Rennrad-News

Neue Roval Rapide II und Alpinist II
Specialized macht Ernst mit tubeless

Die neuen Roval Alpinist II- und Roval Rapide II-Rennradlaufräder sind tubeless-ready. Zu den leichtesten und schnellsten Laufradsätzen auf dem Markt gehörten sie schon vorher. Aber es gab sie nur für Clincher. Hier die Geschichte und alle Infos zu den neuen Rädern.

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Specialized setzte als einer der ersten Hersteller voll auf den Tubeless-Rennrad-Reifen und brachte mit dem S-Works Turbo Rapid Air vor 3 Jahren einen schnellen Tubeless-Reifen ins Peloton. Umso größer war die Überraschung, als die neuen Highend-Rennrad-Laufräder der eigenen Marke Roval zunächst nur für den Einsatz mit Schläuchen zugelassen wurden. Darauf wies ein Aufkleber im Felgenbett hin, das ganz eindeutig bereits für den Tubeless-Einsatz ausgelegt war. Zwar gewannen die gesponserten Teams auch mit den Clincher-Reifen und den Roval-Laufrädern Rennen – 155 an der Zahl, sagt Roval –, aber ein Fragezeichen blieb. Jetzt stellt die Specialized-Marke die neuen Roval Alpinist II- und Roval Rapide-Laufradsätze als tubeless-ready vor – und klärt auch über die Vorgeschichte auf (unten mehr dazu). Der Schlüssel zur neuen Tubeless-Technik ist dabei ein selbst entwickeltes Testverfahren, das über die geforderten Normen hinausgeht und den Profis wie Freizeitfahrer*innen maximale Sicherheit bieten soll. Doch zunächst die Eckdaten zu den neuen Laufradsätzen:

# Jetzt auch tubeless-ready - die schnelllen Roval Rapide CLX II Aero-Laufräder und die Roval Alpinist CLX II für Kletter*innen versprechen neue Höchstleistungen.

Diashow: Neue Roval Rapide II und Alpinist II: Specialized macht Ernst mit Tubeless
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# Die Roval Rapide II machen Aero-Rennräder wie das Specialized Tarmac noch schneller - die Felgenprofile sind mit 51 mm Höhe vorne und 60 mm hinten differenziert.
# Die Roval Alpinist II machen Climbers' Bikes wie das Specialized Aethos leichter - sie wiegen nur 1.250 g laut Roval und sparen auch dank neuer Naben Gewicht.

Roval Rapide CLX II

Mit den neuen Roval Rapide CLX II hält die Tubeless-Technologie Einzug am Highend-Aero-Laufradsatz der Marke. Dabei ließen die Laufradspezialist*innen die im Windkanal bewährte äußere Form der Carbonfelgen unangetastet. Roval setzt hier auf verschiedene Höhen und Felgenprofile an Vorder- und Hinterrad. Ziel ist es, einerseits so aerodynamisch wie möglich zu sein, andererseits aber auch den Fahrer*innen das Steuern bei wechselnden Windverhältnissen zu erleichtern. Konkret ist das Vorderrad außen 35 mm breit, 51 mm hoch und hat ein stärkeres U-Profil im Querschnitt. Dagegen ist das Hinterrad außen schmaler, 60 mm hoch und weist ein bauchigeres Profil auf. In der Praxis ragen dadurch am Vorderrad mit einem 26-mm-Reifen die Felgenflanken sogar neben dem Reifen hervor, ein Design, das inzwischen als optimal für die vorteilhafte Führung des Luftstroms gilt. Die weiteren Eckdaten:

# Der Roval Rapide CLX II sind auf maximale Aerodynamik bei minimalen Seitenwind-Einflüssen optimiert - der Carbon-Laufradsatz kostet 2.600 € und gehört damit in den Highend-Bereich mit Zipp 404 Firechrest, Cadex und Co.
# Die Felgenform und Felgenhöhe sind bei Vorder- und Hinterrad verschieden - vorne ist die Felge U-förmig im Querschnitt, hinten bauchig.
# Das neue Felgenbett ist 1,4 mm kleiner im Durchmesser - das soll die Montage von Tubeless-Reifen erleichtern.
# Auch die Flansche der Naben mindern Verwirbelungen.
# Beim Innenleben setzt Roval auf DT Swiss Ratchet EXP-Technik.
# Erfolgreiche Aero-Form - mit 26-mm-Reifen ragt die Felgenflanke, die an der breitesten Stelle 35 mm misst, über den Reifenquerschnitt hinaus.

Für die neue Tubeless-Tauglichkeit hat Roval die Belastungsreserven noch einmal deutlich erhöht (siehe Testverfahren). Daraus resultiert ein minimal höheres Gewicht. So wiegen die Roval CLX II-Laufräder im Set rund 100 g mehr als die Roval CLX, wenn man die Herstellerangaben zugrundelegt.

Um die Reifenmontage zu erleichtern, hat Roval nach eigenen Angaben auch das Felgenbett noch einmal angepasst. So reduzierten die Entwickler*innen den Durchmesser um 1,4 mm. Das gibt bei eng sitzenden Tubeless-Reifen mehr Spielraum bei der Montage und erleichtert Reparieren unterwegs.

Die Nabenkörper stammen ebenfalls aus der Roval-Entwicklung und zeichnen sich durch aero-optimierte Nabenflansche aus. DT Swiss-Keramiklager sollen für leichten Lauf sorgen. Und die DT Swiss Ratchet EXP-Freilauftechnik bürgt für direkten Eingriff und schnelle Kraftübertragung.

Der neue Aero-Laufradsatz ist sowohl mit weißen als auch mit schwarzen Dekoren zu haben.

Roval Alpinist CLX II

Die Roval Alpinist CLX sind die Carbon-Laufräder für Kletter*innen im Modellprogramm und beflügelten unter anderem das superleichte Specialized S-Works Aethos in unserem Test merklich am Berg. Auch sie werden mit dem Generationswechsel zu den Roval Alpinist CLX II jetzt tubeless-ready und erfüllen dabei die hohen Roval-Prüfnormen. Und das bei einem Leichtgewicht von 1.250 g.

Darüber hinaus übertreffen sie die Aufprallstandards jeder Zertifizierungsstelle um fast das Doppelte.

Roval

Neu sind an den Roval Alpinist CLX II neben den Felgen auch die Naben, an denen noch einmal Gewicht gespart wurde. Die neuen, noch schmaleren Nabenkörper sollen 50 g leichter als die vorherigen Alpinist CLX-Naben sein. Wie bei den Rapide CLX stecken im Inneren DT Swiss Ratchet EXP-Technologie und die SINC-Keramiklager der Schweizer*innen für Effizienz und Langlebigkeit. Die übrigen technischen Fakten:

# Die neuen Roval Alpinist CLX II sind gemacht für Bergetappen und Kletter*innen - sie wiegen 1.250 g und kosten 2.600 €
# Die neuen Roval-Nabenkörper sparen noch einmal 50 g Gewicht gegenüber den alten.
# Auch hier setzt Roval auf die DT Swiss Ratchet EXP-Freilauftechnik.

Vorgeschichte: Roval Tubeless – Episode 1

Warum legt die Specialized-Laufrad-Marke Roval nun erst, gute 2 Jahre nachdem die Kalifornier*innen eine Lanze für tubeless am Rennrad gebrochen hatten, die ersten Tubeless-Ready-Highend-Laufräder vor? Die Kurzfassung, die Roval preisgibt: Weil Peter Sagan einen Laufradsatz der ersten Generation zerstört hat und man die Profis unbedingt mit 100 % sicherem Material ausstatten wollte, obwohl bereits die 1. Generation laut Roval den Prüfnormen entsprach (verständlich, wenn man bedenkt, welche Wellen es schlägt, wenn Profis Materialversagen in Rennen erleben, siehe zuletzt Mathieu van der Poels Lenkerbruch).

# Dass die Tubeless-Freigabe der alten Laufräder nicht erfolgte, lag an einem Unfall Peter Sagans - weil der Reifen von der Felge sprang, wurden die zuvor am UCI-Standard orientierten Prüfprotokolle vollkommen neu aufgesetzt. Foto: Chris Auld/Specialized

Die Langfassung: Peter Sagan fuhr mit seinem Roval-Laufradsatz auf ein Hindernis, schaffte es in Sagan-Manier, das Rad abzufangen, aber dabei sprang der Reifen ab. Dass das Carbon-Laufrad bei dem Manöver einen Defekt erlitt, habe man erwartet, heißt es bei Roval. Aber der Reifen hätte auf der Felge bleiben sollen, damit Notlaufeigenschaften erhalten blieben. Hintergrund: Diese Notlaufeigenschaften sind letztlich auch der Grund, warum viele Profis immer noch an Schlauchreifen festhalten, die in Sachen Rollwiderstand und Pannenschutz das unterlegene System sind. Und so kassierte Roval die Tubeless-Zulassung wieder ein, aber die Profis fuhren die Laufräder mit Schläuchen weiter, was zur schrittweisen Etablierung von Clinchern führte.

Härtere Prüfverfahren: Roval Tubeless – Episode 2

Also kamen die Roval Alpinist CLX und Roval Rapide CLX noch einmal auf den Prüfstand. Beziehungsweise, erst kamen neue Prüfstände, dann die Neu-Entwicklung der Roval CLX-Laufräder für den kompromisslosen Tubeless-Einsatz. Denn man hatte ja die Erfahrung gemacht, dass die von der UCI geforderten Tests, bei denen ein Aufprall mit 40 Joule Energie und ein stumpfes Hindernis zugrunde liegen, nicht ausreichen.

# Die neuen Felgen haben die härteren Prüfungen bestanden und überstanden auch bereits den Tubeless-Härtetest Paris-Roubaix im Profi-Einsatz. - Foto: Chris Auld/Specialized

Für die neuen Prüfverfahren ging man unter anderem soweit, ein Schlagloch mit Sensoren zu bauen, um die waltenden Kräfte zu untersuchen. Ergebnis: Die neuen Laufräder sollten laut Roval viel mehr Energie ohne Schaden absorbieren können: Nämlich einen Aufprall eines stumpfen Bolzens mit 60 Joule ohne Schaden. Und auch bei 70 Joule Aufprallenergie sollte der Reifen noch auf der Felge bleiben. Neben stumpfen Hindernissen simulierte Roval zudem scharfkantige. Außerdem testete man das System aus Laufrad und Reifen statt nur einzelne Laufräder.

Dabei ging es auch darum, dass die Struktur der Felge soweit intakt blieb, dass keine Luft durch kleine Risse entweichen kann. Denn Risse hatten die Ingenieur*innen als Grund für plötzlichen Luftverlust und den anschließenden Reifenabsprung ausgemacht. Mit anderen Worten: Die Felge darf zwar kaputtgehen, aber der Reifen muss unter allen Umständen drauf bleiben.

# Durch die neuen Prüfverfahren soll man mit den leichten Laufrädern kann man auch Allroad-Rides entspannter entgegenblicken - wenn es ruppiger wird, kommen auch die Vorteile von Tubeless-Reifen noch mehr zum Tragen.

Mit den neuen Roval Alpinist CLX II und Rapide CLX II will Specialized dieses Ziel jetzt erreicht haben. Mehr als 1.000 Laufräder habe Roval dazu im Laufe des Prozesses gebaut und getestet. Die Prüfanforderungen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben den zuständigen Gremien vorgeschlagen, um die allgemeine Sicherheit zu erhöhen.

Was sagt ihr zu den neuen Tubeless-Laufradsätzen bei Roval?


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Text: Jan Gathmann / Fotos: Specialized
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