Das neue Pro Vibe Aero-Carboncockpit im Test: Es macht Anleihen beim Autodesign und wartet mit vielen cleveren Lösungen zur Integration auf. Wir konnten die integrierte Rennradlenker-Vorbaueinheit bereits für unsere Artikelserie Ausprobiert auf ein paar Testfahrten praktisch erproben.
Pro Vibe Evo Aero-Cockpit Infos und Preise
- Vollintegriertes Aero-Carboncockpit
- 5 Griffpositionen möglich
- Optimierte Übergänge zu den Schalthebeln
- Besonders auf Shimano Di2 angepasst
- Gewicht 390 g*
- Lenkerbreiten 380, 400, 420 (in mm)
- Vorbaulängen 105, 115, 125 (in mm)
- Drop 135 mm
- Reach 80 mm
- Preis 699,95 € UVP
- Info https://www.pro-bikegear.com
*Herstellerangabe
Pro Vibe Evo Aero-Cockpit Details
Als Komponenten-Marke aus dem Shimano-Konzern deckt „Pro“ die Bedürfnisse von Hobby-Rennradfahrern bis Profis ab – so greifen etwa Julian Alaphilippe und Fahrer aus dem Bora-Hansgrohe WorldTeam an Pro Lenker. Das neue Pro Vibe Evo Aero-Cockpit ist dabei konsequent für Rennräder mit vollintegrierter Kabel- und Leitungsführung entwickelt. Dabei denke man besonders an solche Aero-Rennräder, bei denen regelmäßig zum Modell mit komplett integrierten Zügen und Co. ein erheblicher Preisunterschied besteht (und tatsächlich greifen manche Marken hier so kräftig zu, dass die 699,95 € für das Pro Cockpit unter diesem Blickwinkel erschwinglich erscheinen).
Und: Die Entwicklungsabteilung von Pro, die im niederländischen Eindhoven sitzt, hat ganze Arbeit geleistet, die Kabelführung für alle Einbauarten zu rüsten. Die Möglichkeiten:
- in den Lenker rein, über das Steuerrohr in den Rahmen (man denke etwa an BMC),
- in den Lenker rein, über den Steuersatz in den Rahmen (eine häufige Kombination),
- in den Lenker rein, neben dem Vorbau wieder raus und außen am Rahmen weiter (der klassische Weg).
Selbstverständlich sind auch Kombinationen aus zwei Verlege-Arten möglich, etwa für Hydraulikleitungen und mechanische Schaltungen. Passende Spacer gibt es dazu. Sie ermöglichen einen formschlüssigen Übergang und sind teilbar, können also auch nachträglich getauscht werden.
Warum der Aufwand? Bekanntermaßen spart die Innenverlegung niedrige einstellige Wattzahlen bei hohen Geschwindigkeiten. Im Windkanal war Pro mit der neuen Lenker-Vorbaueinheit nach eigenen Angaben ebenfalls. Den Befunden dort seien vor allem die Form des Oberlenkers und der Winkel des flächigen Teils des Lenkers geschuldet. Einfallsreich: Statt Lenkerband, das die flache Aeroform zerstört, gibt es aufgeklebte Silikon-Pads am Oberlenker, die Halt geben und die Form waren. Sie reichen so weit, dass sie auch einen nahtlosen Übergang zu den Schaltbremshebeln herstellen – adieu, Kante! Auch der Lenker ist übrigens an dieser Stelle noch einmal flächiger geformt und schließt perfekt an hydraulische Shimano-Hebel an.
Damit gleich zur Ergonomie: Das neue Pro Vibe Aero-Cockpit soll 5 Handpositionen bieten. Die bekannten Griffmöglichkeiten: am Oberlenker für entspanntes Fahren, auf den Bremshebelhöckern und am Unterlenker. Dazu kommt eine mittel-entspannte Position in der Biegung des Oberlenkers, wo er besonders flächig ist. Und es gibt eine kleine Mulde für die Aero-Position mit den Oberarmen auf dem Lenker und den Händen innen an den Hoods. Pro nennt das „Verfolgerposition“, bei der die Oberarme dann besonders aerodynamisch senkrecht im Wind stehen.
In Sachen Größenanpassung will Pro mit 9 Modellen für die meisten (race-orientierten) Szenarien das Passende bereithalten. Das Cockpit ist in den Vorbaulängen 105 mm, 115 mm und 125 mm sowie in den Lenkerbreiten 38 cm, 40 cm und 42 cm erhältlich. Der klassische Vorbauwinkel lässt sich über Einsätze (Shims) für einen 1 ⅛-Zoll Gabelschaft um plus oder minus 2° variieren. Ohne die Einsatzhülse passt der Rennradlenker dann auf 1 ¼“-Schäfte, wie sie unter anderem von Canyon und Giant verwendet werden.
Bei der Lenkerbreite folgt Pro dem Trend zur schmaleren Größenwahl. Die Breitenangaben geben dem Griffabstand (Mitte-Mitte) an den Hoods wieder. Ein leichter Flare von 5° macht den Griff im Unterlenker etwas breiter. Ein interessantes Zubehör sind optionale Griffstücke aus TPE für den Unterlenker, die das Lenkerband ersetzen können. Sie sind etwas angeschrägt, ähnlich wie die Form, die wir bereits beim Test des SQLab 312 R Lenkers als angenehm empfanden. Sie sollen ab November erhältlich sein.
=> SQLab 312 R Rennradlenker im Test
Mit einem Gewicht von 390 g liegt das Aero-Cockpit etwa auf dem Niveau einer mittelleichten klassischen Vorbau- und Lenkerkombi und ist vergleichbar etwa mit dem Canyon HS31 Aero-Cockpit.
Erster Testeindruck Pro Vibe Evo
Optisch zeigt das neue Pro Vibe Aero-Cockpit Kante. Die Formen erinnern damit sowohl an das aktuelle Auto-Design, wo gerne Rundes mit Kanten kombiniert wird, als auch etwas an Science-Fiction. Damit hebt es sich auf den ersten Blick von anderen integrierten Rennradlenker-Kombinationen ab. Letztlich orientiert sich die Form aber an der Ergonomie. Auffällig von oben sind die kantige Oberlenkerbiegung ebenso wie der breite Übergang zu den Hoods. Aber auch der breite Vorbau fällt ins Auge.
Funktioniert’s? Testen konnte ich das auf zwei längeren Ausfahrten im Hochgebirge mit dem Pro Vibe Evo über je 3 Stunden mit Shimano Di2-Schalthebeln. Erster Befund: Im Wiegetritt und im Sprint ist das Aero-Cockpit ausgesprochen verwindungssteif, was eine gute Grundlage für die Lenkpräzision legt. Dennoch bleibt es am Oberlenker vergleichsweise bequem, wenn es einmal holprig wird; ob es am Silikoneinsatz liegt oder am Carbon-Layup – schwer zu sagen.
Zweiter Befund: Eine der zwei neuen Griffpositionen stellt sich für mich auf dem Testrad mit eher großer Überhöhung vom Sattel zum Lenker als meistgefahrene bei ruhiger Gangart heraus: Der Griff an die Biegung. Weil der Übergang zu den Hoods so gut gelöst ist und der Winkel der flachen Seite so gut passt, liegt die Handfläche hier sehr bequem. Das Silikon hält die Hände dabei ausgezeichnet am Platz, auch wenn sie nur locker ohne Handschuhe aufliegen. Wenn man viel schwitzt, wird es aber rutschiger – dann sind Handschuhe gefragt. Weit besser als das übliche blanke Carbon bei solchen Aero-Lenkern ist es allemal. Wie die Fläche des Oberlenker angewinkelt ist, passt gut zu einer sportlichen Sitzposition.
Wirklich ein Pfund, mit dem das Pro Vibe Aero-Cockpit wuchern kann, ist der Übergang zu den Schaltbremshebeln, der getrost als perfekt bezeichnet werden kann. Für die Verfolgerposition an den Hoods gab es nicht viele Gelegenheiten, aber der Halt war auch hier sicher. Der Griff an den Unterlenker schließlich bringt noch einmal eine fühlbar tiefere Sitzhaltung. Mit 135 mm Drop liegt der Unterlenker auch eher im Semi-Kompakt-Bereich. Interessant war, dass besonders am Unterlenker der Flex gefühlt geringer war als bei den mir bekannten traditionellen Vorbau-Lenker-Kombinationen. Weniger Verbindungen, weniger Verwindungen könnte man schließen. Ein Fragezeichen steht darüber, wie lange die Verklebung des Silikon-Pads mit dem Lenker dem Alltag standhält. Es soll aber als Ersatzteil erhältlich sein.
Fazit von Rennrad-News.de
Mit dem neuen Pro Vibe Evo hat die Shimano Komponenten-Marke auf den ersten Eindruck ein starkes Stück abgeliefert: Das Aero-Cockpit bietet mehr bequeme Handpositionen und glänzt mit einem makellosen Übergang zu den Schaltbremshebeln. Zudem kann es an vielen Rennrädern die Integration der Leitungen und Kabel ermöglichen und verspricht damit Aero-Vorteile. Der Preis dafür hat es allerdings, auch im Vergleich mit anderen Carbon-Cockpits, in sich.
Pro / Contra
Pro
- Steifigkeit
- Ergonomie
- Übergang zu den Schaltbremshebeln
- Mehr bequeme Griffpositionen
- Viele Integrationsmöglichkeiten
Contra
- Preis
- Schaltbremshebel-Position fixiert
- Winkel und Längen fixiert (im Vergleich zu separatem Lenker/Vorbau)
- Bei Lenkeraufsätzen auf Pro fixiert
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