Der heutige Renner der Woche ist ein Stück deutsch-amerikanische Rennradgeschichte. US-Rahmenbaulegende Ben Serotta vermachte das Serotta Team Coors einst Florian Wiesmann, der damals dort lernte und heute selber eine deutsche Rahmenbau-Institution ist. Und wie das Serotta von dort ins Forum kam, ist ebenfalls mit einer bekannten Anekdote verbunden. Viel Spaß mit diesem technisch und geschichtlich spannenden Renner der Woche.
Renner der Woche
Serotta Team Coors Light 1992, 59 cm, Stahl gemufft (Columbus / Serotta CC Colorado Concept), cutrofiano
Rennrad-News.de: Hallo cutrofiano. Wie bist Du zu dem Rad gekommen, das wir heute als Renner der Woche vorstellen? Warum hast Du Dich für genau diesen Aufbau entschieden?
Ich habe den Rahmen 1999 vom Fahrradbauer Florian Wiesmann als Gegenleistung für die juristische Unterstützung in einem Markenrechtsstreit gegen die Fa. Wiesmann Autosport („Wiesmann roadster“) geschenkt bekommen. Florian Wiesmann hat sein Rahmenbau Handwerk bei Dave Kirk von Serotta in Saratoga Springs (Upstate New York) erlernt und seinerzeit den Rahmen als Abschiedsgeschenk bekommen…
Was zeichnet das Rad für Dich besonders aus? Wenn es ein Selbstaufbau oder Tuning ist: Worauf hast Du besonders geachtet?
Der handwerklich perfekt gemachte Stahl-Rahmen, in dem sich viele originäre Ideen von Ben Serotta umgesetzt finden, wie etwa der S-bend Hinterbau oder die konisch verlaufenden Rohre mit Vergrößerung zum Tretlager hin, fällt natürlich besonders durch die Farbkombination und die zahlreichen Sponsoren Schriftzüge als Profi-Arbeitsgerät auf. Die Rohre sollen von Columbus speziell für Serotta nach dessen Vorstellungen gefertigt worden sein, der Name „Colorado Concept“ war inspiriert von der Straßenweltmeisterschaft 1986 in Colorado Springs.
Da das Team, anders als noch im Vorjahr, 1992 von Campagnolo gesponsert wurde, habe ich den Rahmen natürlich mit den beim Wiederaufbau aktuellen Campagnolo Teilen (Record 10-fach Titan) komplettiert. Der originale Cinelli 1A Vorbau mit „Serotta“ Gravur hat sich allen Versuchen, mit dem Lenker eine knarzfreie Liaison einzugehen, hartnäckig widersetzt, weshalb er durch einen stählernen Ritchey Comp (seinerzeit gekauft noch beim „echten“ Brügelmann) mitsamt schwarzem Ritchey WCS Lenker ersetzt wurde – seither ist Ruhe im Gehörn. Als Laufräder kamen natürlich auch nur klassisch gespeichte Räder in Frage, in dem Fall Mavic SUP, 36 Loch, mit Alu Nippeln, außer auf der Zahnkranzseite am Hinterrad. Der Selle Italia Flight Titan-Sattel wurde seinerzeit ungefragt gelb rot bestickt geliefert, was mich im ersten Moment geärgert, sich dann aber natürlich als perfekt passend zum gelb-roten Rahmen erwiesen hat.
Bleibt jetzt alles so oder wird es weitere Ausbaustufen geben?
Als Reifen sind aktuell graue Michelin „Service Course“ mit Latex-Schläuchen montiert. Die letzte Modifikation waren eine lange Titan Schraube für den Konus des Ritchey Vorbaus und eine 12 – 27 Record 10-fach Titan Kassette (schwer zu bekommen und teuer, das hätte sich 1992 keiner getraut, damit zu einem Rennen zu erscheinen :-). Das bleibt jetzt alles so.
Was wiegt Dein Renner der Woche?
9,2 kg.
Wo fährst Du mit diesem Rennrad? Welche Rennen, RTF oder andere Veranstaltungen hat es schon bestritten?
Ich bin L’Eroica Fan, dafür ist das Serotta aber zu jung. Dort starte ich mit meinem Peugeot 1978er PY10 C.
Wie würdest Du das Fahrverhalten des Rades charakterisieren?
Nervös.
Wie und wann bist Du zum Rennradfahren gekommen?
Als Zehnjähriger = 1975, weil ich es cool fand und es im Hochschwarzwald jede Menge Berge zum Bezwingen gibt :-).
Wie würdest Du Dich jetzt selbst als Rennradfahrer charakterisieren?
Old school – und was ich bergauf nicht reiße, hole ich mir bergab :-).
Wie bist Du zum Forum von Rennrad-News gekommen?
Beim Googeln zu fachlichen Fragen.
Was macht für Dich den Reiz des Rennradfahrens aus?
Die Verbindung von konzentrierter Anstrengung, Natur und Spaß an Technik. Außerdem die Begeisterung für den Profi-Radsport.
Dein Verhältnis zur Radbranche – immer das Neuste oder am liebsten noch mit Rahmenschalthebel?
Meinen Stahlklassikern treu.
Technische Daten: Serotta Team Coors Light 1992, 59 cm, Stahl gemufft (Columbus / Serotta CC Colorado Concept)
Rahmen: Serotta Team Coors Light 1992, 59 cm, Stahl, gemufft (Columbus / Serotta CC Colorado Concept)
Gabel: Stahl, gemufft, Sponsor Aufdruck längs der Gabelscheiden: Columbus, auf dem Steuerrohr fehlt aber die typische Columbus Prägung
Schalthebel: Campagnolo Record Ergopower 10-fach Carbon
Umwerfer: Campagnolo Record 10-fach Titan
Ritzelkassette / Abstufung: Campagnolo Record 10-fach Titan 12 – 29 (geändert 22.02.21.)
Tretkurbel / Abstufung / Innenlager: Campagnolo Record 10-fach Alu, 53 – 39, Kurbel 172,5, Innenlager Campagnolo Record 10-fach Titan
Pedale: Campagnolo Record Pro-fit Titan
Kette: Campagnolo Record 10-fach
Bremsen: Campagnolo Record 10-fach Alu, vorne Dual Pivot, hinten klassisch
Laufräder: Campagnolo Record 10-fach, Mavic Open S.U.P. CD
Reifen: Michelin „Service Course“ 622-23
Sattel / Sattelstütze: Campagnolo Record Titan 27,2
Vorbau / Lenker: 1″ Ritchey Comp Stahl 120 mm, modifiziert mit Titan Konus-Schraube
Lenkerband: Rose Microfiber
Sonstiges (Licht, Gepäckträger, Dynamo, integrierte Funktionen): k.A.
Über den Renner der Woche
Ihr habt auch ein Rad, dass sich in dieser ehrenhaften Galerie der schönsten Rennräder aus dem Forum sehen lassen könnte? Dann macht doch einfach mit. Wir zeigen nicht nur edle, sondern auch einfach spannende Bikes und es geht immer auch um ihre Geschichte und Besitzerinnen und Besitzer. Lust bekommen? Lest euch die Regeln für folgendes Album durch und ladet ein Bild in selbiges hoch. Viel Erfolg! Hier zu den Regeln: fotos.rennrad-news.de/p/455915 / Das Album findet ihr hier: Renner der Woche Fotoalbum.
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