Beim Ötztaler 2024 hat Janine Meyer aus Deutschland einen neuen Streckenrekord erzielt – und wäre damit bei den Männern Vierzigste geworden. Gewonnen hat den Radmarathon über 227 km und 5.500 Höhenmeter Jack Burke aus Kanada.

Video: Ötztaler 2024 Highlights

Ötztaler 2024 Rennen

22.000 Personen meldeten sich zum 43. Ötztaler Radmarathon an, aber nur für 4.226 Radsportler:innen aus 36 Nationen (341 Damen, 3.885 Herren) erfüllte sich gestern Sonntag der Traum vom 227 Kilometer langen und mit 5.500 Höhenmetern gespickten „Mythos Ötztaler“. Um 6:30 Uhr ging es in Sölden, Tirol, los. Es folgten die vier schweren Alpenpässe Kühtai, Brenner- und Jaufenpass und zum Abschluss das 29 Kilometer lange Timmelsjoch.

Janine Meyer aus Deutschland gewann die Frauenwerrtung beim Ötztaler 2024 mit neuem Streckenrekord.
# Janine Meyer aus Deutschland gewann die Frauenwerrtung beim Ötztaler 2024 mit neuem Streckenrekord. - Foto: Ötztal Tourismus/Johann Groder

Rennbericht des Veranstalters

Es war ein atypischer Rennverlauf des heurigen Ötztaler Radmarathons. Der Franzose Loic Ruffaut setzte sich bereits beim ersten Anstieg am Kühtai ab und fuhr lange an der Spitze ein einsames Rennen mit bis zu acht Minuten Vorsprung. Im Verfolgerfeld mit allen Favoriten herrschte lange Uneinigkeit, wer die Verfolgung aufnehmen sollte. Der Grund war sicherlich auch teils starker Gegenwind von Innsbruck über den Brennerpass bis Sterzing.

Vorjahressiegerin Meyer extrem stark
Beim 43. Ötztaler Radmarahon wurden mit verschiedenen Aktionen erstmals Frauen in großem Stil vor den Vorhang geholt. Und Vorjahressiegerin Janine Meyer erfüllte das Motto der Veranstalter in sportlicher Hinsicht imposant: Die Deutsche erreichte Innsbruck mit 1,5 Minuten Rückstand auf das rund 60 Fahrer starke Verfolgerfeld. Innerhalb weniger Kilometer schaffte sie den Anschluss und sorgte über den Brenner sogar für das Tempo vor den stärksten Männern, um den Rückstand zum Führenden Ruffaut zu reduzieren!

Attacke von Jack Burke
Kurz vor der Passhöhe am Jaufenpass wurde es dem Kanadier Jack Burke, Ötztaler-Sieger von 2022, im Verfolgerfeld zu bunt und startete eine unwiderstehliche Attacke. Er reduzierte den Rückstand auf den Franzosen auf rund drei Minuten und legte eine waghalsige Abfahrt Richtung St. Leonhard hin. Dann folgte der finale Schlagabtausch am 29 Kilometer langen Timmelsjoch. Und es sollte nicht lange dauern, bis Burke die lange Solofahrt des Franzosen beendete. Der Kanadier flog scheinbar mühelos vorbei und setzte sich an die Spitze, die er über das Dach des Ötztalers und der rasanten Abfahrt in den Zielort Sölden nicht mehr abgeben sollte! Dahinter ging Ruffaut ein und kurz vor der Passhöhe machten sich Ex-Sieger Stefano Cecchini, der Osttiroler Alban Lakata und Ex-Profi Hans-Jörg Leopold auf den Weg um Rang zwei.

Während Burke den schönsten Sieg beim Ötztaler feierte („Es war emotionaler als 2022. Damals wusste ich noch nicht, wie groß das Rennen eigentlich ist und wie das Prestige steigt. Das war der coolste Tag des Jahres!“), sprintete der Kärntner Hans-Jörg Leopold auf Rang zwei, gefolgt von Cecchini und Lakata. „Ich bin konstant gut beim Ötztaler, aber für ganz vorne hat es bisher leider noch nicht gereicht“, sagte Leopold. Ähnlich sah es der dreifache Marathon-MTB-Weltmeister Lakata: „Jack war heute zu stark, er war unschlagbar. Nach den Plätzen zwei, drei und jetzt zwei Mal vier hoffe ich im nächsten Jahr auf den Sieg.“ Großer Jubel herrschte auch beim Italiener Cecchini, für den der Ötztaler Radmarathon der schönste der Welt ist. Jack Burke gewann mit einer Zeit von 6:49,14 Stunden – war damit vier Sekunden schneller als Manuel Senni im Vorjahr. Die Verfolger hatten einen Respektabstand von 10,22 Minuten.

Erneut Start-Ziel-Sieg von Janine Meyer
Die große Siegerin bei den Damen heißt wie 2023 Janine Meyer: Sie wurde nicht nur 40. in der Gesamtwertung, sie unterbot auch ihren Streckenrekord vom Vorjahr um eine Minute! Gleich am Kühtai setzte sie sich klar von allen Konkurrentinnen ab. Sie siegte mit einer Zeit von 7:26,26,8 Stunden 27 Minuten vor der Belgierin Ils Van der Moeren. Dritte wurde die Italienerin Roberta Bussone. „Ich habe gar nicht auf den Rekord geschaut, deshalb ist es umso schöner. Ich habe mir das Rennen gut eingeteilt und jetzt bin ich am Ziel meiner Träume. Das Rennen war wieder so genial und die Gemeinschaft mit den Männern ist ein Wahnsinn. Die haben mittlerweile echt großen Respekt vor mir“, jubelte Meyer. Ils Van der Moeren wurde bereits 2019 Dritte, jetzt erreichte sie Rang zwei: „Die Dichte bei den Frauen wird immer stärker. Der Ötztaler ist eines der besten Rennen der Welt.“ Das zeigt sich auch am Prozentsatz der Frauen: Alleine die Anzahl der registrierten Teilnehmerinnen ist heuer im Vergleich zu 2014 um 57 Prozent gestiegen, die Zahl der Finisherinnen gleich um 85 Prozent!

Starker Auftritt von Ex-Skistar Manfred Moelgg
Er hat Slalom-Weltcuprennen gewonnen, den Slalom-Gesamtweltcup und wurde Vizeweltmeister. Heute darf sich der Südtiroler Manfred Moelgg auch Finisher des Ötztaler Radmarathons nennen. Und in welcher beeindruckenden Manier er das geschafft hat: Er erreichte mit einer Zeit von 7:46.59,9 Stunden lediglich um eine knappe Stunde hinter dem Sieger als Gesamt-95. das Ziel. „Das Timmelsjoch am Ende hatte es in sich. Es war ein harter Kampf, aber der Marathon hat insgesamt großen Spaß gemacht. Ich bin froh, dass mich mein Schwager Werner Heel zum Start überredet hat.“ Auch Heel fuhr bärenstark mit einer Zeit von 8:58.03 Stunden. Ex-Biathlet Dominik Landertinger erreichte nach ebenfalls starken 9:13.49 Stunden Sölden. Und das nur mit 1.500 Vorbereitungskilometern in den Beinen! Hahnenkamm-Sieger Thomas Dreßen sollte sein Ziel von unter 10 Stunden erreichen. Er befindet sich kurz vor Sölden.

Im Starterfeld, das um 06:30 auf die Strecke rollte, befand sich laut Veranstaltern als ältester Hobbysportler, Martin Strobl, hat schon 79 Jahre auf dem Buckel und nahm zum 34. Mal an dem legendären Radmarathon teil. Die älteste Frau, Karin Izsak, aus Deutschland, Jahrgang 1956, fuhr zum ersten Mal mit. Auch ehemalige Skistars Thomas Dreßen, Manfred Mölgg, Werner Heel und Ex-Biathlet Dominik Landertinger. „Alle unsere Teilnehmer:innen sind Stars. Insgesamt wurden heuer am Rennwochenende wieder 25.000 Nächtigungen generiert, wobei im Durchschnitt drei Nächte gebucht werden, sowie eine Wertschöpfung von 4,5 Millionen Euro“, sagte Organisationskomitee-Chef Dominic Kuen.

Jack Burke aus Kanada gewann den Ötztaler 2024 in der Gesamtklassifikation.
# Jack Burke aus Kanada gewann den Ötztaler 2024 in der Gesamtklassifikation. - Ötztal Tourismus/Johann Groder

Ötztaler 2025 Termin

Der geplante Termin für den Ötztaler Radmarathon 2025 ist der 31. August. Aufgrund der bekannten Sanierungsarbeiten an der Lueg Brücke und noch ausstehender behördlicher Auflagen, die von weiteren Sondierungsergebnissen abhängen, kann laut Veranstalter derzeit noch keine endgültige Entscheidung getroffen werden. „Der Mythos Ötztaler hat neue Sphären erreicht, auch was die Liveübertragung mit 18 Kameras betrifft: Alleine bei der Einfahrt des Siegers Jack Burke sahen über 13.000 Zuschauer via Livestream gleichzeitig zu“, freut sich der Veranstalter zum Abschluss. 2025 soll der Ötztaler Radmarathon die Mindestanforderungen von Green Events Austria erfüllen und übertreffen.

Die lange Schlange der Teilnehmenden im Pässerausch.
# Die lange Schlange der Teilnehmenden im Pässerausch. - Foto: Ötztal Tourismus/Michael Müller
Es sieht so schön aus, ist aber so hart: 5.500 Höhenmeter sind zu bewältigen.
# Es sieht so schön aus, ist aber so hart: 5.500 Höhenmeter sind zu bewältigen. - Foto: Ötztal Tourismus/Michael Müller

Ergebnisse Ötztaler 2024

ergebnisse ötztaler 2024

Was sagt ihr zum Ausgang des Ötztaler 2024?

Info: Veranstalter / Titelfoto: EXPA/Johann Groder, Fotos: Ötztal Tourismus (siehe Fotos)
  1. benutzerbild

    triduma

    dabei seit 11/2005

    Ich weis nicht ob es hier schon irgendwo geschrieben wurde.
    Janine Meyer fährt morgen den Kitzbüheler Radmarathon.
    Ich find´s super und drücke ihr die Daumen. smilie 🙂

  2. benutzerbild

    eins4eins

    dabei seit 08/2016

    115gr Carbs pro Stunde. Das ist stramm bei dem geringen Gewicht und der niedrigen absoluten Leistung.

  3. benutzerbild

    AlexExtreme

    dabei seit 07/2010

    Nachlese zu Training und Rennen:
    Janine Meyer: Welche Leistung (W) es braucht, um den Ötztaler 2x in Rekordzeit zu gewinnen!
    Die hier angegebenen w/kg-Werte erscheinen mir nicht so vom anderen Stern. Bin selber "Bergfloh" (176 cm/ 58 kg) und die 4,3 w/kg für eine Stunde am Kühtai würde ich mir auch zutrauen. Mit ihrem Trainingspensum sogar sehr sicher. Nach dem Kühtai konnte sie sich ja über ne Stunde "ausruhen" (3,48 w/kg) am Brenner. Dann am Jaufen nochmals fast ne Stunde bei 4,25 w/kg und das Timmelsjoch mit 3,83 w/kg für 1:42 h.

    Das Bermerkenswerte finde ich sind nicht die einzelnen Leistungen für sich betrachtet, sondern kumuliert knapp zwei Stunden über 4 w/kg, ohne danach einzubrechen. Und das mit 47 Jahren. Aber bei den Jahreskilometern und der Ernsthaftigkeit, mit der sie den Sport anzugehen scheint, ergibt das für mich durchaus Sinn. Also eine beeindruckende Leistung, aber nichts wo ich sagen würde, dass es nicht ohne Doping gehen kann.

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