Die Traditionsmarke Time erlebt derzeit turbulente Zeiten. Der Renner der Woche stammt von einem eingeschworenen Time-Fan und gelegentlichen Autor bei Rennrad-News: ein individuell aufgebautes Time Alpe d’Huez 01 von 7,2 kg. Viel Spaß mit der Geschichte dieses Rennrades.
Renner der Woche
TIME Alpe d’Huez 01 2019, Size M, Carbon, hokmann
Rennrad-News.de: Hallo hokmann. Wie bist Du zu dem Rad gekommen, das wir heute als Renner der Woche vorstellen? Warum hast Du Dich für genau diesen Aufbau entschieden?
Erstmal „Danke“ für die Gelegenheit, das Rad hier vorzustellen. Ich hatte seit 2009 immer ein Time im Fuhrpark, die Marke hat eine tolle Historie vor allem bei Carbon. Sie produzieren immer noch sehr aufwändig ihre Carbongewebe im sogenannten Resin Transfer Molding (RTM) Verfahren selbst, dazu gibt es auch ein beeindruckendes Video im Netz. Leider hatte mein letztes NXR einen Riss überm Tretlager, wurde aber durch Time anstandslos gegen diesen Alpe d’Huez 01 getauscht. Ich konnte mir sogar die Lackierung aus 5 Varianten aussuchen. Da ich neben Historie und „Markentreue“ Spaß an aktuellen technischen Entwicklungen habe, wollte ich – trotz einiger Kritik auch im Forum – eine SRAM AXS Gruppe verbauen.
=> Hier findet ihr die Vorstellung der SRAM Force eTap AXS auf Rennrad-News
Was zeichnet das Rad für Dich besonders aus? Wenn es ein Selbstaufbau oder Tuning ist: Worauf hast Du besonders geachtet?
Mir war besonders wichtig, dass der Rahmen als Herzstück des Rades zur Geltung kommt. Das klar lackierte Modell mit viel Carbon-Dekor und der dezenten französischen Tricolore gefiel mir am besten, weil es die Brücke schlägt vom legendären VXRS zu einem modernen Rahmendesign. Viel Carbon, toll verarbeitet – das soll man sehen. Es sollte insgesamt ein Rennrad werden, das auf den ersten Blick mit Felgenbremsen relativ klassisch daherkommt, aber seine Besonderheit und für mich seinen Reiz in den Details entfaltet.
Bleibt jetzt alles so oder wird es weitere Ausbaustufen geben?
Nach den ersten Kilometern habe ich keinen Bedarf etwas grundsätzlich zu ändern, das Rad geht bergauf und bergab richtig gut, schnelle Kurven sind ein Traum. Ich muss mal sehen, wie die July 21 Bremsen sich langfristig bewähren. Der erste Eindruck war sehr gut, es gibt aber – freundlich gesagt – sehr unterschiedliche Meinungen zu denen, wobei auch eine saubere Montage eine entscheidende Rolle für die Funktion zu spielen scheint. 😉 Die Latexschläuche fliegen bei Gelegenheit raus, ich bin einfach kein Typ für tägliches Nachpumpen. Das Lenkerband wird ebenfalls noch gewechselt, aber der Markt für schwarzes Lenkerband ist aktuell anscheinend zusammengebrochen. Eventuell steht mittelfristig noch ein zweiter Laufradsatz an mit ca. 35 mm Felgenhöhe.
Was wiegt Dein Renner der Woche?
In der aktuellen Konfiguration 7,2 Kg mit Pedalen.
Wo fährst Du mit diesem Rennrad? Welche Rennen, RTF oder andere Veranstaltungen hat es schon bestritten?
Es ist kein reines Sonntagsrad, aber ganz klar ein Schönwetterrad für chillige Runden oder schnelle Gruppenausfahrten im Verein. Für schlechte Bedingungen habe ich andere Räder. Bislang war ich damit nur bei uns im Bergischen Land unterwegs, so viele Veranstaltungen gibt es aktuell ja nicht.
Wie würdest Du das Fahrverhalten des Rades charakterisieren?
Sehr laufruhig und fahrstabil, auch ich schnellen Abfahrten. In Kurven agil und spurtreu. Erstaunlich komfortabel ohne aktive Dämpfungselemente. Also insgesamt so, wie man es von einem Hersteller erwartet, der mit Carbonfasern umgehen kann.
Wie und wann bist Du zum Rennradfahren gekommen?
Ich hab schon 1977 Didi Thurau auf meinem ersten roten Bauer nachgeahmt, dann geriet der Radsport zugunsten des Schwimmens ins Hintertreffen. Ein kurzer Umweg über den Ende der 80er Jahre in Deutschland aufkommenden Triathlon mit der Erkenntnis, dass ich Laufen richtig doof finde, brachte mich dann wieder verstärkt aufs Rennrad. Nach einigen Aufs und Abs bin ich seit 2000 sehr konstant dabei und auch im Verein RTC DSD in Köln engagiert.
Wie würdest Du Dich jetzt selbst als Rennradfahrer charakterisieren?
Das frage ich mich manchmal auch. Sprinter bin ich definitiv nicht, ein Bergfloh sicher ebenfalls nicht mit meinen über 80 Kilo. Grundsätzlich bin ich eher im Ausdauerbereich unterwegs. Meine Stärke ist, lange Strecken mit gleichmäßig hohem Druck zu fahren und ich regeneriere ziemlich gut. Daher war ich mehrmals bei Trondheim – Oslo im Teamwettbewerb am Start, bin aber auch beim Ötztaler schon unter 8:30 Std. geblieben. Mir liegen die Strecken der Frühjahrsklassiker und generell die Mittelgebirge sehr am Herzen, da fühle ich mich wohl, auch wenn es über 10 % Steigung echt weh tut.
Was ist deine persönliche Lieblings-Trainingsrunde?
Alle Touren aus der RTC DSD Collection, insbesondere natürlich unser vereinseigener Klassiker im Bergischen Land.
Wie bist Du zum Forum von Rennrad-News gekommen?
In meinem Alter ist man mit Foren aller Art aufgewachsen. Im Rennradbereich gab es de facto nur zwei gute Foren als Informationsquellen und Rennrad-News ist einfach das bessere Forum.
Was macht für Dich den Reiz des Rennradfahrens aus?
Dass man förmlich spüren kann, wie auf einem guten Belag jede Kurbelumdrehung unmittelbar in Vortrieb umgewandelt wird. Und die Möglichkeit, aus eigener Kraft auch lange Distanzen bei gleichzeitigem Naturerlebnis zu überwinden.
Dein Verhältnis zur Radbranche – immer das Neuste oder am liebsten noch mit Rahmenschalthebel?
Ich finde beides interessant. Technischer Fortschritt ist toll. Unser Selbstversuch letztes Jahr auf dem Klingenring in Solingen mit zwei Rennrädern, zwischen denen 60 Jahre technische Entwicklung lagen, war überaus aufschlussreich. Natürlich treiben es einige Hersteller auf die Spitze, aber Innovation entstand immer auch durch Ausprobieren und Ausreizen des Möglichen bis hin zu kompletten Fehlentwicklungen. Häme finde ich da übrigens ebenso unangebracht wie – was ich manchmal beobachte – seine Überlegenheit daraus abzuleiten, dass man weiter klassisches Material fährt. Ich mache zwar nicht alles mit, aber ich fahre grundsätzlich fast alle Marken und alles an Komponenten, was ich interessant finde und technisch sinnvoll finde.
Technische Daten: Time Alpe d’Huez 01 2019, Size M, Carbon
Rahmen: Time Alpe d’Huez 01 2019, Size M, Carbon
Gabel: Time Carbon
Schalthebel: SRAM Red AXS 2×12
Umwerfer: SRAM Red AXS
Ritzelkassette / Abstufung: SRAM, 12s, 10-33
Tretkurbel / Abstufung / Innenlager: Rotor ALDHU InPower 48/35
Pedale: Speedplay Zero Titan
Kette: SRAM Force Flattop 12s
Bremsen: Fouriers July 21
Laufräder: DT Swiss PR 1400 Oxic
Reifen: Continental 5000, 25mm
Sattel / Sattelstütze: Time
Vorbau / Lenker: Ritchey WCS C220 mit Streem III
Lenkerband: NoName (!) schwarz
Sonstiges (Licht, Gepäckträger, Dynamo, integrierte Funktionen): k.A.
Über den Renner der Woche
Ihr habt auch ein Rad, dass sich in dieser ehrenhaften Galerie der schönsten Rennräder aus dem Forum sehen lassen könnte? Dann macht doch einfach mit. Wir zeigen nicht nur edle, sondern auch einfach spannende Bikes und es geht immer auch um ihre Geschichte und Besitzerinnen und Besitzer. Lust bekommen? Lest euch die Regeln für folgendes Album durch und ladet ein Bild in selbiges hoch. Viel Erfolg! Hier zu den Regeln: fotos.rennrad-news.de/p/455915 / Das Album findet ihr hier: Renner der Woche Fotoalbum.
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