Der Fall Patrick Moster bei den Olympischen Spielen in Tokio sorgte für viel Aufmerksamkeit für den deutschen Radsport – leider nur im negativen Sinne! Nun haben der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und die UCI Disziplinar-Maßnahmen aufgrund der rassistischen Bemerkungen des BDR-Funktionärs beschlossen.

Am vergangenen Mittwoch war während der Live-Übertragung des olympischen Zeitfahrens in der ARD deutlich zu hören, wie der hochrangige BDR-Funktionär Patrick Moster seinen Fahrer Nikias Arndt mit den Worten „Hol die Kameltreiber!“ anfeuerte. Gemeint waren die afrikanischen Athleten, die vor Arndt gestartet waren. Bereits während der Übertragung sorgte der rassistische Zwischenfall für empörte Reaktionen des Kommentators. Die sehr zögerliche Antwort und Entschuldigung seitens des Bunds Deutscher Radfahrer heizte die Diskussion im Nachhinein weiter an. Fast eine Woche später haben sich sowohl der BDR als auch der Weltdachverband UCI nun zu einer Reaktion entschlossen.

Während die UCI den Funktionär vorläufig suspendiert und noch keine finale Entscheidung der zuständigen Disziplinarkommission getroffen hat, wird Patrick Moster vom BDR abgemahnt, von internationalen Aufgaben entbunden und muss mit einer nicht weiter bezifferten Gehaltskürzung rechnen. Zudem wird der Fall in seine Personalakte aufgenommen. Die beiden von Moster rassistisch beleidigten Sportler werden gemeinsam mit Vertretern ihrer Verbände nach Deutschland eingeladen. Außerdem möchte der BDR seine Ausbildungsstrukturen überprüfen.

Sportdirektor Patrick Moster wird von allen internationalen Aufgaben entbunden
BDR-Präsidium beschließt Abmahnung und weitere Maßnahmen

Das BDR-Präsidium hat sich intensiv mit dem Verhalten von Sportdirektor Patrick Moster beim Einzelzeitfahren der Männer in Tokio auseinandergesetzt.

Folgende Entscheidungen wurden getroffen im Zusammenhang mit der kulturell diskriminierenden und völlig inakzeptablen Äußerung von Patrick Moster:

1. Patrick Moster wird von seinen internationalen Aufgaben bis auf Weiteres entbunden. Patrick Moster wird eine qualifizierte schriftliche Abmahnung erhalten, die in die Personalakte eingeht und im Wiederholungsfall zu weiteren rechtlichen Konsequenzen führen wird. Diese Maßnahmen sind verbunden mit einer entsprechenden Kürzung des Gehalts.

2. Der BDR wird die beiden Sportler aus Eritrea und Algerien sowie Vertreter ihrer Verbände nach Deutschland einladen.

3. Der BDR wird zusammen mit dem Fachbereich Sport und Integration des DOSB alle seine Ausbildungsinhalte in der Trainer- und Funktionärsausbildung überprüfen, um diese ggf. anzupassen und zu aktualisieren, aber auch die Landesverbände zu unterstützen ihre Ausbildungsinhalte anzupassen. Als ein positives Beispiel ist z.B. der Baustein „Fit für die Vielfalt“ zu nennen.

4. Die relevanten Sportorganisationen und andere Partner des BDR werden von diesen Maßnahmen informiert, darunter die UCI und insbesondere der afrikanische und die anderen kontinentalen Verbände im Radsport.

5. Der BDR wird über den Stand aller dieser Maßnahmen regelmäßig informieren.

Zu den Gründen:
Die Äußerungen von Patrick Moster sind ein massiver Verstoß gegen die Werte, für die der BDR und der Sport insgesamt einstehen: Fairness, Respekt, Toleranz sowie das Eintreten gegen jede Form von Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Andererseits war zu berücksichtigen, dass in den 21 Jahren, in denen Patrick Moster beim BDR beschäftigt ist, es kein einziges in diese Richtung gehendes Fehlverhalten gegeben hat.

Auch hat sich Patrick Moster engagiert bei der Integration von Asylbewerbern in die Rad-Bundesliga und durch Projekte zur internationalen Entwicklung aufstrebender Radsportnationen durch regelmäßige gemeinsame Trainingslager, z.B. mit der indischen Bahn-Nationalmannschaft der Junioren in Brandenburg.

Das BDR-Präsidium hat positiv bewertet, dass Patrick Moster sich unmittelbar nach dem Vorfall noch während des laufenden Einzelzeitfahrens öffentlich entschuldigt hat. Eine persönliche Bitte um Entschuldigung im Anschluss an das Rennen, worum Patrick Moster sich bemüht hatte, konnte nicht überbracht werden, da die Sportler der beiden Nationen sich bereits auf dem Weg zum Flughafen befanden. Diese persönliche Entschuldigung wurde stattdessen inzwischen auf elektronischem Weg ausgesprochen.

Zitat Patrick Moster:

«Ich bedauere mein Verhalten nach wie vor zutiefst. Unmittelbar nach der Veranstaltung habe ich noch im Mannschaftshotel versucht, meine Bitte um Entschuldigung den beiden Sportlern persönlich zu übermitteln, was wegen deren Abreise leider nicht mehr möglich war. Ich habe dies nach meiner Rückkehr nachgeholt.»

The Union Cycliste Internationale (UCI) announces that its Disciplinary Commission has decided to provisionally suspend the German National Olympic Committee’s cycling team Sport Director Patrick Moster following his inappropriate words during the Olympic Games Tokyo 2020 men’s individual time trial.

Following the incident on Wednesday 28 July, the UCI Disciplinary Commission urgently examined the matter and considered that Mr Moster’s remarks were discriminatory and contrary to basic rules of decency, in violation of article 12.4.017 (d) of the UCI Regulations.

This decision is without prejudice to the final decision of the UCI Disciplinary Commission or any action that may be taken by Mr Moster’s National Federation, the Bund Deutscher Radfahrer.

The UCI condemns all forms of racist and discriminatory behaviour and strives to ensure integrity, diversity and equality in cycling.

Mehr zum Thema? Dann schau hier: Der Fall Patrick Moster und die olympische Idee: Stellungnahme des Lexware Mountainbike Teams

Quelle: Rad-Net, UCI

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