Road to Ironman Frankfurt – Teil 4: Wie schafft man als berufstätiger Familienvater mit 40-Stunden-Job ein ordentliches Finish bei einem Langdistanz-Triathlon über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen? Rennrad-News macht den Selbstversuch und wird bis zum August regelmäßig über alle Aspekte des Trainings und einer sinnvollen Vorbereitung berichten. Dieses Mal berichten wir vom Vorbereitungsrennen bei der Challenge Walchsee.
Generalprobe mit kleinen Problemchen
Kühler Empfang
„14 Grad und leichter Nieselregen“ – das war die Wetterprognose für meinen ersten Vorbereitungswettkampf am 23. Juni. Eigentlich also mitten im Sommer, doch der Wettergott hatte für uns einen der kältesten Tage in diesem Zeitraum im Programm. Nun ist es ja so, dass man sich nicht vom Wetter beeinflussen lassen sollte, denn man kann es ja ohnehin nicht ändern. Allerdings gehöre ich klar zur Fraktion der Schönwetter-Sportler und habe dann doch meine Schwierigkeiten, wenn es richtig kalt ist, in die Gänge zu kommen.
Immerhin hörte es am Morgen kurz vor dem Schwimmstart auf zu regnen und so war ich dann doch noch guter Dinge für ein tolles Rennen in der einzigartigen und beeindruckenden Landschaft rund um den Walchsee. Die direkte Vorbereitung war nicht problemlos gelaufen, weil ich mal wieder eine kleine Erkältung eingefangen hatte und nicht ganz planmäßig trainieren konnte. Doch dank meiner Trainerin Ronja Klees von iQ athletik konnte ich dennoch das Maximum aus der verbliebenen Zeit herausholen.
Gerade in der Phase vor der Challenge Walchsee war ich sehr froh, dass ich jemand hatte, der sich professionell um meine Trainingsplanung kümmert. Egal, ob ich beruflich ein paar Tage im Ausland unterwegs war oder eine Erkältung die ursprüngliche Planung zunichtemachte. Ronja stellte das Training schnell und passend um und hielt dabei regelmäßig mit mir Rücksprache, um meinen aktuellen Zustand zu checken.
Aus den Trainingseinheiten vor dem Mitteldistanz-Rennen in Walchsee hatten wir zudem zusammen und unter Berücksichtigung meiner Erfahrungen aus den vergangenen Jahren Zielbereiche für Radfahren und Laufen festgelegt. Beim Schwimmen geht es bei mir ohnehin nur ums Überleben und darum, die Distanz ohne Krämpfe in den Beinen bewältigen zu können.
Planmäßiges Schwimmen
Aufgrund der kühlen Temperaturen beim Rennen und im Vorfeld der Veranstaltung durfte beim Schwimmen ein Neopren-Anzug getragen werden. Eine große Hilfe für schwache Schwimmer wie mich, denn der Anzug dient nicht nur dem Kälteschutz, sondern verschafft auch enormen Auftrieb und verbessert damit die Wasserlage deutlich. Zudem kann man die Beinarbeit damit deutlich reduzieren und somit die Muskel in den Beinen ein wenig schonen.
Der bei großen Events übliche Rolling-Start sorgte zudem dafür, dass es auf der Schwimmstrecke nicht komplett chaotisch zuging. Dennoch hatte ich auf den ersten paar hundert Meter so meine Probleme mit den vielen Schwimmern um mich herum. Fast ständig wird man von jemandem berührt, hat einen Fuß im Gesicht oder schluckt Wasser, weil so viele Arme und Beine den See aufwühlen.
Ich ging es also gemächlich an, kämpfte gegen meinen inneren Schweinehund und musste mehrmals die Frage verdrängen, warum ich mir das eigentlich immer wieder antue. Dann fand ich ein paar „gute Füße“, sprich ich konnte im Wasserschatten eines anderen Teilnehmers schwimmen, und fand endlich in so etwas ähnliches wie einen Rhythmus. Am Schwimmausstieg standen schließlich 40:09 Minuten auf der Uhr. Persönliche Bestzeit und ich hatte noch gute Beine.
Aggressiv auf dem Rad
Aufgrund der kühlen Temperaturen hatte ich beschlossen ein dünnes Langarm-Trikot mit Membran über dem Triathlon-Einteiler zu tragen und blieb dem Plan auch treu, als links und rechts neben mir alle mit dem nassen Einteiler aufs Rad stiegen. Für mich persönlich die richtige Entscheidung, denn ich war von Beginn an warm und haderte zu keinem Zeitpunkt des Rennens mit den kühlen Temperaturen.
Auf dem Rad lief alles nach Plan. Mit 196 Watt Normalized Power bewegte ich mich ganz bewusst am oberen Limit unseres Fahrplanes und fuhr für meine Verhältnisse recht hart. Ich wollte wissen, ob es funktioniert und ob ich später beim Laufen Probleme bekommen würde. Auffällig war, dass ich mehrmals andere Teilnehmer bergab und auf flachen Streckenabschnitten relativ mühelos überholen konnte, die mich an späteren Anstiegen wieder „einkassierten“. Ein Indiz dafür, dass entweder mein Aero-Setup nicht so schlecht ist, oder ich lieber schnell fahre als andere.
Wie auch immer, ich konnte die Leistung während der kompletten Distanz gleichmäßig hochhalten und hatte auch keine muskulären Probleme. Zudem funktionierte die Verpflegung wie geplant und ich musste nur einmal kurz vor Ende der Distanz etwas Wasser nachfassen. Zum Thema Ernährung im Rennen werde ich demnächst in einem eigenen Artikel berichten.
Laufen mit 3 Zwangspausen
Der Wechsel vom Rad zum Laufen ging schnell und problemlos und auch die ersten Minuten gingen leicht im geplanten Tempo von rund 4:40 min/km von der Hand. Allerdings nicht lange, denn schon auf Kilometer 3 schoss aus dem Nichts ein Krampf in den rechten Oberschenkel. Eine schmerzhafte Zwangspause von rund 30 Sekunden war die direkte Folge, ehe ich wieder langsam lostraben konnte.
Ein unschönes Erlebnis, das mich leider im weiteren Verlauf noch zweimal mehr zu einem unfreiwilligen Stopp und schließlich auch zu etwas reduziertem Tempo zwang. Irgendwie ging es dennoch immer weiter und ich achtete noch genauer auf ausreichende Zufuhr von Kohlehydraten und Salz. Was letztens Endes sicher auch mit dazu beitrug, dass ich am Ende dennoch mit einem blauen Auge und einigen Minuten extra davonkam.
Weltklasserennen mit Top-Organisation
Ein besonderes Lob muss an dieser Stelle auch den Veranstaltern des Rennens ausgesprochen werden, die sich auch von zwei Stürmen im Vorfeld des Rennens nicht aus dem Konzept bringen ließen, die Wechselzone wieder neu aufbauten und die Veranstaltung schließlich mit über 1.000 Startern alleine auf der Mitteldistanz trotz der erschwerten Bedingungen problemlos abwickelten.
Die Siege bei den Profis gingen übrigens an die Schweizerin Julie Derron mit 4:03:38 Stunden und den Griechen Panagiotis Bitados mit 03:41:42 Stunden. Damit war ich mit einer Gesamtzeit von 05:19:24 Stunden rund 01:38 Stunden langsamer als der Sieger. Dennoch lag die Zeit im Rahmen der Erwartungen und ich bin nicht unzufrieden mit der großen Generalprobe.
Mittlerweile sind schon wieder viele Tage vergangen und ein weiteres, kleines Vorbereitungsrennen steht bereits vor der Tür. Davon werde ich hoffentlich etwas zeitnaher berichten können. Dann folgen in den nächsten Tagen und Wochen auch einige Einblicke zum Thema Ernährung, Technik und der passenden Ausrüstung für Triathlon-Rennen.
Wer von euch plant auch einen Start beim Ironman Frankfurt?
Hier lest ihr alle Artikel zur Serie „Road to Ironman Frankfurt“ auf Rennrad-News
- King of the Lake Attersee – Mitgefahren!: Saisonabschluss mit brennenden Beinen
- Road to Ironman Frankfurt – Teil 9: Bike und Technik für den Radsplit
- Road to Ironman Frankfurt – Teil 8: Das Rennen – Ziel verfehlt aber überlebt
- Road to Ironman Frankfurt – Teil 7: Finaler Pacing-Test zum Rennen
- Road to Ironman Frankfurt – Teil 6: Warum Triathlon-Bekleidung 2.000 € kosten kann
- Road to Ironman Frankfurt – Teil 5: Finaler Race-Test und Trainingsendspurt
- Road to Ironman Frankfurt – Teil 4: Vorbereitungsrennen Challenge Walchsee
- Road to Ironman Frankfurt – Teil 3: Bikefitting und Trainingsintensivierung
- Road to Ironman Frankfurt – Teil 2: Der Renn-Fahrplan plus Bonus steht
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