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Rocky Mountain Solo Gravel Bike im Test
Leichtes Spiel auf schwerem Schotter

Rocky Mountain Solo Test: Das Gravel Bike der kanadischen Kultmarke ging vor Kurzem in seine zweite Generation. Es macht Ernst in Sachen Schotter mit einem neu entwickelten Carbonrahmen-Set und einer Auslegung, die einer MTB-Kultmarke würdig ist – und entpuppte sich im Test als Gravel-Wundertüte im besten Sinne.

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Steckbrief: Rocky Mountain Solo

EinsatzbereichTour, Gravel
RahmenmaterialCarbon
GabelCarbon
Gewicht (o. Pedale)9,4 kg
Stack586 mm
RahmengrößenXS, S, M, L, XL (im Test: M)
Websitede.bikes.com
Preis: 4.200 Euro

Wenn eine große Marke wie Rocky Mountain recht spät auf den rollenden Gravel-Zug aufspringt, kann man argwöhnen. Der Solo-Start mit einem reinen Alurahmen Gravel Bike in 2021 wirkte halbherzig: ein Modell und nur 1-fach-Antriebe. Die zweite Generation Rocky Mountain Solo aber ließ schon bei der Vorstellung aufhorchen: ein neues Carbon-Rahmenset, viel Reifenfreiheit und viele Montagemöglichkeiten sowie eine Geometrie mit ganz eigenen Zügen prägen sie. Gleich drei Modelle gibt es: vom 2.600 € günstigen Solo Alloy bis zum Solo Carbon 70 mit SRAM Rival AXS 1×12 für 5.100 € und nicht zuletzt unser Solo 50-Testrad mit mechanischer SRAM Rival 1×11-Gruppe für 3.900 € in der Mitte. Mit gewogenen 9,35 kg ist es für ein Carbon Gravel Bike dieser Preisklasse eher auf der schweren Seite – aber das fällt kaum ins Gewicht, wie wir im Test erfahren konnten. Also los…

# Das Rocky Mountain Solo C50 SRAM Test Bike - was das Gravel Bike der Kultmarke mit SRAM Rival 1x11-Gruppe kann, ließ uns aufmerken.

Diashow: Rocky Mountain Solo Gravel Bike im Test: Leichtes Spiel auf schwerem Schotter
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# Auf dem Papier lässt das Solo 50 mit 9,35 kg Gewicht keine Fahrdynamikwunder erwarten.
# Aber in der Praxis präsentierte es sich anders – mit solch feinen Wegen ist es fast unterfordert.

Details

Das Rocky Mountain Solo 50 im Test macht nicht auf „bulliger Begleiter für extreme Touren“. Stattdessen fällt es auf mit einem schlanken, an modernen Maßstäben gemessen geradezu filigran wirkendem Carbonrahmen. Das lässt das Solo auf den ersten Blick sympathisch erscheinen. Und der schön, mit Tiefe aufgetragene Lack weckte ebenfalls bei vielen Mitfahrenden Sympathien.

Gut kaschiert ist damit, dass zwischen die dünnen Rohre des Carbon-Rahmensets richtig dicke Reifen passen: Bis 50 mm (oder 2.0″) in 700c und bis 55 mm in 650b haben Platz zwischen Gabel und Rahmen. So kann das Rocky etwas mehr als das Gros der Gravel Bikes. Schön versteckte Montagepunkte für Schutzbleche sind vorhanden. Mit den Spritzschützern liegt die Reifenfreigabe bei 40 mm.

Das Solo ist auch ansonsten gut für Alleingänge gerüstet. An der Gabel ist Platz für Anything Cages, am Rahmen gibt es 4 Plätze für 2-Punkt-Halter, davon einer unter dem Unterrohr, einer auf dem Oberrohr sowie einen weiteren für 3-Punkt-Halter unter dem Oberrohr.

# Das Solo ist gut für Alleingänge beim Bikepacking gerüstet - Gewinde-Einsätze sind reichlich vorhanden.
# Die abgesenkte Kettenstrebe schafft Platz für Reifen bis 50 mm in 700c.
# Montiert sind aber nur 40 mm schmale WTB Venture, die nicht recht zu den großen Stärken des Solo passen.
# Auf ein Cockpit mit integrierten Leitungen muss man verzichten.
# Aber der Rahmen ist sehr gut verarbeitet und an allen...
# ...wichtigen Stellen für groben Untergrund gerüstet.
# Auch für Schutzblechmontage ist das Solo 50 Carbon vorbereitet.
# Hier geht es eng zu – montiert ist ein 42er Kettenblatt.
# Diese Gabel kann man auch mal auf dem Boden abstellen.

Auch auf den zweiten Blick hat Rocky Mountain dem Solo vieles mitgegeben, was es auf anspruchsvollen Gravel-Touren zum Sorglos-Begleiter machen kann. So ist etwa der gute Unterrohrschutz bis unter das Tretlager durchgezogen und die Gabelenden sind mit Gummikappen geschützt. Auch die Einlässe für die außenliegenden Züge und Leitungen sind gut gemacht und wären auch für 2-fach-Schaltungen geeignet. Nicht zuletzt sind die Lagersitze nicht als Drop-in ausgeführt, sondern semi-integriert. Und die Kettenstrebe wird perfekt von Schlägen abgeschirmt. Man sieht dem Solo an, dass Rocky Mountain viel Erfahrung aus dem ganz rauen Umgang mit Mountainbikes mitbringt. Lediglich das PF386 Tretlager kann man aus wartungstechnischer Sicht kritisieren.

  • Innenlager-Bauart PF 386
  • Steuerlager semi-integriert, 1-1/2″ unten und 1-1/8″ oben
  • Sattelstütze rund, 27,2 mm
  • Bremsaufnahme Flat-Mount 160 mm / 160 mm
  • Antrieb- /Schaltungs-Kompatibilität 1-fach und 2-fach, elektronische und mechanische Schaltungen
  • Garantie k.A.
  • Gewichtszulassung keine Beschränkung

Rocky Mountain gibt ausdrücklich keine Gewichtsbeschränkung für den Einsatz des Solo Gravel Bikes – so handhabt es die Marke auch bei ihren Mountainbikes. Das lässt Bikepackenden einigen Spielraum.

Ausstattung: mehr Spielmobil als Packmobil

Ein Rocky Mountain zu fahren war schon immer exklusiver und entsprechend etwas teurer. Daran hat sich auch in der Gravel-Kategorie nichts geändert: Für die 3.900 €, die „Rocky“ für unser Solo 50-Testrad aufruft, gibt es im Direktvertrieb bereits elektronische Mittelklasse-Schaltungen – allerdings sind sie dann auch nicht mit besseren Komponenten gepaart. Im Vergleich mit Fachhandelsmarken, wie es Rocky Mountain eine ist, sieht das Bild anders aus. Das gilt erst recht, wenn man andere große nordamerikanische Namen betrachtet – hier liegen die Kanadier auf Augenhöhe oder sogar günstiger.

Einen ausführlichen Überblick über die Modell-Palette findet ihr schon in unserer Rocky Mountain Solo Vorstellung und noch einmal in der Tabelle hier.

Rocky Mountain Solo Alloy 50Rocky Mountain Solo Carbon 50Rocky Mountain Solo Carbon 70
Preis2.600 €3.900 €5.100 €
Gewichtk.A.9,35 kg (gewogen)k.A.
RahmenRocky Mountain Butted 6061 SL
Alloy, 12x142mm, Flat Mount
Rocky Mountain smoothwall
Carbon 12x142 mm
Rocky Mountain smoothwall
Carbon, Interne Zugverlegung, Dropper kompatibel,
12x142mm, Flat Mount, Sram UDH kompatibel
GabelRocky Mountain Carbon Gravel
Vollcarbon, 100 x 12 mm Steckachse
Rocky Mountain Carbon Gravel
Vollcarbon, 100 x 12 mm Steckachse
Rocky Mountain Carbon Gravel
Vollcarbon, 100 x 12 mm Steckachse
SchaltungSRAM Rival 1x11SRAM Rival 1x11SRAM Rival AXS XPLR 1x12
Übersetzung42 / 10-4242 / 10-42 42 / 10-44
LaufradsatzWTB ST Light i23 TCS 2.0, 23-622, Rocky Mountain NabenWTB ST Light i23 TCS 2.0, 23-622, Rocky Mountain NabenEaston EA 70 AX, Alu, 24-622
ReifenWTB Venture TCS Light Fast Rolling 700 x 40cWTB Venture TCS Light Fast Rolling 700 x 40cWTB Venture TCS Light Fast Rolling 700 x 40c
BremseSRAM Rival 160/160 mmSRAM Rival 160/160 mmSRAM Rival 160/160 mm
Besonderheiten2x-Schaltungen, 700x40c &
650b x 2.2 kompatibel, Dropper
kompatibel
2x-Schaltungen kompatibel, interne Zugverlegung, Dropper kompatibel,
12x142mm, Flat Mount, Sram UDH kompatibel
2x-Schaltungen kompatibel, Interne Zugverlegung, Dropper kompatibel,
12x142mm, Flat Mount, Sram UDH kompatibel
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Deshalb direkt zu den Ausstattungsdetails des Testrades. Eine Frage (aus unserer Sicht) bei einer so gelungenen Rahmenbasis: „Was gibt sie für schrittweise Aufwertung her?“ Deshalb hier zunächst das Gewicht ohne Laufräder (inkl. Steckachsen:). Es liegt bei 5,5 kg – 2,1 kg wiegt allein der „nackte“ Laufradsatz. Viel Spielraum für einfache Gewichts- und Performance-Optimierung also.

# Das Rocky Mountain Solo Test Bike kommt mit mechanischer SRAM Rival 1x11 Gruppe.
# Mit 42 Zähnen vorne zu...
# ...maximal 42 Zähnen hinten fehlt der Übersetzung ein richtig leichter Berggang.
# Ein Hebel für alles - die Schaltlogik der mechanischen Double Tap-Hebel bedarf etwas Eingewöhnung, die Funktion ist aber tadellos.

Damit ist auch schon einiges über die Laufräder selbst gesagt: Sie gehören zur robusten und einfacheren Sorte und sind mit gebogenen Speichen konventionell aufgebaut – ein Vorteil auf Reisen. Die WTB-Felgen fallen mit 23 mm Maulweite für ein Gravel Bike mit dieser Trailneigung etwas schmal aus. Sie machen aber sonst einen guten Eindruck. Eingespeicht sind einfache Naben mit Sperrklinken-Freilauf, der ein dezentes Geräusch von sich gibt.

Bei der Reifenwahl für das Rocky Mountain Solo bewiesen die Kanadier für mein Dafürhalten kein gutes Händchen. „Light Fast Rolling“ steht als Kennzeichnung des Karkassentyp darauf. Dennoch ist Leichtlauf gefühlt keine Stärke der WTB Riddler. Eher gehört der Reifen zu den schwergängigeren – auf der Straße wie auf Schotter. Gleichzeitig ist der Pneu auf dem Trail zwar gut, aber nicht die Offenbarung, die fehlende Souplesse wettmachen würde. Auch die schmale Reifenbreite passt nicht gut zu den Stärken des Bikes. Ein klarer Fall für spätere Umrüstung.

Keine grundsätzlich schlechte Wahl dagegen ist die mechanische SRAM Rival 1×11 Gruppe. Sie ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen, verbucht auf der Habenseite aber ein geringes Gewicht. Zum anderen bekommt man hier die alte Brems-Schalthebel-Form, die eine noch bessere Abstützung beim Bergabfahren bietet. Die reine Schalt- und Bremsfunktion steht anderen Gruppen in der Preisklasse nicht nach. Allenfalls steht auf der Negativ-Seite die mechanische SRAM Double-Tap Schaltlogik mit Hoch – und Runterschalten am linken Hebel, an die man sich zunächst gewöhnen muss.

# Die Form des Alu-Lenkers passt gut zum Einsatzgebiet.
# Für den Tester-Geschmack könnte er nur etwas schmaler sein.
# Am Sattel überraschte das Rocky trotz Alu-Stütze mit wirklich hohem Komfort.
# Die WTB-Felgen sind innen 23 mm breit...
# ... und mit einfachen Naben eingespeicht – der Laufradsatz ist eher schwer.

Die Übersetzung wiederum hat Rocky Mountain für ein Rad dieser Prägung einen Hauch zu sportlich gewählt (hier findet ihr die Rocky Mountain Solo Übersetzung im Ritzelrechner). Zwar gibt es als leichtesten Gang eine 1:1 Untersetzung von 42 zu 42 Zähnen. Aber für längere steile Anstiege beim Bikepacking oder Trail-Graveln ist dieser Gang noch zu schwer zu treten. Ein 40er-Kettenblatt wäre schon passender, auch ein 38er vertretbar.

Ein letzter Blick auf die Komponenten an Cockpit und Sattel. Der Easton Gravel-Lenker aus Aluminium ist mit 42 cm Breite an den Hoods und 50 cm unten leicht ausgestellt und passt gut zum Bike.

Ungewöhnlich in der Preisklasse ist, dass die Sattelstütze aus Aluminium statt Carbon gefertigt ist. Auf Komfort am Sattel muss man (etwas überraschend) dennoch nicht verzichten, dazu später mehr. Dank des runden Maßes hat man hier alle Tuningfreiheiten.

# Die Sitzposition fällt eher kompakt und aufrecht aus.

Geometrie: kompakt und offroad-orientiert

Die Rocky Mountain Solo Geometrie hat alle Zutaten für Fahrspaß auf dem Gravel Weg, auch wenn das Terrain etwas technischer werden sollte. Dafür bringt es recht flache Lenkwinkel über alle 5 Rahmengrößen hinweg, flacher als bei vielen hierzulande beliebten Mainstream Gravel Bikes. Auf der anderen Seite fallen die Kettenstreben schön kompakt aus. Ihre Länge taugt trotz der großen Reifenfreiheit zum „Um-die-Ecken-Drücken“.

Von einem Race Gravel Bike grenzt sich das Rocky Mountain Solo schon aufgrund der recht hohen Stack-Werte ab. Man benötigt also nicht viele Spacer, um recht komfortabel zu sitzen, zumal der Reach ebenfalls kurz ausfällt. So empfiehlt sich das Solo als geländetaugliche Plattform mit nicht allzu sportiver Sitzposition für allerlei Abenteuer von Trail bis Tour.

Rahmengröße XS S M L XL
Laufradgröße 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C 28″ / 700C
Reach 376 mm 383 mm 392 mm 396 mm 408 mm
Stack 538 mm 567 mm 586 mm 621 mm 645 mm
STR 1,43 1,48 1,49 1,57 1,58
Lenkwinkel 70° 70,5° 71° 71,5° 71,5°
Sitzwinkel, effektiv 75° 74,5° 74° 73,5° 73°
Oberrohr (horiz.) 520 mm 540 mm 560 mm 580 mm 605 mm
Steuerrohr 100 mm 130 mm 150 mm 185 mm 210 mm
Sitzrohr 414 mm 452 mm 490 mm 528 mm 566 mm
Überstandshöhe 755 mm 787 mm 814 mm 850 mm 877 mm
Kettenstreben 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm
Radstand 1.021 mm 1.034 mm 1.046 mm 1.056 mm 1.076 mm
Tretlagerabsenkung 78 mm 77 mm 75 mm 75 mm 75 mm

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In unserem Geometrie-Tool könnt ihr das Rocky Mountain Solo 2023 direkt mit anderen Gravel Bikes vergleichen. Eine ähnliche Auslegung hat etwa das Focus Atlas 8 Carbon in Größe M.

Beim Vergleichen in der Geometrietabelle, fällt auf: Das Solo ist länger als etwa ein Rose Backroad oder ein Cannondale Topstone gleicher Größe. Es ist jedoch kürzer als das Solo anno 2021

# Das Rocky Mountain Solo C50 lädt zum Spielen ein.

Auf dem Kurs

Unser Rocky Mountain Solo Test sollte vor allem klären, ob das Gravel Bike so fährt, wie es der Papierform nach ausschaut. Und es fährt sogar besser, als die Daten vermuten lassen. Insofern ist dieser Test erneut ein Beispiel für die alte Radsportregel, „was zählt, ist auf dem Gravel“ (oder war es doch eine andere Sportart?).

Schon beim Rausschieben kommt mir das Rocky Mountain Solo so leicht vor, wie der filigranere Rahmen aussieht. Und diese Leichtigkeit setzt sich beim Fahren fort – was angesichts des tatsächlich eher mäßigen Gewichts einigermaßen überrascht. Das Solo wirkt in Antritten agil, reagiert sehr feinfühlig auf Beschleunigen, aber wirkt dabei nicht wie ein steifes Brett, sondern mehr wie eine Feder.

Das Bike bewegt sich leichtfüßig und lädt eigentlich permanent zum Spielen ein. Am Berg klettert es auch entsprechend behände. Dabei gilt die Abweichung von der Papierform für die Übersetzung nicht: Für kurze steile Stiche auf Gravel und Hügel reicht sie aus, aber für lange steilere Anstiege mit normaler Fitness dürfte sie für die meisten Bikepacker wohl zu „dick“ sein.

# Schnell Fahren geht freilich auch - aber ein Racer ist das Rocky nicht.

Ohne Gepäck (und mit noch größerem Ritzelpaket) ist das Solo dagegen sozusagen die Bergziege in der Gravel Gattung, jedenfalls, wenn man es am Spaß misst, den es macht, mit dem Rocky einen Waldweg hochzufahren. Vorderrad über Wurzeln lupfen, sitzend weiter kurbeln, alles geht gut, auch an Steilstücken lupft das Vorderrad nicht so leicht.

Bergab das gleiche Spiel. Wir haben es hier für meinen Geschmack mit einem der besten Gravel Bikes für Freude an einfachen Gravel Trails zu tun, die ich in der Redaktion hatte. So spielerisch und dabei komfortabel, wie sich das Solo bergab bewegen lässt, geht es mit Wenigen.

Fahrsicher und mit hervorragendem Geradeauslauf gesegnet sind viele Gravel Bikes, aber das Solo lädt immer ein, vielleicht noch einen Schlenker einzubauen und noch einen, und doch die kurvigere und kleinere Strecke zu nehmen oder mal einen klitzekleinen Sprung zu machen, eben einfach mal etwas mehr auszuprobieren, weil es so leicht geht.

# Im Antritt wirkt es viel agiler, als Gewicht und Laufräder es nahelegen.

Eine Kehrseite hat die Auslegung, die auf wendigen Abfahrts- und Gravel-Trail Spaß setzt: Wegen des tiefen Schwerpunktes kann es schon mal sein, dass die Pedale am Schräghang aufsetzt, wie es mir ein paar Mal passierte. Und auch der vergleichsweise kurze Reach in Kombi mit kurzem Vorbau ab Werk hat einen Nebeneffekt. Bei meiner Größe (siehe Testerbrief unten) musste ich den WTB-Sattel ganz nach hinten schieben, um genügend Sitzlänge zu haben.

Wo wir gerade bei der individuellen Passform sind: Der Lenker ist für meinen Geschmack breit, aber passt zum Einsatzbereich. Was nicht ganz passt, ist, dass er kaum Flare aufweist, wie es viele für den Offroad-Einsatz bevorzugen.

Aber der Rocky Mountain Solo Test wartet mit noch einer positiven Überraschung auf: viel Komfort. Anscheinend gelingt es den Kanadiern mit dem langen Auszug der Sattelstütze, aber ohne viel Aufwand für Klemmung, ihrem Gravel Bike eine gesteigerte Dämpfung am Sattel mit auf den Weg zu geben. Es könnte auch an der Auslegung der laut Rocky Mountain flexenden Sitzstreben liegen, obwohl wir da normalerweise skeptisch sind. Die Reifen können jedenfalls wenig dazu beitragen, dafür sind sie zu schmal.

# rm-gravel-4

Das ist uns aufgefallen

Fahrverhalten: Bloß nicht von der Papierform beim Gewicht abschrecken lassen – das Rocky Mountain Solo ist ein Fahrspaßmobil erster Güte.
Fahrkultur: Ja, hier handelt es sich um ein etwas schwer zu greifendes Gefühl. Ich will es versuchen: Das Rocky wirkt beim Fahren sehr geerdet und solide, wenig wie ein dünnwandiges, alle Fahrgeräusche verstärkendes Carbonbike, sondern fast wie ein Stahlrahmen.
Reifen: Sie passen mit ihrem Semi-Slick-Profil und der geringen Breite weder perfekt zu den Trail Qualitäten des Rockys, noch können sie auf festen Gravelwegen mit Leichtlauf überzeugen. Hier ist Tuning angesagt. Meine Wahl für dieses Bike wären Maxxis Rambler in 45 mm.
Geringe Race-Neigung: Dynamisch und zügig fahren, ja, stundenlang Tempobolzen auf straßengleichen Kieswegen, nein – so kann man den bevorzugten Einsatzbereich des Solo verkürzt beschreiben.

# In den Sonnenuntergang Graveln - gerne – und immer nach dem nächsten Trail schielen.

Fazit: Rocky Mountain Solo Test

Das kanadische Spielmobil. Das Rocky Mountain Solo C50 SRAM überrascht uns im Test mit einer Kombination aus spielerischem Handling und Fahrkultur, die wir in dieser Kombination nicht oft finden. Dazu gibt es viel Komfort, eine sehr gute Verarbeitung des soliden Carbonrahmens und hohe Bikepacking-Tauglichkeit – nur keine versteckten Leitungen. Der Preis ist für die Ausstattung hoch, wie von der kanadischen Kultmarke gewohnt. Aber das Rahmenset lässt es bei entsprechenden Fahrvorlieben gut verschmerzen.

Rocky Mountain Solo C50 Pro / Contra

Pro

  • Spielerisches Fahrverhalten
  • Komfort
  • Bikepacking
  • Verarbeitung

Contra

  • Unpassende Reifen
  • Schwerer Laufradsatz
# Kanadisches Spielmobil

Was sagt ihr zum Rocky Mountain Solo 50 im Test?



Testablauf

Hier haben wir unsere Fahreindrücke gesammelt:


Testräder werden bei den Herstellern für den Test in der beschriebenen Kategorie angefragt. Die Hersteller stellen das Rad kostenlos in der Art und Weise zur Verfügung, wie es der Fachhandel erhält; bei Testrädern von Direktanbietern, wie sie der Endkunde erhält, also vormontiert. Testräder werden in der Redaktions-Werkstatt endmontiert. Für den Test werden die Räder gewogen, die Sitzposition wird bei identischer Sattelhöhe (bezogen auf die Tretlagermitte) vermessen und die Reifen auf den mittleren empfohlenen Reifendruck befüllt. Für eventuelle Geländefahrten wird der Reifendruck zusätzlich auf den unteren empfohlenen Wert gesenkt. Nach Testende erhalten die Hersteller die Testräder zurück.
Tester-Profil: Jan Gathmann
Körpergröße 180 cm
Schrittlänge 86,5 cm
Oberkörperlänge 64 cm
Armlänge 58 cm
Gewicht 75-76 kg
Jan fährt alles, was einen Rennbügel hat: Rennrad, Cyclocrossrad, Gravelbike, Bahnrad. Nach einem kurzen Ausflug in die Amateurrennen ohne nennenswerte Ergebnisse beschränken sich seine Renneinsätze auf Hobby-CX-Rennen und das eine oder andere Jedermannrennen. Lieber kurz und schmerzvoll als lang und schmerzreich, lieber Frühjahrsklassiker als Alpenmarathon. Längere Etappentouren mit Gepäck stehen zahlreich auf der Wunschliste und werden nach zeitlichen Möglichkeiten eingestreut. Strava: https://www.strava.com/athletes/3294693.
Ich fahre hauptsächlich
Rennradtouren, CX-Rennen, Gravelrides
Vorlieben bei der Geometrie
Gemäßigt sportlich, eher lang
Text: Jan Gathmann / Fotos: Gathmann, Haas
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