Was ist der beste Gravel-Reifen für welchen Einsatz? Welche Arten und Größen gibt es überhaupt und welche Größe ist abhängig vom Bike empfehlenswert? Kaufberatung und Hilfe rund um Gravel-Reifen findest du hier ebenso wie einen Überblick über die Reifen-Neuheiten fürs Gravel Bike.
Schwarz, rund, robust, schnell und griffig. Die Anforderungen an Gravel Reifen reichen vom schnellen Rennreifen für Adrenalin getränkte Ausflüge über Kieswege bis hin zum Pannenschutz bewehrten Pneu fürs Pendeln oder Gravel Bike Abenteuer in unwegsamen und unbekannten Regionen. Und mittendrin Otto-Normal-Gravel Biker:in. Für diese ist das Gros der Gravel Bike Reifen gemacht, das auch in fast jedes Gravel Bike passt. Diese Reifen sollen auf der Straße nicht viel schlechter rollen als Rennrad-Reifen. Aber sie sollen auf festen Kieswegen, feinem Schotter oder auch mal einem Feldweg ein sicheres Gefühl am Lenker geben und mehr Komfort spenden (letzteres bringt allein die Größe). Gleichzeitig dürfen sie in Asphaltkurven auch nicht unsicher machen und sollten einen erhöhten Pannenschutz für den Offroad Einsatz mitbringen.
In der Redaktion sind viele passionierte Gravel Biker und Gravel Bike Tests machen einen großen Teil unserer Rennrad-Tests aus. Die Erfahrung mit den verschiedenen Reifen-Modellen aus den Radtests fließt auch in unserer Gravel Bike Reifentests mit ein.
Zur Übersicht: Gravel Reifen Test 2021
Wegen der größeren Reifenfreiheit eines Gravel Bikes, ist auch die Größenvielfalt bei Gravel-Reifen größer als beim Rennrad-Reifen. Das Spektrum reicht von 650b-Größen für breitere Reifen über klassische 28-Zoll Gravel-Reifen zwischen 32 mm und 47 mm bis zum 29er Gravel-Reifen für Adventure Gravel-Bikes.
Welche Gravel Reifengröße passt, hängt zum einen vom eigenen Gravel Bike ab. Hierzu macht der Radhersteller eine Angabe über die maximale Größe. Hat man die nicht, gilt grob, dass zu beiden Seiten noch 4 mm Luft zwischen Reifen und Rahmen/Gabel sein sollten. Das ist die maximale Begrenzung in der Breite.
Zum anderen zählt der Einsatzbereich: Wohl die meisten Gravel Biker:innen fahren einen Mix aus Straße und Gravel zu mehr oder weniger gleichen Anteilen. Dafür hat sich der 28-Zoll Gravel Reifen als beinahe Standard-Größe herauskristallisiert, zunächst in 40er Breite, jetzt zunehmend auch breiter. Die entsprechenden ETRTO-Angaben für die Größen sind 40-622, 42-622 und 45-622.
Beispiel 40-622:
Die ersten beiden Zahlen (40) geben die Reifenbreite des Reifens an der breitesten Stelle in Millimetern an.
Die nächsten drei Zahlen (622) geben den Innendurchmesser des Reifens in Millimetern an.
Generell gilt: Je mehr Straße, desto schmaler kann der Reifen sein. Wer den Effekt von Aero-Laufrädern nutzen will, sollte darauf achten, dass der Gravel Reifen nicht viel breiter ist als die Felge außen. Je mehr schlechte Wege oder gar Trails im Mix sind, desto breiter ist besser. Außerdem bringt ein dickerer Reifen natürlich immer mehr Komfort – und das in der Regel ohne große Verluste beim Leichtlauf auf der Straße. Die einzelnen Größen und ihr Einsatzgebiet:
Die ganz große Mehrheit der Gravel Bikes kommt ab Werk auf dieser Reifengröße, die den üblichen Rennrad-Laufradsätzen entspricht. Hier gibt es sowohl die größte Modellauswahl als auch die viele Größen. Die gängigsten ETRTO-Größen und ihre besten Einsatzbereiche:
Mit 650b- oder auch 27,5-Zoll Gravel Reifen ging der Gravel Trend Richtung Gelände. Zunächst war die Reifengröße, die vom Mountainbike kam, ein Trick, um breitere Reifen in den Gravel Bike-Rahmen zu fahren, die noch sehr nah am Cyclocross-Bike waren. Ein 47 mm breiter 650b Reifen hat etwa den gleichen Durchmesser wie ein 33 mm breiter Reifen in 28-Zoll. Inzwischen hat sich die Größe als „Road Plus“-Reifen (47-584) etabliert für den komfortablen Einsatz auf Asphalt und dennoch gute Gravelqualitäten wegen der Breite. Häufig kommt sie auch an Reise-Rennrädern, sogenannten Randonneuren zum Einsatz, wo sie schon gang und gäbe war, bevor es MTBs gab. Entsprechend sind die meisten Profile eher für Straßen- und feste Schotterwege ausgelegt.
Die ganz dicken 29-Zoll Gravel Reifen sind noch nicht stark verbreitet. Die ETRTO Bezeichnung für sie lautet 50-622 oder 55-622. Sie sind also mindestens 50 mm breit und passen deshalb nicht in alle Rahmen. Die Profile sind meist klar Offroad orientiert. Auch MTB-Reifen können gefahren werden. Hier findet ihr Gravel Bikes, die mit 29-Zoll gefahren werden können:
Open W.I.D.E
Ghost Fire Road Rage
Canyon Grizl
3T Exploro Race Max
Decathlon Riverside Touring 920
Bulls Trail Grinder
Fast alle Gravel Reifen sind auch Tubeless-Reifen. Das heißt, sie können auch ohne Schlauch gefahren werden. Man erkennt das an Zusätzen wie Tubeless Easy bei Schwalbe (TLE), Tubeless Ready (TLR) oder mehr Kürzeln mit dem Wort „Tubeless“. Gravel Reifen tubeless zu fahren, bringt vor allem Vorteile, wenn man viel offroad fährt. Sie können dann mit geringerem Druck gefahren werden und rollen geschmeidiger, was im Gelände gleichbedeutend mit schneller ist. Auch die Traktion und der Komfort sind mit geringerem Druck besser.
Für 100 % Luftdichtheit benötigen Tubeless Gravel Reifen meist Tubeless Dichtmilch. Die Flüssigkeit wird bei der Montage ins Innere der Reifen gefüllt. Sie kann kleine Durchstiche selbsttätig „flicken“ , muss dafür aber regelmäßig (von 1 bis 6 Monate) erneuert werden.
Kann man Gravel Bike Reifen am Rennrad fahren, beziehungsweise gibt es Gravel Reifen fürs Rennrad? Das kommt auf das Rennrad an. Immer mehr aktuelle Disc-Rennräder, besonders Allroad-Bikes und Endurance-Rennräder, können Reifen bis 32 mm oder 35 mm (35-622) fahren. Es gibt einige Gravel-Reifen Modelle in dieser Größe, aber vor allem eine große Auswahl an Cyclocross-Reifen in Größe 33 mm (33-622). Hier eignen sich besonders die Semi-Slicks für den Gravel Einsatz am Rennrad. Die Gravel Reifen sind – wie man es vom Rennrad gewöhnt ist – häufig Faltreifen. Allerdings ist der Rollwiderstand bei Gravelreifen höher als bei reinen Rennrad-Reifen, das sollte man im Hinterkopf behalten, bevor man sich die Reifen aufs Laufrad zieht.
Der Pannenschutz spielt am Gravel Reifen eine größere Rolle als am Rennrad-Reifen. Neben Splittern und Scherben auf der Straße müssen die Reifen auch mit spitzen, scharfkantigen Steinen fertig werden, die in die Seitenwand schneiden können. Gegen solche Schnitte hilft häufig auch die Dichtmilch im Tubeless Gravel Reifen nicht. Für größtmöglichen Pannenschutz sollten Gravel Reifen deshalb an der Seitenwand verstärkt sein. Wir haben im Gravel Reifen Test den Pannenschutz und Rollwiderstand von 15 verschiedenen Gravel Reifen in den Laboren von Specialized und Schwalbe getestet.