gabel entschieden, die bis hinauf zum Cockpit baut und auch vor dem eigentlichen Lenkkopf sitzt. Diese Konstruktion hat sich laut den Colnago-Technikern als die aerodynamisch günstigste erwiesen. Zumal war so die recht scharfe „Kante“ an der Front, die den Wind teilen soll, einfacher zu gestalten und zu produzieren.
Damit erinnert die Gabelkonstruktion an Räder wie das Cervélo S5 und Factor One, und auch das Cockpit sieht auf den ersten Blick von der Seite recht ähnlich aus wie am Cervélo. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch schnell, dass die Italiener noch konsequenter vorgegangen sind und den Lenker in V-Form gestaltet haben. Das soll den großen Vorteil haben, dass im gesamten Steuerrohr-Bereich „saubere“ Luft ohne Verwirbelungen ankommt, hat jedoch den Nachteil, dass die Konstruktion per se nicht so stabil wie bei einem gerade durchgehenden Lenker ist.
Colnago will dieses Thema jedoch mit einer geschickten Konstruktion und der richtigen Carbon-Belegung gelöst haben. Das Cockpit soll lediglich um die 340 Gramm wiegen und dennoch so steif sein, dass es auch den kräftigsten Sprintern auf der Zielgeraden standhält. Colnago sagt, das eigene Cockpit sei um 16 % steifer als das des „Referenz-Mitbewerbers“. Was natürlich wenig bis keine Aussagekraft hat, solange nicht bekannt ist, wer der Mitbewerber sein soll. Dennoch ist wohl davon auszugehen, dass es den gewaltigen Kräften der Teamsprinter trotzen wird, ohne sich zu stark zu verwinden. Somit dürfte das Thema für den typischen Amateur wohl kaum in Erscheinung treten.
Zum Start des neuen Bikes werden zwei unterschiedliche Lenkerbreiten verfügbar sein. Selbstverständlich mit moderner Form mit integriertem Flare. Die schmale Version misst an den Hoods 377 mm und in Drops 400 mm, die breite Variante 397 mm und 420 mm. Auf meine Nachfrage, warum man nicht ans UCI-Limit gegangen sei und eine noch schmälere Variante anbietet, wurden als Grund die Wünsche der beiden Rennteams genannt, die eben kein schmaleres Cockpit gefordert hätten. Die verfügbaren „Vorbaulängen“ betragen jeweils 95, 105, 115, 125 und 135 mm.
Ein Computermount ist selbstverständlich vorgesehen, er wird direkt in der Mitte am tiefsten Punkt des Cockpits montiert und ist so gestaltet, dass der Radcomputer die Aerodynamik so wenig wie möglich beeinflusst. Aktuell arbeitet Colnago zusätzlich an einem integrierten Computermount, der den Radcomputer viel besser ins Cockpit integrieren soll. So soll auch in diesem Bereich aerodynamisch nichts dem Zufall überlassen werden. Auch hier sind jedoch Abstimmungen mit der UCI nötig und es ist nicht sicher, ob die vollintegrierte Lösung bis zum Erscheinen der ersten neuen Bikes bei den Händlern im März oder April verfügbar sein wird.
DEFY Sitzrohr
Das neue DEFY Sitzrohr des Colnago Y1Rs dürfte wohl das auffälligste und vermutlich auch am kontroversesten diskutierte Designmerkmal des neuen Aero-Renners sein. Es bringt laut Colnago zwei wesentliche Vorteile, die in Kombination den erhöhten Aufwand bei Produktion und Handhabung rechtfertigen. Zum einen erlaubt das Design eine sehr enge Führung des Sitzrohres am Hinterreifen entlang und zum anderen ermöglicht es die Verwendung von aerodynamisch optimierten Rohrformen ohne auf Komfort verzichten zu müssen. Es geht also in Kombination um Aerodynamik und Komfort. Und ja, diese Konstruktion ist von der UCI abgesegnet, sonst hätte Colnago eine andere Entwicklungsrichtung einschlagen müssen.
Der recht flache Winkel der Sattelstütze (der natürlich nicht dem Sitzwinkel entspricht) ist dabei bewusst gewählt, um die gewünschte Komfortwirkung zu erzielen. So soll dieser Bereich durch die ausgeprägte Y-Form sowohl bei groben Schlaglöchern im gewünschten Ausmaß dämpfen als auch bei unangenehmen Vibrationen. So will man auch den Rennfahrern einen angemessenen Komfort bieten, um eine vorzeitige Ermüdung zu verhindern. Und zwar ohne die allgemein gewünschte hohe Steifigkeit des Rahmens negativ zu beeinflussen.
Dass diese Konstruktion auch Schwächen hat, ist auf den ersten Blick offensichtlich, denn die Sattelstütze muss jeweils individuell für jeden Fahrer gekürzt werden. Einmal zu kurz abgesägt, ist eine Erhöhung der Sitzposition freilich nicht mehr möglich. Ein Verstellbereich von 15 mm verbleibt jedoch in jedem Fall, um die Sitzposition feinjustieren zu können. Dank zwei unterschiedlicher Stützen-Versionen mit 0 und 15 mm Offset soll für jeden Fahrertyp eine passende Sitzposition realisiert werden können.
Unterrohr
Dass dem Unterrohr ebenfalls eine bedeutende Rolle bei der Aerodynamik zukommt, ist schon seit längerer Zeit bekannt. Nicht selten betreiben die Hersteller viel Aufwand und nehmen eine komplizierte Fertigung in Kauf, um die Aerodynamik in diesem Bereich optimal gestalten zu können. Auch Colnago hat sehr viel Entwicklungsaufwand in diesem sensiblen Bereich gesteckt und das Unterrohr so gestaltet, dass es sich in einem genau definierten Bereich sehr nah an das Vorderrad anschmiegt.
Die Oberseite ist so geformt, dass sie dem Fahrtwind möglichst wenig Widerstand entgegensetzt und die Trinkflasche möglichst gut abschirmt. Colnago hat laut eigenen Aussagen viele Versionen der Unterrohrgestaltung im Windkanal getestet und teilweise sehr kleine Änderungen miteinander verglichen. Mit der weiter oben beschriebenen Methode wurden die Winddruckverhältnisse in diesem Bereich sehr genau untersucht. Das Endresultat sei die aerodynamisch effizienteste Version, die sich im Rahmen der aktuellen UCI-Vorschriften realisieren lasse, so Colnago.
Integrierte Flaschenhalter
An den meisten modernen Aero-Rennrädern sind sie mittlerweile Standard, und auch Colnago wird sein neues Y1Rs immer mit integrierten Flaschenhaltern ausliefern. Diese sind natürlich exakt auf die Rohrabmessungen des Rahmens angepasst und sollen den negativen aerodynamischen Effekt der runden Trinkflaschen so klein wie möglich halten. In der Entwicklungsphase wurde auch die Integration von zwei unterschiedlichen Aero-Flaschen am Rahmen diskutiert – aerodynamisch natürlich die effektivste Lösung.
Auf Wunsch der Rennteams hat man jedoch auf diese Lösung verzichtet und stattdessen die optimale Integration handelsüblicher, runder Flaschen verfolgt. „Die Fahrerinnen und Fahrer unserer Rennteams wollten auf keinen Fall auf spezielle Trinkflaschen angewiesen sein, die noch dazu eine unterschiedliche Form für die vordere und hintere Position gehabt hätten“, so Fillipo Galli, Chefentwickler des Y1Rs. „Das Handling der Verpflegung während eines Rennens muss so einfach wie möglich sein.“
Geometrie: 5 Rahmengrößen, sportlicher als V4Rs
Im Gegensatz zum V4Rs, das in 7 Rahmengrößen angeboten wird, kommt das neue Y1Rs nur noch in fünf unterschiedlichen Größen. Colnago begründet das zum einen damit, dass man alle der rund 85 Teamfahrerinnen und Teamfahrer (und somit ein breites Spektrum an Personen) mit diesen 5 Rahmengrößen hervorragend bedienen könne, zum anderen gäbe es bei sieben Rahmengrößen auch immer gewisse Überschneidungen, die man beim Y1Rs aufgrund der komplizierteren Produktion vermeiden wollte. Auch die Daten von unzähligen Bikefittings würden belegen, dass man mit 5 Rahmengrößen für nahezu jede Person eine optimale Sitzposition realisieren könne.
Die Geometrie des neuen Y1Rs mag auf den ersten Blick sehr ungewohnt und neu erscheinen, aber wenn man die reinen Daten mit denen anderer Rennräder aus der gleichen Kategorie vergleicht, dann ist das Y1Rs fast schon „gewöhnlich“. Sprich die Geometrie-Daten liegen in einem sehr ähnlichen Bereich wie zum Beispiel beim Giant Propel SL, Specialized Tarmac SL8, Pinarello Dogma F oder einem Cervélo S5.
Colnago gibt an, sowohl den Lenk- als auch den Sitzwinkel bewusst recht steil gewählt zu haben, um den Fahrer in eine nach vorn orientierte und aerodynamisch passende Sitzposition zu bekommen. Auffällig ist auch, dass fast jede der fünf Rahmengrößen eine eigene Gabel mit angepasstem Offset und entsprechend passendem Nachlauf erhält. Lediglich die Rahmengrößen L und XL weisen hier die gleichen Werte auf.
Colnago betont, dass jede Rahmengröße das gleiche Fahrverhalten bieten soll. Und dieses ist ganz klar für Rennfahrer und engagierte Amateure optimiert worden. Das Handling soll „intuitiv“ sein und das Bike unmittelbar und sensibel auf Input vom Fahrer reagieren.
Hier die veröffentlichten Geometrie-Daten des neuen Colnago Y1Rs im Detail:
Rahmengröße | XS | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C | 28″ / 700C |
Reach | 368 mm | 377 mm | 386 mm | 395 mm | 404 mm |
Stack | 495 mm | 520 mm | 540 mm | 565 mm | 590 mm |
STR | 1,35 | 1,38 | 1,40 | 1,43 | 1,46 |
Lenkwinkel | 70,8° | 71,9° | 73° | 73,5° | 73,5° |
Sitzwinkel, effektiv | 75° | 74,5° | 74° | 73,7° | 73° |
Steuerrohr | 88,5 mm | 108,5 mm | 126,5 mm | 150,5 mm | 176,5 mm |
Kettenstreben | 408 mm | 408 mm | 408 mm | 408 mm | 408 mm |
Radstand | 974 mm | 976 mm | 978 mm | 987 mm | 1.003 mm |
Tretlagerabsenkung | 74 mm | 74 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm |
Gabel-Offset | 55 mm | 49,5 mm | 45 mm | 42,5 mm | 42,5 mm |
In unserer Geometrie-Datenbank könnt ihr das Colnago Y1Rs ganz einfach mit anderen Rennrädern vergleichen. Einfach auf die Links in der Tabelle unten klicken.
Ausstattung: Nur mit Top-Schaltgruppen
Zum Marktstart im Frühjahr 2025 wird es das Y1Rs nur in Verbindung mit den bekannten Top-Schaltgruppen als Komplettbike geben. Zusätzlich wird ein Rahmenkit für den individuellen Aufbau angeboten. Das günstigste Komplettbike soll mit SRAM Red AXS Schaltung und Vision Carbon 45 Laufrädern kommen. Der Preis wird bei 12.300 € liegen. Danach folgen drei Versionen mit der Shimano Dura-Ace Di2 Schaltgruppe, die sich durch die verwendeten Laufräder unterscheiden. Die Top-Version wird mit Enve SES 4.5 Laufrädern kommen und 16.200 € kosten.
Preislich darüber ist noch eine Version mit Campagnolo Super Record Wireless und Bora Ultra WTO Laufrädern für 16.500 € angesiedelt. Die Preisgestaltung ist damit wenig überraschend. Mit dem „Einstiegsmodell“ mit SRAM Red AXS Gruppe liegt Colnago preislich im direkten Vergleich mit manchem Mitbewerber sogar etwas günstiger. Zum Marktstart des neuen Bikes soll es drei Farbvarianten geben. Jeweils ein Replika Bike in den Farben der UAE Männer- und Frauen-Teams und eine zusätzliche Variante in weiß mit den Regenbogen-Streifen des Weltmeisters Tadej Pogačar.
Hier eine Übersicht der geplanten Modelle.
Colnago Y1Sr SR Wireless | Colnago Y1Sr Dura-Ace Di2 | Colnago Y1Sr Dura-Ace Di2 | Colnago Y1Sr Dura-Ace Di2 | Colnago Y1Sr Red | Colnago Y1Sr Rahmenkit inklusive Cockpit, Sattelstütze und Flaschenhalter | |
---|---|---|---|---|---|---|
Preis | 16.500 € | 16.200 € | 15.000 € | 13.200 € | 12.300 € | 6.710 € |
Gewicht (Gr. M, Herstellerangabe) | k.A. | 7,2 kg (Größe M/Herstellerangabe) | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. |
Gruppe | Campagnolo Super Record Wireless | Shimano Dura-Ace Di2 | Shimano Dura-Ace Di2 | Shimano Dura-Ace Di2 | SRAM Red AXS | |
Übersetzung | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. | |
Laufradsatz | Bora Ultra WTO | Enve SES 4.5 | Shimano C50 | Vision Carbon 45 | Vision Carbon 45 | |
Reifen | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. | k.A. | |
Cockpit | Colnago CC.Y1 | Colnago CC.Y1 | Colnago CC.Y1 | Colnago CC.Y1 | Colnago CC.Y1 |
Meinung @Rennrad-News.de
Dank Tadej Pogačar sind die Augen der gesamten Radsportwelt auf Colnago gerichtet. Die Italiener mussten in den vergangenen Jahren einige Kritik einstecken und schlagen nun mit einem spektakulären Aero-Rennrad zurück. Für eine Traditionsmarke wie Colnago ist ein solch futuristisches Design ein sehr mutiger Schritt, der Respekt verdient. Zumal die Italiener gut begründen können, warum ihr neues Baby genau so und nicht anders aussieht. Offensichtlich wurde bei der Entwicklung sehr viel Aufwand betrieben und das Ziel, das schnellste Bike in der World Tour zu bauen, konsequent und ohne faule Kompromisse zu Ende gedacht und realisiert. Ich finde das Konzept vielversprechend und kann es kaum abwarten, zum ersten Mal mit diesem ungewöhnlichen Rennrad zu fahren. Und ich kann mich sehr wohl mit der ungewöhnlichen Optik anfreunden. Wenn's schnell macht...
Was sagt ihr zum neuen Aero-Rennrad von Colnago?
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106 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumGibt es hierzu auch fachlich / wissenschaftlich fundierte Aussagen oder wenigstens Einschätzungen? Was Colnago oder Wettbewerber dazu sagen oder davon halten, sind eher Meinungen.
Zum Luftwiderstand des "Schrägrohres" zwischen Sattelstütze und dem "Rohr" zum Tretlager:
Aerodynamik wurde früher oft als Überlagerung von verschiedenen Bauelementen angesehen (gerade in der Potentialtheorie), was funktioniert, wenn diese sich nicht zu sehr stören. (Beispiel: Kleiner Atemlufteinlass an einem Kleinflugzeug). Ein Fahrrad ist aber ein Ding, das (in der Vergangenheit) rein nach statischen Gesichtspunkten und Fertigbarkeit konstruiert wurde - heute kommen noch die UCI-Regeln dazu - der Luftwiderstand ist noch immer nicht zentral. Entsprechend ist ein Fahrrad eigentlich eine aerodynamische Katastrophe, bei der so ziemlich alles mit allem interagiert (Interferenzwiderstand) - da liegen schnell mal 10 Bauelemente hintereinander (Reifen, Felgen, Naben, Gabel, Rohre...), da kann eine Verbesserung an einer Stelle das Gesamtsystem sogar verschlechtern.
Der Effekt eines einzelnen Bauteils ist also schwer einzuschätzen - höchstens in detaillierten Simulationen, bei denen nur dieses Detail geändert wurde. Aber auch nur, wenn alle anderen Parameter "robust" eingestellt wurden (also nicht, wenn sich z.B. der Ablösepunkt an der Felge zwischen einzelnen Simulationen als Folge von Initialisierung oder Maschinengenauigkeit verschiebt). Im Windkanal ist's auch nicht unbedingt leichter Unterschiede herauszumessen, wenn die Parameter nicht wirklich "robust" sind und das Bauteil nicht starke Unterschiede ausmacht.
Ein bisschen (nicht mehr) helfen Plausibilitätsüberlegungen - dann wieder für Einzelteile. Ohne jetzt die c_W(Re) für quer oder schräg angeströmte Zylinder (oder Kreise oder Ellipsen) herauszusuchen: Generell sollte das schräge Rohr etwas besser sein - der Querschnitt ist dann eine Ellipse, etwa doppelt so lang wie breit, mit etwa halbem c_W, da die Strömung länger anliegt. Zugleich wird (hoffentlich) der Interferenzwiderstand zwischen Oberrohr und "Sattelrohr" (jetzt "Schrägrohr") etwas geringer. Hilfreich wäre wohl auch, wenn weniger "Gedöns" an einer Stelle wäre - also z.B. das "Sattelrohr/Schrägrohr" weiter von den Beinen des Fahrers entfernt wäre. Dann gilt aber zu beachten, dass eine Änderung, die einem Fahrer hilft (z.B. Schrägrohr) nicht für jeden Fahrer Vorteilhaft sein muss - z.B. in Abhängigkeit der Dicke der Oberschenkel.
Fazit: Wahrscheinlich werden wir nie absolute Klarheit zum Vorteil der Colnago-Lösung haben - sie sieht aber vielversprechend aus. Sehr reproduzierbar durchgeführte Windkanalmessungen und Simulationen könnten weitere Klarheit schaffen - ich bezweifle aber, dass diese jemals verfügbar werden. Dann kommt noch der Effekt des Fahrers hinzu - wenn die Colnago-Lösung also Pogi hilft muss sie das noch lange nicht für Nils Pollit tun.
Auf jeden Fall würde ich mich davor hüten, die neue Geometrie als reine Marketingmaßnahme abzutun - aus meiner Sicht ist die "Geschichte" erstmal glaubwürdig - sowohl bei Luftwiderstand wie bei Steifigkeit und Komfort.
An der Stelle wird druch die sie bewegenden Beine eh alles turbulent. Da ist es ziemlich egal wie es dahinter aussieht. Ist eine Design-Gimmick um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Danke "andreas41" für Deine ausführlichen Erläuterungen und Einschätzungen!
Würde es auch so sehen und dieses spezielle Design-Feature nicht als reinen Marketing-Gag abtun.
Aber ja, natürlich hebt sich das Bike dadurch auch deutlich von der Konkurrenz ab und macht es so gesehen interessant, wie man an den Diskussionen in diesem Forum erkennen kann.
Die einen werden es mögen / die anderen werden es verachten....dazwischen gibt es wahrscheinlich eher wenig.
Verhält sich dann wahrscheinlich so ähnlich, wie mit dem Hauptprotoganisten im UAE-Team.
Oder dem Hauptsponsor…
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