Das Rose X-Lite Four Disc ist ein leichter, sportlicher Allrounder, den man bis ins Detail individuell konfigurieren kann. Los geht’s bereits bei 2.499 €, aber mit Di2 und dem ein oder anderen Sonderwunsch liegen wir schließlich bei 3.823 €. Für ein solch stattlich gerüstetes Rad ist der Preis noch immer sehr spannend – gibt es einen Haken? Wir sagen’s euch.
Steckbrief: Rose X-Lite Four Disc
Einsatzbereich | Tour, Rennen, Aero |
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Rahmenmaterial | Carbon |
Gabel | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 7,3 kg |
Stack | 520 mm |
Website | www.rosebikes.de |
Wirklich alles und jeder erfährt in dieser Welt ständig ein Upgrade. Ein neues iPhone muss her, man braucht einen Fernseher, der smart ist, und den Partner könnte man ruhig auch mal austauschen – nur am Rennrad hängt man. Dabei ist es nicht so, dass sich nur im Mountainbike-Bereich viel getan hätte. Die Scheibenbremsen, so bekommt man versichert, gehören inzwischen an jeden Renner und ein, zwei andere neue Dinge auch. Verbesserte Aerodynamik zum Beispiel. Na dann.
Ich suche ein Rad mit möglichst breitem Einsatzgebiet: Ich bin oft in den Bergen unterwegs, fahre aber auch viel in sanft hügeligem Gelände. Die Touren reichen von kurz und knackig bis hin zu lang und episch – plus zig gemütliche Feierabend-Fahrten. Roses X-Lite Four Disc verspricht genau das: ein Leichtbau-Rad, das so aerodynamisch wie rasant und komfortabel sein soll.
Hier findet ihr eine detaillierte Einordnung aller neuen Rose X-Lite Modelle durch die Redaktion.
Ausstattung: leichte Basis individualisiert
Knapp über 7 kg wiegt das Rose X-Lite Disc je nach Ausstattung. Die Basis bildet immer ein hochgezüchteter Carbonrahmen (Gewicht ab 790 g) kombiniert mit Shimano Disc-Bremsen (je 160 mm vorne wie hinten). Von da ab kann man nach Baukastensystem seine Komponentenwahl zusammenstellen. Zum Einstieg liegt man mit der 105er-Variante bei 2.499 €, mit Ultegra Di2 kommt man auf 3.399 € – plus alle Extras, die man sich wünscht.
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Was mich bisher von Versendern zurückschrecken ließ, ist meine technische Unfähigkeit. Ich möchte das Gespräch mit dem Fachmann, möchte zum anderen die finale Justierung durch den Fachmann. Aber die Welt upgraded sich ja ständig, und so ist der Versandhandel auch nicht das, was er einmal war. Rose hat neben den Stores in der Heimat Bocholt noch einen weiteren in meiner Heimatstadt München. Zusätzlich kooperiert die Marke mit dem mobilen Radservice LiveCycle, die in den Großräumen München, Hamburg, Berlin, Frankfurt, Köln und Essen für Rose die Räder montieren und ausliefern.
Ich teste beides: Gehe also in den Rose Store in München zur Abmessung – Höhe (gering wie eh und je), Sitzknochen, Beinlänge et cetera – und Besprechung der Wunsch-Konfiguration. Die Auswahl ist riesig. Ich verzichte auf die Zipp-Laufräder, die weitere 2.800 € auf die Rechnung setzen würden. Stattdessen bleibe ich bei der Standard-Alu-Variante von DT Swiss. Darauf sitzen 25 mm Reifen, wobei das Rad sogar für 30 mm aufnahmebereit wäre. Die Kurbel wäre ohne Aufpreis anpassbar, beim Lenker tausche ich „Ritchey“ zu „Ritchey mit abgeflachtem Oberlenker“ – wer’s genau wissen will, wirft einen Blick in die Tabelle.
Rahmen | T30/40 HM/HT Carbon, Grey/Lightning-Yellow | |||||
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Gabel | Carbon, 1 1/8-1 1/4 Zoll A-Head | |||||
Gewicht | 7,3 kg (gewogen ohne Pedale), RH 50 | |||||
Entfaltung | 2,74 - 10,07 m pro Kurbelumdrehung | |||||
Zulässiges Gesamtgewicht (Rad & Fahrer) | 110 kg | |||||
Schalthebel | 2x11 Shimano Ultegra Di2 ST-R8070 | |||||
Umwerfer / Schaltwerk | Shimano Ultegra Di2 RD-8050 | |||||
Kurbel / Zähne | Shimano Ultegra R8000, 165 mm / 52-36 T | |||||
Ritzel / Zähne | Shimano Ultegra R8000 / 11-28 T | |||||
Innenlager | Press-Fit, 24mm Hohlachse | |||||
Kette | Shimano HG 701 | |||||
Bremsen | Shimano Ultegra hydraulische Scheibenbremse, v./h.: 160 mm | |||||
Laufradsatz | DT Swiss P1750 Spline Disc Brake | |||||
Reifen / Größe | Continental Grand Prix 4000 SII 25-622 | |||||
Lenker | Richey WCS Streem, Alu, oben 420 / unten 420 mm | |||||
Vorbau | Ritchey WCS C220, 90 mm | |||||
Sattel | Ergon SR Pro Women | |||||
Sattelstütze | Ritchey WCS Carbon | |||||
Besonderheiten | Ultegra PD-R8000 Pedale, Tacx Ciro Carbon-Flaschenhalter |
Die (kostenlose) Lieferung des Wunschrads durch LiveCycle mutet dann fast schon dekadent an: Man macht einen Wunschtermin aus, bekommt das komplett aufgebaute Rad an die Haustür geliefert, dreht eine Runde um den Block und lässt es nachjustieren. Perfekt.
Geometrie: für Ambitionierte
Das Maßnehmen im Rose Store hat mir einen 50er Rahmen gebracht. Ein Blick auf die nüchternen Zahlen: Der STR-Wert von 1,45, also das Verhältnis von Rahmenhöhe zu Länge, weist mein X-Lite wie gewollt als gemäßigt rennmäßig aus. Die anderen Abmessungen verheißen einen agilen Charakter. Eher steile Lenk- und Steuerrohrwinkel sowie der kurze Radstand lassen ein wendiges Fahrverhalten erwarten. Ich freue mich besonders über drei Details: Erstens hat die Kurbel mit 165 mm die zu meiner Körpergröße passende Länge. Zweitens konnte ich direkt bei der Order den Sattel austauschen, weil ich schon wusste, auf welchem Modell ich besser sitze als auf dem Serienteil. Und drittens: Der ebenfalls ausgetauschte Lenker mit flacher Auflagefläche am Oberlenker verspricht mir eine bequemere Handhaltung vom Start weg als sein werksseitig vorgesehenes, rundes Pendant.
Rahmengröße cm | 50 | 53 | 55 | 57 | 59 | 62 |
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Sitzrohrlänge mm | 430 | 460 | 480 | 500 | 525 | 560 |
Oberrohrlänge mm | 517 | 535 | 550 | 563 | 577 | 597 |
Lenkwinkel Grad | 71 | 72 | 72,75 | 73,5 | 73,5 | 73,75 |
Sitzwinkel Grad | 74,5 | 74 | 73,5 | 73,5 | 73,5 | 73,5 |
Radstand mm | 978 | 982 | 986 | 992 | 1006 | 1023 |
Steuerrohrlänge mm | 125 | 140 | 155 | 170 | 190 | 210 |
Stack mm | 520 | 538 | 555 | 572 | 591 | 611 |
Reach mm | 373 | 380 | 386 | 394 | 402 | 416 |
Sattelstützdurchmesser mm | 27,2 | 27,2 | 27,2 | 27,2 | 27,2 | 27,2 |
Tretalager-Absenkung | 69 | 69 | 69 | 69 | 69 | 69 |
Empfohlene Innenbeinlänge cm | 73-77 | 78-81 | 82-84 | 85-87 | 88-91 | 91-94 |
Auf dem Kurs
Der erste optische Eindruck: Das X-Lite Four Disc wirkt sehr smart und clean, von den verlegten Zügen bis zur integrierten Sattelklemme mit Gummidichtung. Und ja, es ist leicht! Und ja, es will nach vorne. Das Rose ist kein reinrassiges Rennpferd, das aufgeregt mit den Hufen scharrt. Aber es freut sich über den ersten Pedalantritt, zieht prompt kräftig voran und lässt auch nicht nach.
Vorwärtsdrang ist auf der ersten Teststrecke so eine Sache, da sie zunächst durch die Großstadt führt. Aber das X-Lite Four Disc lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Wir fädeln durch die urbanen Hindernisse und testen die präzise Bremsbissigkeit gleich auf den ersten Metern mehrfach. Dann wird es ruhig, Wald links und rechts, die schurgerade Bahn vor einem – Rad und Fahrerin hüpft das Herz und am Ende der 5 km ist dann auch eine neue Rekordzeit aufgestellt. Ob der Effekt der laut Rose stark verbesserten Aerodynamik geschuldet ist, oder ob es einfach an dem Kick-Effekt des Fahrspaßes liegt? Das ist jetzt natürlich schwer zu sagen – letztlich aber auch Nebensache, was hängen bleibt ist, dass Schnellfahren selten so viel Vergnügen bereitet hat.
Richtig wohl fühlt sich das Rad aus Nordrhein-Westfalen in dem gewellten Umland von München und auch in den kurzen, rasanten Kurven lässt es sich smooth steuern und kontrolliert bremsen. Irgendwann muss man das Neue dann auch den Eltern vorstellen (großes Desinteresse) – beziehungsweise es in der Allgäuer Heimat ausfahren. Dort liegt mit dem Riedberger Pass immerhin der höchste Pass Deutschlands. Mit einer Übersetzung von 52-36 zu 11-28 – das hatten wir schon bei der Konfiguration besprochen – habe ich mich für keinen puren Passbezwinger entschieden. Aber ohne falsche Bescheidenheit: Was ich nicht in den Oberschenkeln habe, das habe ich im Kopf (im Grunde sind es die Jahre der Rennraderfahrung). Der Trick ist: Man rollt den Pass von hinten an und genießt so eine sanftere Steigung. Dennoch habe ich nach der Tour 1.300 Höhenmeter in den Beinen und ein Strahlen im Gesicht. Das Rose sträubt sich keineswegs vor Anstiegen, bäumt nicht auf und lässt sich nicht nach hinten fallen.
Haltbarkeit
An die 400 Kilometer habe ich auf dem Rose bestritten. Nach etwa 100 km auf der Straße hatte sich die Scheibenbremse in den Ruhezustand begeben und es hatte sich „ausgequietscht“ (in der Stadt war es vorher allerdings ein sehr praktisches akustisches Signal). Es gab keinerlei Probleme, weder mit den Tubeless-Reifen noch mit der Schaltung oder dem Rahmen. Sollte es doch einmal Probleme geben, ist es gut zu wissen, dass Rose sechs Jahre Garantie auf Rahmen und Gabel gewährt – etwas mehr als die Übliche Garantie-Praxis bei Rennrädern. Auch deutlich schwerere Fahrer als ich können mit dem Rose X-Lite Four Disc sicher glücklich werden, die souveränen Fahreigenschaften lassen daran keinen Zweifel. Mit 110 kg Gesamtgewichtszulassung setzt Rose hier aber etwas früher eine Grenze als einige Mitbewerber.
Fazit Rose X-Lite Four Disc
Das Rose X-Lite Four Disc entpuppt sich tatsächlich als eine extrem starke Mischung: pfeilschnell und sauleicht, dabei dennoch souverän und komfortabel (nicht nur dank der Reifenbreite). Bei allem Vorwärtsdrang ist es in keiner Sekunde zickig und bei aller Sportlichkeit lässt es auch gerne entspannte Momente zu. Die individuelle Konfiguration ist ein starker Bonus und in der Kombination mit Store oder dem Partner-Service von LiveCycle feiner Luxus. Egal in welcher Ausstattung, Rose liefert einen sehr überzeugenden, smoothen Allrounder, der es schnell mag.
Pro / Contra
Pro
- ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis
- sehr leicht
- Aerodynamikbonus
- fahrstabil
- Gabel- und Rahmendurchlauf für breite Reifen
- schon in der Basis-Variante hochwertige Ausstattung
Contra
- für Bergfahrer empfiehlt sich eine andere Übersetzung
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