Nach Massencrash – Kontroverse über Sicherheit im Radsport
Neue Erfindungen im Sicherheitsbereich nehmen ihren Anfang in der Kontroverse. Viele technische Einrichtungen, die wir heute als Standard ansehen, wurden anfänglich belächelt oder gar diffamiert und musste sich erst durchsetzen. Beispiele dafür sind zahlreich wie rückblickend unterhaltsam: Fahrradhelme, Sicherheitsgurte, Airbags … Airbags!
Der Bioracer Bib Shorts Airbag – das nächste große Ding?
Bereits 2019 forschte ein Team um Bert Celis, Sam Ratajczak und Stijn Vanvolsem beim Bekleidungshersteller Bioracer an einem Airbag System für Rennradsportler. Dieses ist in einer Bib Shorts integriert und bläst sich, ähnlich wie der schwedische Airbag-Helm Hövding bei einem Sturz blitzschnell auf und schützt den Torso des Fahrers oder der Fahrerin beim Aufprall. In einem Video-Beitrag im Belgischen VRT-NWS erklärt Bert Celis seine Erfindung und lädt Jasper Stuyven und Wout van Aert ausdrücklich ein, das System einmal zu testen.
Wir wohnen etwa zwei Blocks entfernt, ich sehe ihn gelegentlich auf der Straße.
Bert Celis – Miterfinder des Bib Shorts Airbags
Auf dem Rücken des Fahrers oder der Fahrerin befindet sich ein System mit einem Sensor und einer CO₂-Patrone. Erkennt dieser Sensor einen Sturz, durchsticht er die CO₂-Kapsel, wodurch sich der Airbag zuerst von hinten unten, sodass die Beckenknochen geschützt werden und dann weiter nach oben und vorn, um Schultern, Brust und Schlüsselbeine. So soll im Bruchteil einer Sekunde die Aufprallenergie bei einem Sturz stark reduziert werden. Ähnliche Systeme kann man einem Rucksack unterbringen, aber im Peloton erscheint eine Hose eher praktikabel.
Obwohl Celis bereits seit 5 Jahren am Bib Shorts Airbag forscht, war das Interesse der Profis bislang nicht groß: Der Belgier vermutet, das zusätzliche Gewicht von etwa 560 Gramm des Systems könne der Grund sein, warum im Profiradsport noch niemand mit der Airbag Shorts unterwegs ist.
Was sagst du zum Airbag aus der Hose?
31 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumTrotzdem 'ne Schnapsidee. Fehlauslösungen können (ab hier bitte mit italienischem Akzent: ) Unfälle, körperliche Verletzungen verursachen oder zum Tod führen.
Die Unfälle im Peloton sind doch gänzlich andere als die der Hobbyathleten.
Die harte Straße ist die gleiche. Dass es im Massensturzknäuel noch etwas chaotischer zugeht und der eine oder andere Freizeitfahrer wohl weniger Geschick bei der Landung an den Tag legt spielt sicherlich eine Rolle, aber in meinen Augen keine übermäßig große.
Das für die Fahrergesundheit schlechtestmögliche Szenario wäre wohl wenn es eine Schutzkleidungsinflation gäbe wie im American Football und sich die Wettkämpfe daraufhin immer weiter in Richtung Straßenbelagspoker entwickeln. Das ist zwar ganz sicher keine zwingende Folge, aber ausschließen würde ich eine derartige Entwicklung auf gar keinen Fall.
Gegen jeden denkbaren Ablauf absichern geht sowieso nur mit im Bett liegen bleiben und ob bei den Pros die Gewichtungen nun ein bisschen anders ausfallen als bei anderen - ja und, welche Konsequenz sollte das haben? Ob ein Stück Schutzkleidung nun bei der einen Gruppe in 10% der Fälle etwas bringt oder bei der anderen in 12% der Fälle, einen entscheidenden Unterschied ob das eher etwas für die einen oder für die anderen ist macht das nicht.
Doof wäre es nur wenn sich herausstellt dass bei der einen Gruppe die Nachteile die Vorteile überwiegen. Durchaus möglich dass ein manchmal fehlauslösender Airbag bei Publikum das selten zweistellige Geschwindigkeiten erreicht viel weniger Schaden anrichtet als das gleiche System bei Publikum bei dem in vergleichbarer Häufigkeit dreistellige Geschwindigkeiten auf dem Programm stehen...
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