Nach einem extrem erfolgreichen Geschäftsjahr 2020 mit einem Umsatzplus von 34 Prozent erreichen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auch Bikehersteller und -händler Rose. Die Bocholter melden ungeplante Lieferverzögerungen vor allem bei Mountainbikes. Dort müssen Kunden demnach mit Verzögerungen bis zu 6 Monaten rechnen. Bei Rennrädern und Gravel Bikes geht man derzeit von regulären Lieferzeiten von 6 Monaten aus.
„Wir sind von dieser Situation komplett überrascht. Unsere bestellte Ware kommt nicht wie von den asiatischen Zulieferern zugesichert bei uns an. Fest zugesagte Teile haben wir bis heute nicht erhalten. Die Lösung des Problems hat für uns oberste Priorität und wir sind davon überzeugt, dass wir sukzessive über die nächsten Wochen und Monate unsere Lieferfähigkeit bei den Mountainbikes wieder verbessern können.” – Thorsten Heckrath-Rose, CEO von Rose Bikes
Der Familienunternehmer entschuldigt sich bei allen betroffenen Kunden, die sich jetzt auf außergewöhnlich lange Wartezeiten einstellen müssen. Allerdings sei die Lage aktuell schwer einschätzbar und es können keine verlässlichen Aussagen getroffen werden.
Für die Gewährleistung einer transparenten Kundenkommunikation hat Rose Bikes eine Task Force im Kundenservice gebildet. Ziel ist es, mit den betroffenen Kunden in den Dialog zu treten und Lösungswege aus dem Liefer-Dilemma zu bieten. Der Retail-Chef bei Rose Bikes, Tim Böker, erklärt, dass Rose Bikes für besten Service und beste Qualität stehe und dies auch weiterhin geboten werden soll. Großen Wert lege Rose Bikes auf eine transparente und geradlinige Kommunikation zum Kunden. Jeder, dessen Bike-Lieferung von der Verzögerung betroffen ist, bekomme deswegen eine persönliche Mail zum Status seiner Bestellung mit allen wichtigen Informationen und den nächsten Schritten, um gemeinsam eine gangbare Lösung zu finden.
Rose Bikes rechnet mit einem Umsatzausfall im größeren einstelligen Millionenbereich. Durch die Erfolge der letzten Jahre sieht sich das Unternehmen jedoch wirtschaftlich gut aufgestellt, geht in der Beschaffungsplanung für das nächste Jahr ins volle Risiko und tätigt aktuell den größten Wareneinkauf seiner über 100-jährigen Unternehmensgeschichte unter der Prämisse, im Jahr 2022 maximal lieferfähig zu sein. Auch an den Investitionen in die Produktentwicklung, in Digitalisierung, in die Marke und in den Ausbau der Flächen, wie beispielsweise die Store-Eröffnung in Köln im Frühsommer, hält das Unternehmen fest.
„Wir sind davon überzeugt, dass es in der Krise wichtig ist, Vollgas zu geben, um das Kundenerlebnis rund um unsere Bikes immer besser zu machen” – Tim Böker
Der Sicherung der Lieferfähigkeit räumt der Bikehersteller in Zukunft höchste Priorität ein und wird sich dafür im Einkauf strategisch weiterentwickeln. So soll in Kürze auf Management-Ebene die neue Position „Head of Supply Chain“ geschaffen werden, die Einkaufskompetenz für den asiatischen Raum und mehr Präsenz bei den Lieferanten sichert.
=> Hier findet ihr unseren Hintergrundbericht zur aktuellen Liefersituation in der Branche
Darüber hinaus sieht Rose-CEO Marcus Diekmann die ganze Fahrradbranche in der Pflicht, eigene Kompetenzen in Europa aufzubauen und die Abhängigkeit aus Asien zu reduzieren.
„Trotz guter Erfahrungen in der Vergangenheit in vielen Segmenten in Asien, müssen auch in Europa Produktionsstätten und -kapazitäten aufgebaut werden. Das ist eine Aufgabe, die die ganze Branche nur gemeinsam auf den Weg bringen kann.“ – Marcus Diekmann
Abhängigkeit von asiatischen Herstellern vs. Produktion in Europa: Wie siehst du diese Problematik?