Newmen Streem Rennrad-Laufradsatz – kurz und knapp
Newmen präsentiert mit dem Streem Advanced SL ihren ersten Aero-Rennrad-Laufradsatz. Die Bayer*innen haben viel Aufwand betrieben und die Entwicklung der Newmen Streem Carbon-Laufräder sehr ernst genommen. Seit 2020 arbeiteten die Ingenieur*innen an der hauseigenen Entwicklung und haben die neuen Laufräder nicht nur bei CFD-Simulationen und im Windkanal optimiert, sondern auch unzählige Stunden auf Prüfständen malträtiert, sowie mit Spitzenfahrer*innen auf der World Tour getestet. Interessant ist, dass Newmen nicht den aktuellen Trends zu Hookless-Felgen und immer breiteren Maulweiten folgt, sondern eher einen klassischen Ansatz wählt. Alle Felgen sind für den Tubeless-Einsatz optimiert, aber aus Sicherheits- und Kompatibilitätsgründen mit einem Felgenhaken ausgestattet. Die Maulweiten variieren je nach Felgenhöhe zwischen 18 und 19 Millimetern.
- Erster Rennrad-Laufradsatz von Newmen
- Optimiert auf beste Aerodynamik bei möglichst geringem Gewicht
- Weltweit erstes innen liegendes Ventil
- Tubeless optimiertes Felgenbett mit Haken
- Optimiert zur Nutzung mit Reifenbreiten von 25-28 mm
- Felgenmaterial UD-Carbon, unlackiert
- Felgenhöhen 38, 50, 65 und 80 mm
- Speichen Pillar Wing Aero
- Speichenanzahl 21 (vorne), 24 (hinten)
- Nabe Newmen mit 36T Fade-Freilauf
- Freilauf-Optionen Shimano, SRAM XDR (ohne Aufpreis), Campagnolo (60 € Aufpreis)
- Maximales Systemgewicht 125 kg
- Verfügbar ab sofort
- Lieferumfang Laufrad, Ventilset, Felgenband (montiert), 60 ml Dichtmilch
- Preis 1.580 € (Satz), 740 € (Vorderrad), 840 € (Hinterrad), jeweils einzeln erhältlich
- Info www.newmen-components.de
Unsichtbares Ventil – Montage und Praxis
Saubere technische Lösung
Das fehlende Ventil fällt beim Betrachten der neuen Newmen Streem-Laufräder sofort auf und ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Laut Newmen sind die neuen Streem weltweit die ersten Laufräder mit einem versteckten Ventil. Die Maßnahme soll rund 1 Watt Leistung sparen. Stichwort „marginal gains“.
Die technische Lösung dazu ist gar nicht allzu kompliziert und sehr sauber umgesetzt. Wir hatten bereits vor der öffentlichen Vorstellung die Möglichkeit, zwei Laufradsätze zu testen und konnten dabei auch das neue und patentierte Ventilsystem ausgiebig unter die Lupe nehmen.
Die Funktionsweise erschließt sich technisch versierten Menschen in der Regel bereits beim Betrachten der einzelnen Teile. Wer als Kind keine Lego-Technik-Sets unter dem Weihnachtsbaum liegen hatte, kann sich die Montage und Handhabung in einem YouTube-Video erklären lassen. Wir zeigen euch das Ganze anhand einiger Bilder, danach sollten alle wissen, wie die Sache funktioniert.
Einfache Montage
Um es kurz zu machen, das Ventilsystem funktioniert einwandfrei und wird mit einem hervorragend gefertigten und nur 16 Gramm leichten Werkzeug bedient. Dieses zweiteilige Set ist ungefähr so groß wie ein halber Kugelschreiber und findet in jeder Trikottasche Platz. Der klare Nachteil ist jedoch, dass man es eben zur Hand haben muss, um den Luftdruck zu prüfen, den Reifen aufzupumpen oder gar im Pannenfall einen Schlauch einzuziehen. Liegt das Tool zu Hause auf der Werkbank, geht unterwegs leider gar nichts.
Ist das Ventil erstmal auf der Felge montiert, muss man lediglich den mitgelieferten Adapter aufschrauben, um den Luftdruck anzupassen. Das hat bei unserem kurzen Praxistest stets gut und zuverlässig funktioniert. Auch bei der Demontage des Adapters verliert der Reifen nicht nennenswert Luft, da das System auch während der Montage gedichtet ist. Somit lässt sich der Reifendruck zuverlässig und genau einstellen.
Bei den größeren Felgenhöhen muss man das innere Ventil zum Aufschrauben des Adapters unter Umständen kurz suchen, wenn der Adapter jedoch gerade eingeführt wird und mit ein bisschen Übung ist das korrekte Aufsetzen auf das Gewinde kein Problem. Bleibt als kleines Manko neben der Notwendigkeit des Spezialwerkzeuges nur noch das Einfüllen der Dichtmilch. Diese kann nämlich nicht durch die Ventilöffnung eingegossen werden, sondern muss während der Montage direkt in den Reifen gefüllt werden.
Einwandfreie Tubeless-Tauglichkeit
Dafür ließen sich sowohl ein 25er Continental GP5000 S TR als auch mehrere Schwalbe Pro One TLE völlig problemlos montieren. Beide Reifenmodelle fanden mit minimalem Krafteinsatz und nur kurzer Verwendung eines Reifenhebers ihren Platz im Felgenbett und ließen sich mit einer handelsüblichen Standpumpe ohne Booster oder spezieller Druckkammer sofort aufpumpen. Zudem gab es keinerlei Probleme mit der Dichtigkeit. So macht Tubeless Spaß!
Mit Felgenhaken und nur mäßiger Maulweite
Newmen verweigert sich bei seinem neuen Rennrad-Laufradsatz Streem bewusst den aktuellen Trends zu hakenlosen Felgen und breiten Maulweiten. „Wir sind völlig wertfrei an die Sache herangegangen und haben auf unsere Berechnungen und die Validierungen im Windkanal vertraut“, erklärt Michi Grätz von Newmen. Dabei habe sich klar herauskristallisiert, dass ein schmaler Vorderreifen aerodynamisch günstiger sei als ein breiter. Deshalb empfiehlt Newmen zumindest am Vorderrad ein Set-up mit 25er-Reifen und hat die Maulweite seiner Felgen mit 18 und 19 mm eher schmal gehalten. Das spare Gewicht und bringe aerodynamisch die besten Resultate.
Auch die vermeintlichen Vorteile eines glatten Übergangs zwischen Reifen und Felge bei Hookless-Felgen, die von einigen Herstellern propagiert werden, habe man bei den Messungen im Immenstädter Windkanal (GST) nicht nachvollziehen können. Deshalb habe man auf die zusätzliche Sicherheit des Felgenhakens gesetzt. Zudem gibt es so keine Einschränkungen bei der Reifenwahl. Auch wenn die Felgen auf den Einsatz von Tubeless-Reifen optimiert sind, kann man freilich sämtliche normalen Clincher mit Schlauch fahren. Ein entsprechender Einsatz am Ventilloch verhindert dabei ein Klappern des Ventilschaftes an der Felge.
Newmen Streem Entwicklung: Aero und Leichtgewicht
In Sachen Aerodynamik habe man den Schwerpunkt nicht auf allzu große Anströmwinkel gelegt, erklärt Grätz im Gespräch mit unserer Redaktion: „Wir haben da so unsere Zweifel, ob diese großen Yaw-Winkel wirklich eine so große Rolle spielen.“ Was jedoch tatsächlich relevant sei, ist der Durchmesser der Vorderradnabe. Die hauseigene Nabe ist deshalb sehr dünn und spart somit nennenswert beim Windwiderstand.
Neben einer guten Aerodynamik hat ein geringes Gewicht bei der Entwicklung der Newmen Streem von Anfang an eine große Rolle gespielt. „Diesbezüglich haben wir schon ausreichend Druck von unserem Straßenteam“, so Grätz. Die Profis vom Team Intermarché Wanty Gobert möchten nicht mit schweren Laufrädern fahren, deshalb habe man bei allen Entwicklungsschritten immer auch ans Gewicht gedacht.
Wie konsequent, zeigt auch der Verzicht auf eine Lackierung der Felgen. Dem Carbonfaser-Verbund mache die UV-Strahlung nichts aus, hat man uns im Redaktionsgespräch versichert. Hübsch anzuschauen ist die blanke Oberfläche allemal. Zudem spart man ohne Lack rund 10-30 Gramm pro Laufrad, je nachdem wie verschwenderisch in der Lackiererei gearbeitet wird.
Mit Erfolg – mit einem Satzgewicht von 1.366 Gramm für die Newmen Streem 38 muss sich Newmen auch angesichts des Preises von 1.580 Euro pro Satz nicht vor der Konkurrenz verstecken. Auch die höheren Versionen bieten erfreulich wenig Gramm pro Euro.
Newmen Streem Advanced SL R.38 – Details
Der Newmen Streem 38 ist ein leichter Rennrad-Laufradsatz für bergige Strecken und Etappen mit vielen Höhenmetern. Der Fokus liegt klar auf dem geringen Gewicht von lediglich 1.366 Gramm pro Satz, dennoch wurde natürlich auch das Streem 38 aufwendig berechnet und im Windkanal aerodynamisch optimiert.
- Leichter Laufradsatz für viele Höhenmeter und Bergetappen
- Felgenhöhe 38 mm
- Maulweite 19 mm
- Gewicht 1.366 g pro Satz (Herstellerangabe mit Freilauf ohne Ventil und Felgenband)
- Preis 1.580 € (Satz), 740 € (Vorderrad), 840 € (Hinterrad) UVP
- Info www.newmen-components.de
Newmen Streem Advanced SL R.38 – in der Praxis
Die Newmen Streem 38 sind mit einem Gewicht von lediglich 1.366 Gramm wahrlich keine Schwergewichte. In unserem kurzen Praxistest brachten die 38er mit Shimano-Freilauf und 25er-Schwalbe Pro TLE-Reifen inklusive Dichtmilch lediglich 1.978 Gramm auf die Waage. Kein Wunder also, dass sich die Laufräder ohne große Mühe und wieselflink beschleunigen lassen.
Auffällig ist auch das federleichte Handling, das sehr aggressive Einlenkvorgänge ermöglicht und die enormen Handling-Qualitäten unseres Gaint TCR SL förmlich aufblühen lässt. Je geringer die sich drehende Masse am Laufrad, desto aggressiver und schneller lässt sich eben die Richtung und Geschwindigkeit ändern. Auch beim Klettern machen die Streem 38 richtig Spaß. Am Berg ist das geringe Gewicht direkt spürbar, die Steifigkeit passt ebenso, so werden auch forsche Antritte eins zu eins in Vortrieb umgesetzt.
Der hauseigene Fade 36-Freilauf agiert überraschend leise und sehr zuverlässig. Der Kraftschluss erfolgt nach Tretpausen ohne Verzögerung, es gab keinerlei Auffälligkeiten während unserer rund 50 Kilometer langen Testfahrt.
Newmen Streem Advanced SL R.50 – Details
Das Newmen Streem 50 ist das Universallaufrad für alle, die gerne schnell unterwegs sind. Mit dem Schwerpunkt auf Aerodynamik und Agilität im Gleichgewicht sind die Streem 50 die ausgewogensten Laufräder, wenn man nicht auf Aerovorteile verzichten, aber dennoch aufs Gewicht schauen möchte – die erste Wahl der Profis vom Team Intermarché Wanty Gobert.
- Aerodynamik und Agilität im Gleichgewicht
- Felgenhöhe 50 mm
- Maulweite 18 mm
- Gewicht 1.490 g pro Satz (Herstellerangabe, mit Freilauf ohne Ventil und Felgenband)
- Preis 1.580 € (Satz), 740 € (Vorderrad), 840 € (Hinterrad) UVP
- Info www.newmen-components.de
Newmen Streem Advanced SL R.65 – Details
Wer noch mehr Wert auf Aerodynamik legt und dafür bereit ist, Kompromisse in Sachen Gewicht einzugehen, greift zu den Newmen Streem 65. Mit diesen Laufrädern sind deutliche aerodynamische Vorteile zu erzielen, allerdings wird auch das Handling etwas träger und die Seitenwindanfälligkeit steigt. Dennoch wird dieser Laufradsatz gerne von versierten Fahrer*innen mit dem Fokus auf Tempo auf dem Rennrad eingesetzt.
- Mehr Felgenhöhe für mehr Geschwindigkeit
- Felgenhöhe 65 mm
- Maulweite 18 mm
- Gewicht 1.574 g pro Satz (Herstellerangabe mit Freilauf ohne Ventil und Felgenband)
- Preis 1.580 € (Satz), 740 € (Vorderrad), 840 € (Hinterrad) UVP
- Info www.newmen-components.de
Newmen Streem Advanced SL R.50/R.65 – in der Praxis
Als zweites Set hat uns Newmen eine Kombination aus Streem 50-Vorderrad und Streem 65-Hinterrad zur Verfügung gestellt. Eine Größenwahl, die sich schon bei unserem Test der DT Swiss ARC 1100 Dicut-Laufräder als sehr effektiv herausgestellt hat.
Auch die Newmen Streem in dieser Größe konnten uns voll überzeugen. Im direkten Vergleich zu den Streem 38 leidet natürlich die Agilität beim Beschleunigen und die Aggressivität beim Einlenken spürbar. Mit dem Set-up mit den hohen Felgen lässt sich dafür das Tempo, gerade in Bereichen über 30 km/h, spürbar leichter halten.
Während sich die 38er-Streem völlig unbeeindruckt von Wind zeigten, ist am 50er-Vorderrad schon deutlich zu spüren, wenn Böen von der Seite kommen oder ein LKW beim Überholen einen Sog verursacht. Für ein abschließendes Urteil war unsere rund 1,5-stündige Testfahrt naturgemäß zu kurz. Doch während unseres Tests verhielt sich das 50er-Vorderrad bei leichtem Wind sehr unauffällig. Es gab keinerlei unangenehme Überraschung, auch bei einem Tempo über 70 km/h lief das Vorderrad extrem ruhig und ließ sich auch von bewusst eingebrachten Lenkimpulsen nicht aus der Ruhe bringen. Das habe ich mit anderen Laufrädern mit ähnlicher Felgenhöhe schon deutlich schlechter erlebt.
Der Freilauf am 65er-Hinterrad agierte übrigens deutlich lauter als sein technisch identisches Pendant am Newmen Streem 38. Ob dies ausschließlich dem größeren Resonanzkörper in Form der 65 mm hohen Felge geschuldet ist, ließ sich in der Kürze unseres Tests nicht abschließend klären.
Newmen Streem Advanced SL R.80 – Details
Die Newmen Streem 80-Laufräder sind ganz klar etwas für Spezialist*innen und besondere Einsätze. Ihre Stunde schlägt beim Triathlon oder Zeitfahren. Dann können die 80 mm hohen Felgenprofile ihren Segeleffekt voll ausspielen und die Fahrt sogar beschleunigen. Allerdings muss man dafür ein erhöhtes Gewicht und eine eingeschränkte Fahrdynamik, zusammen mit hoher Empfindlichkeit für Seitenwind in Kauf nehmen.
- Kompromisslos auf Aerodynamik getrimmt
- Felgenhöhe 80 mm
- Maulweite 18 mm
- Gewicht 1.654 g pro Satz (Herstellerangabe mit Freilauf ohne Ventil und Felgenband)
- Preis 1.580 € (Satz), 740 € (Vorderrad), 840 € (Hinterrad) UVP
- Info www.newmen-components.de
Fazit von Rennrad-News.de
Für ein abschließendes Urteil war unser eintägiger Test natürlich zu kurz, aber für einen ersten Eindruck reichen jeweils 50 Kilometer auf der bekannten Hausstrecke. Dabei machten die neuen Newmen Streem-Laufräder eine ausgezeichnete Figur. Die Verarbeitung ist einwandfrei, die technische Lösung des versteckten Ventils pfiffig und sehr sauber umgesetzt. Dass man das spezielle Tool zum Aufpumpen des Reifens immer dabei haben muss, ist zwar lästig, aber auch kein Beinbruch. Es wiegt lediglich 16 Gramm und passt wirklich in jede Trikottasche. Gemessen am niedrigen Gewicht sind die Newmen Stream Carbon-Laufräder zudem alles andere als teuer. Kurzum, ein gelungenes Erstlingswerk der bayerischen Marke.
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215 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumWer wohl einfach auf normale MucOff Ventile wechseln, dann wird das auch mit Milch nachfüllen einfacher. reichen 44mm für die 38er Felgen? Einige hier haben den Umbau ja schon gemacht?
Ventil soll min 2 cm rausstehen glaub ich gelesen zu haben.
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