Von April bis Mai 1919, nur wenige Monate nach dem Ersten Weltkrieg, fuhren 87 Rennfahrer ein über 2.000 km langes Rennen. Ihre Rundfahrt durch Frankreich, Luxemburg und Belgien führte sie vorbei an den Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges, die dem Rennen seinen Namen gaben: „Omloop van de Slagvelden“. Nur 21 Fahrer erreichten damals das Ziel in Straßburg.
Der Omloop van de Slagvelden damals
„Die Wetterbedingungen waren schlecht und die Straßen waren kaum befahrbar. Der Wiederaufbau der verwüsteten Regionen hatte gerade erst begonnen“, schildert Franc Becuwe in seinem Buch über die Nachkriegsrundfahrt die Umstände. Das Werk von Becuwe diente den Organisatoren der modernen Variante der Gedenkfahrt als Information und Inspirationsquelle.
„2019, 100 Jahre später, veranstalten wir dieses heroische Radrennen wieder. Wir wollen kein Wettrennen veranstalten sondern eine Gedenk- und Erlebnisfahrt in Gedenken an den Sieg, der Frieden ist!“, beschreiben die Organisatoren um Filip De Bal, Luc Dossche, Dany Tempels und Remi Van de Veire aus Belgien ihr Ziel.
„Die heroische Rundfahrt der Schlachtfelder“ heute
- Strecke 2098 km
- 8 Radtage und 4 Ruhetage
- Start 19. August 2019 / Ende 30. August 2019
- Teilnehmerlimit 187
- Anmeldung seit dem 11.11.2018 möglich, bereits 130 registrierte Personen aus Belgien, den USA, Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland
- Teilnahmegebühr 187 Euro + 5 Euro für ein weißes Verbindungsband
- Info www.wielerroem.com
Der Parcours folgt grob der Originalstrecke. Start und Ziel liegen aber nicht in Straßburg, sondern in Oosteeklo, Belgien. Die meisten Etappen haben Längen zwischen 290 und 320 km. Nur zwei Etappen sind mit 80 und rund 174 km kürzer. Hier gibt es das Reglement mit allen Infos auf Deutsch.
In Belgien fand die Tour ein breites Echo, in Deutschland gab es bisher kaum Veröffentlichungen. Wie findet ihr die Idee der Veranstaltung?
4 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumMit dem "Omloop van de Slagvelden" fand 1919, direkt nach dem ersten Weltkrieg ein Rennen zum Gedenken an die Opfer statt. 2019, hundert Jahre später, lädt eine Gruppe um belgische Rennradfahrer zu einer Rundfahrt auf den Spuren des Originals ein.
→ Den vollständigen Artikel „Brevet und Audax-Szene: Randonnée zu den Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges“ im Newsbereich lesen
Hier gibt es einen ausführlichen und sehr lesenswerten eindringlichen Bericht zu dem Rennen von damals
https://rouleur.cc/editorial/circuit-des-champs-de-bataille/
Zu der im obigen RRN-Bericht aufgeworfenen Frage, warum die Tour in Deutschland bisher kaum ein Echo erzeugt hat, kann man natürlich nur Spekulieren. Ich sehe mehrere Ursachen.
1. Abgesehen von einigen wenigen Großveranstaltungen wie "PBP" oder der "Ronde", die auch in Deutschland Beachtung finden, ist der Fokus der deutschen Radszene nur wenig auf Veranstaltungen in Belgien und Frankreich gerichtet.
2. Der 1. Weltkrieg hat in der deutschen "Alltagskultur" eine geringere Präsenz und Bedeutung als in den Benelux-Ländern und Frankreich (aber auch als in GB). In Deutschland dominiert die Beschäftigung mit dem 2. Weltkrieg (in Form von Büchern, Zeitungsartikeln, Filmen etc.) und viele Deutschen (so sie denn nicht einem extremen politischen Spektrum angehören) sehen das Ende des 1. Weltkriegs wahrscheinlich weniger als Stufe zum Frieden, wie die Organsiatoren der Tour, sondern als Vorstufe zur Katastrophe von 1933-45.
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Sehr guter Hinweis - und sehr packender Bericht bei Rouleur, danke!
„Am 1. Feiertag war Feldgottesdienst, den ich in meinem Leben nicht vergessen werde. Erst 1 Stunde Marsch unter andauerndem feindlichen Schrapnellfeuer. Die Kirche, natürlich katholisch, halb zerschossen. Der Turm ganz weg. Innen zum Teil Pferdestall, zum Teil Lazarett. Der mittlere Teil nur als Kirche eingerichtet. Die Regimentskapelle ersetzt die Orgel und das englische Granatfeuer die Kirchenglocken, so daß die Kirche in ihren schon schwachen Grundfesten erbebte. So etwas weihevolles habe ich selten erlebt, das vergisst man nie wieder…"
Max Kaiser schreibt an seine Verlobte zum Jahreswechsel 1915/1916, er wird noch acht Monate leben.... Und wenn ich in dem Feldpostbrief weiter lese, dann kommen mir die Tränen. Ich gehöre zu der glücklichen Generation, die bisher keine Kriege erleben musste. Wünschen wir uns allen Frieden!
Gruß
Christoph
+1
Ich finde es eine tolle Sache, wie das Gedenken mit dem Radsport verbunden wird.
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