Road to Ironman Frankfurt – Teil 9: Nach dem Ironman Frankfurt ist vor dem „King of the Lake“ Zeitfahren am Attersee. Im neunten Teil unserer Serie werfen wir einen Blick auf das eingesetzte Canyon Speedmax CFR und die zugehörige Technik.
Wie schafft man als berufstätiger Familienvater mit 40-Stunden-Job ein ordentliches Finish bei einem Langdistanz-Triathlon über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen? Rennrad-News Redakteur Harald Englert hat den Selbstversuch gemacht und stand am 18. August beim Ironman Frankfurt am Start. In Folge 9 unserer kleinen Serie schauen wir uns das Material für den Bikesplit etwas näher an.
Das Bike
Das Canyon Speedmax CFR ist eines der modernsten und spezifisch entwickeltesten Triathlon-Bikes auf dem Markt. Es ist kein abgewandeltes Zeitfahrrad, sondern wurde konsequent für den Einsatz beim Triathlon entwickelt. Da mir das Canyon schon bei unserem Test des Speedmax CFR im Jahr 2022 sehr gut gefallen hatte, wurde es auch für das „Road to Ironman“ Projekt gewählt.
Die großen Vorteile des Canyon Speedmax CFR sind die gute Einstellbarkeit, die vielen Transportmöglichkeiten für Verpflegung und Notfall-Kit so wie die gute Aerodynamik und die hochwertige Ausstattung. Um eine möglichst perfekte Sitzposition zu finden wurde bei iQ Athletik in Frankfurt am Main ein Bikefitting durchgeführt. Auf was dabei genau geachtet wurde und warum die Sitzposition bei einem Langdistanz-Triathlon anders aussehen kann, als bei einem 20 km langen Zeitfahren könnt ihr im Bikefitting Artikel nachlesen.
Wie die Verpflegung im Rennen stattfand und wie die Getränke und Kohlenhydrate im Rad verstaut wurden, erkläre ich in einem eigenen Artikel, der in den nächsten Tagen folgen wird.
In Sachen Pannenschutz hatte ich das Notfall-Kit von Canyon mit einem Aerothan-Schlauch und zwei CO2 Kartuschen samt Aufsatz und zwei Mini-Reifenhebern im dafür vorgesehenen Fach über dem Tretlager. In der Aufbewahrungsbox im Oberrohr habe ich zusätzlich einen zweiten TPU-Schlauch und ein Minitool untergebracht. Wichtig auch, den Ventilaufsatz für die Scheibe mitzunehmen, sonst steht man am Ende mit einem Platten am Wegesrand und kann den frisch eingezogenen Ersatzschlauch nicht aufpumpen.
Leistungsmessung
Das Canyon Speedmax CFR, das für das „Road to Ironman“-Projekt verwendet wurde, hat von Haus aus einen Powermeter von Rotor an Bord. Da ich jedoch berufsbedingt häufig auf unterschiedlichen Fahrrädern unterwegs bin, habe ich mich dazu entschieden die Leistungsmesspedale Favero Assioma für die Trainingsfahrten und Renneinsätze zu nutzen. Das hatte für mich den Vorteil, dass ich auch bei Trainingsfahrten mit anderen Rennrädern die exakt gleichen Leistungswerte zur Verfügung hatte, wie beim Einsatz auf dem Speedmax.
Selbstverständlich habe ich die Leistungs-Werte der Assioma Pedale, bei den Leistungstests bei iQ Athletik mit deren geeichten Ergometer abgeglichen, um im Training und Rennen nach den „richtigen“ Werten fahren zu können. Zeitlich völlig unpassend ist kurz vor dem Rennen in Frankfurt leider das Problem aufgetreten, dass sich der Spider des Rotor-Powermeters gelöst hat. Da ich so nicht ins Rennen gehen wollte, wurde kurz vor knapp noch mit einem Blitz-Service von Canyon die Rotor-Kurbel gegen eine original Shimano Dura-Ace Kurbel getauscht.
Die Laufräder
Bitte beachten: Die nachfolgenden Ausführungen zu Laufrädern und Reifen sind weder ein Test noch eine Empfehlung, sondern nur die Darstellung und Begründung meiner persönlichen Auswahl. Es gibt viele andere Laufräder und Reifen, die sicher genau so gut oder besser sind. Meine Auswahl wurde auch durch gleichzeitig laufende Produkttests und Verfügbarkeiten beeinflusst.
Original waren auf dem Speedmax CFR bei Auslieferung DT Swiss ARC 1100 Laufräder mit 80 mm hohen Felgen verbaut. Mit diesen bin ich auch bei der Challenge Walchsee an den Start gegangen und kann nur positives von diesem Laufradsatz berichten. Der Grund, weshalb ich für den Ironman Frankfurt auf Zipp gewechselt bin, war die Tatsache, dass wir das neue Zipp Super-9 Scheibenlaufrad zum testen bekommen haben und weil ich ein Freund von Felgen mit großen Maulweiten bin.
Während die DT Swiss ARC 1100 DB 80 eine Maulweite von 20 mm haben und auf Felgenhaken vertrauen, setzt Zipp auf hakenlose Felgen mit einer Innenbreite von 23 mm. In Verbindung mit breiteren Reifen erlaubt das einen geringeren Luftdruck, der wiederum mehr Komfort und einen kleineren Rollwiderstand verspricht.
Konkret bin ich die DT Swiss Laufräder mit 26er Reifen vorn und 28er Pneu hinten tubeless mit einem Luftdruck von 4,8 bar vorn und 4,6 bar hinten gefahren, während ich bei dem Setup mit Zipp und 29er Reifen vorn in Kombination mit 28er Reifen hinten deutlich niedrigere Drücke mit 3,8 bar vorn und 4,0 bar hinten gefahren bin. Der Komfort-Unterschied und der Rollwiderstand sind in erster Linie auf rauem Asphalt zu spüren, auf dem sich der geringere Luftdruck deutlich positiv bemerkbar macht. Wohingegen das DT Swiss Laufrad mit 26er Vorderreifen aufgrund der geringeren Stirnfläche aerodynamisch tendenziell etwas schneller sein dürfte.
Laut Windkanal-Messungen von Swiss Side bringt ein Scheibenlaufrad gegenüber einem guten Laufrad mit 80 mm hohen Felgen eine aerodynamische Verbesserung je nach Geschwindigkeit von rund 1-2 Watt. Das ist zwar nicht extrem viel, aber es bringt auch abgesehen vom höherem Gewicht keine wirklichen Nachteile mit sich. Will man also das schnellste Setup fahren, ist die Scheibe am Hinterrad gesetzt. Zumindest auf recht flachen Triathlon-Kursen wie in Frankfurt oder Roth.
Bereifung
In Sachen Reifen wurde meine Auswahl stark durch die Vorstellung des neuen Continental Aero 111 Reifens beeinflusst. Zunächst, weil ich viele meiner Trainingsfahrten und auch ein Rennen zum Testen genutzt habe und zum anderen, weil mich die Performance in der Praxis nachhaltig überzeugt hat.
Wer schon mal mit 80 mm hohen Felgen auf einem Zeitfahrrad gefahren ist, kennt die unangenehmen Einflüsse, die Seitenwind oder Böen auf die Lenkung haben können. Gerade auch in der Stadt zwischen den Häuserschluchten hindurch, kann es durch kreuzende Straßen oder Schneisen zu plötzlich auftretenden sehr unangenehmen Seitenwinden kommen. Nach vielen Kilometern mit dem neuen Aero 111 – sowohl in 26er als auch in 29er Breite – habe ich den Eindruck, dass er die Momentspitzen an der Lenkung sehr deutlich reduziert und besser beherrschbar macht.
Zudem habe ich nach den positiven Praxiserfahrungen keinen Grund die Aero-Messungen von Swiss Side zu dem neuen Reifen anzuzweifeln und gehe deshalb auch davon aus, dass er einen Aero-Vorteil bringt. Zusammen mit dem einfacheren Handling bei Seitenwind, war dieser Vorderreifen deshalb für mich gesetzt.
Am Hinterrad spielt die Aerodynamik keine Rolle, deshalb ist die Auswahl hier völlig offen. Bei der Challenge Walchsee bin ich einen Schwalbe Pro One mit Aerothan Schlauch auf dem DT Swiss ARC 1100 Laufrad gefahren und empfand das als sehr gut funktionierende und schnelle Kombination.
Im weiteren Lauf des Projektes konnte ich die Continental GP 5000 S TR und GP 5000 TT TR ausgiebig fahren und habe mich schließlich dafür entschieden, den TT TR im Rennen einzusetzen. Gerade im Tubeless Setup scheint mir der etwas geringere Pannenschutz gegenüber dem S TR vertretbar. Dafür kann man den etwas geringeren Rollwiderstand und das niedrigere Gewicht ohne allzu zu großes Risiko mitnehmen. Für das Training ist es hingegen sicher wirtschaftlicher auf den GP 5000 S TR zu setzen, da dieser etliche Kilometer mehr durchhält und ebenfalls sehr gut rollt. Ängstliche Naturen können den S TR natürlich auch problemlos im Rennen fahren.
Da viele Triathleten einen zweiten Laufradsatz mit etwas flacheren Felgen haben, lässt sich auch die Reifenwahl entsprechend anpassen. Ob man lieber Tubeless fährt oder mit Schlauch ist auch ein wenig eine Geschmacksfrage. Vom Rollwiderstand dürfte tubeless in der Regel am schnellsten sein, wobei die neuen TPU-Schläuche auch einen sehr niedrigen Rollwiderstand bieten.
Da ich in den vergangenen Jahren stets gute Erfahrungen mit tubeless gemacht habe, war für mich die Entscheidung klar. Auch wenn es im Falle eines Defektes durch die Dichtmilch eine große Sauerei ist am Straßenrand einen Schlauch einzuziehen. Und ja, das Scheibenlaufrad kommt vermutlich nur zwei oder dreimal zum Einsatz, bis die Dichtmilch eingetrocknet ist, aber für mich überwiegt der große Vorteil, dass ein kleiner Einstich in der Regel gut abgedichtet wird.
Wie sieht euer Set-up für den Renneinsatz aus?
Hier lest ihr alle Artikel zur Serie „Road to Ironman Frankfurt“ auf Rennrad-News
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- Road to Ironman Frankfurt – Teil 9: Bike und Technik für den Radsplit
- Road to Ironman Frankfurt – Teil 8: Das Rennen – Ziel verfehlt aber überlebt
- Road to Ironman Frankfurt – Teil 7: Finaler Pacing-Test zum Rennen
- Road to Ironman Frankfurt – Teil 6: Warum Triathlon-Bekleidung 2.000 € kosten kann
- Road to Ironman Frankfurt – Teil 5: Finaler Race-Test und Trainingsendspurt
- Road to Ironman Frankfurt – Teil 4: Vorbereitungsrennen Challenge Walchsee
- Road to Ironman Frankfurt – Teil 3: Bikefitting und Trainingsintensivierung
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