Liebhaber klassischer Rennräder hatten auf der Cyclingworld 2023 viel zu sehen.
Die Ausstellung zur Geschichte des Rennrades versammelte 14 historische Modelle.
Fangen wir mit dem Showstopper der Geschichtsausstellung an - das Pinarello Zeitfahrrad von 2002 von Team Telekom, auf dem auch Jan Ullrich zu seinen Erfolgen im Kampf gegen die Uhr fuhr. Das Jahr, aus dem das Rad stammt, ging allerdings als Ullrichs Problemjahr in die Annalen ein.
Das Pinarello Gavia von 1990 galt seinerzeit als Nonplusultra im Rennradbau - das Showbike war ein Arbeitsgerät von Luca Gelfi bei Team Del Tongo – bei dem Team fuhr auch Sprintstar Mario Cipollini.
Die Campagnolo Delta-Bremsen haben hohen Sammelwert - funktional konnten sie wegen ihrer schlechten Dosierbarkeit nicht glänzen.
Das Gavia ist aus einem Columbus TSX Rohrsatz gefertigt - mit Wandstärken bis hinunter zu 0,6 mm wurde der Leichtbau zelebriert.
Dieses L.B. marque déposée von 1903 eröffnete den Reigen der Ausstellungsräder - 1903 fand die erste Tour de France statt. Sie führte in 6 Etappen über 2.428 km, gefahren wurde Tag und Nacht auf solchen Rädern, ohne Bremsen und Freilauf.
Beziehungsweise diente das Vorderrad als „Latschenbremse“ - der Fuß wurde einfach davor gedrückt.
Dieses Peugeot Rennrad datierte die Ausstellung auf 1912 - Peugeot dominiert damals zusammen mit Alcyon die Tour de France – bei der Tour stehen nun auch die Alpen im Programm.
Über den Antrieb mit Freilauf dürften sich die Rennfahrer sehr gefreut haben.
Auch Bremsen gibt es nun.
„Sieger Wien-Berlin“ war der Beiname dieses Opel-Rennrades, Modell „Nr. 3“ von 1908 - mit diesem Modell wurde 3x die Fernfahrt Wien-Berlin über 580 km gewonnen – Josef Fischer schaffte sie bei der ersten Austragung in 31 Stunden.
Obwohl es damals auch bereits elektrische Fahrradbeleuchtung gab, kam hier noch ein Kerzenscheinwerfer zum Einsatz.
Stempelbremse – die Bremskraft wurde mittels Stangen auf einen Stempel übertragen, der auf das Vorderrad drückt .
Mit dem Diamant Modell 27 fuhren in den 20er Jahren die berühmten Huschke-Brüder - Ein-Etappen-Rennen über bis zu 600 km sind in Deutschland die Hauptwettkämpfe zu dieser Zeit, informierte die Tafel zum Rad.
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Ein Opel ZRIIIDS von 1935 - Opel sponserte ein Werks-Radteam und stellte seinen Rennfahrern Arbeitsgeräte mit besseren Rohrsätzen und anderen Details zur Verfügung.
Jetzt wissen wir, wovon die Canyon Inflite Oberrohr-Form inspiriert wurde.
Das Opel Logo wiederum war von einem Zeppelin inspiriert.
Die Schaltung von Fichtel & Sachs ...
... hatte 3 Gänge.
Ein Alcyon von 1937 - in dem Jahr waren bei der Tour de France erstmals Schaltungen zugelassen. Das Ausstellungsstück gehörte dem Alcyon Werksfahrer Erich Bautz, der in diesem Jahr 5 Tage das Gelbe Trikot trägt.
Der Rahmenschalthebel am Unterrohr ...
... bedient auch hier 3 Gänge, wie beim ähnlich alten Opel Rennrad.
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Ein Helyett Speciale von 1960 - es ist dem Werksfahrer und Straßenweltmeister von 1959 André Darrigade gewidmet.
Die Schaltung mit Umwerfer konnte ...
... am Hinterrad 3-, 4-, oder 5-fach Zahnkränze bedienen.
Bianchi Campione del Mondo vom 1950 - Fausto Coppi fuhr viele Siege mit den Rennrädern aus Italien im ikonischen Celeste-Farbton ein.
Eine andere Radsportlegende ist Eddy Merckx – 525 Siege auf der Straße und 98 auf der Bahn fuhr der Belgier ein - er gründete später seine eigene Radmarke, die Räder wurden aber zunächst von Ugo de Rosa produziert. Das Ausstellungsstück stammt von 1977 und wurde speziell für Bergzeitfahren gebaut.
Vitus von 1986 - es steht für den Einzug des Aluminium-Rahmenbaus im Rennsport. Das Profi Rennrad ist mit den ersten Klick-Pedalen von Look ausgestattet und der sehr leichten Mavic SSC-Gruppe.
Das Cervélo S5 von Wout van Aert rundet den Reigen der historischen Rennräder ab - auf ihm fuhr der belgische Erz-Rivale von Mathieu van der Poel bei der Tour de France ins Grüne Trikot.
In der Halle war das Cervélo S5 von Wout van Aerts Teamkollegen Jonas Vingegaard zu bewundern – in gelber Sonderlackierung zum Tour de France-Sieg.
Auf dem Look T20 Bahnrad wurden ebenfalls schon viele Siege eingefahren - das Rahmenset aus Carbon kommt mit eigener Kurbel und Cockpit für 6.999 €.
Die Look ZED Carbonkurbel ist ebenso aerodynamisch optimiert ...
... wie das Carboncockpit, das den Kräften der Sprint-Elite gewachsen sein muss.
Das Ausfall-Ende zur Spannung ist aerodynamisch verkleidet.
Das Cockpit lässt sich gut anpassen.
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Jaegher aus Gent ist schafft Custom-Rahmen-Unikate - vorwiegend kommt Edelstahl zum Einsatz, edle Komponenten aus Deutschland ergänzen den Aufbau passend.
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My Esel stellte ein Rennrad mit Holzrahmen aus - den Rennesel mit Maßrahmen gibt es ab 7.650 €.
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Veto ist eine Fachhandelsmarke mit fairen Preisen - das Ausstellungs-Rennrad mit Carbonrahmen und Ultegra Di2 2x12 war für 3.999 € ausgezeichnet.
Veto Vertrieb Ra-Co zeigte auch eine mobile Werkstatt ...
... mit kompletter Einrichtung eigener Tools der Marke Cyclus.
Praktische Zugspender nebst Gewindewalze.
Hier können Laufräder sehr genau zentriert werden.
Die Laufradspezialisten von Leeze stellten ein eigenes Aero-Rennrad aus.
Interessante Details waren hier ein eigenes Carbon-Aero-Cockpit ...
... und die Sattelstütze mit einfacher Setback-Anpassung für verschiedene Sitzpositionen.
Die Schuhspezialisten von Lake zeigten individuell lackierte Rennradschuhe.
Auch die Wolltrikots im Retrostyle von Frisch aus Berlin lassen sich farblich tunen.
20 Rennräder von der Cyclingworld 2023
Von der ersten Tour de France bis Van Aert
Auch für Rennrad-Liebhaber lohnte sich der Besuch der Cyclingworld 2023 in Düsseldorf. Schon wegen der Ausstellung über die Geschichte des Rennrades: von Stahl-Klassikern bis zum Pinarello von Ullrich. Und dann gab es für Anhänger der Rennbügel-Kultur in den Hallen des alten Stahlwerkes noch den einen oder anderen Anlass zum Stehenbleiben. Hier kommen die Rennräder der Cyclingworld.
Wenn man bedenkt, dass das Rennrad im Reigen der Fahrradarten die kleinste Rolle spielt, was die Verkaufszahlen angeht (hier zu den Fahhradmarkt-Zahlen 2023 des ZIV), kann man sich schon etwas freuen, dass es auf der ersten großen Messe des Frühjahrs dennoch stark vertreten war. Fahrräder mit Rennbügel, kultiger auch Drop Bar Bikes genannt, waren ganz klar einer der Schwerpunkte auf der Cyclingworld 2023 – neben Lastenrädern, E-Urban-Bikes und einigen wirklich kuriosen Showbikes wie dem schwersten Fahrrad der Welt.
Diashow: XX Rennräder von der Cyclingworld 2023: Warum ist es fürs Rennrad am Rhein so schön?
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So fanden sich nicht nur täglich mehrere Gravel Rides im Rahmenprogramm der Fahrradmesse am Rhein, sondern auch gepflegte Rennradausfahrten, die von lokalen Institutionen wie dem Kult-Radladen Schicke Mütze aus Düsseldorf, dem Cycling Café oder dem Cycling Club Düsseldorf sowie von Herstellern wie unter anderem Cervélo organisiert wurden. Fast schon eine Tradition ist das Fixed Crit im Rahmen der Cyclingworld 2023, das mit Fixies auf einem Rundkurs zwischen den Stahlsäulen des Industrie-Areals ausgetragen wird.
Und als Besuchermagnet – immerhin 23.000 davon zählte die gesamte Messe – entpuppte sich auch die Ausstellung zur Geschichte des Rennrades, bei dem Stahlklassiker-Fans auf ihre Kosten kommen konnten. Fangen wir unsere Fotostory gleich damit an:
13 Rennräder der Geschichts-Ausstellung
Rennrad Show Bikes von heute
Was sagt ihr zu den Rennrädern von der Cyclingworld?
Bildunterschrift:
"Fangen wir mit dem Showstopper der Geschichtsausstellung an - das Pinarello Zeitfahrrad von 2002 von Team Telekom, auf dem auch Jan Ullrich zu seinen Erfolgen im Kampf gegen die Uhr fuhr. Das Jahr, aus dem das Rad stammt, ging allerdings als Ullrichs Problemjahr in die Annalen ein."
In dem Problemjahr 2002 ist Ullrich kein Zeitfahren gefahren, also auch nicht auf dem 2002er Modell. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass er vorher mal mit diesem Modell gefahren ist. Bei der Zeitfahr-WM hatte er ein ähnliches Modell, aber nicht dasselbe. Das hatte z.B. einen Monostay-Hinterbau aus Carbon. Ansonsten hatte er auch 2001 schon Carbonrahmen fürs Zeitfahren.
Hmmm. Ich war da, ich habe das Rad gesehen. Auf dem Rad steht: Jan Ullrich.
Hmmm. Ich war da, ich habe das Rad gesehen. Auf dem Rad steht: Jan Ullrich.
Wir reden von dem Telekom Pinarello Zeitfahrrad? Da ist im Beitrag ja nur eines abgebildet. Mag sein, dass das da drauf steht, aber genau dieses wäre für Ulle wohl auch zu klein gewesen.
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11 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDas schönste der modernen Räder steht auf Bild #27 im Hintergrund 🤩
Danke für den Bericht und die Bilder!
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