Es ist wieder Gewitterzeit. Das bedeutet, dass sich die Wetterlage extrem schnell ändern kann und du als Radfahrer nicht nur buchstäblich schnell im Regen stehst, sondern es im Freien auch schnell ernsthaft gefährlich werden kann. In diesem Artikel möchten wir dir einige Informationen an die Hand geben, wie du dich im Wald, am Berg und generell unter freiem Himmel verhältst, wenn ein Gewitter naht oder gerade stattfindet.

Fahrradfahren ist unser Lieblingshobby. Es findet in der Natur statt, macht Spaß und dem tut schlechtes Wetter nicht per se einen Abbruch. Aber aus aktuellen Anlass möchten wir dir ein paar Tipps zum Thema „Verhalten im Wald“ mitgeben. Wir reden über das Thema Gewitter. Die sind zwar faszinierend, aber auch ziemlich gefährlich. Blitz, Donner, heftiger Regen und starker Wind – das alles kann dir ordentlich zusetzen. Besonders Blitzeinschläge, herabfallende Äste und die plötzliche schlechte Sicht sind riskant bis lebensgefährlich für jeden Biker. Hier die wichtigsten Do’s und Dont’s.

Was du bei einem Gewitter als Radfahrer tun solltest

Es gibt zwei Orte, an denen man sich während eines Gewitters aufhalten sollte: ein festes Gebäude oder ein Auto. Bei Letzterem gilt allerdings zu beachten, dass man im Auto nicht auch zwingend vor Sturmböen geschützt ist. Außerdem sollte man bei Extremwetter niemals unter Bäumen parken (Gefahr von abbrechenden Ästen, Bäumen) und nicht in Unterführungen, Senken oder an Straßen am Hang stehen (Gefahr durch Überschwemmung, Flutung oder Erdrutsch).

Ab jetzt heißt es allerspätestens: Besser Schutz suchen.
# Ab jetzt heißt es allerspätestens: Besser Schutz suchen. - (Foto aus Lemgo im Sommer 2019)

Was du bei einem Gewitter als Radfahrer auf keinen Fall tun darfst

  • Dich auf erhöhten Punkten und Berggipfeln aufhalten Wenn du auf einem Gipfel oder Bergrücken bist, mach dich so schnell wie möglich runter. Blitze schlagen oft in die höchsten Punkte ein. Also, nix wie weg in tiefer gelegene Bereiche!
  • Unter einem Baum Schutz suchen „Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen“ reimt sich zwar toll, ist aber falsch! Während eines Gewitters sollte man nie unter einem einzelnen Baum Schutz suchen – Blitzeinschläge und herabfallende Äste sind ein hohes Risiko. Ist man gerade im Wald, sollten freistehende Bäume gemieden und im besten Fall eine Schutzhütte aufgesucht werden.
  • Dich in offenem Gelände aufhalten So ziemlich der Worst Case. Hier gilt: Soweit möglich eine Senke aufsuchen und sich dort in der Hocke zusammenkauern. Eine isolierende Unterlage (Bike-Rucksack beispielsweise) sorgt für weniger Kontakt zum Boden. Nicht hinlegen!
  • Metallgegenstände in der Nähe Entferne dich von deinem Bike – außerdem solltest du möglichst wenig metallische Teile an dir tragen.
  • … einfach weiterfahren Das ist keine gute Idee –  im Wald und auf offener Fläche wird es (siehe oben) gefährlich. Besser: Schutz suchen und abwarten.

Hilfreiche Wetter-Apps

Werden die Wolken richtig dunkel oder siehst du bereits Regenvorhänge am Horizont, ist das ein ganz klares Zeichen, dass es nass ist und gefährlich werden kann. Eine gute Wetter-App kann hier schon (und bereits bei der Planung der Tour) sehr hilfreich sein:

  • WarnWetter Wir empfehlen beispielsweise die DWD WarnWetter App vom Deutschen Wetterdienst (DWD Wetter App im App Store | DWD Wetter App im Playstore), die in der günstigen Bezahlvariante ein sehr präzises Wetterradar anzeigt
  • Blitze in Echtzeit Hierfür gibt es Lightning Maps. Zeigt Gewitter in Echtzeit an und gibt so einen guten Überblick über das aktuelle Geschehen
  • Ein wichtiger Hinweis dazu trotzdem: Insbesondere Gewitter sind oftmals nicht einfach vorherzusagen. Verlassen darf man sich daher auf keinen Fall ausschließlich auf die App!
Die DWD WarnWetter App bietet eine sehr gute Übersicht und ein Regenradar.
# Die DWD WarnWetter App bietet eine sehr gute Übersicht und ein Regenradar.

Tipps für deine Sicherheit bei Gewittern

Vorbereitung ist alles

  • Wettervorhersage checken Behalte immer die Wetterlage im Auge, bevor du losfährst. Besonders Gewitterwarnungen sind wichtig – grundsätzlich sollten (nicht nur für Wetterwarnungen) die Apps KATWARN oder NINA installiert sein. Siehe auch den Punkt Wetter-Apps oben!
  • Früh starten Am besten früh losfahren und vor dem Nachmittag wieder zurück sein – da sind Gewitter seltener.

Wenn das Gewitter naht

  • Blitz und Donner zählen Zwischen Blitz und Donner zählen – jede Sekunde entspricht etwa 300 Metern. Unter 30 Sekunden? Dann ist das Gewitter weniger als 10 Kilometer weg. Ab in Deckung!
  • Sicherheitsposition: Du hast keine Schutzmöglichkeit, wie oben beschrieben? Dann geh in die Blitzschutzposition: Hock Dich hin, Füße zusammen und Hände über die Knie. Isolierendes Material unterlegen. Nicht stehen oder hinlegen!

Nach dem Gewitter

  • Wetter beobachten: Auch nach dem Gewitter das Wetter weiter im Auge behalten – oft folgt noch ein Zweites oder mehr Regen. Checke auch dein Wetter-Radar!

FAQ und Tipps für Radfahrer bei Gewitter

Wie erkenne ich, dass ein Gewitter naht?

Wenn der Himmel nicht vollkommen bewölkt ist, sind Wolken, die ein Gewitter ankündigen, relativ gut zu erkennen. Im Gegensatz zu beispielsweise „klassischen Schäfchenwolken“ wächst eine Gewitterwolke recht mächtig und „blumenkohlartig“ in die Höhe. Das sogenannte reife Stadium erkennt man am „Amboss“ – die Wolke kann ab einem bestimmten Punkt nicht mehr in die Höhe wachsen und dehnt sich dann in die Breite aus. Merke: Blumenkohlwolke plus Breite in der Höhe = das wird wohl ein Gewitter werden.

Wichtiger Hinweis: Weil Luftmassen in die Gewitterwolke gesaugt werden, scheinen diese häufig gegen die Windrichtung zu ziehen. Verlass dich niemals darauf, dass eine Gewitterzelle von dir wegzieht, nur weil der Wind aus der entgegengesetzten Richtung kommt.

Ziemlich nah ist das Gewitter natürlich dann, wenn die Wolken dunkel werden, es auffrischt und der Wind zunimmt – außerdem natürlich, wenn es anfängt, in der Ferne zu grollen. Das sind sichere Anzeichen, dass ein Gewitter im Anmarsch ist. Wichtig: Die Erklärung oben bezieht sich auf Wärmegewitter – es gibt auch noch Frontgewitter. So unterscheiden sie sich:

  • Wärmegewitter entstehen durch Erwärmung der bodennahen Luft an heißen Tagen, sind lokal und kurzlebig.
  • Frontgewitter entstehen durch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Luftmassen (meist Kaltfronten), betreffen größere Gebiete und können länger andauern.

Wie gefährlich ist ein Blitzschlag beim Radfahren?

Ein Blitzschlag ist immer lebensgefährlich. Er kann schwere Verbrennungen, Herzstillstand und andere Verletzungen verursachen. Auch indirekte Blitzschläge sind gefährlich wegen der elektrischen Spannungen im Boden – daher wenn möglich, etwas Isolierendes unterlegen, wenn du kein Auto oder festes Gebäude aufsuchen kannst.

Kann ich mein Handy während eines Gewitters benutzen?

Handys sind okay, solange sie nicht an eine Stromquelle angeschlossen sind. Aber verlasse dich nicht auf den Empfang – der kann durch das Gewitter gestört sein.

Welche Ausrüstung ist bei Gewitter besonders wichtig?

Die, die du auch generell mitnehmen würdest, wenn du Regen erwartest: Ein wasserdichter Rucksack samt Erste-Hilfe-Set, Notfallreparaturset, Pumpe, Ersatzschlauch und Notfallpfeife.

Hat dich beim Biken schon einmal ein Gewitter überrascht?

  1. benutzerbild

    floville

    dabei seit 08/2009

    Ich gehöre zum Team: Radfahrt wegen möglichem Gewitter verschieben tun nur Luschen, um mich dann vom Privattaxi abholen zu lassen.

    1x stand ich etwas ungünstig unter einer Bahnstrecke (Stromleitungen und -mäste), aber sonst wäre ich im Starkregen auf offenem Feld unterwegs gewesen oder gestanden. Unter der Bahnstrecke blieb der Boden halbwegs trocken, da redete ich mir ein, dass das ein Vorteil ist.

    Und letztens war die Wettervorhersage falsch, das Gewitter kam früher als erwartet (MdRzA). Dank Lightning Maps eingesehen, das man nicht zwischen zwei Gewitterfronten durchradelt, weil auch abseits der Gewitterzentren Blitze runtergehen. In meinem Fall auf der Strecke vor mir. Hinterher festgestellt das auf der Strecke „nur“ dieser eine Blitz runterging. Unterbewusst das meiste richtig gemacht, nur nächstes mal noch Füße hoch auf die Bank in der Bushaltestelle, bis die bessere Hälfte kommt.

    P.S. Bei banaler Winterkälte hocke ich auf dem Hometrainer 🤪 Aber ok, da hadert man dann mit den Infektionen rum und ob es nicht besser wäre, diese erst auszukurieren.

  2. benutzerbild

    Thomas

    dabei seit 01/2004

    Lightning Maps ist genial. Und auch wenn man bei Gewitter nur Zuhause sitzt, hat das was echt Meditatives 🙂
    haha, da bin ich auch dabei. Ich finde das auch sehr faszinierend 🙂
  3. benutzerbild

    Chris 5000

    dabei seit 06/2022

    Früher™ hat man so etwas von den Eltern gelernt ... 🙄
    Früher hat man auch gesagt: "Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen." smilie
  4. benutzerbild

    TobiasM42

    dabei seit 01/2020

    Hatte noch keinen Blitzeinschlag; aber schon einen Blitzschaden am Rad.
    Hab nämlich meinen Fahrrad-Computer wegen Gewitter verloren 🙂

    Das ging so: Ich kam gerade auf dem Gipfel des Dollberg an (Höchster Berg Saarland wenn Heimatkunde fehlt). Und da hörte ich den ersten Blitz ...
    Nu is das ding da ob bewandelt und nur Single-Trails und es war so ~2 Nachts. Mein Routen-Planner hatte sich aber irgendwie entschieden erstmal ein Stück direkt durch den Wald zum nächsten richtigen Forstweg zu schlagen.
    Mit Nacht und Blitz bin ich ich dem also erstmal queer durch den Wald gefolgt (hauptsache runter!) und irgendwo als ich mich durch dichte Büsche durchkämpfte musste ist mir der Fahrrad-Computer wohl aus der Halterung gesprungen.


    Abgesehen davon ist es doch eigentlich sehr Selten. In den letzten ~10 Jahren kann ich mich an 3 Gewitter erinnern wo ich mir sorgen gemacht hab weil sie nahe waren. 1x Schweden; 1x der Dollberg siehe oben und 1x das oben schon erwähnte bei Dresden letztes WE.

  5. benutzerbild

    Leander_Taner

    dabei seit 11/2011

    Also ich hatte mir vor Angst schon öfters eingeredet, dass ich doch ein schönes Leben hatte, falls es jetzt vorbei wäre. Gerade wenn ich es nicht mehr rechtzeitig nach Hause schaffe und die ersten Blitze runtergehen. Im Mittelgebirge bei uns ist man schon öfters mal die höchste exponierte Stelle weit und breit. Gerade zu meinem Dorf muss ich über eine unbewaldete Kuppe fahren. Sehr mulmiges Gefühl.

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